Kapitel 42

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»Kannst du mir mal verraten, warum wir hier sind und nicht da, bei ihr?«, fragte Keylam in meinem Kopf. Dabei war er es, der mich mit seinen ganzen Gedanken an ihr nur noch verrückter machte.

»Weil du unmöglich bist!«

Ich lief in den Wald, weil Keylam mich mit seinen verruchten Gedanken einfach nur wahnsinnig gemacht hatte.

»Du hättest sie küssen sollen«, war er auch noch immer der Meinung, als ich bereits einige Meter von dem Haus entfernt war.

»Ich will sie doch nicht direkt verschrecken und wenn es nach dir gehen würde, hätte ich sie schon bespringen müssen!«

Seine ständigen Ratschläge, welche alles andere als nützlich waren, brachten mich wirklich zur Weißglut, aber er war ein Teil von mir und somit musste ich es stumm über mich ergehen lassen, dass er die halbe Nacht auf mich eingeredet hatte. Allerdings war es heute Morgen nicht mehr erträglich und ich musste fliehen, bevor ich doch noch das tat, was der Wolf in mir wollte.

»Frauen muss man nun mal im Sturm erobern wie ein Mann und nicht wie eine Mimose!«, meinte Keylam, was mich nur meine Wolfsaugen verdrehen ließ.

»Was weißt du schon davon?«

„Aislinn!“, hörte ich Rea's Stimme durch den Wald hallen, was mich augenblicklich in Alarmbereitschaft versetzte. Ich rannte in die Richtung aus der seine Stimme ertönte und konnte bereits einige Zeit später den süßlichen Geruch von Aislinn in meiner Nase wahrnehmen.

Ich konnte mich aber leider nicht zurückverwandeln, da ich meine Sachen am Haus habe liegen lassen. Mich Aislinn nackt zu präsentieren, kam mir nicht richtig vor, da sie auch so schon sehr zurückhaltend und schüchtern war.

Sie wäre wahrscheinlich knallrot geworden und wäre vor mir geflüchtet.

„Ceiron?“, hörte ich ihre sanfte Stimme nach mir rufen. Mir gefiel es, wie sie meinen Namen aussprach, als wäre er etwas Besonderes und für sie von großer Bedeutung. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber vielleicht wusste sie unterbewusst doch, dass ich ihr noch mehr bedeutete, als sie momentan glaubte.

Mit langsamen Schritten ging ich auf ihre liebliche Stimme zu, um dann behutsam dichter an sie heranzutreten. Sie sah mich mit großen Augen an und ich konnte ihre Ehrfurcht in dem Gesicht erkennen.

Sie sollte keine Angst vor mir haben, aber ich konnte ihr nicht sagen, dass sie sich nicht fürchten bräuchte. Daher neigte ich meinen Kopf nach unten und signalisierte ihr so, dass ich mich ihr unterwerfe. Sie schien es auch richtig zu deuten, da sie sich dann zögernd doch traute näher an mich heranzutreten.

„Ceiron“, flüsterte sie und streckte dabei ihre leicht zitternde Hand nach mir aus. Es war die erste Begegnung zwischen uns, wo sie mich als Wolf sah und ich gab ihr die Zeit, die sie benötigte.

Sie berührte sanft mein schwarzes Fell zwischen meinen Ohren, wobei ich meinen Kopf wieder hob. Ihre schönen und klaren blauen Augen trafen dabei auf meine.

„Warum bist du abgehauen?“, fragte sie, obwohl ihr bewusst war, dass ich ihr nicht antworten konnte. Ihre Hand wanderte weiter über mein Fell und meiner Kehle entkam ein zufriedenes Knurren. Selbst als Wolfsgestalt war ich ihren Berührungen vollends ausgeliefert.

„Du hättest auch mit mir reden können. Ich bin für dich da, auch wenn es momentan nicht mehr dasselbe zwischen uns ist“, meinte sie liebevoll zu mir. Ich legte nur meinen Kopf schief, was sie zu amüsieren schien.

