6. Sex

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"Ich meine, was soll es denn sonst sein, außer Schicksal?", fragte Hunk am anderen Ende der Leitung, „Es hat etwas zu bedeuten, glaub mir."

Lance verdrehte die Augen.

Er war gerade auf dem Weg zum Hotel, in dem das Orchester untergebracht war, da Coran es geschafft hatte, einen Saal dort zu buchen. Seine "Kennenlernrunde" wollte er nun da abhalten und hatte zu diesem Zweck alle Beteiligten eingeladen.
Und Lance, der seit einigen Tagen nicht mehr wirklich mehr als ein paar Nachrichten mit seinem besten Freund gewechselt hatte, hatte sich entschlossen, auf seinem Weg zum Hotel Hunk anzurufen.

Dieser hatte schon vorher von dem Projekt und allem, was damit zusammenhing, erfahren, doch hatte er es sich nicht nehmen lassen, Lance Löcher in den Bauch zu fragen.

Vor allem, seitdem er wusste, dass Keith derjenige gewesen war, der auf der Promenade gespielt hatte.

"Keine Ahnung", seufzte Lance und stoppte an einer Ampel, "Vielleicht einfach nur ein Haufen Zufälle?"

Ein Schnauben ertönte am anderen Ende der Leitung.

"Genau. Genau, es ist ein Haufen Zufälle, weil es ja genauso gut hätte sein können, dass du zufällig nach Tokio fliegst und ihn da kennen lernst.
Verstehst du was ich meine?"

"Schon. Aber trotzdem. Was soll es mir bringen, mir darüber den Kopf zu zerbrechen?", murrte der Tänzer und trat bei der grünen Ampel wieder in die Pedale.

"Ich sag's ja nur", fuhr Hunk fort, der gerade dabei war, für seine Familie Kuchen zu backen, "Wie ist er denn so?"

"Keith?", fragte Lance und überlegte.
"Okay", meinte er dann.

Erneutes Schnauben.

"Ja, keine Ahnung, was soll ich schon sagen? Wir haben bis jetzt nicht viel miteinander gemacht. Nur trainiert. Und wir sind zusammen zum Bus gegangen. Und haben zu Abend gegessen. Mehr ist echt noch nicht passiert."

Doch Hunk schien da ganz anderer Meinung zu sein, da er wiederholte:

"Ihr habt zu Abend gegessen?"

"Ja", meinte Lance und zuckte mit den Schultern, was der andere leider nicht sehen konnte, "nach unserer letzten Probe hab ich vorgeschlagen, dass wir uns was zum Essen suchen. Ich meine, zu Hause hatten die anderen bestimmt keinen Krümel übriggelassen und es war schon etwas später, und ich dachte mir, dass wir uns noch unterhalten könnten, und-"

"Heißt, du hast ihn so aus dem Moment heraus auf ein Date gefragt?"

"Was? Nein!", rief Lance so laut, dass ihm die Leute, an denen er vorbeifuhr, verwirrt nachsahen.
"Also, zumindest war das nicht meine Intension", schob er noch nach und Hunk lachte leise in sich hinein.

"Dann war es auch nicht deine Intention gewesen, mit ihm zu flirten?"

"Woher willst du wissen, dass ich mit ihm geflirtet habe?", wollte er in einem beleidigten Ton wissen, während er an einer erneuten Ampel warten musste.

"Dein Ernst?", kam nur zurück und der Braunhaarige wusste, dass sein bester Freund darauf anspielte, dass Lance das immer bei Leuten sagte, die ihn wirklich interessierten und nicht nur eine kleine Ablenkung vom Alltag waren. Hunk kannte ihn einfach zu gut und Jahre der Freundschaft hatten dem Koch gezeigt, dass Lance sich bei echter Neugierde auf die Person anders verhielt, als wenn er sie lediglich attraktiv fand.

"Okay", brummte er also, "vielleicht hab ich ein bisschen mit ihm geflirtet. Und bezahlt. Aber das heißt diesmal nicht, dass ich- also- ach keine Ahnung."
Er murrte frustriert, während das Lachen seines Freundes in seinen Ohren schallte und ihm verriet, dass Hunk ihr Gespräch laut gestellt hatte und beim Telefonieren hin und her in der Küche lief.

"Ich hab ihm gesagt, dass er das Essen als ein Freundschaftsangebot interpretieren soll", sagte er und das Lachen verstummte.

