Kapitel 19 Das Geheimnis um Ella

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Weil ich davon ausging, dass es ein langer Tag werden würde, entschied ich mich dazu, möglichst früh bei Linda zu sein. Ich hatte sie schon angerufen, dass ich mich auf den Weg machen würde und war mehr als nervös.

Wie wohl unser Gespräch verlaufen würde?

Was war, wenn sie mir am Ende doch nicht glaubte?

Und was war mit Ella?

Warum hatte nicht sie geantwortet, sondern ihre Mutter?

Mit der Hoffnung, dass all diese Fragen beantwortet werden würden, klingelte ich und wartete darauf, dass mir die Tür aufgemacht werden würde. Diese öffnete sich nach kurzer Zeit und vor mir stand eine Frau, die ich auf Mitte 60 schätzte. Sie hatte blonde Haare, die in einem Pony steckten und lächelte mich freundlich an. ,,Hallo Mila. Ich freue mich, dich endlich persönlich kennenzulernen. Komm doch rein, damit wir in Ruhe miteinander reden können.'' Ich war froh, dass sie nicht ansprach, dass ich bestimmt etwas blass um die Nase war und nicht gerade gesund aussehen musste. Linda führte mich in ihr Haus und deutete mir an, mich aufs Sofa zu setzen. ,,Wenn es für dich okay ist, würde ich uns beiden eine heiße Schokolade machen.''

,,Ja, sehr gerne'', bestätigte ich, während ich mich neugierig bei ihr umsah. Linda besaß im Wohnzimmer einen Kamin, auf dem sich drei Bilder befanden, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Auf dem ersten sah man Linda, die auf dem Foto deutlich jünger aussah, zusammen mit einem Mädchen, das ebenfalls blond war und eine Brille trug. Die Ähnlichkeit zu Linda war deutlich zu erkennen und ich war mir ziemlich sicher, dass dies Ella sein musste. Rechts von Ella befand sich ein junger Mann, der längere blonde Haare hatte und eine schwarze Jacke trug und auch in die Kamera lachte. Der Vater konnte es nicht sein. Dafür sah er viel zu jung aus. Es musste sich also höchstwahrscheinlich um ihren Bruder handeln. Im Hintergrund konnte man die Berge sehen und es war klar, dass dies ein Urlaubsbild sein musste. Auf dem zweiten Foto sah man nur den jungen Mann, der auf dem Bild noch ein kleiner Junge war und in seinen Händen ein Spielzeugauto hielt. Auf dem dritten Foto konnte man erneut Ella sehen, die ein weißes Kleid trug und einen Strauß in der Hand hatte. Neben ihr stand ein Mann in Anzug und ich begriff, dass die beiden am Tag ihrer Hochzeit fotografiert worden waren.

,,Wie ich sehe, hast du dir schon die Bild angeschaut'', hörte ich Linda hinter mir sagen und ich zuckte zusammen.

,,Tut mir leid ... ich ... Ich wollte auf keinen Fall irgendwie rumschnüffeln'', entschuldigte ich mich bei ihr, doch Linda schüttelte nur den Kopf.

,,Alles gut. Setz dich hin und ich erzähle alles, was du möchtest.'' Wir machten es uns auf ihrer Couch bequem und ich nahm mir meine Tasse, von der ich einen Schluck nahm. ,,Das auf dem Foto sind Ihre Kinder oder?''

Ein warmes Lächeln umspielte Lindas Mundwinkel und sie nickte mit dem Kopf ,,Ja, genau. Das sind meine Kinder. Meine Ella und mein Jamie.''

Jamie?

War das ... Konnte es tatsächlich sein, dass der Seelenführer Ellas Bruder war?

Das konnte doch kein Zufall sein ...

,,Wo sind ihre beiden Kinder jetzt?'', wollte ich von Linda wissen und hatte Angst vor ihrer Antwort, weil mir ein ungutes inneres Gefühl schon mitteilte, dass etwas schlimmes mit ihnen geschehen sein musste.

