XVIII

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Dominik

Er schaut mir direkt in die Augen, während er einem jungen Mann die Zunge in den Hals steckt, sein Blick hat etwas Herausforderndes. Ich will, ich kann mir das nicht anschauen.

Die Gesichter der Menschen im Club sind nur eine dunkle Masse und egal, in welche Richtung ich laufe, ich sehe nur Noel, wie er einen Fremden küsst. Immerhin finde ich endlich die Theke.

Statt einem Barkeeper steht dort Mark, der mir grinsend einen Joint in die Hand drückt. „Mehr kann ich nicht für dich tun."

Als ich mich umdrehe, ist es kein Fremder mehr, den Noel küsst, sondern es ist eben Mark. „Du hattest deine Chance, jetzt darf ich ihn haben. Willst du zuschauen?"

„Nein", wimmere ich und werfe mich zur Seite. Mein Atem geht viel zu schnell und es dauert einen Moment, bis ich wieder weiß, wo ich bin.

Durch den Spalt im Rollo schein die Sonne und malt Streifen auf meinen Boden. Nachdem ich die Augen geöffnet habe, merke ich ein starkes Pochen hinter meinen Schläfen.

Ich habe keine Ahnung, wie ich gestern nach Hause gekommen bin. Fakt ist, dass ich es mal wieder total übertrieben habe. Und ich weiß ganz genau, warum.

Ein leises Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken und Ana schiebt ihren Kopf ins Zimmer. „Bist du wach?"

Ich nickte leicht und sie kommt ins Zimmer. In der Hand hält sie ein Glas Wasser und eine Tablette. Eine Art Morgenritual, die ich fast schon vermisst habe.

„Wie geht's dir?", fragt sie mit leiser Stimme.

Stöhnend setze ich mich auf. „Kopfschmerzen", murre ich leise.

Grinsend reicht sie mir das Wasser und die Tablette, die ich sofort schlucke. „Das kommt davon, wenn man zahllose alkoholische Getränke hintereinander runterkippt. Du warst gestern Abend echt nicht mehr ansprechbar, als ich dich aus dem Club gezerrt habe."

„Sorry", nuschele ich, „Das war so nicht geplant."

„Das glaube ich dir sogar", meint sie leicht lächelnd, „Aber es ist nie der beste Weg, Liebeskummer in Alkohol zu ertränken. Oder generell negative Gefühle."

„Ich hab keinen Liebeskummer", widerspreche ich sofort.

„Natürlich nicht", gibt sie zurück. In einer fließenden Bewegung steht sie auf und geht zu meinem Fenster. Sie öffnet das Rollo und lässt frische Luft in mein Zimmer.

Wegen der plötzlichen Helligkeit muss ich meine Augen zusammenkneifen. „Wo ist Ma?", wechsele ich das Thema.

„Draußen im Garten, sie schneidet den Flieder. Ich habe gehört, du wolltest nachher den Rasen mähen und die Hortensien schneiden", antwortet Ana.

„Ey, das ist dein Job", beschwere ich mich, doch sie lacht.

„Es ist aber nicht mein Job, dich nachts sturzbetrunken aus irgendwelchen Clubs zu holen", in der Tür dreht sie sich noch einmal um, „Dominik, hast du wieder gekifft?"

Ich schüttele den Kopf, doch dann zögere ich. „Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich glaube nicht, aber ich weiß es nicht."

Nachdenklich nickt sie, dann verschwindet sie. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber seit einem Jahr hat mich nichts so aus der Bahn geworfen, wie die Tatsache, dass Noel gestern mit einem fremden Mann verschwunden ist.

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