"Okay, also damit hast du dich selber gefriendzoned", kommentierte Hunk und man merkte nur zu deutlich, wie dumm er dieses Angebot fand.

Lance verdrehte seine Augen.

"Ich hab doch auch keinen Plan, was los ist.
Ich meine- wir haben uns bei beiden Trainingstreffen irgendwie gestritten?
Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr er mich reizen kann. Er ist voll oft so ... genervt? Grummelig? Gleichzeitig nimmt er alles was ich sage immer so unglaublich ernst und- ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es scheint, als würden wir uns beide regelmäßig in den Wahnsinn treiben. Keine guten Voraussetzungen für irgendwas in die Richtung Beziehung."

"Aha!", frohlockte Hunk und man konnte wahrscheinlich sein siegessicheres Grinsen durch die gesamte Wohnung strahlen sehen, "Also gefällt er dir!"

Lance wusste nicht wirklich, ob er sauer oder beleidigt sein oder lachen sollte.
Hunk hatte gewollt, dass er diese Tatsache aussprach.

Er entschied sich für beleidigt und murrte etwas über den Verkehrslärm hinweg ins Mikrofon seiner Kopfhörer, was den anderen jedoch nur noch fröhlicher machte.

"Okay, weißt du was?", fragte Lance, als das Hotel in Sichtweite kam, und seufzte schwer, "Lass uns das ein anderes Mal besprechen, ich bin nämlich da."

Hunk stimmte, immer noch hörbar grinsend, zu und sie verabschiedeten sich voneinander.

Lance schwang sein Bein über das Fahrrad und ließ es, nur noch auf einem Pedal stehend, ausrollen, bevor er es an einem Baum in der Nähe des Gebäudes anschloss und kurz darauf eintrat.

Es schien nicht die Art von Hotel zu sein, im der man längere Zeit blieb, sondern eher für Rucksacktouristen, die eine Bleibe für die Nacht suchten, doch hatte alles eine offene, gemeinschaftliche Atmosphäre.

Nachdem er an der Rezeption gefragt hatte, welchen Raum Coran gebucht hatte, machte er sich auf den Weg ins Untergeschoss, von wo aus schon Gelächter und Stimmengewirr zu hören war.
Die Geräusche kamen hinter einer geschlossenen Tür hervor, an die er anklopfte, bevor er hineinlugte, in der Hoffnung, ein bekanntes Gesicht zu sehen, da er sich an den Großteil der Musiker gar nicht mehr erinnern konnte.

Ein paar sahen in seine Richtung, andere hatten nichts von der Störung bemerkt und unterhielten sich weiterhin.

"Lance!", rief jemand und er erkannte Alluras Stimme.

Die Tänzerin saß gemeinsam mit Romelle auf dem Boden, vor ihnen Keith und einer der wenigen Musiker, an die Lance sich noch erinnern konnte- ein junger Mann mit langen, fast schon weißen Haaren, die, wie ihm gerade auffiel, den gleichen Farbton wie Alluras hatten.

Er war etwas erleichtert, sich nicht ohne eine ordentliche Vorstellung zu einer Musikergruppe setzen zu müssen, wo alle sich schon kannten und er etwas außen vor gewesen wäre.

Romelle zog ihn neben sich auf den Boden, als er bei der kleinen Gruppe angekommen war und flüsterte in sein Ohr:

"Wir müssen Allura mit diesem Cellisten verkuppeln! Schau sie dir doch nur mal an!"

Nachdem er Keith ein kleines Begrüßungslächeln geschenkt hatte, betrachtete Lance also die beiden und musste sagen, dass Romelle recht hatte. Wer Allura länger kannte, wusste, dass sie nur Leuten, an denen sie sehr interessiert war, so einen Blick schenkte und die Art, wie sie gedankenverloren mit ihren dicken Locken spielte, sprach Bände.

"Ja", meinte er also, nicht wirklich flüsternd, "Da hast du definitiv Recht."

Die beiden Turteltäubchen sahen verwundert zu ihnen hinüber.

"Was?", fragte Allura, doch Romelle und Lance lachten nur, während Keith, der ebenfalls verstanden zu haben schien, worum es ging, schmunzelte.

"Wisst ihr, wann Coran kommen wird?", fragte Lance in die Runde, doch alle schüttelten nur die Köpfe.

"Keine Ahnung", meinte Keith und sah auf die Uhr, die über der Tür hing, "Er hat noch ein paar Minuten, also hoffen wir einfach mal, dass er pünktlich ist. Es sind sowieso noch nicht alle da."

