Das Glockenläuten - Lesenacht Teil 1

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Während meine Freunde in fremden Ländern reisen durften und das Meer genießen durften, fuhren meine Eltern mit mir immer nur in die Berge. Und immer in das eigene Land. Ich kannte in meinen jungen Jahren schon alle Berge von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und was weiß ich noch, auswendig. Doch dieses Jahr konnte ich mich durchsetzen. Meine Eltern fuhren mit mir endlich ans Meer. Zwar nur an die deutsche Ostseeküste irgendwo im nirgendwo, aber immerhin fuhren wir ans Meer. Ich ahnte noch nicht, was passieren würde.

Wir waren in einem hübschen Ferienhaus mit Blick auf die Ostsee untergebracht. Von meinem Fenster aus hörte ich immer die Wellen rauschen. Es war wie ich es mir gewünscht habe. Und die ersten Tage konnte ich mich wunderbar erholen. In der dritten Nacht jedoch geschah etwas Komisches. Ich hörte Kirchengeläute obwohl das Dorf, zu dem unser Ferienhaus gehörte, keine Kirche hatte. Die Glocke klang auch dumpf. Irgendwie als wäre sie eingepackt oder von was umgeben. Ich wurde durch dieses Geläute wach und lauschte den Glocken, bis ich jedoch wieder müde wurde und einschlief. Am nächsten Morgen fragte ich meine Eltern nach den Glocken in der Nacht, doch seltsamerweise wussten sie nichts davon. Sie schienen zu tief geschlafen zu haben, fand ich. Sie jedoch dachten, dass ich es mir nur eingebildet hätte. Denn die nächste Glocke wäre meilenweit entfernt. Ich schluckte das Thema runter, da es nichts bringen würde mit meinen Eltern zu diskutieren. Wenn ich es mir eingebildet habe, dann war es auch so und da gab es dann kein anderen Grund. Meine Eltern waren da sehr störrisch. Am Nachmittag konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Zu sehr hingen meine Gedanken an die Glocken in der Nacht. Und so ging es noch eine Zeit lang. Nachts hörte ich alleine die Glocken, die es nicht gab.

Es war ungefähr am Ende des Urlaubs, drei Tage vor der Heimreise. Mittlerweile wirkte ich wie ein Zombie durch die Glocken in der Nacht. Meine Eltern waren der Meinung, dass ich zum Arzt müsste, aber das konnte ich verhindern. Ich wollte meinen Urlaub nicht wegen sowas gefährden. Heute stand der Besuch eines kleines Fischerdorfes auf den Programm. Das Dorf war malerisch. An der Promenade reihten sich die Holzhütten nebeneinander auf. Das Meer glitzerte in der Augustsonne. Es war wie ich es mir erträumt habe, nur konnte ich es nicht genießen. Ich verfluchte die Glocken, welche meinen Urlaub ruiniert haben. Seufzend rieb ich mir meine müde Augen, während ich mich auf einer kleinen Bank erholte. Ich bemerkte zu erste seinen stechenden Geruch. Es war eine Mischung aus Rum, Zigaretten und Seeluft. Verwundert öffnete ich meine Augen, denn ich kannte niemand mit diesem Geruch. Ich dachte, dass es vielleicht ein Obdachloser sei, weswegen ich ihn schon abwimmeln wollte. Doch der, welcher mich störte, war kein Obdachloser. Er sah aus wie ein waschechter Seemann. So eine Gestalt wie man es auch den Geschichten kannte. Graues Haar, langer Bart, wettergegerbtes Gesicht und Narben an unzähligen Stellen. Ich schluckte meinen Satz herunter und blickte ihn verwundert an. Seine blassgraue Augen musterten mich. Als ich fragen wollte was los ist, kam er mir schon zuvor. „Braut des Bechgäger." War das einzige was er zu mir sagte, bevor er sich umdrehte und ging. Verwundert blickte ich ihn hinterher, so lange bis er verschwunden war und dafür meine Eltern nun bei mir waren. Ich erzählte ihnen nichts von dieser komischen Begegnung. Ich dachte immer noch, dass es ein Zufall ist. Da mich aber die Neugier nicht losließ, ging ich im Ferienhaus an mein Laptop um zu recherchieren. Tatsächlich fand ich ein Artikel, besser gesagt eine Legende um den Bechgäger. Der Bechgäger soll eine Kreatur aus der Tiefe der See sein. Einst war er ein Kaufmann aus einem heute untergegangenem Dorf. Er war mit einer Tochter des Nachbarn verlobt. Am Tage der Hochzeit begann aber das Unglück. Noch vor der Trauung brachte sich die Verlobte um. Scheinbar war sie in einen anderen Jüngling aus dem Nachbardorf verliebt, welcher jedoch am Vortag heiratete. Aufgrund des gebrochen Herzen brachte sie sich um. Der Kaufmann erfuhr es jedoch erst, als er am Altar wartete. Draußen peitschte der Wind Regentropfen an die Fenster. Schon lange war die Ostsee rauer gewesen, weswegen viele eine Flut erwarteten. Wann genau, dass wusste niemand. Als man dem Kaufmann von der Tragödie der Verlobten erzählen wollte, geschah dann das große Unglück. Die Deiche hielten nicht mehr, die Glocken läuteten die Dramatik an. Innerhalb von wenigen Sekunden war das Dorf unter Wasser. Und der Kaufmann ertrank an seinem Hochzeitstag ohne verheiratet zu werden. Doch er solle noch im Wasser gesagt haben, dass er an jedem Tag des Schicksals aufstehen würde, um sich eine Braut zu holen. Bis diejenige darunter war, die ihn so lieben würde, wie er ist und für immer bei ihm bleiben würde. Die Geschichte war gruselig. Jedoch glaubte ich nicht daran. Ich schloss also mein Laptop und hielt die Worte des Seemanns für Seemannsgarn. Abends waren wieder die Glocken zu hören. Nur panischer. Als würden sie vor etwas warnen. Durch das Geläute wurde ich wieder wach. Neugierig schaute ich raus und erschrak. Vor meinem Fenster stand eine grausliche Figur. Sie war lang und dürr. Von ihr tropfte das Wasser hinab. Als sie aufblickte, konnte ich ein Schrei nicht unterdrücken. Die Haut schien als würde die Person seit Jahren unter der See zu leben. Mein Körper fing an sich zu bewegen, als die Person auf mich zeigt. Ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. In diesem Moment wusste ich das der Seemann Recht hatte.

Ich war die Braut des Bechgäger und die Glocken haben zu meiner Hochzeit geläutet.


Und damit willkommen zum ersten von vier Teilen meiner ersten Lesenacht. Die nächsten drei kommen dann immer eine Stunde später. Ich wünsch euch viel Spaß.

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