6. Hintergrund und späte Reue

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TITUS:

Ich liege auf meinem Bett und starre an die Decke.

„- weil ich in ihn verliebt bin."

Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sophie – MEINE Sophie – in jemand anderen verliebt ist. Ich meine, es war von vorne herein klar, dass wir niemals zusammen sein können, aber ich dachte immer, dass sie mich – mag.

Die ganze Zeit hat sie über meine Witze gelacht, wir haben uns zwischendurch sogar ein paar Mal richtig nett unterhalten. Sie war eifersüchtig, als ich mit dieser russischen Agentin geflirtet habe.

Habe ich mich wirklich so in ihr getäuscht?

Ich muss all meine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht loszuheulen.

Warum? Warum habe ich dieses bescheuerte Programm an ihr getestet? Warum konnte ich meine Klappe nicht halten? WARUM muss ich für einen Trottel, der ja blöderweise mein Onkel ist, arbeiten?

Okay, Titus, reiß dich zusammen, sage ich mir.

Ihr seid Feinde, oder? Sogar Erzfeinde! Und wenn sie sich auch so benehmen kann, dann kann ich das auch.

Genau. Jetzt ist Schluss. Schluss mit flirten, Schluss mit den Sprüchen, den Anspielungen. Ja Sophie, jetzt ist Schluss mit Lustig.

SOPHIE:

„DAS. HAST. DU. NICHT. GESAGT?!?!?!?!?!?!?!"

Die Stimme meiner besten Freundin hallt bestimmt durch ganz Metro-City, als ich ihr per Videoanruf mitteile, was eben in der Druckerei passiert ist.

Zuerst hat sie unbedingt das Foto sehen wollen. Dann hat sie sich nicht mehr eingekriegt vor Lachen und mir zugestimmt, dass das das süßeste Foto ist, das von ihm existiert.

Und dann habe ich ihr gebeichtet, was ich ihm unüberlegter Weise an den Kopf geworfen habe.

„Doch Karla, hab ich.", gestehe ich mit gesenktem Kopf.

„Aber, wie KANNST du nur? Ich meine, du weißt doch, dass er dich toll findet und ich weiß, dass du ihn ebenfalls magst."

„Das ist nicht..." Doch ehe ich widersprechen kann, fährt sie fort.

„Wie KANNST du ihn nur derart SCHAMLOS anlügen?"

Ich senke den Kopf noch tiefer. „E-es tut mir ja auch leid – inzwischen. Aber er hat –"

„Ich weiß, was er hat. Und das war auch nicht okay, aber begreifst du denn nicht, WARUM er dich belauscht hat?"

Ich schüttle verwirrt den Kopf.

„Na weil er dich TOLL findet natürlich. Und dann bekommt er zu hören, dass du offenbar einen anderen magst. Kannst du dir vorstellen, wie ER sich gefühlt hat, nachdem er von Dominik erfahren hat?"

Ich bin für einen Moment sprachlos. Kann es denn wirklich sein, dass Titus mich mag? Ich meine, klar, er flirtet ständig mit mir, aber ich dachte bis jetzt immer, er macht das mit allen Mädchen.

Die ganzen Male, als er versucht hat, mich einzuwickeln oder zu beeindrucken, das soll – ECHT gewesen sein? Und nicht nur ein Trick, um mich zu verwirren und seinen Auftrag auszuführen? Bis jetzt hatte ich nie Zweifel daran, dass alles was er je nettes zu mir gesagt hat, nur dem Zweck gedient hat, mich unschädlich zu machen.

Aber was, wenn Karla recht hat? Was, wenn er wirklich mehr für mich empfindet, als ich dachte?

„I-ich weiß selbst nicht, warum ich das gesagt habe.", gebe ich zu. „Aber bis jetzt dachte ich eigentlich immer, all seine Sprüche und Versuche, mich zu beeindrucken, dienten nur dem Zweck, mich zu verwirren und damit auszuschalten."

„Man, Sophie, du bist echt UNMÖGLICH!", ruft Karla. „Als ob das nicht SOOO offensichtlich gewesen wäre. Du hast ja keine Ahnung, womöglich hast du ihm wirklich wehgetan mit deinen unüberlegten Worten."

„Ja, kann sein", gebe ich zu.

„Also, was wirst du morgen tun?", fragt Karla mit bedeutungsvollem Gesicht.

„M-mich entschuldigen?"

„Ganz genau", sagt sie zufrieden. „Und vergiss nicht, zu erwähnen, dass das eine Lüge war!"

TITUS:

Man, das hat mir gerade noch gefehlt! Meinem Onkel ist vor einer halben Stunde noch eingefallen, dass der Gefrierstrahl ewig nicht enteist wurde und hat mich – natürlich – dazu verdonnert.

Ich meißle schon seit einer Ewigkeit das Eis von dem Teil aber ich habe noch nicht einmal die Hälfte geschafft.

