FOURTY-FOUR - Aberglaube oder Realität? - ✔️

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Aria POV

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Über eine Stunde sitze ich jetzt schon hier draußen und lasse mich vom Regen durchweichen, und noch immer fehlt jede Spur von meinem Bruder. Genervt schaue ich auf die Uhr, und lege die Stirn in Falten, als der große Zeiger noch immer auf der Zwölf steht. Es ist doch schon lange nach Mitternacht? Schnell krame ich mein Handy hervor, und stelle fest, dass meine Armbanduhr wohl stehengeblieben ist. Denn mein Handy sagt mir, dass es halb zwei nachts ist

Mit einem genervten Seufzer stecke ich mein Handy wieder in meine Manteltasche, und kuschle mich etwas mehr in den warmen Stoff, der sein Bestes gibt, um meinen Körper warm zu halten. Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee kam zuzusagen, doch Jeremy hat mich darum gebeten, um ein Uhr hier bei der Bushaltestelle zu sein, da er mir etwas sehr Wichtiges mitteilen will. Jetzt ist er schon eine halbe Stunde zu spät, und ich fange an mich zu fragen, ob das hier bloß ein dummer Streich von meinem Bruder ist.

Ich gebe ihm innerlich noch fünf Minuten, ehe ich wieder nach Hause gehen werde, und fange leise an, ein Lied zu summen. Ich schließe leicht die Augen, und wippe mit dem Fuß leicht hin und her, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Die Bank, auf der ich sitze, ist unangenehm hart, und die Temperatur des kühlen Eisens gräbt sich langsam durch meine Jeans hindurch.

Bald ist mein Hintern taub.

Leise kichere ich vor mich hin bei dem Gedanken, dass ich meinen Po nicht mehr fühlen könnte, und schüttle höchst amüsiert über mich selbst den Kopf. Gerade will ich weiterlachen, als ein Geräusch in der Ferne mich verstummen lässt. Ich lausche aufgeregt, und öffne die Augen weit, um mich umzusehen. Ich glaube, ein leises Lachen gehört zu haben, doch jetzt ist alles wieder ruhig.

Deutlich weniger amüsiert als noch vor wenigen Sekunden ziehe ich den Kopf wieder etwas ein, und werfe einen erneuten Blick auf mein Handy. Als dieses jedoch immer noch behauptet, es wäre genau halb zwei, schlägt mein Herz doch etwas schneller, und schnell stecke ich mein Handy wieder weg. Es kann doch nicht sein, dass die digitale Uhr meines Handys auch noch stehengeblieben ist, oder etwa doch?

Ich schließe leicht die Augen, fahre jedoch erschrocken hoch, als das Lachen erneut ertönt. Und diesmal in unmittelbarer Nähe. Mittlerweile höre ich meinen Herzschlag sogar, und mit steifen Bewegungen schaue ich mich um, bis ich einen dunklen Schatten entdecke, der sich mir nähert. Das leise, amüsierte lachen kommt von diesem Schatten, und anhand der Umrisse kann ich erkennen, dass die Person etwa einen Kopf größer ist als ich.

Das Lachen wird immer wie normaler, und ist nicht mehr so gruselig, wie noch vor einigen Sekunden. Auch die Umrisse werden immer deutlicher, und als ich kurzerhand mit meinem Handydisplay in die Richtung der Person leuchte, blickt mir das freundliche, spitzbübische Gesicht meines Bruders entgegen. Ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen, und ich könnte gerade selbst über mich und meine Angst lachen.

„Jeremy! Oh, wenn du wüsstest, was für eine Angst du mir gerade eingejagt hast." Jeremy lacht erneut, und diesmal hört es sich wirklich nach dem Lachen meines Bruders an. Es ist warm und vertraut, und ich kann nicht anders, als ebenfalls zu lachen. Sobald mein Bruder mich erreicht hat, nimmt er mich kurz in den Arm, ehe er sich neben mich stellt. „Wo warst du so lange? Und was willst du mir sagen?"

Jeremys Gesichtsausdruck wird ernst, und er sieht mich nachdenklich an. „Es ist nichts Schönes", sagt er leise, und Ich hebe eine Augenbraue. „Jetzt sag schon, ich bin nicht für nichts in diesem Regen gestanden." Mein Bruder lässt kurz seinen Blick über mich schweifen, ehe er seine Jacke auszieht, und sie mir über die Schultern legt. Nein, es nicht seine Jacke... es ist sein Jackett. Das Jackett, welches er beim Ball getragen hat.

