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Song: Mistletoe and Holly - Frank Sinatra

Harper reißt die Haustür auf und kalter Wind trifft auf meine heißen Wangen.
Ich habe nicht bemerkt, dass ich vor Verlegenheit rot geworden bin.
Als ich ebenfalls vor die Tür trete, wird mir klar, wie erleichtert ich bin, das Haus verlassen zu können.

Wir melden uns nicht ab, gehen einfach.
Vermutlich wird unsere Abwesenheit bei der schlechten Stimmung sowieso nicht auffallen.
Harper wickelt sich ihren roten Schal um den Hals, steht schon auf der Straße, während ich noch auf den verkohlen Weihnachtsbaum unter dem Fenster blicke.
Einige Zweige auf der rechten Seite sind unversehrt und erstrahlen in hellem Grün.

Ich kann den Reflex nicht unterdrücken und zücke mein Handy aus der Hosentasche, mache ein Foto vom verkohlten Holz und der weißen, geschmolzenen Masse, die ein Tal um die ehemalige Dekoration formt.
Die Ornamente aus Plastik, Glas, Glitzer und Stoff sind praktisch nicht mehr existent.

Als ich Harpers fragendem Blick begegne, stecke ich es zurück in meine Tasche, ohne das Ergebnis auf dem Display zu kontrollieren.
"Gibt einen schönen Kontrast", murmle ich, als ich sie passiere.
Ein undeutbarer Ausdruck huscht über ihr Gesicht.

Seltsamer hätte ich mich nicht verhalten können, aber der Streit ihrer Eltern hat mich aus dem Konzept gebracht.
Wir sagen nichts mehr und laufen Richtung Hauptstraße.
Auf halbem Weg überkommt mich das Bedürfnis, mich zu erklären oder die Auseinandersetzung von eben kleinzureden. Aber wann immer ich zu Harper blicke und ihr Seitenprofil sehe, kann ich meine Lippen nicht teilen.

Sie ist es, die eine Gesprächsvorlage liefert.
"Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das eben nicht total peinlich war."
Sie presst ihren Mund zu dieser schmalen Linie, die ich am liebsten mit meinem Finger wegwischen würde.

"Jeder streitet sich mal. Und nach so einer Situation kann ich es deinen Eltern auch nicht nachsehen, sich vor versammelter Mannschaft an die Gurgel zu gehen. Ich fühle mich, ehrlich gesagt, ziemlich schuldig. Immerhin habe ich den Weihnachtsbaum vorgezogen."
Ein sanfter Blick trifft auf mich.

"Aber Dad hat ihn zurückgeschoben. Außerdem bist du unser Gast, du hättest nicht sauber machen sollen. Dass er dich überhaupt dazu aufgefordert hat..."
Sie schüttelt den Kopf und ihre Mütze rutscht in ihre Stirn.
"Hat er nicht", stelle ich klar und wir biegen auf die Hauptstraße von Crippel Creek ein.

Ich bin überrascht, so viele Menschen auf einem Haufen zu sehen.
"Ich habe angeboten, ihm zu helfen. Rosie hat mir geraten, mich so bei ihm einzuschleimen, damit Darren nicht sein Favorit bleibt. Ich glaube, sie mag Darren nicht sonderlich, kann das sein?"
Harper lacht und bleibt stehen.

Im ersten Moment glaube ich, sie will mir richtig in die Augen schauen können und nicht nur flüchtige Blicke austauschen, aber sie wendet sich einem Schaufenster mit Kuscheltieren zu.
"Er ist ihr..." Sie überlegt, während sie die liebevoll dekorierte Szene hinter der Scheibe betrachtet. "Zu soft. Jedenfalls manchmal. Dann wiederum ist er ihr zu direkt und seine Sprüche gefallen ihr nicht."

Ein Teddybär mit roten Pullover scheint es ihr besonders angetan zu haben. Er thront auf einem Schlitten, der auf alle Zeit dazu verdammt ist, einen Hügel hinunterzufahren.
"Du musst dir nicht allzu viel Mühe geben", sagt sie dann ganz beiläufig und geht ein paar Schritte weiter. "Es ist schließlich nicht so, dass sie dich wirklich akzeptieren müssen."

"Klar. Das weiß ich." Ich schlucke.
"Das ist der einzige Spielzeugladen, den wir hier im Ort haben", erklärt Harper nach kurzem Schweigen. "Jedes Jahr sind wir durch die Gänge gestriffen und haben unsere Wunschzettel geschrieben."
Ich richte meinen Fokus auf das Ladeninnere. Im Hintergrund der weihnachtlichen Szene aus Kuscheltieren lassen sich deckenhohe Regale ausmachen, bunte Lichterketten und ein perfekter, kleiner Weihnachtsbaum in Nähe der Kasse.

