THIRTY-FIVE - Suchst du das hier? - ✔️

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Aria POV

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„Und jetzt den Finger ganz leicht krümmen."

Ich spüre Raffaels Brust deutlich an meinem Rücken, während seine Hand auf meiner liegt, die gerade die schwarze Pistole umklammert. Seit Tagen bringt er mir unermüdlich bei, wie man schießt, und langsam glaube ich, dass ich mit noch viel mehr Übung tatsächlich gut werden könnte. Jedoch rennt uns die Zeit davon, denn sobald Nicola aus dem Krankenhaus entlassen wird, starten wir unseren Angriff auf Santos' Versteck, wo wir auch Alexa befreien werden.

Schon nur deshalb verbringen Raffa und ich fast den ganzen Tag in der Halle, in der mir auch von Nicola das Kämpfen beigebracht wurde. Dieses Training hat Raffael ebenfalls übernommen, und Liam wird gleichzeitig von Theo ausgebildet. Zwar hat er schon so einiges drauf, da er seit klein auf Kampfsport gemacht hat, doch einige Griffe und Taktiken muss er noch etwas auffrischen und verändern, damit sie noch effektiver sind.

Immerhin werden wir nicht in einen Kampf ziehen, bei dem es bloß um einen albernen Pokal geht. Wir werden in einen Kampf ziehen, bei dem jeder sein Leben gefährdet, und bei dem erst der Tod oder die Flucht über Sieg und Niederlage entscheidet. Und ehrlich gesagt schwitze ich fast Blut, wenn ich schon nur daran denke, dass ich bei genau diesem Kampf mittendrin sein werde.

Ich drücke ab, und tatsächlich treffe ich die Zielscheibe. Das ist heute schon das vierte Mal, und wenn man bedenkt, dass ich beim ersten Training eher rückwärts geschossen hätte, als die Zielscheibe zu treffen, ist das eine echt gute Leistung. „Wir müssen gleich Schluss machen", bemerkt Raffa, als er breit grinsend auf die Zielscheibe blickt, die ich getroffen habe, und ein Blick auf die Uhr lässt mich verwirrt zu ihm umdrehen. Es ist gerade mal vier Uhr nachmittags, normalerweise trainieren wir mindestens bis neun Uhr abends.

„Wieso denn schon so früh?" Raffa schmunzelt und entfernt sich etwas von mir. „Ich muss was mit Liam erledigen."

Raffa und Liam?

„Dad hat das so angeordnet, frag mich nicht wieso. Anscheinend ist es sicherer, wenn er und ich rausgehen, als wenn wir dich mitnehmen. Wenn du mich fragst, sehe ich das übrigens auch so." Ich seufze und lasse meine Hand sinken, in der noch immer die Pistole liegt. „Okay, dann frag ich mal bei Theo nach, ob er mir vielleicht noch ein paar Tricks zeigen kann." Raffa nickt, und nimmt mir die Waffe ab. „Das ist gut. Dann geh du schon mal rüber, ich bin gleich da."

Ich nicke und bücke mich zu meinem Frotteetuch, welches ich mittlerweile zum Training mitschleppe, damit ich nicht völlig verschwitzt in die Kälte muss. Ich tupfe mir schnell meine Stirn ab, ehe ich die Halle verlasse, und kurz darauf unser Haus betrete. Mittlerweile fühle ich mich hier immer wie wohler, und sehe es fast als mein eigenes Zuhause an. Immer direkt danach fühle ich mich schuldig, da das hier nicht mein eigentliches Zuhause sein sollte.

Mein Zuhause ist in Seattle bei meinen Eltern, Malia und Jeremy, und nicht hier in San Francisco, wo ich vor einem Drogendealer flüchten muss, und gleichzeitig Schuss- und Kampftraining erhalte. Zwar sind die Trainings natürlich auch für den Alltag sehr nützlich, schließlich lungern an meiner Highschool so einige vor Lust sterbende Jungs in den eher verlasseneren Fluren herum, aber hier lerne ich das Ganze in erster Linie eben nicht einfach nur für den Alltag.

Ich betrete mein Zimmer, und sofort spring mir der kleine Dekoweihnachtsbaum auf meinem Schreibtisch entgegen. Mit einem fast traurigen Lächeln denke ich daran, wie gerne ich Weihnachten gefeiert hätte, doch es war einfach nicht möglich. Die Feiertage haben wir weitestgehend wie jeden anderen Tag verbracht, nur Amy hat an Heiligabend und an Weihnachten etwas Außergewöhnlicheres gekocht als sonst.

Ich habe Nicola beide Tage lange besucht und mit ihm geredet, und zwischendurch haben wir uns auch ziemlich schlechte Weihnachtsfilme reingezogen, um uns etwas von der momentanen, eher misslichen Lage abzulenken, in der wir uns alle befinden. Tatsächlich haben wir recht viel gelacht, vor allem, weil wir uns über die Schauspieler lustig machen konnten. Manche Filme sind einfach wirklich schlecht, andere wiederum so kitschig, dass wir uns zur Sicherheit den Mülleimer als Kotzkübel herbeigezogen haben.

