Don't forget - it's fiction!

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Am nächsten Morgen genießen die Jungs das Ausschlafen und das gemeinsame Frühstück in der Suite. Gerademal eine Woche ist es her, dass sie von Frankfurt abgeflogen sind. Für ihr Gefühl ist ein anstrengender Monat vergangen seitdem. Doch solange sie alleine sind, können sie gut vergessen, dass sie nicht mehr in dem kleinen Reihenhaus in Deutschland sitzen sondern Fotos schießend und das Tanzbein schwingend durch Europa rasen. Zufrieden seufzend lehnen sie sich zurück. Da klopft es an die Tür der Suite. Jeongguk macht auf – und steht vor Son Sung-Deuk und dem immer mitreisenden Physiotherapeuten Won-Ho.

„Na? Ausgeschlafen?"
Sung-Deuk grinst ihm entgegen.
„Ich hatte grade Besuch auf meinem Zimmer. Aber der hat sich nur verlaufen und wollte eigentlich hier hin. Dürfen wir reinkommen?"
Verblüfft und stumm tritt Guk zur Seite und lässt sie rein. Sie bieten den 'Gästen' einen Platz am Tisch und einen Kaffee an. Was jetzt wohl kommt?

Won-Ho ergreift zögerlich das Wort.
„Jungs, mir ist es am liebsten, wenn ich überhaupt nichts weiß. Ich bin für eure Gesundheit zuständig. Darum möchte ich gerne dich, Jimin, durchchecken und Dich massieren, damit du heute Abend besser durchhältst. Ich werde auch meine Massageliege im Backstage aufbauen. Darauf kannst du dich jeder Zeit ausruhen, wenn du während des Konzerts Zeit dazu hast, ich bin die ganze Zeit für dich da. Ein paar Verschnaufpausen habt ihr ja eingebaut. Ach, und hier sind Magnesium-Tabletten. Die nimm bitte, das hilft bei Verspannungen und Krämpfen."
Jimin greift sofort zu und wirft sich die Tabletten ein. Zum Glück hat er damit keine Schwierigkeiten. Dann baut der Physio seine Liege in Jimins Zimmer auf und macht sich daran, die vom Vortag noch verspannten Muskeln zu lockern und Jimin etwas aufzumuntern.

Derweil informiert Son Sung-Deuk die anderen Jungs darüber, dass sich im gesamten Staff Unruhe breit gemacht hat. Und dass sein eigenes Eintreten für die Gruppe zur Folge hatte, dass auch einige andere bereit sind, etwas mutiger zu werden.
„Wir sollten aber trotzdem zurückhaltend sein. Ich finde es wichtig, dass ihr wisst, dass viele hinter euch stehen. Genauso wichtig ist aber, dass wir PD nicht unnötig reizen. Das Ziel ist ja eigentlich nur, dass er Jimins Schwäche nicht mehr als Provokation ansieht und man deshalb wieder normal mit ihm reden kann. Und dieses Ziel erreichen wir bestimmt nicht mit offener Rebellion auf ganzer Breite. Hauptsache, Jimin kommt wieder zu Kräften."
Alle nicken. Diese Konfrontation hat ja niemand gewollt!

„Seid bitte um 13:00 Uhr satt und ausgeruht im Foyer, damit wir starten können. Wir werden nur Teile vom Durchlauf, ein paar Übergänge nochmal durchgehen. Dann das Fansign. Pause, umziehen, essen. Den Dolmetscher schicke ich zu euch, da müsst ihr euch nicht drum kümmern. Won-Ho wird dann nochmal nach Jimin sehen. Und sobald ihr auf der Bühne seid, gilt: Routine und Solidarität. Darin seid ihr sowieso großartig, ihr werdet das also mit und für Jimin schon hinkriegen!"

