Karfreitag - 10.4 - Eiffelturm

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Don't forget - it's fiction!

Für die meisten ist das sicher harmlos, aber Leute, die so extrem wie ich nicht schwindelfrei sind, sollten vielleicht in diesem Kapitel nicht zuuuu sehr ihre Phantasie anstrengen ... Ich hab gegoogelt nach dem Weg nach oben, damit ich das richtig schreibe, und mir ist tatsächlich bei den Youtube-Clips schon schwummrig geworden.

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Wie rundum verglaste Gondeln einer Bergbahn in den Alpen kleben die Aufzüge an den schrägen Füßen des Eiffelturms und schrauben sich durch das Gestänge in schwindelnde Höhen. Weil die ganze Konstruktion fast ausschließlich aus Schrägen besteht, wird der Gleichgewichtssinn ausgehebelt, egal wohin man schaut. Es geht über mehrere Ebenen, Lampen blinken, irgendwas zischt, es klackert, ein schleifendes Geräusch begleitet die Fahrt, die Lämpchen neben dem Fahrstuhlführer blinken. Und die Autos unten auf der Straße werden immer kleiner. Reizüberflutung pur.
Dagegen war der Baukran beim Bunjee-Jumping ja ein mickriges Streichholz!
Mir wird vom Zusehen schlecht – das Shooting geht offensichtlich oben weiter!

Was ich IN der Kabine sehe, killt mich allerdings genauso: Tae hockt auf dem Boden, von Jimin umschlungen. Hobi krallt sich in Guks Jacke und versteckt sein Gesicht an seinem Hals, während der mit dem einen Arm Hobi umfängt und mit dem anderen seine Handykamera abwechselnd in das Gestänge, auf die Straße oder auf seine Kumpel richtet. Auch Namjoon, Jin und Yoongi bilden ein Knäuel, die Atmung hektisch, die Augen zu gekniffen, die Fäuste geballt. Namjoon und Jin vor Angst, Yoongi wahrscheinlich vor Wut.
Die sind ja echt „lustig". Die Jungs sind doch in dem Zustand für ein Shooting überhaupt nicht zu gebrauchen!

Aber es gibt keine Gnade. Auf der zweiten Plattform müssen sie umsteigen in den Lift, der weiter nach oben führt. Da die Spitze sich ab jetzt immer stärker verjüngt, sind die Aufzüge innerhalb des Gestänges und hängen fast wie Pater Noster aneinander – einer rauf, einer runter. Mir bleibt beinah das Herz stehen, als sie in schwindelnder Höhe NOCHMAL den Lift wechseln müssen, einfach über eine kleine Plattform mit Geländer hinüber. Diesmal geht nicht nur Tae in die Knie, alle vier Wackelkandidaten kommen nicht auf die andere Seite ohne Hilfe. Die Gondeln werden kleiner, nun werden sie darum auch noch getrennt. Den atemberaubenden Blick auf die in der Sonne glitzernde Seine genießt im Moment definitiv niemand, nicht mal Guk. Immer wieder schickt er mir die nächste Etappe und filmt dann sofort weiter.

Ich bin ja selbst nicht schwindelfrei und kann darum so gut nachfühlen, wie es ihnen grade gehen muss. Ich habe allmählich echte Angst um meine Bangtan Boys. Hektisch tippe ich in den Gruppenchat.
Mother.of.our.Hearts:"14:47   Passt auf euch auf und lasst euch zu NICHTS zwingen!"

Oben müssen sie auf die Aussichtsplattform raus. Tae und Hobi schauen sich an – und gehen auf alle Viere. So kriechen sie aus dem Lift und bleiben mitten auf der Fläche mit gesenkten Köpfen hocken. Als sie aufgefordert werden aufzustehen und sich mit den anderen zusammen ans Geländer zu stellen, damit das Shooting weitergehen kann, setzen sich die anderen fünf einfach drumrum. Stumm, die Köpfe schüttelnd, Hände haltend, verharren sie so, bis sie endlich in Ruhe gelassen werden. Zumal sich Tae die Hand vor den Mund hält und offensichtlich mit einem Würgereiz kämpft. Im Hintergrund sieht man ein paar Leute vom Staff hektisch diskutieren.

Superhirn:"15:00    Was sollen wir tun???"
Ich antworte sofort.
Mother.of.our.Hearts:"15:00    ATMEN!"
Mother.of.our.Hearts:„15:01   Dreht euch zueinander, atmet euch ausführlich in die Ruhe. Nehmt eure Erinnerungsstücke in die Hand, falls ihr sie da habt. - Und wenn es dann möglich sein sollte, steht auf und macht doch ein paar Fotos. Nur wenn es wirklich geht. Aber es würde euch stolz machen, es geschafft zu haben. Das braucht ihr!"

