1. Kapitel

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Der Stoff meines Kleides gab eine befriedigenes ,,Ratsch" ab, als ich mich endlich aus dem verflixten, trockenen, stacheligen Samberbaum befreit hatte.

,, Verdammte Scheiße!"

fluchte ich im Stillen. Jetzt hatte ich mir auch noch das Kleid ruiniert. Ich warf der toten Raubkatze einen finsteren Blick zu. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich jetzt keine Fetzen mehr an. Aber das war eigentlich noch besser als tot...

Müde starrte ich dem Horizont entgegen. Irgendwo da, im Westen, musste das Königreich Darin liegen. Aber bevor ich mich auf den weiter auf den Weg machte, sollte ich mich erstmal ein wenig ausruhen. Suchend ließ ich meinen Blick über die rote Wüste wandern. Eine Sanddüne nach der anderen erhob sich vor mir und mir brach schon bei der Vorstellung der Schweiß aus, morgen wieder da hoch zu wandern.

,,Tja, das ist wohl das Schicksal einer Verbannten, Luise"

dachte ich müde. Doch jetzt galt es, einen ungefährlichen, geschützten Ort zu finden, an dem man nicht im Schlaf überrannt, vergiftet oder angegriffen wurde.                              

In einer Wüste schwer zu finden, doch bisher war ich immer fündig geworden. So auch jetzt. Der Samberbaum war vielleicht stachelig, aber im inneren wunderbar weich- wenn man wusste welche Blätter und Äste zu alt waren. Außerdem war der Baum für Raubtiere viel zu hoch, für Schlangen zu stachelig und für panisch davon rennende Dickhäuter nicht zu übersehen.

Ich erinnerte mich nur ungern an meinen zweiten Tag nach der Verbannung, an dem ich mich ahnungslos in den Sand gelegt hatte und am nächsten Morgen durch das Beben des Bodens wach geworden war, und beinahe zertrampelt worden wäre. So eine Zebraherde sollte man einfach nicht unterschätzen. Oder das eine mal, wo plötzlich diese Schlange neben meinem Ohr gehangen hatte...

In Gedanken schüttelte ich mich und begann den kratzigen Aufstieg. Es dauerte keine zwei Minuten, und meine Arme, Beine und Hände waren voller Kratzer. Eindeutig Schlangensicher. Allerdings sah mein Kleid davon auch nicht besser aus. Der vorher so angenehme Baumwollstoff hing jetzt in Fetzen an meinen Beinen hinunter. Im Prinzip sah ich der Göttin Lyn mit ihrem komischen Blütenblätterrock sehr ähnlich. Jetzt fehlte es nur noch, dass der braune Stoff sich an meinen Hüften anhob und...

Ein Dorn bohrte sich schmerzhaft in meine Hand und ich konzentrierte mich wieder voll und ganz auf den Baum. Ein Sturz aus der Höhe wäre tödlich. Und ehrlich gesagt wollte ich nicht in der Wüste vermodern und von Aasfressern gefressen werden. Ab gesehen davon, was mit meiner armen Seele passieren würde, wenn ich hier ohne Begräbnis liegen bleiben würde, fand ich so etwas eine Schande. Sogar die Tiere die ich aß, begrub ich. Yahima hatte mir einen Respekt davor eingeflößt.

,, Auch wenn du sie selber getötet und gegessen hast, musst du sie auch begraben. Den Respekt musst du ihnen zollen, Luise. Immerhin ernährst du dich von ihnen. Auch unsere Beute kommt nach Narnia. Und du wirst von ihnen satt. Da ist es der geringste Dank, dass sie nach ihrem Leben nach Narnia können. Aber wenn du sie nicht begräbst, sind sie dazu verdammt, auf der Erde im tiefsten Grund zu warten, bis sie jemand begräbt. Deshalb lass deine Beute nie zu lange liegen, Luise. Je länger sie dort warten, desto zorniger werden sie und..."

,, Und was passiert dann?" hatte die kleine Luise mit großen Augen gefragt.                                             Aber das hatte Yahima ihr nicht verraten wollen. ,,Davon bekommst du Albträume!" Hatte sie ausweichend geantwortet und das Thema gewechselt.

Noch immer fragte ich mich manchmal, was sie gesagt hätte, wenn ich älter gewesen wäre. Die ganzen Jahre lang hatte sie es mir verheimlicht, und es hatte mich furchtbar neugierig gemacht. Aber jetzt... Yahima war tot, und mit ihr die uralten Legenden, die nur noch sie gekannt hatte. Wie gern hätte ich jetzt Yahimas Stimme neben mir gehört, die mir alte Legenden erzählte...

Die Sehnsucht nach ihr griff nach mir, und ein Schluchzer schüttelte mich. Ein dicker Kloß saß in meinem Hals fest, und ich wünschte, meinen Tränen freien Lauf lassen zu können.

,,Oh Yahima!"

die Worte wollten meinen Mund nicht verlassen. Laut für Laut brachte ich nicht über meine Lippen. Jedes Wort in meinem Mund wurde zu einem hässlichen Krächzen. Der Gedanke an Yahimas schmerzte wie mein Hals von dem ätzenden Gift.

Das Gift, welches meine Stimme zerstört hatte. Meine Strafe. Das was mich für immer an meine Tat erinnern sollte. Wenn ich daran dachte, wie Yahima sich geschämt hätte...

Beschämt lehnte ich mich in das dichte Blätterwerk und versuchte meine lauten Schluchzer zu dämpfen. Und ich schaffte es immer noch nicht, ihretwegen Tränen zu vergießen, geschweige denn ihren Namen laut auszusprechen. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so sehr gehasst.

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