Während der Dunkelhaarige seinen Blick durch den Raum schweifen ließ, betrachtete Lance ihn.

Die Art, wie ihm seine Haare ins Gesicht fielen und es einrahmten, wie sie sich in seinem Nacken kräuselten und über den Ausschnitt seines Oberteils strichen.
Seine Augen, die wirkten, als würden sie alles und jeden im Blick behalten und dennoch ganz wo anders zu sein schienen.
Die Linie, die sein Arm, mit dem er sich auf dem Boden abstützte, bildete.

Hunk hat Recht, dachte er, ich habe mich selber gefriendzoned.

Wozu zerbrach er sich eigentlich den Kopf?

Sie kannten sich erst seit fast drei Wochen, sie würden sich nach drei Monaten wieder aus den Augen verlieren, warum machte er sich überhaupt Gedanken darüber?

So oft, wie sie aneinandergerieten, würde das alles sowieso in einer Katastrophe enden.

Abrupt wurde Lance aus seinen Gedanken gerissen, als Romelle ihren Kopf auf seinen Oberschenkel legte und ihre Beine in Alluras Schoß schwang, sodass diese kurz verwirrt aufsah, sich dann jedoch wieder ihrem Gespräch mit dem Cellisten widmete.

Keith sah ihn etwas verwirrt an, wahrscheinlich hatte er gestarrt und Lance verfluchte sich innerlich während er Romelle über die Haare strich und zu ihr hinuntersah.

"Alles gut?", fragte er und sie seufzte leise.

"Bin nur müde", murmelte sie, "ich habe die ganze Nacht durch Animes geschaut."

Lance lachte.

Das klang nach ihr.

"Ich habe drei Stück geschafft!", verkündete die Tänzerin stolz, doch gähnte gleich darauf, was Lance nur noch mehr zum Lachen brachte. „Aber ich kann mich noch nicht einmal mehr an die Namen der Protagonisten erinnern."

"Du bist echt nicht mehr zu retten", grinste er und sie schmollte, während die Ringe unter ihren Augen im Licht der Lampen fast schon lila leuchteten.

"Wusstest du, dass Lance' Oberschenkel unglaublich bequem sind?", fragte die Tänzerin an Keith gewandt und drehte sich auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können.
Von Allura war ein empörter Laut zu hören, da Romelles Fuß ihr bei der Bewegung fast einen Kinnhaken verpasst hatte.

Keith, der einen interessanten Gesichtsausdruck trug, antwortete vorsichtig:

"Nein?"

"Na dann, komm schon!", forderte Romelle auf und klopfte auf Lance' anderen freien Schenkel, "Ich teile gerne."

Sie grinste und Lance merkte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg.

Bestimmt hatte sie das geplant. Bestimmt.

Er hatte schon bemerkt, dass seine beiden Kolleginnen in letzter Zeit öfter miteinander tuschelten und allwissend grinsten, wenn er fragte, was los war.

Zum Teufel mit ihnen.

"Du musst nicht", wandte er sich an den Violinisten, in der Hoffnung die Situation noch irgendwie retten zu können, bevor etwas noch Peinlicheres geschah.

Keith lächelte schief und meinte:

"Also, um ehrlich zu sein, hab ich auch nicht wirklich viel Schlaf bekommen", er deutete auf Romelle, "und ihr scheint es ganz gut zu gehen. Also, wenn du nichts dagegen hast?"

In Lance schrien alle Alarmglocken, dass diese Situation seiner Lage nicht helfen würde, doch er schluckte und nickte nur. Keith rutschte näher heran und legte seinen Kopf ebenfalls auf Lance' Oberschenkel ab, noch etwas hin und her rutschend, bevor er die Augen schloss und leise ausatmete.

Romelle hatte, mit einem teuflischen Grinsen auf ihren Lippen, die Augen ebenfalls geschlossen und Lance entspannte sich allmählich, die Situation einfach so hinnehmend, da er nun nicht mehr viel daran ändern konnte. Dass Keith sich aber auch einfach darauf einließ, erstaunte ihn. Vielleicht hatten sie bei ihrem Abendessen tatsächlich so etwas wie Frieden miteinander geschlossen

In dem Moment ging die Tür erneut auf und drei Mädchen traten in den Raum. Die Rothaarige, die vorneweg ging, blieb kurz stehen, um die Szene, die sich ihr bot, aufzunehmen.

