XXXII.

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,,Der Mond fällt auf den kleinen See, der zu Silber erfroren ist. Keiner wagt, in dieses Antlitz zu sehen."

~ Elmar Kupke und Hans-Christoph Neuert

Ein leichter Blattfrische-Wind war gekommen, hatte die Sieger des Kampfes stumm mit Schneeflocken umkreist und war dann durch die Bäume des Himmelwaldes gesaust, aber den Geruch nach Blut, der in den Pelzen der Katzen, im Schnee und an den Wurzeln hing, konnte er nicht davontragen. Die Sonne stand tief am Himmel und tunkte den Schnee zusätzlich in ein warmes Glutrot, obwohl er bereits rot war, rot von all den Opfern, die der Krieg gebracht hatte. An ihm hafteten Fell und Federn der Krieger, manchmal abgebrochene Schnurrhaare oder ausgerissene Krallen, die im Blut so wirkten, als wollten sie ihren letzten Gegner noch zerfetzen.

Trotzdem war die Stimmung auf der Lichtung ausgelassen. Die Katzen waren froh, dass sie gesiegt hatten, froh, dass ihre Familien überlebt hatten und froh, dass das Grauen ein Ende fand. Sie flüsterten aufgeregt miteinander, jaulten triumphierend und saßen erleichtert im blutroten Schnee, einige mit fröhlichen Blicken, einige mit abgestumpften. Bis auf einer.

Unter all den glücklichen und neutralen Gesichtern ein ernsthaft trauriges zu sehen, stimmte Fuchsauge misstrauisch. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, als sie Federherz auf sich zukommen sah, die dunkelgrünen Augen traurig gesenkt. Es ist noch nicht vorbei, wisperten die ängstlichen Gedanken in ihrem Kopf. Wir verlieren doch.

Aber der schwarz-weiße Kater wirkte eher resigniert als panisch. »Du solltest mitkommen«, sprach er und sie konnte das kaum zurückgehaltene Mitleid in seiner Stimme hören. »Sie will dich sehen.«

Er half ihr aufzustehen und stützte sie mit seiner Schulter, als sie ihm wortlos folgte. Und dort, in der Mitte der Lichtung, unberührt von all den beobachtenden Katzen, lag sie.

Ihr Atem ging so flach, dass Fuchsauge zunächst annahm, sie rege sich gar nicht und ihr hell geflecktes Fell war so durchschimmernd, dass sie den Schnee auf der anderen Seite ihres Körpers sehen konnte, wie hinter einem hauchdünnen Wasservorhang.

Federherz führte sie stolpernd zu ihr und bei dem Klang von Schritten schlug Mondschimmer die eisblauen Augen auf. Sie waren so hell und fahl wie der wolkenlose Himmel und zuckten unruhig umher, ehe sie sich auf Fuchsauge fokussierten.

»Mondschimmer?«, fragte die rot-weiße Kätzin ängstlich. »Bleib hier. Geh nicht fort.«

Als ihre Freundin sprach, lief das Blut aus ihren zahlreichen Wunden, ihr Fell war halb zerfetzt und an einigen Stellen konnte Fuchsauge die libellenflügeldünne Haut ausmachen. »Fuchsauge, ich bin froh, dass du hier bist«, miaute sie sanft.

»Aber du darfst nicht sterben. Nicht ganz.«

Die hellgrau gefleckte Kätzin schnurrte, vielleicht um sich selbst zu beruhigen und Fuchsauge die Angst vor ihrem Tod zu nehmen. »Es ist schön zu sterben und dabei zu wissen, dass man es für das Gute tut. Ich habe meine Ziele erreicht, Fuchsauge. Alles, was ich je wollte, war Frieden.« Sie erschauderte und runzelte die Stirn vor Qual, als sie fortfuhr: »Und ich habe ihn erreicht, nicht wahr? Sag mir, dass es stimmt, was Federherz sagt.«

Fuchsauge nickte heftig und versuchte, ihr verschwommenes Bild von Mondschimmer wegzuwischen. »Du hast ihn erreicht. Und mehr. Durch dich wurden wir alle gerettet.«

Mondschimmers Gesicht wurde ruhiger, milder, als würde der Schmerz plötzlich von ihr genommen werden. »Versprich mir, dass es durch dich keine Kämpfe mehr geben wird.«

»Ich verspreche es. Mondschimmer? Ich verspreche es!« Doch das hörte die silbern schimmernde Kätzin schon nicht mehr. Ihre Seele floss dahin wie ein vom Fluss weggetriebenes Blatt.