Geschenke hat es für niemanden gegeben, was ich verstehe, denn keiner hat auch nur eine Minute die Zeit gehabt, um überhaupt mal darüber nachzudenken, wem er was schenken soll. In vier Tagen ist Silvester, und ich habe keine Ahnung, wie wir den Abend verbringen werden. Ob wir überhaupt was machen werden. Ob wir dann überhaupt noch alle zusammen sind, denn Alexas Rettung soll übermorgen stattfinden.

Morgen soll Nicola endlich entlassen werden, und dann werden wir uns alle zusammensetzen und den schon einigermaßen aufgestellten Plan noch etwas ausbessern, damit auch sicher nichts schiefgehen kann.

Mit gemischten Gefühlen verschwinde ich mit einem Stapel frischer Kleider auf dem Arm im Badezimmer, und drehe kurz darauf die Dusche auf. Ich weiß nicht, wie ich es finden soll, dass Nicola bei der Rettung dabei sein wird. Zwar ist er schon wieder ziemlich fit, aber noch lange nicht so, wie sonst immer. Es wird für Santos und seine Männer unter Umständen ein leichtes Unterfangen sein können, sich Gianmarco's jüngsten Sohn zu schnappen, und ich will unter keinen Umständen, dass Nicola verletzt werden könnte.

Ich habe Gianmarco stundenlang darum angebettelt, eine Alternative für Nicola zu finden, damit er nicht mitkommen muss, doch die Situation hat mir deutlich gezeigt, dass wir ohne Nicola nur noch mehr im Schlamassel stecken. Auch wenn ich von Raffael wirklich hervorragend ausgebildet werde, können wir nicht auf einen ganzen Mann verzichten. Es wäre zu riskant, und wir brauchen schon nur Nicolas Erfahrung.

Es führt leider kein einziger, vernünftiger Weg dran vorbei, den Italiener mitzunehmen.

Nicht mal ein kaum begehbarer Feldweg.

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„Willkommen zu Hause", murmle ich, und schaue zu Nicola hoch, der neben mir gerade das Haus der Salvatores betritt. Etwas weniger als eine Woche war er jetzt im Krankenhaus, und laut ihm hätte er es keine Sekunde länger mit diesem Katzenfutter ausgehalten. Ob das Essen wirklich so schlecht war, oder ob da einfach der kleine Feinschmecker in Nicola gesprochen hat, sei jetzt mal dahingestellt.

Jedoch gebe ich Nicola Recht, wenn er sagt, dass Amys Essen um Welten besser ist als das Krankenhausessen. Nichts kommt auch nur annähernd an Amys Kochkünste heran.

Nicola geht die Treppe zu seinem Zimmer hoch, und ich beschließe, ihn erstmal zu Hause ankommen zu lassen, bevor ich seine Aufmerksamkeit wieder für mich beanspruchen möchte. Außerdem sollte gleich mein Training beginnen. Heute sind Raffa und ich sowieso schon etwas spät dran, da ich unbedingt mitkommen wollte, als Gianmarco seinen Sohn abholen ging, was Raffa aber verstanden hat. Also hat er sich Liam vorgeknöpft, bis ich komme.

Ich gehe ebenfalls die Treppenstufen hoch, und verschwinde kurz darauf in meinem eigenen Zimmer, wo ich eine Weile einfach nur etwas verloren in der Gegend rumstehe. Dann raffe ich mich mit einem lauten Seufzer auf, und fange an, meine Sportklamotten aus meinem Kleiderschrank zu ziehen. Vor einigen Tagen bestanden diese noch aus einem normalen Top und einer Leggings, da ich nur von Alexas Kleider profitieren konnte, doch inzwischen hat Gianmarco mir ein einheitliches Outfit gegeben, das jeder hier beim Training trägt.

Da es im Lager keine Kleider für Frauen gab, musste ich etwas länger warten, dafür passen sie mir jetzt wie angegossen. Soweit ich weiß, werden wir diese Kleider auch morgen tragen. Ich entledige mich meiner alltäglichen Kleidung, bis ich nur noch in Unterwäsche dastehe, und fange an, in die engen Leggings zu schlüpfen. Ich hüpfe einige Male ziemlich unweiblich auf und ab, bis ich den Bund der Leggings mehr oder weniger mühelos über meine Hüfte ziehen kann, und bleibe erschöpft stehen, als ich es endlich geschafft habe.

Dann drehe ich mich um und will nach dem Top greifen, als meine Türe ohne Vorwarnung aufgeht.

Erschrocken trete ich einen Schritt zurück, verheddere mich dabei jedoch in meiner Jeans, die noch auf dem Boden liegt, und taumle nach hinten. Panisch suchen meine Hände irgendwo Halt, doch ich greife nur ins Leere. Gerade als ich erwarte, mit einem lauten Knall auf dem Boden zu landen und mir womöglich den Kopf zu stoßen, umgreifen zwei Hände meine Unterarme, und ziehen mich wieder sicher auf die Füße.