Genau das war es auch, was mich schon von Anfang an bei Aislinn faszinierte. Sie war selbstlos und müsste sich um ihr eigenes Wohlergehen kümmern, nach allem, was vorgefallen war, doch stattdessen sorgte sie sich um all die anderen Geschöpfe um sich herum. Sie versuchte sich nie in den Vordergrund zu drängeln und schien dies selbst nicht einmal wahrzunehmen.

Aislinn strich gedankenverloren durch mein Fell und schaute mich besorgt an. Nur zu gerne würde ich ihr sagen, dass bei mir alles gut war und sie sich nicht sorgen brauchte. Sie kannte Keylam nicht und wusste auch nicht, wie nervig er sein konnte, aber das würde ich ihr bald erzählen müssen. Immerhin konnte ich nicht immer davonlaufen, wenn er seinen Kopf durchsetzen wollte.

Aislinn bedachte mich noch immer mit ihrem bedenklichen Blick, daher stupste ich sie mit meiner Schnauze an, wodurch sie ins Wanken geriet.

„Ceiron, was soll das?“, fragte sie und versuchte bei mir Halt zu finden. Doch ich stupste weiter, bis sie mit ihrem Hintern auf dem Waldboden landete.

„Autsch!“

Bevor sie sich wieder hätte aufraffen können, legte ich meinen Kopf auf ihren Schoß und ließ meinen Körper auf den blätterbedeckten Waldboden fallen. Erst da schien sie zu verstehen, wieso ich es tat. Ich kuschelte meinen Kopf noch weiter auf ihren Schoß, bis ich eine gemütliche Position gefunden hatte und ihre Hände fanden abermals mein Fell und streichelten mich.

„Du bist unmöglich“, lachte sie, was mich nur wieder zufrieden knurren ließ. „Weißt du, als Wolf gefällst du mir sogar. So kannst du mir nicht protestieren oder gemein sein.“

Das glaubte sie zumindest, dass ich immer nur fies sein konnte und für mich war es auch okay, dass sie so dachte. Ich würde sie noch umstimmen und ihr zeigen, dass ich eigentlich kein schlechter Kerl war.

„Heute ist Sonntag“, seufzte sie nach einiger Zeit und ich konnte ihr Unwohlsein bei dieser Feststellung spüren, weshalb ich fragend zu ihr aufsah. „Meine Mom denkt, ich würde heute vom Zelten zurückkehren und was noch schlimmer ist. Sie denken auch, dass Kevin zurückkommen würde."

Ich wusste noch immer nicht, was wirklich vorgefallen war an dem Strand, daher entschied ich mich dazu, ihr nur still zuzuhören.

„Er war echt fies zu mir, aber Lillith hatte auch ihn unter ihrer Kontrolle. Er hat mich zu dieser Bucht geführt und versucht mich dort zu ertränken“, sprach sie all ihre Erlebnisse aus. Meiner Kehle entkam unaufgefordert ein lautes Knurren, woraufhin Aislinn ihre Hand wegzog.

„Dennoch hatte er den Tod nicht verdient. Keiner hat das Recht dazu, über so etwas zu bestimmen, auch nicht Lillith.“

So dachte sie, aber hätte Lillith nicht dafür gesorgt, hätte ich es erledigt. Also war es für mich gut. So hatte ich ein Problem weniger am Hals.

Plötzlich kamen mir ihre Worte von dem Strand wieder in den Kopf, dass es für sie eine Erlösung ihrer Qualen war, nicht mehr an mich gebunden zu sein. Ich fragte mich, ob es wahr war oder sie es nur aus Hass sagte.

Letztlich hatte ich sie wirklich mies behandelt und es war sicher alles andere als einfach für sie dennoch an mich gebunden gewesen zu sein. Gefühle für jemanden zu haben, den man eigentlich nicht leiden konnte.

„Weißt du, was mich noch mehr quält?“, fragte sie und riss mich aus meinen düsteren Gedanken, weshalb ich einen fragenden Laut von mir gab.

