𝐒𝐡𝐨𝐮𝐭 𝐎𝐮𝐭 𝐓𝐨 𝐦𝐲 𝐄𝐱

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Die Ben n Jerry's Eisbecher stapelten sich mittlerweile auf meinem Nachtschränkchen. So viel zum Thema 'Stärke zeigen'. Ich war den Rest der Woche zuhause geblieben; versteckt unter zwei Decken und fünf Kissen.

Es fehlte nicht nur der Mensch den ich einst liebte. Mir kam es so vor als hätte er ein maßgebliches Stück meiner Persönlichkeit bei sich behalten. Ich wusste ohne ihn nicht, wie ich durch die Gänge laufen sollte. Ob nicht jeder meiner Schritte seltsam wirkte. Die anderen Schüler schienen mich ständig zu beobachten. Wie sollte ich Stärke zeigen, wenn ich wie ein geschlagener Hund in einsamen Ecken verweilte. Vor allem während mein toller Ex strahlte wie eine explodierende Sonne; ganz so als wäre eine Last von ihm abgefallen.

Nein, diese Zeit wollte ich dann lieber in meinem gehüteten Bett aussitzen. Wollte... "Vienna Elizabeth Becker ich habe Verstärkung mitgebracht!", kündigte meine Mutter noch vor der Tür an. In der nächsten Sekunde, stand diese sperrangelweit offen und zwei paar Augen starrten mich entgeistert an.

"Holy shit", kommentierte Louisa meine zerzausten Haare, den befleckten Schlafanzug und wahrscheinlich auch die vielen Taschentücher, die sich um mein Bett verteilten. "Ich habe 'Titanic' geguckt und 'Wie Ein Einziger Tag' und dann noch 'Ein ganzes halbes Jahr'!", schnauzte ich zurück, nur um nicht zugeben zu müssen, dass ich ihm immer noch hinterher trauerte.

"Preston veranstaltet eine Party. Du solltest dort hin", kam es ausgerechnet von meiner Mutter.
Louisa und mir fiel einfach nur der Mund auf. "Entschuldigen Sie, Ms Becker, aber das ist das Dämlichste, was ich jemals und überhaupt gehört habe." Normalerweise hätte Mom jeden anderen nach so einer Aussage rausgeschmissen, doch an Louisas loses Mundwerk hatte sie sich schon gewöhnt. Anders kannten wir sie nicht.

"Vienna muss ihren Dämonen begegnen damit sie über sich hinaus wachsen kann." Aus welchem Ratgeber hatte meine Mutter denn diesen Müll gefischt?!

Abgesehen davon schlug Moms Botschaft ein wie eine Granate. Preston war plötzlich wieder so präsent, so nah und viel zu erreichbar, um ihn wieder entwischen zu lassen.

"Vienna braucht jemand vertrauenswürdigen zum reden, sonst nichts", warf Louisa ein und die Vernunft gab ihr Recht.

Als würden Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern sitzen, manipulierten meine beste Freundin und meine Mutter meine Gedanken. Skurril dabei war, dass meine pubertierende Freundin die Rolle des Engels einnahm und meine eigentlich verantwortungsbewusste Mutter die des Teufels.

"Ich geh hin!" Es brauchte keine zwei Sekunden, da hatte ich mich für den Teufel entschieden. Ich tat es, obwohl ich wusste, dass ich einen Fehler begehen würde.

Louisa stöhnte geschlagen. Mit mir als Freundin hatte sie es noch nie leicht.

Sie blieb an meiner Seite, auch an jenem Tag, zumindest indirekt. Die Betthälfte neben mir senkte sich. Meine Freundin schielte aus nächster Nähe zu mir herüber. "Du weißt, dass es falsch ist und ich werde dich nicht dabei unterstützen, Vienna... Aber ich bleibe hier, bis du zurück kommst. Aufhalten kann ich dich ja nicht..."
Sie hoffte es allerdings, doch nein, aufhalten konnte mich wohl keiner.

Meine Mutter höchst persönlich fuhr mich zu der Villa der de Gaillys. Prestons Eltern waren wahrscheinlich wieder in Frankreich auf deren Landsitz unterwegs. Das machten sie mehrmals im Jahr und Preston nutzte die Gelegenheit, um Partys zu feiern.