Atmen. Jimin weiß offensichtlich sofort, was ich meine, und leitet es an. Mit leiser, leichter Stimme führt er seine Freunde tatsächlich in die Ruhe. Das Zittern, das Klammern hören auf. Dann sehen sie sich an. Weil Namjoon die Augen geschlossen hat, liest Guk dann noch einmal vor, was ich geschrieben habe. Schweigen. Schlucken. Wieder sehen sich Tae und Hobi an. Ein kurzes Gespräch – dann stehen sie auf, und die trittsicheren Jungs führen die anderen mit geschlossenen Augen in die Nähe das Geländers, drehen sie Richtung Mitte um, bauen sich als Gruppe auf und halten sich. Die Fotografen werden aufgefordert, ihre Lichtschilder, Kameras und sonstige Technik fertigzumachen. Die Backstage-Mädels tüdeln nochmal mit Püderchen und Bürsten an ihnen rum. Erst als alles bereit ist, drückt Guk sein Handy jemand vom Staff zum Filmen in die Hand. Dann beruhigen sie nochmal die Wackelkandidaten. Die öffnen daraufhin die Augen, atmen tief durch und schauen einigermaßen professionell in die Kameras. Es folgen drei Minuten Blitzlichtgewitter vor strahlend blauem Himmel und jeder Menge Eisenstangen, bevor die vier nicht schwindelfreien Jungs wieder auf die Knie gehen und in Richtung Fahrstuhl krabbeln. Die Fahrt runter filmt Guk nicht mehr, er konzentriert sich darauf, den anderen zu helfen. Aber ich weiß ja sowieso, wie der Weg ist. Und durch was für eine Quälerei sie durch müssen. Ich hoffe nur inständig, dass sie nun eine Pause kriegen.

Äffchen:"15:29    Wir leben noch. Hab grade das Gebüsch 'verziert'."

Guk:"15:29    Danke für den Support!"

Superhirn:"15:29    Jetzt weiß ich, was du meinst mit 'die sollen vorher mit uns absprechen, was sie vorhaben, und uns ein Vetorecht geben'. Das war die Hölle. Und kein Fan will DAS sehen."
Ich antworte schnell.
Mother.of.our.Hearts:"15:33   Jungs, ich habe mitgefiebert und bin echt unsagbar stolz auf euch. Ich sehe in jeder Sekunde, wie sehr die Zeit hier euch nochmal zusammengeschweißt hat. So schafft ihr das!"

RasendesMilchreismonster:"16:45   Keine Gnade. Aber wenigstens geht's im Louvre nicht so rauf und runter, und auf die Pyramide werden sie uns wohl nicht klettern lassen dürfen..."

Mich packt dermaßen die Wut auf PD und die ganze BTS-Verschleißmaschinerie, dass ich es kaum aushalte in meinen vier Wänden. Wie ein Tiger mit Hospitalismus drehe ich meine Runden im Wohnzimmer und schimpfe laut vor mich hin. Meine Gedanken rasen.
Wollen die jetzt ernsthaft alle verlorene Zeit wieder reinholen, indem sie die Jungs von einem Punkt zum nächsten scheuchen? Es war doch eben offensichtlich, dass das nicht geht. Tae kotzt doch nicht aus Vergnügen ins Gebüsch! Und Jimin braucht weniger. Nicht mehr!

Den Rest des Tages verbringe ich wie eine überdrehte Spieluhr im Ausnahmezustand, Schützenhilfe leistend (Namjoon), ermunternd (Hobi), an Essen und Trinken erinnernd (Jimin), lobend (Jin), beruhigend (Yoongi). Tae geht es schon beim Anblick des Louvre wieder gut, er wittert die Schätze darin und puscht die anderen durch das Shooting vor der Glaspyramide. Und Guk ist der stoische Ruhepol und Kraftquelle für alle anderen, und lotst sie durch den Tag.

Wenn ich ihm das vor acht Tagen gesagt hätte, er hätte mir mit Sicherheit einen Vogel gezeigt. Er ist einfach großartig. Oh – und jetzt weiß ich auch, wie ich ihn einspeichere: GoldenBunjee.
Vielleicht fällt mir irgendwann noch was Besseres ein, aber heute war er einfach genau das – der Goldjunge, der Bunjee-Jumping liebt, völlig schwindelfrei ist und deshalb für alle zusammen die Nerven bewahren konnte, diese furchtbare Situation da oben zu meistern. 

Die Nachrichtenflut der Jungs ebbt dann etwas ab. Sie wollen einfach nur noch fertig werden und dann ins Hotel und ins Bett. Morgen wird ein harter Tag. Und morgen wird sich auch zeigen, wieviel Jimin überhaupt aushalten kann. Denn natürlich hat er noch lange, lange nicht seine alte Form zurück. Morgen ist das erste Konzert, und das muss er bestehen. Wie gut, dass er sich absolut auf die anderen verlassen kann!

Auf der Fahrt zurück ins Hotel schreibt mir Namjoon noch, dass sie versuchen wollen, dass sie doch endlich mal mit PD wieder ins Reine kommen. Sie wollen ihren CEO nach dem Abendessen noch einmal zu einem Gespräch bitten, zu einer Aussprache. Sie haben beschlossen, ihm ausführlicher von ihrer Zeit bei uns, den Ereignissen, Schwierigkeiten und Veränderungen zu erzählen, und hoffen, dass er dann mehr versteht, dass er SIE endlich versteht.

Ich gehe wegen der SiMSeritis zum ersten Mal seit vielen Jahren am Karfreitag nicht in den Gottesdienst zur Todesstunde Jesu. Dabei fällt mir auf: der ist immer um 15:00 Uhr. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem Hobi und Tae auf dem Eiffelturm vor lauter Höhenangst in die Knie gegangen und beinahe tausend Tode gestorben sind.
Na, das passt ja ... 

Voller Unruhe beschäftige ich mich planlos bis in den Abend hinein. Was dann in ihren Nachrichten von dem Gespräch mit PD steht, lässt mich jedoch kaum ruhiger werden. Irgendwas geht da ganz gewaltig schief, und für keinen von uns ist greifbar, was denn eigentlich.

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11.12.2018    -    18.3.2019    -    16.8.2019
16.11.2019    -    1.4.2020

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