"Das hört sich nach einer schönen Erinnerung an", schmunzle ich und beobachte, wie ihre dunkelblonden Haare im schneidenden Wind wehen.
Diese Stadt hat eine einzigartige Lage. Von der Hauptstraße aus ist kein Horizont zu sehen.
Berge türmen sich auf wie Schlagsahnewolken. Sie sind so nah, dass man die Tannen auf den Hängen mit bloßem Auge ausmachen kann.

Von dort oben wird der eiskalte Wind zu uns getragen.
Als könnte Harper meine Gedanken lesen, dreht sie ihre Nase in den Wind.
"Es riecht nach Schnee."
"Schnee hat einen Geruch?", frage ich überrascht.

Ich bin ein Stadtkind durch und durch. Die Geschichten aus Harpers Kindheit, die sie bislang mit mir geteilt hat, hören sich für mich nach Märchen an.
In Washington gab es kein Wolken-Gucken, keine Schlittenfahrten, bis die Finger blau anliefen und keine Weihnachts-Paraden, bei denen Traktoren und Trucks zum Einsatz kamen.

Es gab Eisbahnen und rosa Zuckerwatte, riesige Weihnachtsbäume mit unechten Geschenken darunter, die die Kaufhäuser schmückten, und meine Nanny, die mich zum Unterwäsche shoppen mitgeschliffen hat.
Meine Fake-Freundin grinst zu mir herüber.
"Das hat er", murmelt sie und wir setzen unseren Weg fort.

"Aber mach dir bitte keine Vorwürfe", kommt sie noch einmal auf das Thema verkohlter Weihnachtsbaum zu sprechen.
Ich ziehe leicht den Kopf ein.
"Holly hat recht: Es ist nur ein Baum und wir sind keine kleinen Kinder mehr. Unsere Welt wird nicht untergehen, wenn wir keinen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen haben. Auch, wenn dieses Weihnachten eigentlich besonders perfekt werden sollte."

In dieser Aussage schwingt so viel Gewichtung mit.
Es sollte das perfekte Weihnachten werden, weil Harper endlich in männlicher Begleitung nach Hause gekommen ist.
Perfekt, weil die ganze Familie zusammenkommt.
Perfekt, weil die Erinnerungen an den verstorbenen Onkel noch zu allgegenwärtig sind.

Wir teilen uns den Bürgersteig mit Familien, alten Menschen, deren Haut einer geliebten Lederjacke gleicht.
Ein Mann im Karohemd und Cowboystiefeln grüßt Harper, wünscht frohe Weihnachten.
Als er außer Hörweite ist, frage ich, ob es dafür nicht noch ein bisschen zu früh wäre.

"Das machen wir hier immer so. Größtenteils ist es Show für die Touristen, um die Magie von Cripple Creek bis in die Google-Reviews zu tragen. Wahrscheinlich hat er dich für einen Touri gehalten."
Das kitzelt ein Lachen aus meiner Kehle.
Tatsächlich entdecke ich bei genauerem Hinsehen, Touristen verstreut über die endlos erscheinende Straße.

Sie machen Selfies vor hübsch dekorierten Ladenfenstern, halten dampfende Tassen in die Kamera oder stellen sich mitten auf die Straße, um die perfekte Perspektive einzufangen.
In einem unschuldigen Moment lege ich meinen Arm um Harpers Schultern.
Sie verspannt sich und ein fragender Blick wird auf mich gerichtet.

"Da hinten ist eure Nachbarin", flüstere ich und tue so, als würde ich weiterhin, die Speisekarte des einzigen Restaurants der Stadt studieren.
Ich habe das Menü schon vor ein paar Tagen online gelesen.
Die Nachbarin der Kyles befindet sich tatsächlich ein paar Häuser hinter uns und kauft ein. Doch sie war nur ein Vorwand, um Harper näher zu ziehen.

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Hello, Hello :)
Wir haben es mal wieder geschafft, es ist Freitag, ufff.
Und in 9 Tagen ist einfach schon Weihnachten. Jesus.

Ich finde Frank Sinatra ist = Weihnachten. Dieses Jahr für mich sogar mehr als Michael Buble.
Don't know why, but that's the way it is.

Welcher Künstler oder welcher Song darf bei euch Weihnachten/in der Vorweihnachtszeit nicht fehlen? o.O

All my Love,
Lisa xoxo

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