Ich hatte mir tonnenweise Maskara in die Wimpern geschmiert und zusätzlich noch dunklen Lidschatten aufgetragen. So stachen meine braunen Augen dennoch hervor. Mein karierter Rock ging mir kaum über den Hintern, dafür war der Rest des Outfits schlicht gehalten. Preston sollte ja nicht denken, dass ich mich für ihn aufbrezelte, aber er sollte bereuen, mich verloren zu haben.

Damit minimierte ich mich selbst auf äußerst unwichtige Details. Als ob der straffe Hintern unter diesem Stofffetzen das liebenswerteste an mir wäre. Nur hatten dieser Körper und dieses Gesicht vor drei Jahren seine Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. Vielleicht konnte ich es erneut schaffen. Ich setzte also auf Prestons Hormone und den ein, oder anderen Schluck Alkohol. Wie erbärmlich...

Vor dem Haus der de Gaillys war alles leise. Kein Verdacht auf Party. Selbst meine Mutter schien durch die Windschutzscheibe nach Teenies, Flaschen und Beleuchtung Ausschau zu halten. Aber nein, wer auf diese Partys eingeladen wurde, wusste sich zu benehmen, ansonsten bekam man Hausverbot. Die de Gaillys mussten einen Ruf wahren und Preston tat schon immer alles, um der Mustersohn zu bleiben.

Seine Gäste blieben also drinnen, wo die schalldichten Wände den Bass erfolgreich verwahrten. Frische Luft und Zigaretten durften im blickdicht umzäunten Garten konsumiert werden. Die Villa der französischen Grafen war stets eine streng geregelte Festung, ob die Hausbesitzer anwesend waren, oder nur die Söhne.

'Hey Dave, stehe vor der Tür. Könntest du mich bitte reinlassen?', tippte ich via WhatsApp, ehe meine Hand blind nach dem Türgriff tastete.

"Zeig ihm wie gut es dir ohne ihn geht und wage es dich ja nicht schwach zu werden!", warnte mich Mom. Darauf nickte ich stumm und verließ das warme Auto.

Was hieß 'schwach werden'? Denn so fühlte ich mich, jetzt wo Mom davon fuhr. Plötzlich wurde mir kalt und die Unsicherheit wuchs bis ins unermässliche. In der Dunkelheit befand sich weit und breit keine Menschenseele und die Villa schien aufeinmal unerreichbar. Ich war ganz allein. Das änderte sich auch nicht, als ich plötzlich Daves Stimme vernahm.

Preston stand immer in meinem Mittelpunkt, nie seine Freunde. Seine, nicht meine, stellte ich mit Bedauern fest.

"Was geht Lil Vi? Komm rein!" Daves Kopf ragte aus der Tür heraus. Der Spitzname, den er mir gab, zauberte mir tatsächlich ein Schmunzeln um die Wangen.

Selbst nachdem ich die Auffahrt hinauf stolzierte, erkannte ich nur Umrisse. Seine dunkle Haut wurde eins mit der Nacht, dafür strahlten seine Zähne wie die Sterne. Nein, nicht gelb, mehr weiß.

"Hey Dave." Ich übernahm die Initiative und schloss ihn in eine flüchtige Umarmung. Vielleicht hätte ich schon viel früher auf die anderen zugehen sollen, aber Preston war immer sehr schnell eifersüchtig. Selbst diese kleine Geste hätte ihn zum Kochen gebracht.

"Hast du echt Bock da rein zu gehen?"
Dave zeigte mit seinem Daumen hinter sich, wo aus dem Inneren harter Bass flüchtete. Allein seine Frage verunsicherte mich. Warum stellte er sie überhaupt? Es handelte sich hier doch nicht um Fallschirmspringen, oder ein Horrorkabinett. Da drinnen fand doch nur eine von vielen Partys statt.
"Wie-so?", stotterte ich also.

Eigentlich kannte ich die Antwort nämlich schon. Preston lungerte im Haus und wenn er wollte, konnte er mich eine Klippe runter schubsen, oder die beängstigendste Kreatur dieser Welt sein. Theoretisch war es also schlimmer als all meine Befürchtungen.

"Naja also dein Ex amüsiert sich prächtig." Jap... Wie ich bereits vermutete. "Das will ich auch!", gab ich entschlossen zurück und glaubte tatsächlich daran.

Ich schlang meine Arme um Daves Ellenbogen und ließ mich rein geleiten.

"Ignorier die alle", flüsterte Dave direkt an mein Ohr. Dann bildete ich mir wohl nicht ein, dass nach und nach alle Augen auf mir lagen.