Fuchsauge saß noch lange im blutigen Schnee und trauerte um das Schicksal ihrer Beschützerin, ihrer Feindin, die sie jedoch immer als ihre Freundin im Gedächtnis behalten würde, wenn sie ihr vernarbtes Spiegelbild im Wasser sah.

»Wir danken euch von ganzem Herzen, dass ihr den Wald der Finsternis vertrieben und ... meinen Sohn gerettet habt.« Farns edle Stimme schallte über die ganze Lichtung, als die dunkelbraun und weiß gefleckte Kätzin ihren waldgrünen Blick über die versammelten Katzen schweifen ließ; Clankatzen, HimmelClan-Katzen und SternenClan-Katzen gemeinsam.

»Unsere Schuld und Erkenntlichkeit gilt vor allem den Kriegern des HimmelClans, die tapfer kämpften und an unserer Seite standen, als wir ihre Hilfe am dringendsten brauchten.«

Fuchsauge, die neben Schattenstern und Nachtweide ausnahmsweise mal bei den FarnClan-Katzen stand, hörte zustimmendes Gemurmel und triumphierende Jubelschreie.

»Deswegen«, rief Farn, »haben wir uns in unserer Dankbarkeit dazu entschieden, den Fluch des HimmelClans aufzuheben. Er wurde zu Unrecht verhängt und findet keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft, die nun auf Frieden und Zusammenhalt basiert.«

Einige Katzen nickten und stießen willkommene Rufe aus. Fuchsauge begegnete Drosselfells Blick am anderen Ende der Lichtung. Die gelbgoldenen Augen des hellgrau gestreiften Katers funkelten erfreut und seine Clankameraden strahlten vor Begeisterung. Selbst Dämmersee schien sich ein weniger verbissenes Gesicht abzuringen und Weißvogels blinder Blick wirkte seltsam lebendig.

»HimmelClan-Katzen, tretet in den Kreis.« Die vielen Katzen taten wie ihnen befohlen und Fuchsauge fürchtete beinahe, dass sie nicht alle hineinpassen würden, aber die Lichtung war sehr groß und wurde vollständig von den geflügelten Leibern ausgefüllt.

»Nacht, Sturmläufer, Nebel der Träume, Springender Regen, ich bitte euch, schließt euch mir an und erlöst den HimmelClan für immer von ihrem Fluch.« Die fünf Gründer traten in die Mitte des HimmelClans und stellten sich in einem engen Kreis auf. Dann schnitt sich jeder mit einer Kralle in den weichen Pfotenballen, sodass Blut aus der Wunde strömte. Fuchsauge fühlte sich unwohl an ihre inzwischen verheilte Narbe erinnert, die so lange geschmerzt und geeitert hatte. Rabentraum hatte ihr damals geraten, sie auszuwaschen, obwohl die Heilerin keine Erfahrung mehr mit Verletzungen hatte.

Entzündeten sich die Wunden einer Sternenkatze? Oder verheilten sie von selbst? Irgendwann würde sie sich darüber Gedanken machen. Irgendwann, aber nicht heute.

Die Clangründer drückten ihre Pfoten vor sich in den Schnee, wo blutige Abdrücke kleben blieben. »Lass alle Katzen im Silbervlies einverstanden sein. Der HimmelClan ist reingewaschen von seinen Fehlern.« Sie wiederholten Farns Worte und wichen vor ihrem eigenen Blut zurück.

Fuchsauge spähte über die unzähligen Köpfe hinweg und erhaschte einen Blick auf das Ritual. Wie kleine, flinke Schlangen krochen die Blutspuren aufeinander zu, verschlungen sich eng und stiegen als rubinrote Feuerkugel in den Himmel auf. Der fliegende Ball pulsierte, Flammen züngelten aus seiner Oberfläche hervor und er verstrahlte ein Licht wie die Sonne. Als alle neugierigen Augen ihm nachsahen, war er schon im Rotviolett der Abenddämmerung verschollen, nur die brennenden Wolken erinnerten an seine Gestalt.

Es fing an zu schneien. Die hauchzarten, filigranen Flocken rieselten auf sie herab, aber sie waren blutrot statt frostweiß, wie kleine Glühwürmchen und die umstehenden Katzen hielten sich furchtsam von ihnen fern.

