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Paule kann es kaum glauben. Zwar ist das Bild verwackelt und aus großer Entfernung aufgenommen, doch er ist sich sicher, den Typen darauf zu kennen.

„Ist das nicht dieser Künstler aus dem Werbefolder, den Höffner mir zugesteckt hat? Dieser Assbjörnsen?"

Luna grinst.

„Ganz genau. Stellt sich die Frage, ob er auch derjenige ist, der die rosa Blitzwolke beschworen hat oder ob er zufällig im Wald war."

„Vielleicht hat er gemalt und dabei den Rahmen verloren."

Paule bemerkt Lunas skeptischen Blick.

„Was will er denn mit einem Bilderrahmen im Wald ? Erst malt man doch, geht dann nach Hause und rahmt da sein Bild!"

Weiß Paule auch nicht. Er wollte eben auch ein bisschen mitmachen beim Detektivspielen. Der komische Unterton in Lunas Stimme verdirbt ihm aber schon wieder den Spaß. Was denkt sie sich? Nur weil sie älter ist als er, muss sie hier doch nicht die Mutti oder die große Schwester spielen.

Luna tippt auf dem Display herum, zieht das Bild mit den Fingern größer. Pixel, Pixel, das Motiv zerlegt sich in lauter bunte Würfelchen.

„Abgefahren! Assbjörnsen trägt Stirnband, guck mal!"

Paule guckt und guckt, erkennt aber kaum was und weiß auch gar nicht, was Luna ihm mit ihrer Bemerkung sagen will.

„Stirnband? Ist das wichtig?"

Luna zuckt mit ihren schmalen Schultern. Im Rucksack gluckert die Krabblerschlonze.

„Vielleicht. Habe das so ne Idee!"

Oh, oh, wenn Luna eine Idee hat, dann wird es gefährlich. Kennt Paule schon.

„Und welche Idee ist das?"

„Muss ich noch drüber nachdenken, sage ich dir heute Abend bei der Ausstellung!"

Okay, Paule kann warten. Scheint ja nicht dringlich zu sein, das mit Assbjörnsen, dem Stirnband, dem Bilderrahmen und der rosa Blitzwolke. Nur dass sie fast draufgegangen wären. Puff, ritschrazsch, weg für immer. Und das an einem so herrlich lauwarmen Frühlingstag.

Zurück zum Thema. Sie wollen zur Traudelhöhe, Rotze suchen. Sie haben schon viel zu lange rumgetrödelt, sich mit unwichtigen Nebensächlichkeiten aufgehalten.

Der Weg hinab zum Mühlbach ist ziemlich matschig und steil. Ein schmales, gurgeliges Gewässerchen ist der Mühlbach, das kurz vor der Stadt in den Fluß, die Dunkel, mündet.

Paule nimmt Lunas Hand und führt sie zu der kleinen Holzbrücke. Bevor sie hinüberlaufen, muss er den Test machen. Sicher ist sicher. Am Ufer hebt er ein paar Steine auf und schleudert sie in das schattige Schäumen unter der Brücke.

„Schatulla, altes Wasserweib, lässt du uns hinüber?"

Keine Reaktion. Nur eine Forelle zischt heran, springt ein Stück weit aus dem kalten Nass und ist gleich wieder verschwunden.

„Schatulla?"

Luna nimmt ihren Rucksack von der Schulter und holt vorsichtshalber schon mal das Skizzenbuch heraus.

„Ein Wassermensch, oder was? Sowas gibts hier auch? Oh Mann, Paule, die Zwischenlande sind ja so groß und ich bin so klein und unwissend! Ich muss alles aufschreiben, alles zeichnen! Ich habe so einen Bock mit dir zusammen diese Karte zu malen. Du kannst doch so gut zeichnen habe ich gehört! "

Ja, denkt Paule, stimmt. Das ist meine große Stärke. Sagen zumindest alle. Dabei wäre ich in anderen Bereichen gerne noch viel stärker!
Er dreht Lunas Kopf herum und zeigt auf die andere Uferseite.