„Wann geht's eigentlich weiter nach Rom?"
Abrupt wechselt Tae das Thema. „Nach Rom geht's weiter am Montag. Warum?"
„Nur so ..."
Und nachdem sich Son Sung-Deuk verabschiedet hat, wendet er sich grinsend zu den anderen.
"Jungs, wir haben eine Mission zu erfüllen. Ich denke, das sollten wir heute Vormittag in Angriff nehmen. Wer weiß, ob PD uns morgen dazu Luft lässt. Wer kommt diesmal mit?"
Diesmal schließt sich Jin ihm an, und die beiden ziehen sofort los, um den Rest des Vormittags zu nutzen. Guk schmeißt sich an seinen PC, um das gesamte Foto- und Filmmaterial von den Tagen in Deutschland zu sichten und vorzusortieren. Namjoon und Yoongi machen sich derweil an eine noch mühsamere Recherche – sie begeben sich auf die Spuren nach ihrer eigenen BTS-Hintergrund-Story und versuchen, im Netz alle jemals veröffentlichen Filmchen, Musikvideos und Begleittexte zu finden und in die richtige Reihenfolge zu bringen. Puh, ist DAS mühsam.
„Allmählich kann ich Tina verstehen."
Yoongi starrt genervt auf seinen Bildschirm. Namjoon nickt nur und konzentriert sich wieder darauf, Google noch mehr Informationen zu entlocken. Aber dabei stoßen sie auch auf jede Menge mehr oder weniger schräger Theorien darüber und haben viel Spaß beim Studieren der blühenden Phantasie ihrer Fans. Außerdem führt Namjoon ein sehr langes Telefonat mit dem netten jungen Koreaner im Konsulat in Frankfurt. Er hat eine Bitte an ihn...

Das stress- und angstfreie Relaxen tut allen total gut, und so bummeln sie entspannt durch den Vormittag. Jimin ruht sich immerzu irgendwo aus, isst ununterbrochen Kleinigkeiten vor sich hin und studiert nebenbei den wegen ihm überarbeiteten Konzertablauf. Er möchte gerne so reibungslos wie möglich funktionieren und immer am richtigen Platz sein – wenn er schon alles durcheinander bringt. Hobi leistet ihm dabei Gesellschaft. Er macht den Stimmungsaufheller für Jimin, bringt ihn immer wieder zum Lachen und tut ihm einfach gut. Irgendwann schaut Namjoon in Yoongis Gesicht – und schiebt energisch den dezent irritierten Freund in das gemeinsame Zimmer zu seinem Bett.
"Schlaf bitte mal die steile Falte auf deiner Stirn weg! Du hast für heute genug geackert. Und du siehst grade aus, als bräuchtest du eine Pause."

Ab und zu gibt's auch mal Texting nach Deutschland. Aber insgesamt spüren die Jungs, dass sie nach und nach wieder in ihrem Leben ankommen – und die Herzensfamilie wieder an einen normalen Platz rückt. Diese Menschen sind zweifelsohne wichtig, aber eben nicht mehr in ihren Gedanken obenauf. Sie können sich darauf verlassen, dass Tina im entscheidenden Moment bedingungslos für sie da ist, aber eben nicht mehr mittendrin.

Grade, als die Hotelküche das Mittagessen in die Suite geliefert hat, kommen auch Tae und Jin wieder und führen strahlend ihre Beute vor.
„Du hast uns ganz schön was eingebrockt mit deiner 'Mission'", knurrt der inzwischen wieder aufgetauchte Yoongi.
„Das ist echt mühsam."
Tae kuckt etwas frustriert. Aber dann grinst Yoongi.
"Trotzdem ist die Idee genial. Und wenn alles fertig ist, müssen wir nur noch überlegen, ob wir die ARMY insgesamt damit beglücken oder lieber nicht. Denn die saukomischen Theorien, über die wir heute gestolpert sind, fliegen dann größtenteils auseinander wie zerplatzte Luftballons. Und das wäre eigentlich schade. In jedem Falle wird sie sich über das Ganze halb tot freuen. Und darauf freue ich mich jetzt schon!"
So plaudern sie während des Essens vor sich hin, machen sich dann startklar und fahren runter ins Foyer. Jimin fühlt sich deutlich fitter als noch 24 Stunden vorher und sieht nun dem Abend doch zuversichtlich entgegen. Als sie in der Halle ankommen, hat sich hinter den Kulissen schon einiges getan. Die Massageliege wird grade aufgebaut, bei allen Bühnenaufgängen und -Lifts stehen Stühle bereit, die wahlweise von Jimin genutzt werden können. Die Jungs wärmen sich auf und deuten noch einen Durchlauf an. So sind sie es gewohnt, so fühlen sie sich sicher.

