Karsamstag - 11.1 - Sehnsucht nach Normalität

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Don't forget - it's fiction!

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Ich wache auf am Ostersamstag Morgen und bin ganz froh, dass es ein Tag voller Routine sein wird. Der Tag gestern war so lang und anstrengend und nervenaufreibend wie schon lange keiner mehr. Die Jungs vermelden mir ein glückliches Brotfrühstück und brechen dann auf in die Konzerthalle. Da werden sie heute kaum noch rauskommen. Ich dagegen halte mich fest an Dingen wie Ostereinkauf erledigen, Osterstrauß aufstellen und mit Ostereiern schmücken, Osterfenster neben der Haustür dekorieren, Osterkörbchen für die Familie füllen, Osteressen vorbereiten. Maja hilft mir beim Schmücken. All die Jahre habe ich das alleine gemacht, aber sie hat Lust, mit mir gemeinsam zu werkeln.

Außerdem stelle ich die winzigen Schokoladenschäfchen und Schokokäfer bereit, die ich früh am Morgen noch vor dem Gottesdienst immer auf den Fensterbrettern der Nachbarn verteile. Ich bin sozusagen immer der Osterhase der Nachbarschaft. Dazu gönne ich mir die Matthäuspassion von Bach, versinke in der Musik und lasse immer wieder meinen Tränen freien Lauf, weil diese Musik einfach das Herz bewegt. Es tut gut, in die Normalität des Alltags und der Familienrituale einzutauchen. Aber irgendwann habe ich einfach alles erledigt, obwohl wirklich auch das allerletzte Osterei irgendwo hängt. Und schon werde ich wieder kribbelig. Während Markus unser Mittagessen kocht, schreibe ich die Jungs an.

Mother.of.our.Hearts:„13:01 Hallo! Wie läuft es bei euch? Seid Ihr wieder gut reingekommen in eure Konzertroutine?"

Es dauert eine Weile, bis ich Reaktionen bekomme. Wahrscheinlich sind sie noch am Durchlauf dran und können deswegen nicht antworten. Das dürfte nach der langen Zwangspause auch echt nötig sein. Aber dann ruft mich irgendwann doch das Bangtan Sonyeondan" zurück an meinen Apparat.

Äffchen:"13.16 Hallo zurück! Ja, hier läuft alles prima. Einfach alle sind unglaublich nett und aufmerksam zu uns. Und alles ist ziemlich entspannt, weil PD nicht mit in die Halle gekommen ist. Das hätte uns wahrscheinlich ziemlich nervös gemacht."
GoldenBunjee:"13:17 Ahhhh, das Essen wird geliefert!"

Superhirn:„13:19 Hallo, Tina! Hier ist alles gut soweit. Ich bin unglaublich froh, dass wir bei Euch wenigstens ab und zu trainiert haben. Sonst hätte ich alles vergessen. Ich musste mich unglaublich konzentrieren, um das Programm auf die Reihe zu kriegen. Und morgen werden wir alle an Muskelkater sterben."
Mother.of.our.Hearts:„13:20 Das ist aber kein schöner Tod!"
Carepaket:„13:20 Bzw. für jeden einzelnen Schritt mit unseren Muskeln diskutieren müssen, ob der denn nun wirklich auch noch nötig ist ... Sterben wollte ich eigentlich jetzt noch nicht."
Flummi:„13:21 Stellt Euch nicht so an ..."

RasendesMilchreismonster:„13:22 Ah - das französische Brot ist aber auch nicht zu verachten!"
Mother.of.our.Hearts:„13:22 Stimmt. Frankreich gehört zu den Ländern, wo ein Deutscher problemlos hin reisen kann. Zumindest, was das Brot angeht ..."

GelberGeist:„13:22 Hallo, Tina! Das war zwar ziemlich anstrengend, aber ich hab alles ganz gut hingekriegt. Ich freue mich auf heute Abend. Und ich esse auch grade, dann lege ich mich hin, bin ganz brav!"
Mother.of.our.Hearts:„13:24 Jimin, Du musst nicht 'brav' sein. Du darfst gut zu Dir selbst sein! Mach, was Dir gut tut. Ich bin in Gedanken ganz dolle bei Euch."

