Kapitel 5 √

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Nach dem Frühstück gingen wir zusammen zum Klassenraum. Wir hatten nicht immer dieselben Kurse, aber zumindest Mathe, Englisch und Geschichte belegten wir gemeinsam. Mit Brea und Treyton war Sportunterricht angesagt. Bei dem Rest war ich auf mich selbst gestellt, aber das störte mich kaum.

Die erste Stunde bestand nur aus Mathe. Zum Glück fand ich das Thema total leicht und musste auch nicht viel mitschreiben.

Wir hatten keinen festen Unterrichtsraum und mussten je nach Fach den Raum wechseln, daher war es meistens ein ständiges hin und her. Das war allerdings nicht so schlimm, da die Räume immer den Anforderungen entsprechend angepasst waren. Der Kunstunterricht fand in den Kunsträumen statt, Sport wurde in den Turnhallen abgehalten und für die Naturwissenschaften hatten wir ein eigenes Gebäude. Der Rest wurde im Hauptgebäude veranstaltet, aufgeteilt zwischen dem ersten und vorwiegend im zweiten Stockwerk. Im dritten Stock waren die Schlafzimmer der Schülerinnen und Schüler.

Die Pupillen der Jugendlichen verfolgten uns aufmerksam. Ich konnte nicht anders, als ihnen einige Blicke zuzuwerfen, obwohl es für mich eigentlich normal sein sollte, da ich mich seit der Mittelstufe damit auseinandersetzen musste. Dennoch blieb es insgeheim unangenehm für mich. Selbst wenn ich so tat, als wäre es nichts.

Wahrscheinlich habe ich mir die ganzen Blicke nur eingebildet, da ich mich aufgrund meines Images ständig angegriffen fühlte. Ich hatte dazu beigetragen, dass mich viele nicht mochten. Aber wahrscheinlich reichte es schon aus, dass ich den Nachnamen ›Taysten‹ trug. Meine Eltern hatten sich in der Geschäftswelt einen Namen gemacht, weil sie erbarmungslos waren. Und genauso war ich auch.

Wir verließen den Flur und bogen zur Tür des Klassenzimmers ein. Eine Gruppe von Mädchen versperrte den Eingang. Bei unserem Erscheinen wichen die meisten wie üblich aus, aber zwei Schülerinnen blockierten weiterhin den Zugang.

Da ich im Moment leicht gereizt war, hatte ich keine Lust darauf zu warten, dass sie Platz machten. Also ging ich auf sie zu und schubste sie zur Seite. Beide Mädchen stießen gegen den Türrahmen und hielten sich jeweils am Arm fest. Mit schockierten Blicken sahen sie zu, wie ich an ihnen vorbeiging.

Mit einem spöttischen Schulterblick zu meinen Freunden erkannte ich, dass Blaze und Hayden schief grinsten.

Was sollte ich zu meiner Aktion sagen? Ich war kein Engel und obwohl ich versuchte, mich zu kontrollieren, hatte ich meine Grenzen. Heute war ich begründet gemein, auch wenn ich nicht unbedingt einen Grund brauchte.

Ich stolzierte mit erhobenem Haupt an meinen Platz, stellte meine Tasche auf den Boden ab und ließ mich auf den Stuhl sinken. Vor mir setzte sich Hayden und hinter mir Blaze an den Einzelplätzen nieder.

Auf der Suche in meiner Tasche fummelte ich nach meiner Stiftemappe und einem Collegeblock. Ich legte beides auf meinen Tisch und kurz darauf stieß mich ein Bleistift in die Seite.

Blaze wollte mir etwas sagen, aber unser Mathelehrer erschien und wies uns darauf hin, uns auf den beginnenden Unterricht zu konzentrieren. Ich wandte mich mit einem entschuldigenden Ausdruck um.

Ich war mehr als glücklich, als der Matheunterricht vorbei war und räumte meinen Stift in mein Mäppchen, als Blaze mir auf die Schulter tippte. Ich nahm an, das er mir dass sagen wollte, was er vorhin wollte.