Sobald er mir sein blütenweißes Hemd präsentiert, stelle ich erschrocken fest, dass es an manchen Stellen zerrissen, verbrannt oder durchlöchert ist. „Jeremy...", murmle ich erschrocken, und will mit der Hand nach den kaputten Stellen greifen, als Jeremy leicht zurückweicht. „Nein, nicht... fass das nicht an. Ria, du musst weg. Es ist noch nicht vorbei. Sie haben mich schon, und jetzt wollen sie dich... bitte Aria, geh weg, ganz weit weg, an einen Ort, wo sie dich nicht finden können."

Ich weiß nicht, wie ich auf das, was mein Bruder mir sagt, reagieren soll, und schüttle deshalb nur den Kopf. „Jeremy, was ist noch nicht vorbei? Und wer will mich?" Mein Bruder fängt nur hysterisch an zu weinen, und hält sich eine Hand auf den Brustkorb. Als ich zu ihr sehe, erkenne ich, wie sich sein weißes Hemd dunkelrot verfärbt, und Jeremy krümmt sich. „Geh weg, flüchte", flüstert er immer wieder, während ich versuche, meinen Bruder zu retten. Dabei weiß ich nicht mal, was er hat.

Panisch drücke ich auf seine Wunde, um das Blut zu stoppen, und dabei kommen mir immer wieder Bilder davon in den Sinn, wie ich Nicolas Schusswunde zugedrückt habe. Blut rinnt zwischen meinen Fingern durch, und es wird immer mehr. Jeremy liegt mittlerweile am Boden, und sein konstantes Flüstern wird immer schwächer. Als ich kurz aufstehe erkenne ich eine weitere Person, die direkt vor uns steht, und ich schreie entsetzt auf, als es Santos ist.

Nein, es ist nicht Santos.

Aber dieser Mann sieht ihm zum Verwechseln ähnlich. Er könnte Santos' Zwilling sein.

„Ria, lauf", raunt mir der Mann mit tiefer, rauchiger Stimme zu, und schießt auf meinen Bruder, der vor mir auf dem Boden liegt. Ein Blick in seine leeren, glasigen Augen gibt mir den Rest, und ich fange an zu schreien. Obwohl ich mir die Ohren zuhalte, dringt das ekelhafte, gruselige Gelächter des Mannes zu mir durch, und ich merke, wie ich langsam aber sicher durchdrehe.

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„Aria! Aria verdammt, wach auf!"

Der Mann, mein Bruder und die Bushaltestelle verschwinden langsam, und Liams Stimme dringt immer mehr zu mir durch. „Aria, hey, es ist alles gut. Es war nur ein Traum. Es ist alles in Ordnung." Ich öffne langsam meine Augen, und schrecke auf, als ich die braunen Augen meines besten Freundes sehe. Für einen kurzen Moment erscheinen die leblosen Augen von Jeremy vor meinem inneren Auge, doch schnell fange ich an, mich in der Realität wiederzufinden.

Zwar ist diese auch nicht gerade atemberaubend schön, aber immer noch besser, als den Tod meines Bruders live mitzuerleben.

„Jeremy", flüstere ich leise, und fange augenblicklich an, zu weinen. Liam nimmt mich sofort in den Arm, und streicht mir mit seiner Hand vorsichtig über den Rücken. Das Licht der Straßenlaternen dringt vage in mein Zimmer, und wirft einen Schatten auf meine Möbel, die mir im fahlen Licht Angst machen. In jeder Ecke sehe ich den Klon von Santos, und ich habe immer noch das Gefühl, Blut an meinen Händen zu haben.

„Können wir das Licht anmachen?", frage ich mit brüchiger Stimme, und Liam nickt sofort. Er löst sich kurz von mir, geht zu meiner Türe und drückt auf den Lichtschalter, der sich dort befindet. Sofort erhellt meine geliebte Lampe den Raum, und ich fühle mich wohler. Doch der Traum steckt mir noch immer in den Knochen. Ich weiß nicht, wieso, aber mich lässt das Gefühl nicht los, dass er eine Bedeutung hat. Dass ich Jeremys Warnung ernst nehmen, und auf mich aufpassen sollte.

Ich glaube, mein Bruder möchte mich wirklich vor etwas warnen, doch wieso sollte ein Mann, der Santos so ähnlichsieht, dabei vorkommen? Santos ist tot, sein Bruder auch, und seine Schwester ist meine beste Freundin.

Liam kommt wieder zu mir, geht vor meinem Bett in die Knie, und legt seine großen Hände auf meine, die meine Beine umklammert haben. Ich zittere am ganzen Leib, und das dringende Bedürfnis, meine Hände zu waschen, will einfach nicht weggehen. „Aria", raunt Liam leise, und ich hebe den Blick, um ihn anzusehen. „Ist alles gut?" Ich schlucke trocken, und entschließe mich dann, Liam von demTraum zu erzählen.