„Mir gefiel das Gefühl, diese Macht und Stärke zu besitzen“, flüsterte sie. „Hätte diese kleine Stimme in mir nicht gesagt, dass es falsch war und hättest du mich nicht so sehr zweifeln lassen, hätte ich vermutlich etwas getan, was ich mir nie hätte verzeihen können. Ich hätte vielleicht meiner Mom wehgetan.“

Ihre Stimme zitterte und ihre Gebrochenheit war deutlich zu spüren, ebenso wie die Abneigung, welche sie gegenüber sich selbst empfand.

„Sie ist zurzeit vielleicht nicht die Vorzeigemutter und hat viele Fehler gemacht, aber dennoch ist sie meine Mom“, erklärte sie sich. „Aber bin ich jetzt ein schlechter Mensch, weil ich anderen etwas Schlechtes tun wollte? Ceiron, ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich habe das Gefühl, die Kontrolle über mich selbst verloren zu haben.“

Ihr Körper zitterte, ihr Herz raste und ihre Tränen fielen auf mich herab. Es tat mir im Herzen weh, sie so unendlich traurig zu sehen, aber doch war ich froh, dass sie sich mir gegenüber endlich öffnete.

Genau in dem Moment, kam mir die Erleuchtung, als wäre über meinem Kopf eine strahlende Glühbirne zum Strahlen gekommen.

Ich war nicht derjenige, der sie noch mehr brechen würde, sondern ich war es, der ihre gebrochene Seele retten konnte und auch musste. Es gab einen Grund, warum sie meine, Luna werden sollte. Nicht, weil ich an Stärke dazu gewinnen sollte, sondern sie.

Als Luna würde sie die Aufmerksamkeit erhalten, die ihr zustand und welche sie bitter benötigte. Sie würde lernen, dass sie eine wichtige Person war und an Stärke und Selbstvertrauen dazugewinnen. Es war ihre Bestimmung sich um ein Rudel zu kümmern, so wie sie sich auch um mich kümmerte.

Ihre Hand streichelte immer noch mein Fell und mein Kopf lag geborgen auf ihrem warmen Schoß. Die Minuten verstrichen, wobei diese sich anfühlten wie Sekunden. Selbst Keylam war einfach ruhig und schien diese Ruhe und das Beisammensein zu genießen.

Ich hätte jeden Tag mit ihr so verbringen können, ohne dass mir dabei etwas fehlte. Es hätte mir vielleicht Angst machen müssen, solche Gefühle für sie zu haben, da es absolutes Neuland für mich war, aber ich wusste, dass mein Herz bei ihr sicher war.

„Ceiron! Aislinn!“

Rea's Stimme sorgte dafür, dass Aislinn zusammenzuckte, da sie gedanklich anscheinend vollkommen woanders war und auch ich riss meinen Kopf hoch.

„Was treibt ihr hier?“, fragte er, als er bei uns ankam und uns beiden musterte, wie wir auf dem Boden kauerten.

„Ich schätze mal wir entfliehen nur der Realität“, antwortete Aislinn ihm und schenkte mir dabei eines ihres schönsten Lächelns. Mein Herz raste in meiner Brust und Rea hob seine Brauen, als er dieses so heftig schlagen hörte. Mir war es egal, denn ich wusste, es würde nicht das letzte Mal sein, dass er dies so deutlich mitbekam, was ich für sie empfand.

„Das freut mich für euch, aber Ceiron, wir müssen etwas besprechen und dann fängt auch schon das Rudeltreffen an“, teilte er mir hastig mit. Er klang, als wäre er im Stress und mich überkam augenblicklich Sorge. Denn wenn Rea nicht entspannt war, konnte es nichts Gutes bedeuten.

Nur schwerfällig löste ich mich von dem zärtlichen Körper, welcher mir bis ebenso viel Geborgenheit schenkte und stand wenige Augenblicke später auf meinen vier Pfoten. Aislinn stand ebenfalls auf und gemeinsam folgten wir Rea zu dem Haus.

Ich spürte Rea's Anspannung und wusste bereits ...

Dass, was er mir sagen würde, würde erneut Steine ins Rollen bringen - Steine, die besser nicht rollen sollten.

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