Sein Gesichtsausdruck wirkte verkrampft, als müsste er etwas gestehen. Misstrauisch betrachtete ich ihn.

»Aella, ich habe vergessen, dir etwas zu sagen«, hüstelte Blaze und wirkte dabei nervös.

Warum verwendet er meinen Namen statt meines Spitznamens?

Ich versuchte, die Stirn nicht zu runzeln, auch wenn mich der Umstand stutzig machte. Blaze ließ sich nicht von meiner Mimik stören und sprach weiter.

»Ich habe bald ein Taekwondo-Turnier und deshalb wollte ich dir etwas mitteilen.« Ich räumte den Rest meiner Sachen in meine Tasche.

»Wann ist es? Warte kurz«, bemerkte ich und kramte in meiner Tasche nach meinem Smartphone. Als ich es fand, wandte ich mich ihm zu. Geduldig wartete ich auf die Information, aber Blaze brachte sie nicht über die Lippen. Stattdessen verzog er seinen Mund, als wäre es ihm unangenehm.

»Ja... das ist...ja. Ich... ähm. Wie soll ich es sagen?...«, stammelte er angespannt. »Nun sag es endlich.«

Seiner Persönlichkeit unpassend blieb er zurückhaltend. Ich sah mich um, aber die Klasse war bis auf Hayden und uns leer. Niemand konnte ihn beim Sprechen stören.

Dann aber seufzte Blaze und schob den Rucksackriemen über seine Schulter.

»Was ist, wenn ich dir sage, dass du nicht kommen sollst?«, fiel es ihm dann doch heraus.

Mein Gehirn versuchte zu verarbeiten, was er gerade gesagt hatte. ›Nicht kommen‹. Wollte er mich etwa nicht dabei haben? Wieso? Hatte ich etwas angestellt?

»Ich verstehe nicht«, stotterte ich, »wieso?...Warum willst du mich nicht dabei haben, Blaze?« Aus irgendeinem Grund musste ich lächeln. War das gerade ein schlechter Scherz?

Ich schaute Blaze wieder in die Augen. Sie wirkten ernst. Es war kein Hauch von Humor darin zu erkennen.

Hat er sich schon beim Frühstück entschieden, mich von seinen Sportturnieren auszuschließen?

Ich legte mein Handy geräuschlos weg und stand langsam von meinem Platz auf. Der Schmerz in meinem Bauch war wie weggefegt und durch etwas anderes ersetzt worden. Enttäuschung? Oder vielleicht Kummer?

Die Schulglocke läutete für die nächste Unterrichtsstunde, und noch bevor ich weiter fragen konnte, verschwand Blaze eilig.

Ich stand nur da und fühlte mich seltsamerweise hintergangen.

Schweigend saß ich während der Mittagspause draußen auf der Bank und betrachtete die grüne Wiese vor mir. Sie war mit Schülern gefüllt. Im Vergleich zum Vortag war das Wetter mild, beinahe noch zu warm für den Herbst. Bald würden sicherlich dicke dunkle Wolken über den Himmel ziehen und meine Stimmung widerspiegeln.

Seit Blaze mir vor einigen Stunden gesagt hatte, dass er mich nicht bei seinem Turnier dabei haben wollte, konnte ich den Gedanken einfach nicht loswerden. Seine Worte hinterließen in mir das Gefühl, dass ein Teil meiner Familie mich aus seinem Leben ausschloss. Und ich wusste nicht, warum. Ich verstand einfach nicht, was ich getan hatte, um das zu verdienen.

Seine Entscheidung war für mich unbegründet. Ein Rätsel. Sie brachte mich nur dazu, zu viel darüber nachzudenken, als würde das Chaos in mir nicht schon ausreichen.

»Du denkst darüber nach, warum Blaze dich plötzlich nicht bei seinem Turnier dabei haben will, nicht wahr?«, riss mich Haydens Stimme aus meinen sich verdichtenden Gedanken.