Äffchen:„13:25 Was hast Du heute bisher getrieben? Werdet Ihr heute Abend versuchen, uns zu sehen?"
Mother.of.our.Hearts:„13:26 Klar werden wir das versuchen. Wir hoffen auf irgendeinen Livestream, der nix kostet. Dann sind wir direkt dabei. Wir haben den ganzen Vormittag lang Ostern vorbereitet. Maja und ich haben das Haus geschmückt und für unser Familienostern bereit gestellt. Und morgen früh um 5:00 stehen wir wieder auf, um in die Kirche zu gehen."
RasendesMilchreismonster:„13:28 FÜNF UHR!!! Wie gruselig ist das denn!?! So früh??? Und freiwillig???"
Mother.of.our.Hearts:„13:29 Total freiwillig. Du weißt nicht, wovon Du sprichst. Es ist wundervoll. Denn Ostern ist das Fest, wo wir die Auferstehung Jesu feiern, das neue Leben. Es ist ein frühlingsfrisches fröhliches Fest. Und es ist einfach wunderbar, um 6:00 in der ganz dunklen, stillen Kirche zu sitzen und dann mitzukriegen, wie draußen langsam die Sonne aufgeht und die ersten Vögel zwitschern und das Leben erwacht."
RasendesMilchreismonster:„13:31 Amen. Um die Uhrzeit erwacht bei mir noch überhaupt nichts. Da krieg ich nicht mal die Augen auf, wenn ich nicht muss."
Äffchen:„13:32 Same."
Superhirn:„13:32 Jungs, benehmt Euch!"
Mother.of.our.Hearts:„13:33 Schon gut, Joonie. Du musst mich nicht verteidigen. Immerhin weiß Yoongi, wo das Amen hin gehört. Das ist doch schon mal was ..."
RasendesMilchreismonster:„13:33 Pffff ..."
Superhirn:" 13:33 Selbst Schuld ..."

Carepaket:„13:33 LOL. So. Essen ist vernichtet. Pause!"
GelberGeist:„13:33 Das war lecker! Vor ein paar Wochen hab ich nicht mehr dran geglaubt, dass ich das mal wieder sagen würde ..."

Äffchen:„13:34 Jimin, leg Dich doch ein bisschen hin. Du brauchst Deine Kraft."
GelberGeist:„13:34 Ja, Mami. Ich will nur ..."

Superhirn:„13:35 Jimin, schlaf!!!"
Carepaket:„13:35 Jimin, schlaf!!!"
GoldenBunjee:„13:35 Jimin, schlaf!!!"
Flummi:„13:35 Jimin, schlaf!!!"
RasendesMilchreismonster:„13:35 Jimin, schlaf!!!"

GelberGeist:„13:36 chrrrr .. chrrr ..."
Äffchen:„13:35 Jimin, mach Dein Handy aus!!!"
GelberGeist ist offline.

RasendesMilchreismonster:„13:37 Geht doch. Ich bin dann auch mal weg."
RasendesMilchreismonster ist offline.

Man, was tut das gut, dass die Jungs so im Albermodus sind. Sie halten gut zusammen, sind fröhlich und strahlen Zuversicht aus. So kann das Konzert heute Abend gelingen. Ich bin ein bisschen beruhigt, schnappe mir ein Buch und setze mich auf der Gasse in die Sonne.

Bei uns in der Siedlung hat sich auch allmählich wieder der Alltag eingestellt. Alle Haushalte haben Großputz und Großeinkauf gemacht, die jüngeren Kinder genießen es, dass sie wieder auf der Gasse toben oder Fußball spielen können - die Eltern auch ... Sogar der Müll ist schon einmal abtransportiert worden. Da haben sich die Stadtwerke echt selbst überholt.

Majas Freundin Sonja von gegenüber, die ja die Auslöserin war, dass wir vor einem halben Jahr so auf K-Pop und BTS abgefahren sind, war wohl in der Stadt. Sie kommt grade mit dem Fahrrad nach Hause und winkt mir fröhlich zu. Sie hatte natürlich, als die Jungs noch da waren, mal zu uns rüber kommen dürfen auf ein Plauderstündchen. Sie war hin und weg vor Glück. Und die Jungs waren begeistert von dem T-shirt, das wir ihr letztes Jahr zum Geburtstag haben drucken lassen. Denn sie wollte unbedingt ein Shirt, auf dem alle drauf sind, weil sie alle gleich mag. „Alle" gibt's aber nicht, auf dem normalen Merch ist immer nur einer drauf. Und so sind wir selbst kreativ geworden, haben uns passende Fotos gesucht und ein T-shirt drucken lassen.