Aber zumindest habe ich jetzt etwas, woran ich meine Wut auslassen kann. Also stelle ich mir einfach jedes Mal, wenn ich den Meißel ansetzte, vor, es sei Dominik Neubers Gesicht.

Es ist bereits spät, ich weiß nicht genau, wie viel Uhr, aber ich kann – mal wieder – nicht schlafen. Wenn ich doch bloß jemanden hätte, mit dem ich darüber reden könnte. Aber als Superschurke in Ausbildung hat man ja keine Freunde.

Auch wenn das komisch klingt, aber ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt, dass der einzige, der für mich da ist, nun mal ich selbst bin. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum ich die ganze Zeit Aufmerksamkeit suche und mich manchmal benehme wie ein selbstverliebter Macho.

Sogar als ich noch nicht bei meinem Onkel gewohnt habe und normal zur Schule gegangen bin, hat niemand jemals etwas mit mir zu tun haben wollen. Vielleicht lag es daran, dass ich einfach schon damals intelligenter war, als die anderen. Ich meine, welches Grundschulkind interessiert sich schon für Astrophysik oder Nanotechnologie und kann einen Computer selbst programmieren?

Erst, als ich die Schule abgeschlossen hatte und zur Schurken-Universität gegangen bin, habe ich den Respekt bekommen, den ich verdient habe. Aber selbst wenn mir dort die Mädchen scharenweise hinterher gerannt sind und jeder sich ein Bein ausgerissen hätte, um mein Laborpartner sein zu dürfen, FREUNDE hatte ich keine. Ich weiß selbst nicht, warum.

Und jetzt? Jetzt bin ich knapp 16 Jahre alt, fertig mit der Uni und sitze den ganzen Tag zuhause oder führe die absurden Pläne meines Onkels durch.

Zeit, um mich mit Leuten in meinem Alter zu treffen, habe ich nicht. Nicht, wenn Sophie nicht endlich aufhört, mich ständig zu besiegen und meinem Onkel damit jeden Tag einen Grund gibt, mich zu bestrafen.

SOPHIE:

Karla hat vor ein paar Minuten aufgelegt. Wir haben uns den ganzen Tag unterhalten, aber nicht nur über Titus – okay, HAUPTSÄCHLICH über Titus.

Jetzt bin ich gerade dabei, meine Firewall zu überarbeiten. Titus hört mich nicht noch einmal ab!

Mein Gott, als ich sehe, in welchem Zustand meine Sicherheitsprogramme sind, wird mir klar, warum er sich so einfach reinhacken konnte. Die Schutzprogramme sind sowas von VOR 5 MINUTEN!

Als ich endlich fertig bin, meine Firewall zu upgraden, ist es bereits spät. Aber da ich kein bisschen müde bin, ziehe ich mich um, putze mir die Zähne und lege mich, zusammen mit meinem MP3-Player ins Bett.

Ich frage mich zum wiederholten Mal, wie es sein kann, dass ich nicht gemerkt habe, dass Titus mich mag. Vielleicht war ich einfach zu oberflächlich. Denn, was weiß ich im Prinzip eigentlich über ihn? Nur, dass er Dr Kralles böser Neffe ist und einen ähnlich hohen IQ besitzt wie ich. Und dass es fantastisch aussieht, versteht sich.

Ich sollte mich was schämen. Immerhin kennen wir uns jetzt schon beinahe ein halbes Jahr. Wie kann es sein, dass ich nie die Chance hatte, mehr über ihn zu erfahren? Warum er bei seinem Onkel wohnt, zum Beispiel. Oder was mit seinen Eltern passiert ist. Warum er überhaupt ein Schurke werden will. Oder warum er sich manchmal aufführt, wie ein selbstverliebter Macho.

Denn in einem Punkt bin ich mir inzwischen sicher: Unter dieser Macho-Fassade scheint er ganz okay zu sein.

Aber warum war ich bis jetzt so oberflächlich? Ich habe mir doch geschworen, niemals oberflächlich sein zu wollen. Denn dann hätte ich das Image des Mädchens, das ihren Klassenkollegen weit voraus ist – das ich bereits in der Grundschule erlangt habe – wohl verloren.

Ich war schon immer klüger als meine Altersgenossen. Ich meine, welches Grundschulkind kann einen Roboter konstruieren oder liest Bücher über höhere Mathematik und Mikrobiologie? Aber es war nie schlimm, anders zu sein. Trotzdem hatte ich in der Schule nie Freunde.

Erst als ich vor ein paar Jahren meinen Abschluss gemacht und im Hauptquartier angefangen habe, habe ich gesehen, dass mich meine Intelligenz nicht unbedingt daran hindern muss, mit Leuten in meinem Alter auszukommen. Hier waren alle plötzlich hochbegabt.

Wie Titus das wohl empfindet? Er ist schließlich ähnlich intelligent wie ich. Ob er wohl jemals Freunde hatte?

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