Eine Weile starre ich perplex auf die beiden braungebrannten, tätowierten Hände, die immer noch sanft auf meinen Unterarmen liegen, und atme dann erleichtert auf. „Danke", murmle ich, und schaue zu Nicola auf, der mich schmunzelnd mustert. „Gerne, Tollpatsch", erwidert er grinsend, lässt meine Arme jedoch nicht los. Gerade will ich etwas sagen, als mir auf einen Schlag bewusstwird, dass ich nur im BH vor dem Italiener stehe, und augenblicklich knallrot anlaufe.

Ich räuspere mich ziemlich verlegen, und löse meine Arme schnell aus Nicolas Griff, um sie so gut wie es eben geht vor meinem Oberkörper zu verschränken, in der Hoffnung, so das meiste verdecken zu können. Nicola scheint auch erst jetzt so richtig aufzufallen, wie leicht ich gerade bekleidet bin, und eine Weile starrt er mich nur an. Dann schmunzelt er erneut, und lehnt sich an meinem Schreibtisch an.

„Du musst dich nicht verstecken, ich sehe nicht zum ersten Mal ein Mädchen im BH", meint er nur, und ich starre ihn wütend an. „Du musst auch nicht ausgerechnet jetzt einfach reinkommen", zische ich, und drehe mich demonstrativ weg. „Stimmt, ich hätte noch etwas früher kommen sollen."

Empört schnappe ich nach Luft und drehe mich wieder mit Schwung zu Nicola um, doch dieser steht nicht mehr bei meinem Schreibtisch. Um genau zu sein steht er direkt vor mir, und ich wiederhole den beinahe-Sturz von eben fast. Nicola jedoch hält mich schon vorher fest, und ich starre demonstrativ auf den kleinen Aufdruck seines schwarzen Pullis, um keinen Blickkontakt aufbauen zu müssen, und mich dann eventuell in seinen Augen zu verlieren.

Aber jetzt mal ehrlich - was heißt hier eventuell? Natürlich würde ich mich in seinem Blick verlieren, und eigentlich sehne ich mich auch danach - aber ganz bestimmt nicht nur im BH.

Nicola scheint sich prächtig über meine Verlegenheit zu amüsieren, denn ich vernehme sein leises Lachen über mir, was mich noch etwas röter werden lässt. „Lach du nur", murre ich, und hoffe, dass er bald endlich verschwindet. „Was machst du überhaupt hier?" Ich drehe mich schnell um, und suche den Raum nach meinem Top ab, damit ich mir wenigstens etwas überziehen kann. Doch natürlich ist dieses wie vom Boden verschluckt, und als ich mich genervt zu Nicola umdrehe, hält er es in der Hand.

„Suchst du das hier?"

Er wedelt mit dem schwarzen Stoff vor meinem Gesicht herum, und als ich versuche, danach zu greifen, ohne zu viel von meinem BH zu entblößen, lacht Nicola erneut leise. Ich greife einige Male hilflos nach meinem Top, bis ich endgültig genug habe von Nicolas Verhalten, mein Knie anhebe und voll in seine Weichteile treffe. Sofort krümmt sich der Italiener, und zufrieden greife ich nach meinem Oberteil, welches ich mir schnell überziehe.

Nicolas schmerzerfüllte Stöhner ignoriere ich dabei geflissentlich, wobei doch eine kleine Schadenfreude in mir hochkriegt.

„Scheisse, ich hätte damit rechnen sollen", zischt Nicola zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, und ich drehe mich mit einem tadelnden Blick zu ihm um. Mittlerweile hat Nicola sich auf mein Bett gesetzt, und atmet kontrolliert tief ein und aus.

Tja, leg dich nicht mit mir an.

„Also, wieso bist du hier?", frage ich erneut, und lehne mich an meiner Kommode an. „Mir war langweilig", murrt Nicola nur, und sieht mich kurz an. „Wobei es wohl schlauer gewesen wäre, einfach weiterhin vor Langeweile in meinem Zimmer vor mich hin zu vegetieren." Ich zucke nur mit den Schultern, und empfinde nicht mal ein kleines bisschen Mitleid.

Die Röte sitzt zwar sicherlich immer noch tief in meinen Wangen, und innerlich sterbe ich auch immer noch vor Scham, da Nicola mich jetzt im BH gesehen hat, aber ich versuche beide Dinge so gut wie möglich zu überspielen. Diese Genugtuung werde ich Nicola definitiv nicht tun.

Gerade will ich dazu ansetzen, etwas zu sagen, als meine Zimmertüre erneut ohne Warnung auffliegt, und ein aufgeregter Gianmarco in mein Zimmer platzt. „Versammelt euch im Wohnzimmer, sofort."

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Nicola ist wieder zu Hause ^.^

Und ich liebe diese Situation zwischen Aria und ihm xD

Was denkt ihr, dass Gianmarco mit den beiden besprechen will?

- Xo, Zebisthoughts

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