Der Schleier, der meine Sinne lähmte, löste sich langsam aus meinem Kopf und gab preis, dass ich gar nicht alleine war.

Er blickte von seinem Buch auf, und ich schielte zuerst auf den Bucheinband und dann zu ihm. Natürlich wollte ich wissen, was er da las.

Meine Augen folgten seinen langen Fingern, dann seinem Arm und Gesicht. Seine honigblonden kurzen Locken leuchteten im Sonnenlicht. Die dunkelbraunen Augen waren fest auf mich gerichtet, als hätte er mich, während ich in meine Gedanken versunken war, beobachtet.

Haydens Blick schweifte hinunter zu meiner rechten Hand, die im Rhythmus auf der Holzbank tippte. Eine Angewohnheit von mir, wenn ich nachdachte.

Wie ertappt schob ich meine Hände unter meine Oberschenkel.

Mit hochgezogener Augenbraue taxierte er mich, abwartend auf meine Antwort. Ich verzog einen Mundwinkel und drehte mich wohl oder übel doch zu ihm.

»Wie kann jemand solche Stimmungsschwankungen haben und mich binnen Sekunden abschreiben, nachdem er davor auch noch vergnüglich wie immer gewirkt hat? Warum hat Blaze überhaupt mit diesem ganzen Fürsorgemist um mich angefangen? War es, damit er kein schlechtes Gewissen für dieses Turnier hat? Will er sich damit irgendwie besser fühlen?«, platzte der Wortschwall aus mir heraus.

Meine Worte waren lauter als beabsichtigt, und ich war froh, dass die Schülerinnen und Schüler einen Abstand von uns hielten. Die fehlende Reaktion zeigte mir, dass keiner es mitbekommen hatte und jeder mit seinem eigenen Leben beschäftigt war.

Hayden schien von meinem plötzlichen Ausbruch überrascht und zuckte ein wenig zusammen. Verzückt kräuselten sich seine Mundwinkel und er schloss sein Buch, um es zur Seite zu legen.

Am liebsten hätte ich mich für diesen unüberlegten Anfall selbst geohrfeigt.

»Das wollte ich nicht sagen«, entschuldigte ich mich seufzend, und ich wollte einfach nur wegrennen. Ich konnte jedoch nicht, weil die anderen Jugendlichen mich nicht beim Wegstürmen sehen sollten. Also presste ich meine Nägel in die Handinnenfläche, bis ich kleine Halbmonde erkannte.

Ich konnte es nicht zulassen, dass meine Integrität infrage gestellt wurde, indem ich verweichlicht wirkte. Ich repräsentierte den Namen Taysten, und dieser stand für Autorität und Kompetenz. Nicht für Schwäche und Unsicherheit.

Meine Augen schweiften über die Wiese, und ich warf noch einmal einen Blick über meine Schulter. Es kam mir vor, als würde ich beobachtet werden, also nahm ich eine gleichgültige Haltung ein.

»Vielleicht hat Blaze sich einfach nicht richtig ausgedrückt. Er ist nicht gerade wortgewandt«, brach Hayden das Schweigen zwischen uns. Seine Worte gingen einfach an mir vorbei, selbst wenn ich sie hörte.

Ich hielt einfach den Mund und beobachtete die tratschenden und lachenden Schülergruppen vor uns. Am liebsten hätte ich ihnen das Maul gestopft.

Reden sie über mich? Seid still, bevor ich euch eure Arbeitshefte in den Rachen stopfe.

»Denk nicht mal daran, eine Szene zu machen«, wisperte Hayden und lehnte sich mit einem Arm hinter mir an der Rückenlehne zurück.

Ich warf ihm einen eiskalten Blick zu und versuchte ein wenig größer zu wirken. Doch selbst wenn er saß, wirkte er wie eine Giraffe.

»Hatte ich nicht vor. Wie kommst du darauf?«, gaukelte ich mir selbst vor und versuchte unberührt zu wirken. Sein Kommentar machte mich rasend.