„Nicht vergessen Luna, Rotze wartet! Könnte schlimm um ihn stehen. Mit der Brücke wollte ich nur auf Nummer sicher gehen. Die alte Schatulla bevorzugt zwar eher kleine Kinder, wir müssten ihr also herzlich schnuppe sein, doch manchmal vertut sie sich auch. Kann schlecht sehen, verwechselt die Dinge. Neulich hat sie einen flohverseuchten Hund ins Wasser gezogen, dachte, es sei ein Balg von Bauer Oppelmann. Der Hund, so eine giftige Kampftöhle, die hier manchmal herrenlos herumschleicht, hat ihr fast das algige Gesicht weggebissen. Seitdem ist Schatulla  noch mieser drauf als sonst!"

Luna schielt zur Brücke hinunter.

„Sie scheint aber nicht zu Hause zu sein! Ist alles ruhig!"

Die Wasserhexe ist tatsächlich ausgeflogen. Es gibt am Mühlbach noch weitere Brücken, unter denen sie Kindern auflauern kann. Hier unten ist zu wenig los für sie. Paule denkt an all die mopsigen Kinder, die Mittags zur Essensausgabe watscheln. Wenn die hier vorbeikämen, würde Schatulla vor Freude und Magenknurren ein Wassertänzchen mit Algenschlickschlack aufs Parkett legen. Schluckdiwuck, schlabberdilabber. Vielleicht ist Schatulla aber auch zu Besuch bei Schlammbeißer, dem Halbblut-Olm, der unten in der Flussbiegung in einer Jutehütte lebt.

Vorsichtig tippeln sie über die glitschigen Bohlen. Hier und dort sehen sie ein blasses Knöchelchen liegen, ein Stückchen Eingeweide, ein Knäuel Fell. Paule ekelt sich bis ins Mark. Zwar kann er eine Menge vertragen, doch das hier ist auch für ihn zu viel. Luna schüttelt sich und hält sich die Nase zu.
Der Anblick des in der Nachmittagssonne leuchtenden Kinderheims auf der Traudelhöhe erscheint ihr mit einem Mal wie das Paradies auf Erden.

Paule und Luna laufen die steile Wiese hinauf. Der Pfad schlängelt sich lustig durch saftiggrünes Gras und kunterbunte Blumen, über denen Schmetterlingsschwärme und Wolken von Rieseninsekten mit ölig schimmernden Flügelchen flattern. Luna pflückt sich einen langen Halm und steckt ihn sich zwischen die Zähne. Paule lässt das lieber bleiben, denn er weiß, welches Viehzeug hier den lieben langen Tag herumläuft und fleißig das Beinchen hebt.

Wann war Paule das letzte Mal hier oben? Das Kinderheim sieht überhaupt nicht so garstig aus, wie er es in Erinnerung hatte. Die Mauern wurden frisch getüncht, der Metallzaun glänzt wie frisch geschmirgelt, das rote Dach leuchtet in der Sonne. Im Hof spielen Kinder in sauberer Kleidung, keine triefnasigen Gören in lumpigen Fetzen, wie Rotze immer behauptet. Die Gartenwege sind frisch geharkt, die Büsche und Bäume geschnitten. Alles sehr adrett, so dass Paule beinahe Lust bekommt hier einzuziehen. Was müsste er dafür tun? Oma Canusa auspeitschen? Sascha den Pferdeschwanz abnagen? Frau Schunk, die stellvertretende Schulleiterin auf dem Klo erschrecken?

Luna ist vorgelaufen und steht jetzt vor einem großen Emailleschild, das neben dem Eingangstor an der Wand hängt.

„Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Guck dir das mal an!"

Paule stellt sich neben Luna, stützt sich auf ihre Schulter und studiert das Schild.

Kinderheim der Assbjörnsen-Stiftung.

Luna schnalzt mit der Zunge.

„Dieser Kerl steckt seine Finger aber ganz schön tief in Dunkelfurts Angelegenheiten! Er scheint nicht bloß Bilder zu malen, sondern treibt sich auch im Schwarzeichenwald herum, trägt schweißige Stirnbänder und beschwört rosa Gewitterwolken herauf!"

Paule starrt Luna mit offen stehendem Mund an.

„Du meinst, er war das mit den Krabblern, den Blitzen und so? Und der Bilderrahmen? Der kommt dann auch von ihm!"

„Korrekt, lieber Paule! Den Assbjörnsen, den sollten wir uns heute Abend mal genauer ansehen!"

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