Die Mädels haben sich heute für den Nachmittag verabredet, um ausführlich die Ereignisse der letzten Tage durchzuhecheln. Deshalb schmeißt Sonja nun ihre Tasche einfach bei sich zu Hause in die Garderobe und kommt dann gleich über die Gasse geschlappt. Bald schon hört man es aus dem Mädchenzimmer giggeln und schnattern. Und dann einen lauten, ziemlich langen und ziemlich enthusiastischen Quietscher!
Aha, jetzt weiß sie es ...
Denn bei der Gelegenheit erfährt Sonja nun, dass wir acht Tickets für London haben und eines davon natürlich für sie ist. Ich glaube, so schnell ist sie noch nie gerannt. Sie nimmt sich nicht mal die Zeit, ihre Schuhe anzuziehen, sondern rast auf Socken über die Gasse. Ihre Mutter kommt mit zu uns, ist aber mal wieder zu skeptisch. Schon für Am*dam hatten wir ziemlich bohren müssen. Und ich glaube, sie war erleichtert, dass daraus nichts geworden war. Jetzt heißt es also wieder Überzeugungsarbeit leisten! Erst, als ich ihr die Tickets für Flug, Hotel und Konzert zeige und klar mache, dass sie das keinen einzigen Cent kostet, dass Markus auch mit kommt, dass ... verspricht sie, mit ihrem Mann zu reden.
Was ist daran so kompliziert??? Deine Tochter ist sechzehn, hat dann bis zu fünf Erwachsene um sich, wird durch den VIP-Eingang reingehen, abseits aller schiebenden Massen sitzen ...
Wie auf glühenden Kohlen wartet Sonja nun, bis ihr Vater nach Hause kommt. Der zeigt sich dann aber unverhofft aufgeschlossen, so dass sich die Mädels bald jubelnd in den Armen liegen.

Am Nachmittag machen Markus und ich noch einen Spaziergang auf unserer Standardrunde durch den nahen Wald. Es ist dringend Zeit für Normalität und Zweisamkeit. Wir schweigen viel. Oder reden über die vergangene Woche. Ich erzähle ihm endlich, was gestern Morgen am Flughafen und dann tagsüber passiert ist, teile meine Sorgen mit ihm. Es tut einfach gut. Auch das gemeinsame Abendbrot ist sehr entspannt und fröhlich. Wir checken die letzten Nachrichten im Gruppenchat.

Äffchen:"19:13 Eeeeendlich wieder auf die Bühne! Freuen uns riesig drauf. Gelber Geist, jetzt ohne Gelb, ist ganz hibbelig. Drückt uns die Daumen!"
GelberGeist:"19:14 Stimmt gar nicht! Die anderen hibbeln einfach nicht genug. Der Staff ist super. Grade traue ich mir alles zu!"
RasendesMilchreismonster:"19:15 PD immer ist noch nicht aufgetaucht. Keine Ahnung, ob der uns in Ruhe lassen will, schmollt oder in die Seine geplumpst ist. Egal! Endlich wieder BÜHNEEEEE!"

Superhirn:"19:17 Mist! Hab vergessen, ein paar Worte Französisch zu lernen. Muss schnell den Dolmetscher finden!"

Gegen 20:00 Uhr hocken wir uns aufs Sofa, schmeißen den Beamer an und suchen im Internet nach einem Livestream. Die meisten muss man bezahlen. Aber irgendwann findet Markus eine live-Fancam, und wir lehnen uns zurück. Nicht. Es ist einfach zu spannend. So fiebern wir das ganze Konzert lang mit. Wir freuen uns, dass Jimin so super startet. Und wir werden immer stiller und angespannter, je deutlicher wird, dass er mit seinen Kräften zu haushalten beginnt und immer mehr Mühe hat, das Tempo zu halten und seine letzten Kräfte zu mobilisieren. Auch die steile Sorgenfalte auf Taes Stirn entgeht uns nicht. Aber mit Teamgeist und Ideen schaffen sie es alle miteinander, dass Jimin durchhält, ohne dass es Uneingeweihten direkt auffällt.

Nach dem Konzert gibts wieder Texting aus der Umkleide. Alle loben Jimin sehr. Meine Finger schweben auch über den Tasten, aber es will nichts Gescheites rauskommen angesichts der Wahrheit: das war zu knapp, um neun Wochen lang gut zu gehen ...

Wir schicken allgemeine Glückwünsche rüber und machen noch ein Selfie von uns allen auf dem Sofa mit Fingerherzchen. Das schicken wir auch noch in den Chat. Zurück kommt ein Foto von Taehyung, der Jimin zum Auto trägt, schon wieder in seine gelbe Decke gewickelt. Der geht heute keinen Schritt mehr ... Und dann wandern wir etwas entspannter als in den letzten beiden Nächten in unsere Betten.

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19.3.2019 durch Teilung - 1.4.2020

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