»Deine Blicke töten und gerade hättest du ein Massaker angerichtet«, stellte er nüchtern klar. Ich prustete ungläubig und überkreuzte meine Beine. »Ach, und woran erkennst du das, Mr. Neunmalklug?«

Hayden grinste süffisant. Ich sollte ihn ebenfalls verprügeln.

»Werde nicht gleich zickig, nur weil du Blazes Beweggründe nicht verstehst. Wenn es dich so beschäftigt, frag ihn doch einfach. Ihr redet doch über so vieles, auch über deine aktuelle... Lage«, wisperte er mir belustigt zu.

Ich atmete tief ein, um nicht auszurasten, obwohl ich ihm gerne eine verpasst hätte.

»Schau mich nicht so an, als würdest du mich aufschlitzen wollen. Du bist nicht die Einzige, die mit spitzen Gegenständen kämpfen kann«, bemerkte Hayden und seine Augen funkelten, als würde er sich einen Kampf ausmalen.

Ich wollte nicht weiter darauf eingehen. Das hätte nur zu weiteren Sticheleien geführt, auf die ich keine Lust hatte.

Prustend verzog ich das Gesicht, konnte aber keinen Satz herausbringen.

»Falls es dich ablenkt, bei mir bist du immer willkommen, besonders weil du meine Konkurrenten immer so schön irritierst«, erwähnte Hayden beiläufig und grinste breit. Einige seiner Zähne blitzen hell auf.

Ich konnte mir ein dummes Grinsen nicht verkneifen. Mein Auge zuckte genervt.

Hayden drehte sich wortlos zu mir um. Sein Arm ruhte immer noch auf der Rückenlehne der Bank.

»Warum denn das?«, bohrte ich interessiert nach. Sein schiefes Lächeln war immer noch da. Dreckiger Penner.

»Du musst wissen, dass meine Gegner darauf warten, dass du sie ansprichst oder bemerkst. Besonders, wenn du herunterkommst um mir Glück zu wünschen. Sie schauen dann zu lange zu dir. Sie sind dann leichter abzulenken. Das ist ihr Fehler, aber mein Vorteil.«

Hayden betrachtete mich mit seinen leuchtenden Augen. Ich drehte mich zu ihm und stützte meinen Arm an die Rückenlehne.

»Weil man sich beim Fechten konzentrieren muss... Also schummelst du quasi. Dann gewinnst du nur deswegen, wegen mir.« Er schnaubte nur selbstbewusst auf. »Bezweifle ich«, stöhnte er trotzig und drehte sich von mir weg.

Ich beobachtete ihn, während er sich wieder seinem Buch widmete.

»Tzz, sicher. Glaub das ruhig. Irgendwann komme ich nicht zu einem deiner Turniere und dann verlierst du«, gab ich ihm schnaubend zurück.

Sein Blick schoss zu mir. Das Buch ruhte noch in seiner Hand und lag zwischen uns. In seiner Iris erkannte ich dank der Sonnenstrahlen am Nachmittag einige hellere Sprenkel.

»Das wünschst du dir wohl«, konterte er genießerisch. »Miss dich lieber mit anderen und nicht mit mir. Wenn du schon so selbstüberzeugt bist, muss ich doch nicht zu deinen Turnieren antanzen«, fauchte ich und bemerkte, wie seine Pupillen sich weiteten.

Hayden sagte nichts und blieb ruhig, während ich spürte, dass er mich anstarrte. Ich ignorierte ihn und drehte mich zur Sonne, um das Prickeln der letzten Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu spüren.

»Du bist eiskalt«, hustete Hayden mit einem kurzen Lachen. Ich schielte ihn mit einem Auge an, das andere war geschlossen. »Vielleicht ein bisschen kühl, aber nicht so kalt wie die Antarktis.«

Haydens Lachen verstummte.

»Glaub' das ruhig selbst.«

Dann nahm er sein Buch in die Hand und las, während ich meine Augen schloss und die restliche Ruhe des Mittags genoss.


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