Nur Drosselfell hatte die Nase nach ihnen ausgestreckt und als eine Feuerflocke sie berührte, schien ein Lauffeuer durch ihn zu gehen. Ein helles, warmes Leuchten strahlte durch sein Fell – das Licht des Lebens – und Flammen schossen an seinen ausgebreiteten Schwingen empor, um im kalten Luftzug des Abends zu erlöschen. Der hellgrau gestreifte Kater schüttelte sich und schlug probeweise mit seinen Flügeln.

»Ich kann es spüren!«, rief er unerwartet aus. »Die Kälte, den Wind – einfach alles.«

Angsteckt von seinem munteren Schrei, flogen die HimmelClan-Katzen zu dem Schnee hinauf, in einer Wolke aus Federn und Flocken und bald glühte die Lichtung von den Lichtern der erlösten Katzen. Es war, als würden tausende Sonnen am Himmel erscheinen und gleich darauf wieder erlöschen, ein ständiger Wechsel aus Wärme und Schatten.

»Du musst dich jetzt von uns verabschieden, von mir, Federherz und Drosselfell«, miaute Nachtweide leise an ihrer Seite.

Fuchsauge wendete die Augen von dem Lichtspektakel ab und nickte schwach. »Hast du Federherz gesehen? Wo ist dieser Idiot überhaupt?«, schnurrte sie.

»Ich bin direkt hier.« Drosselfell kam freudig hüpfend auf die FarnClan-Katzen zu.

»Überraschenderweise haben wir nicht über dich geredet. Ah, da ist er. Federherz!«

Der schwarz-weiße Kater eilte zu ihnen und begrüßte Drosselfell mit einem freundschaftlichen Klaps auf die Schultern. »Und jetzt«, verkündete der hellgrau gestreifte Kater stolz, »muss ich unbedingt etwas essen. Ich bin immer hungrig, wenn ich fröhlich bin. Und wenn ich traurig bin. Das hatte ich ganz vergessen.«

Federherz und Fuchsauge schnurrten mit ihm. Der hellgraue Kater hatte so lange nichts essen können und in den Jagdgründen des SternenClans würde er sich sattjagen können, bis er platzte.

Die Himmelkrieger würden sich dem Silbervlies anschließen, alle, auch die, die zum Zeitpunkt des Fluches gelebt hatten. Der Verlauf der Monde hatte ihre gewöhnliche Lebenszeit längst überschritten und so würden sie als Legende in die Geschichte der Wälder eingehen. Und die fünf Clans würden sie nicht vergessen.

Der Abschied von Nachtweide, Federherz und Drosselfell fiel ihr schwerer, als sie gedacht hatte. Sie würde die drei für eine lange Zeit nicht wiedersehen, die einzigen drei Katzen, die ihr noch etwas bedeuteten, nun da Mondschimmer tot war. Und als sie ihnen Lebwohl sagte, fühlte es sich an, als stünde sie allein in der Welt da.

Nachdem die SternenClan-Katzen sie verlassen hatten, stattete sie Schattenstern einen Besuch ab. Der kleine, schwarze Kater wollte mit ihr sprechen und geleitete sie in seinen dunklen Bau, unter der Kastanie des FarnClan-Lagers.

»Ich weiß, das ist schwer für dich«, begann er. »Du musstest so viele Verluste erleiden und der FarnClan war – weiß der SternenClan – nicht immer freundlich zu dir. Aber ich möchte, dass du bleibst und darüber hinaus wollte ich dich etwas fragen.«

»Ich weiß, was du sagen willst«, antwortete Fuchsauge. Schattensterns gelbe Augen glommen überrascht auf und er zuckte mit dem Ohr. »Und meine Antwort lautet nein. Ich hatte noch keinen Schüler und bin nicht sehr beliebt unter meinen Clangefährten. Es würde nicht funktionieren.«

»Aber du besitzt die richtigen Fähigkeiten, um mein Zweiter Anführer zu werden. Durchsetzungsvermögen, geistige Stärke. Du würdest den Clan gut führen, besser als ich. Und seit wann interessiert dich das Gesetz der Krieger?« In seiner Stimme schwang ein Hauch von Belustigung mit, aber auch maßlose Enttäuschung.