Um17:00 Uhr ist das Fansign. 50 – überwiegend aufgeregt quietschende - Mädels werden an ihnen vorbei geschleust. Sie schreiben 50x ihre Namen auf irgendwelchen BTS-Merch, schütteln 50 Hände, beantworten 50 Fragen. Sie flirten, lächeln, nehmen Briefe an und lehnen höflich aber bestimmt den 3768.sten Haarreif mit Katzenohren und das 5443.ste Plüschtier ab. Bighit hat bekanntgegeben: Sie nehmen keine Geschenke mehr an. Und sie sind heilfroh darüber.

Wieder zurück zum Backstage, umziehen, schminken, bisschen einsingen, Muskeln aufwärmen, essen, den Dolmetscher instruieren, nervös werden. Und dann geht es los. Mit ihrem berühmten Handschlag und „Bangtan, Bangtan" - "Bangbangtan!" grooven sie sich ein, hoch motiviert, drücken alle nochmal Jimin. Der pustet nochmal aufgeregt durch, schließt die Augen und stellt sich das Schönste vor, was er kennt – das Bad in der Menge!

Dann stellt er sich mit den anderen in den Schatten der unbeleuchteten Bühne, in einer Reihe hintereinander, Tae vornean, Namjoon als Schlusslicht hinter ihm, der ihm im Dunklen noch einmal ermutigend über den Rücken streicht. So viel hängt ab davon, wie die ARMY aufnehmen wird, was Jimin ihnen gleich sagen wird. Er hat Angst davor, aber er weiß auch, dass es im Moment der einzig richtige Weg ist.

"Fake Love". Das 1. Madrid-Konzert kann beginnen. Es folgen die Begrüßungsreden, die Aufregung steigt. Als die Reihe an Jimin kommt, schließt er wieder die Augen und atmet tief durch.

Unruhe entsteht im Saal, als Jimin groß auf dem Screen zu sehen ist. Plötzlich sieht man überdeutlich, WIE dünn er ist. Tae hopst neben ihn, legt seinen Arm um ihn und bereitet ihm den Weg.
„Hei Guys! Ich habe eine Bitte an euch. Wir lieben euch und eure Begeisterung. Aber könntet ihr einfach mal nur zuhören, was Jimin euch sagen möchte? Das wäre echt cool. Ich wüsste gerne, ob es möglich ist, dass wir hier vorne hören können, dass in der letzten Reihe ganz da hinten", – er deutet mit seiner Hand ans Ende der Halle und schaut in die Ferne – „jemand niest."

Tatsächlich wird es schlagartig mucksmäuschenstill in der riesigen Halle, nachdem der Dolmetscher die Bitte übersetzt hat.
Geht doch ...
Mit wackliger Stimme setzt Jimin zum Reden an.
„Hei Guys!"
Jubel will aufbranden, aber Tae hält sofort den Finger an die Lippen - und gibt ein Daumenhoch, als es gleich wieder leise wird.

„Ich finde es cool, dass ihr alle da seid! Wie ihr sehen könnt, bin ich zur Zeit nicht richtig fit. Was mich so fertig gemacht hat, waren die Morddrohungen letztes Jahr und das viele Gewühl an den Flughäfen und der Mangel an Privatleben. Aber was mich stark macht, ist das Gefühl, dass ich mit den tollsten Fans der Welt eine super Party feiern kann. Ich möchte mit ganzem Herzen das tun, was ich am allermeisten liebe: voller Power ein tolles Konzert hinlegen und damit euch, unsere treuen ARMY's glücklich machen. Ich möchte unsere Musik zum Leben erwecken, eure Gesichter strahlen sehen, mit euch zusammen so richtig abgehen. Nur, dass das mit der Power grade nicht geht. Ich habe Angst, dass ich euch enttäusche, obwohl ihr so lange auf uns gewartet habt. Aber ich muss mit meinen Kräften haushalten und kann nicht so abgehen, wie ich das gerne möchte. Wollt ihr mit mir feiern und mir helfen, gut durch diesen Abend zu kommen? Dann schaffe ich das!"