Ich schüttle den Kopf, und deute leicht neben mich. Liam kommt meiner stummen Bitte nach und setzt sich hin, meine Hände immer noch fest von seinen umschlossen. „Ich glaube, Jeremy versucht, mir was zu sagen", flüstere ich leise, und muss etwas darüber schmunzeln, wie das wohl gerade klingen mag. „Ich meins ernst. Also, naja, es war so... echt." Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen, und Liam sieht mich warm an. Er lacht kein bisschen darüber, dass ich wohl dem Aberglauben verfallen bin, sondern hört mir aufmerksam zu.

„Erzähl mir einfach was du geträumt hast. Es wird danach bestimmt besser sein, und dann können wir uns wenigstens zu zweit den Kopf darüber zerbrechen." Ich versuche mich an einem dankbaren Lächeln, und obwohl es wohl eher wie eine missglückte Fratze aussieht, erwidert Liam es.

„Also, ich stand an einer Bushaltestelle, weil Jeremy mir etwas Wichtiges mitteilen wollte. Meine Uhr blieb stehen, und kurz darauf auch meine Handy Uhr, was ich ziemlich komisch fand, aber ich habe mich nicht weiter damit befasst. Dann musste ich über etwas lachen, und plötzlich war da in der Ferne ein zweites Lachen. Es war so gruselig, wie in einem Horrorfilm. Das Lachen ist nähergekommen, und hat sich schlussendlich als das Lachen meines Bruders herausgestellt. Er hat mir gesagt, dass ich wegmuss, ganz weit weg. Dass sie hinter mir her sind, und dass es noch nicht zu Ende ist. Er hatte dasselbe wie am Ball an, und plötzlich hat er geblutet und ist zusammengebrochen. Und dann stand da plötzlich ein Mann, der wie Santos aussah, aber eben nur fast. Er könnte sein Zwilling oder so sein. Er hat auf Jeremy geschossen und gelacht, und Jeremy hat immer wieder wiederholt, dass ich flüchten soll. Und dann hast du mich geweckt."

Ich zittere immer noch, und schon nur bei dem Gedanken an den Traum würde ich am liebsten erneut laut schreien. Zu sehen, wie mein Bruder vor meinen Augen erschossen wird, und zu wissen, dass ich nichts tun kann, hat mich verrückt gemacht, und auch wenn es nur ein Traum war... irgendwas sagt mir, dass er gar nicht so weit von der Realität entfernt ist. „Ich verstehe, wieso du glaubst, dass das irgendwas mit der momentanen Situation zu tun hat", murmelt Liam leise, und kaut auf seiner Lippe rum, während er über meine Worte nachdenkt.

„Ich glaube, wir müssen Jer so schnell wie möglich finden, und dabei trotzdem sehr gut auf uns selbst aufpassen. Wenn er sagt, dass es noch nicht vorbei ist – und sei dies nur ein Traum -, dann ist es das wohl auch noch nicht. Außerdem wurde er bestimmt nicht grundlos entführt, und da das Ganze mit Santos auch noch nicht allzu lange her ist, könnten diese beiden Fälle gut miteinander in Verbindung stehen."

Zwar beruhigt es mich einerseits, dass Liam gleicher Meinung ist wie ich, andererseits beunruhigt es mich aber auch. Denn leider ist diese Meinung nicht gerade die Schönste.

„Wir müssen Jeremy finden", murmle ich leise, und Liam nickt. „Und zwar schnell." Eine Weile sagt keiner was, und ich überlege, wie wir meinen Bruder so schnell wie möglich finden können. „Komm, schlaf noch ein bisschen. Morgen kommen Gianmarco und seine Familie sowieso bei uns an, und dann können wir alles mit ihnen besprechen."

Ich nicke, und zusammen legen wir uns in mein Bett. Liam übernachtet bei mir, da ich mich alleine nicht mehr sicher gefühlt habe. Klar, meine Familie ist da, aber er ist nochmal anders. Ich kuschle mich in die Arme meines besten Freundes und schließe die Augen, um noch etwas nachzudenken. Ich merke, wie ich langsam wieder in den Schlaf abdrifte, und entspanne mich wieder etwas.

Bis mich plötzlich eine Erkenntnis trifft, die ich so nicht erwartet hätte.

„Liam", murmle ich, und mein bester Freund sieht mich fragend an. „Ja?" Ich schlucke trocken, und atme dann tief durch. „Was, wenn Jeremy nur entführt wurde, weil sie eigentlich mich wollen? Das war ja das, was er im Traum zu mir gesagt hat. Sie wollen mich. Sie sind hinter mir her. Was, wenn sie Jer nur als Köder benutzen, weil sie wissen, dass ich nach ihm suchen werde?"

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Was haltet ihr von den beiden Vermutungen, dass Aria's Traum ihr etwas sagen möchte, und dass Jeremy nur der Köder ist?

- xo, Zebisthoughts

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