Während sich die Massen im Wohnzimmer tümmelten, setzte ich mich abseits an den prächtigen Esstisch. Das weiße Holz leuchtete im Schwarzlicht, ebenso wie mein weißes Top.

Durch Gläser und Flaschen hindurch suchte ich nach ihm. Es stellte keine schwierige Aufgabe dar, Preston zu finden. Seine Gäste versammelten sich um ihn, als sei er ihr Häuptling.

Er tanzte, wirbelte Chloe um ihre eigene Achse. Die Blondine strahlte und meine Mundwinkel hingen noch mehr, weil er ein anderes Mädchen glücklich machte. Ich gehörte an ihre Stelle.

"Schau doch nicht da hin, Sweetheart. Tanz lieber mit mir." Dave hielt mir fordernd seine Hand hin. Ich hatte seine Anwesenheit schon längst wieder vergessen. Meine Hand legte sich in seine und es fühlte sich fremd an. Er zog mich auf die Tanzfläche und somit näher zu Preston.

An den Körper eines anderen Mannes geschmiegt, spürte ich nur Prestons Nähe. Er sah zu uns herüber und ich zu ihm. Da war nichts Vertrautes, sondern nur noch etwas Bedrückendes in seinen braunen Augen. Die Last wog so schwer, dass mir das Atmen schwer fiel.

Dave und ich schaukelten zu einem langsamen Song, genau so wie es Preston und Chloe taten. Unsere Blicke trennten sich für keine Sekunde. Auf irgendeine Art tanzten wir miteinander. Die Asche unserer Liebe loderte noch, selbst wenn er es leugnete.

Er schob Chloes Taille noch enger an seine und ich schmiegte meine Wange an Daves Brust. Prestons Kiefer malmten aufeinander. Es wirkte als könnte er jede Sekunde auf seinen Freund losgehen und ich riskiert es. Dafür genoss ich zu sehr die unendliche Dunkelheit seiner Augen. Niemals hätte ich diesen Moment freiwillig beendet. Bis sein Mund hungrig an Chloes vollen Lippen knabberte.

Gut das Daves Arm um mich lag, denn sonst wäre ich gefallen; tiefer als der Boden es erlaubte. Dieser Kuss löschte jede Berührung aus meiner Erinnerung. Meine drei glücklichsten Jahre verwandelten sich in ein schwarzes Loch. Ich war dumm gewesen. Ich war naiv gewesen. Ich war wertlos gewesen. Ich war nur eine Vorbereitung gewesen. Und ich war unendlich verliebt in ihn gewesen. War.

Meine Hände prallten wuchtig gegen Daves Brust. Er taumelte einige Schritte zurück. Diese Aktion löste eine gewaltige Reaktion aus. Die tanzenden stoppten abrupt. Prestons Abbild verschwamm. Erst jetzt realisierte ich die Tränen.

"Vienna." Preston sagte meinen Namen, so melodisch geschwungen wie früher. Ich entfernte mich, streckte meinen Arm aus wie ein Schutzschild. Das letzte Stückchen Herz sollte er nicht auch noch zerstören.

Meine Beine setzten sich in Bewegung. Es kam mir vor als würde ich um mein Leben rennen. Ich war verwirrt und verfehlte den Ausgang.

Die Treppen ins obere Stockwerk lockten mich. Dort oben würde ich für einen Moment Ruhe bekommen. Genau. Und ich könnte meine Mutter anrufen, die mich dann abholt. So war der Plan; zumindest bis jemand die Treppen hinauf stampfte.

"Bist du dir sicher, dass sie nicht raus gerannt ist?" Preston! Jetzt gab es nur noch drei Möglichkeiten: das Badezimmer, Prestons Zimmer, oder Simons. Meine Wahl fiel auf ersteres. Ich rüttelte am Griff, doch wieso auch immer, die Tür war abgeschlossen. Mist! Es brannte kein Licht dort, also warum verriegelte jemand die Tür? Mir fehlte die Zeit, um mir Gedanken darum zu machen.

Die nächst beste Lösung musste her und ich stürmte zu der Tür, der ich noch nie vorher Beachtung geschenkt hatte. Ich schob meinen kleinen Körper zügig durch den Spalt, den ich öffnete.

Mein Ohr schmiegte sich an das kalte Holz, doch anstatt den Geräuschen aus dem Flur zu lauschen, hörte ich nur meine eigenen wilden Atemzüge.

"Verschwinde aus meinem Zimmer!"

Oh shit... Simon...

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