,,Ella war die beste Tochter, den man sich wünschen könnte. Sie war ein unglaublich braves und vor allem so schlaues Kind. Jamie war hingegen eher weniger folgsam gewesen und hatte immer seinen eigenen Dickkopf. Er ist eben ganz nach seinem Vater gekommen. Dieser hat sich leider von einem Tag auf dem anderen aus unserem Leben verabschiedet, doch wir haben auch ohne ihn das beste aus der daraus gemacht und waren eine glückliche Familie bis ... '' Linda machte eine kurze Pause und griff nach einem Taschentuch, mit welchem sie ihr Gesicht putzte. In ihren Augen waren Tränen und es brach mir das Herz, sie so zu sehen, selbst wenn wir uns kaum kannten. ,,Jamie ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, weil er beim Abbiegen nicht genügend aufgepasst hat. Er wurde von einem Auto erfasst und starb direkt noch an der Unfallstelle. Für mich und Ella war es der schlimmste Tag in unserem Leben.''

,,Es tut mir unglaublich leid, Misses Parker'', sprach ich betroffen meine Anteilnahme an sie aus.

,,Bitte nenne mich Linda, Liebes. Wenn wir uns schon solche Geschichten erzählen, können wir gerne zum Du wechseln. Jedenfalls ... Ella hat Jamies Tod nie ganz verkraften können und konnte nur daran denken, dass die beiden vor dem Unfall heftig miteinander gestritten haben. Sie hatte schon seit längeren versucht, ihn davon zu überzeugen, das Motorrad abzuschaffen, doch er hat nie auf sie gehört. Er ist mit seinen Jungs losgefahren und bei diesem Ausflug kam er dann ums Leben. Und mit ihm starb auch etwas in ihr. Meine Tochter war nicht mehr dieselbe Person und für mich als ihre Mutter war es unglaublich schmerzhaft, das mitanzusehen. Sie hat nur noch geweint und gemeint: ,,Das ist alles meine Schuld. Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass er geht. Wenn er doch nur auf mich gehört hätte, würde er heute noch leben.'' Es war einfach furchtbar. Es wirkte nicht danach, als würde es ihr irgendwann besser gehen. Doch eines Tages lachte sie wieder und ich war einfach nur unendlich glücklich, dass ich mein Mädchen wieder zurück hatte. Sie hat ihr Studium abgeschlossen und hatte auch die Traumhochzeit mit der Liebe ihres Lebens, die sie sich so sehr gewünscht hatte. Alles war auf dem Weg der Besserung, doch gleichzeitig wurde Ella immer schwächer. Ihr ging es oft sehr schlecht und sie hatte kaum etwas essen können. Ich musste sie sogar ins Krankenhaus fahren, weil sie ohnmächtig geworden ist und häufig Blut gespuckt hat. Die Ärzte hatten keine Erklärung dafür und ich habe mich so hilflos gefühlt. Dieser Anblick ... ich werde niemals in meinem Leben vergessen, wie krank meine Tochter ausgesehen hatte und doch gab es nichts, was ich dagegen hätte tun können. Sie starb mit 28 Jahren und ich weiß bis heute nicht warum.''

Linda konnte sich vielleicht keinen Reim machen, aber für mich machte das Ganze endlich Sinn. Jetzt war klar, warum mir Ella nicht hatte antworten können. Und nun verstand ich ebenfalls, warum Jamie so stark auf Matteo eingeredet hatte, dass er nicht in dieser Welt hätte bleiben können. Er wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutete, die Grenzen zwischen Leben und Tod zu verschieben. Denn er hatte seine Schwester verloren, weil die beide an ihrer Verbindung festgehalten hatten. Ella hatte ihren toten Bruder als Geist wiedergesehen und dieser war zum Seelenführer geworden, weil er dafür verantwortlich war, dass sie ihr Leben hatte geben müssen. Er hatte uns nicht belogen.

,,Linda ... Ich ... es mag bestimmt äußerst seltsam klingen, aber ich kann dir das erklären. Das wird aber eine etwas längere Geschichte werden. Du musst mir nicht glauben, aber bitte höre dir an, was ich zu sagen habe.''

,,Ich bin ganz Ohr, Mila. Wir haben den ganzen Tag Zeit. Und egal wie verrückt es klingen mag. Ich höre es mir an und glaube dir'', versprach sie mir und ich war sehr erleichtert, dass sie mich nicht anzweifelte.

Ich griff wieder zu meiner Tasse und holte kurz Luft, um mich sammeln zu können ,,Also, ich kenne zwar nicht Jamie, aber dafür mein Freund Matteo ...''

1244 Wörter

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