»Schattenstern, du kannst nicht immer deine Familienmitglieder deinen Clangefährten vorziehen.« Sie sah, wie er zusammenzuckte. »Aber darum geht es nicht. Ich mag all diese Eigenschaften besitzen und wäre eines Tages gerne Anführerin. Doch vorher gibt es eine Sache, die ich erledigen muss. Ich werde die Clans verlassen, Schattenstern.« Die dunkelrote Kätzin blickte ihn fest und entschlossen an.

»Alle, die mir etwas bedeutet haben, sind tot, bis auf vielleicht zwei Katzen, die irgendwo in den Bergen verloren gegangen sind. Ich werde mich auf die Suche nach Eulenfeder und Feuerstrom begeben. Wenn sie tot sind, will ich das wissen. Wenn sie leben, bringe ich sie zurück. Die beiden sind die einzigen Freunde, die mir noch bleiben.«

Der schwarze Anführer nickte geschlagen. »Dann muss ich dich wohl ziehen lassen. Bedenke trotzdem, dass du hier immer willkommen bist. Du bist eine von uns – eine FarnClan-Kriegerin.«

»Nein«, sagte Fuchsauge schwer. »Mein Zuhause liegt im HimmelClan.« Und mit diesen Worten verließ sie seinen Bau.

Die dunkelrot-weiß getigerte Kätzin verweilte doch noch etwas länger im FarnClan. Sie ließ sich von Graupelz verarzten und wartete volle zwei Monde, damit ihre gebrochenen Rippen wieder zusammenwuchsen. Während der Zeit besuchte sie oft die Ältesten aller Clans und erzählte ihnen Geschichten; über den HimmelClan und die Clans davor, alles, was Weißvogel ihr beigebracht hatte. Vielleicht reichte es nicht aus, um den HimmelClan für immer in Erinnerung zu behalten, aber es reichte, um ihn in das Gedächtnis der Katzen zu bekommen. Die Ältesten würden die Geschichten weitererzählen an ihre Nachfolger und diese dann an ihre. So würde man den HimmelClan für ein paar Blattwechsel nicht vergessen.

Sie half Schattenstern, einen Zweiten Anführer auszuwählen: die Entscheidung fiel auf Brombeerschweif. Fuchsauge hätte ihn fast nicht genommen, denn der dunkelbraune Kater hatte genug mit dem Aufziehen seiner Jungen zu tun, seit ihre Mutter tot war, aber er war am besten geeignet für diesen Posten und um nichts in der Welt hätte sie sich für Dornenrose oder Donnertatze entschieden.

An einem frühen Morgen in der Blattfrische war es dann endlich so weit. Fuchsauge verabschiedete sich von Graupelz – die Heilerin war ihr wieder freundlich gesinnt – und schlich sich dann aus dem Lager, ohne dass die FarnClan-Katzen etwas davon mitbekamen.

Die laue Luft tief einatmend, eilte sie auf das Moor zu und zögerte nicht, die Grenzen zu überschreiten. Schließlich wollte sie dem NebelClan einen wichtigen Besuch abstatten, um sich nach Segelsturm zu erkundigen.

Fuchsauge war sich sicher, dass der Bruder von Lilienstern etwas mit dem Verschwinden ihrer Freunde zu tun hatte und dass er genau wusste, wo sie sich befanden. Zielstrebig lief sie schneller.

Sie hatte wieder einen Plan, ein klares Ziel vor Augen und sie würde nicht eher ruhen, bis sie ihre Freunde gefunden hatte. Die Clans konnten warten. Letztendlich hatte sie Mondschimmer versprochen, keine neuen Kämpfe anzuregen.

Über den Nebeln des Moores hing der Mond noch am Morgenhimmel, blass und unscheinbar. Fuchsauges kupferfarbener Blick blieb an ihm hängen, solange sie ihn sehen konnte, denn sie hatte das Gefühl, dass er sie beschützte. Wie die hellgrau-weiß gefleckte Kriegerin, die seinen Namen teilte.

A/N: Tja, das war dann wohl das letzte Kapitel dieses Buches. Hiermit erkläre ich es für abgeschlossen, obwohl Fuchsauges Geschichte das sicher noch nicht ist.
Damit verabschiede ich mich von euch. Vorerst.
Danke, dass ihr so treue Leser wart ^^

Eure SilverySparrow

PS: Ich würde gerne eure Meinung hören, falls jemand Kritik hat. Auch eure Lieblingscharaktere und alles, was ihr sonst anmerken wollt, interessieren mich sehr. Fragen dürft ihr auch gerne stellen. Don't be shy ^^

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