Während Jimin sich frei spricht und nach und nach spürt, dass es richtig ist, das jetzt zu tun, kann man eine Stecknadel fallen hören in der riesigen Halle. Nachdem er geendet hat, ist es noch einen Moment lang gespenstisch still, bevor die Fans anfangen, rhythmisch in die Hände zu klatschen, und dazu immer schneller „Park Jimin, Park Jimin" skandieren. Die Halle tobt, viele, viele Handherzchen strecken sich ihm entgegen. Jimin steht vorne und atmet tief durch. Er weiß grade nicht, ob er weinen oder lachen, weglaufen oder tanzen soll. Aber – ja, sie werden ihn tragen, und wenn es sein muss, bis ans Ende der Welt!

Jetzt muss er nur noch bis zum Ende durchhalten. Passenderweise folgt als erstes Lied nach der Begrüßung „Save me". Die nächsten Songs sind von der Singer-Line, dann ein Zwischenfilm, Euphoria von Jeongguk. In der Zeit legt sich Jimin tatsächlich hin hinter der Bühne und klappt einen Moment die Augen zu. Die Mädels vom Staff machen ihre Arbeit ganz leise, und eine deckt ihn zu. So hangelt sich Jimin mit Minutenschläfchen durch den Abend, gibt bei Choreos, wo er zentral ist, Vollgas, wie bei "Spring Day", und lässt die anderen machen bei den ganz harten Dingern wie "Fire" oder "Mic Drop". Ab und zu sitzt er auch, und man sieht, wie sehr ihn alles anstrengt. Doch gleichzeitig hat er dieses Strahlen von innen heraus, das die Fans so lieben. Keine Kante zwischen Bühnenelementen, kein Texthänger, keine schiefen Noten. Die anderen sechs fangen alles auf, stützen ihn, stehen nahe bei ihm, ermuntern ihn.

Und wo immer er am Bühnenrand auftaucht, fliegen ihm die Herzen zu. Bei den Abschiedsreden sitzt er mal wieder, schwer atmend, ziemlich am Ende, aber glücklich. Und seine Worte an die wunderbare ARMY fallen entsprechend liebevoll und dankbar aus. Da hat er plötzlich eine witzige Idee, grinst von einem Ohr bis zum anderen und schiebt noch ein paar Worte hinterher.
"Wir müssen übrigens noch für Sonntag Abend einen Tisch in einem ganz bestimmten Restaurant reservieren. Der Besitzer kann sich ja beim Radio melden, wenn er das hier mitkriegt. Dann wissen wir Bescheid."
Die anderen sechs schütteln den Kopf, müssen aber gleichzeitig auch lachen. – DAS ist eine seeeeehr gute Idee!

Zum Abschluss des Konzerts gibt es noch „Born Singer" anstatt „Best of me", denn das funktioniert ohne Jimin nicht. Weil es keine Drehbühne gibt, machen sie es wie im Übungsvideo – sie drehen sich mit den Füßen wandernd im Kreis, wofür sie viel Gelächter ernten. Und dabei schieben sie Jimin, der ja in einem Drehstuhl sitzt, einfach mit. Denn jetzt ist endgültig Schluss, heute geht er keinen Schritt mehr. Am Ende schieben Guk und Tae ihn mitsamt dem Stuhl von der Vorbühne zur Hauptbühne, und wo immer er vorbeisaust, gibt es Herzen und Laola-Welle. Erst, als sie mit der absinkenden Hebebühne unten angekommen sind, kippt er einfach aus dem Stuhl und bleibt liegen. Geschafft und am Ende. Vom Rest des Tages - dem Umziehen, der Heimfahrt, einer letzten Massage, wie die anderen ihn ins Bett packen – kriegt er nicht mehr viel mit. Aber er hat es geschafft, und die ARMY steht hinter ihm. Am nächsten Tag werden sie das Echo im Netz checken müssen, aber ohne Jimin, der soll das gar nicht an sich ranlassen, bevor die anderen es gefiltert haben. Und am Sonntag werden sie das Echo von PD erleben und sehen, was dann aus dem Ganzen wird.

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23.12.2018    -    1.4.2019    -    17.11.2019
2.4.2020