Lance warf ihr einen leicht verzweifelten Blick zu, die Röte, die nun wahrscheinlich seinen gesamten Kopf mitsamt Ohren und Nacken erobert hatte, auf seiner Haut spürend, doch anstatt ihn aus der Situation zu holen, lief sie direkt auf die drei zu und setzte sich ihm gegenüber. Die anderen beiden Mädchen hinter ihr warfen sich einen kurzen Blick zu, doch folgten dann neugierig.

"Ezor", stellte die Rothaarige sich mit unverkennbar schottischem Akzent vor, und hielt ihre Hand Lance hin, "Du bist dann wohl Lance?"

Er nickte und schüttelte ihre Hand, darum bemüht, seine Beine so ruhig wie möglich zu halten, um die beiden Liegenden nicht zu stören.

Sie grinste.

"Hi, ich bin Shay", stellte sich das Mädchen vor, das ein mit Sonnenblumen bedrucktes Kleid trug, und winkte ihm freundlich zu, was er erwiderte.

"Zethrid", meinte die andere und neigte ihren Kopf in seine Richtung, was er ebenfalls zurückgab.

"Schläft er?", wollte Ezor wissen und piekte Keith in die Nase, der daraufhin die Augenbrauen zusammenzog, sodass sich kleine Fältchen auf seinem Nasenrücken bildeten. Der Violinist grummelte.

Lance warf der Rothaarigen einen Blick zu, der sagte, dass man Keith beim Schlafen wohl lieber nicht stören sollte, doch sie grinste nur noch breiter, als hätte das etwas für sie bestätigt und piekte weiter.

"Ich schwöre dir", brummte auf einmal Keiths Stimme, der anscheinend doch nicht so schnell einschlafen konnte, wie es ausgesehen hatte, "wenn du mich nicht in Ruhe lässt werde ich dich an die Säule im Eingangsbereich fesseln und Lance sagen, dass er seinen tollen Ballerinakick auf dein Gesicht zielen soll."

Anstatt wie Lance einen schockierten Gesichtsausdruck zu tragen, lachte Ezor nur auf und tätschelte Keiths Kopf, bevor sie von ihm abließ und neugierig Romelle musterte, die inzwischen ihre Augen geöffnet und das Ganze von Lance' Bein aus beobachtete hatte.

"Und du bist das Böse? Ich dachte, Balletttänzerinnen tragen nur Dutts?", fragte die Schottin und deutete auf Romelles blonde Haare, die sie heute in zwei Zöpfen trug. Diese verdrehte ihre Augen.

"Ich bin Romelle, aber, ja, ich spiele das Böse. Und, nein, wir tragen normalerweise nur beim Training und bei Auftritten Dutts."

"Ah", meinte Ezor und schlang ihre Arme um die Beine, um ihr Kinn auf ihren Knien abzustützen, "Warum tragt ihr eigentlich diese Dutts?"

Während die junge Tänzerin erklärte, dass es hauptsächlich daran lag, dass das Haar sie somit nicht beim Tanzen störte und ein Dutt zugleich edel war und eine gewisse Uniformität bei den Tänzerinnen erzeugte, fragte Lance Shay, was sie für ein Instrument spielte.

"Fagott", antwortete sie und er nickte verstehend.

"Und wie lange schon?"

"Hm, lass mal überlegen", sie sah nachdenklich an die Decke, während sie etwas an ihren Fingern abzählte, "Ich glaube seit zwölf oder dreizehn Jahren? Wenn ich mich recht erinnere, hab ich in der dritten Klasse oder so angefangen."

Sie lachte leicht, als sie Lance' erstaunten Blick bemerkte, doch zuckte mit den Schultern.

Sie unterhielten sich noch eine Weile und sahen Romelle, die sich wieder aufgesetzt hatte, dabei zu, wie sie versuchte, Ezor eine Pirouette beizubringen, was selbstverständlicher Weise nicht klappte.

Der Raum füllte sich immer mehr, bis sogar Axca schon da war, die im selben Hotel wie Coran untergebracht war, der Dirigent selber aber noch fehlte.

Während Lance sich mit Shay und auch Zethrid unterhielt, begann er gedankenverloren, durch Keiths Haarsträhnen zu fahren und brachte damit wahrscheinlich seine gesamte Frisur durcheinander. Keiner der Anwesenden sagte etwas darüber, doch ihre Blicke sprachen Bände und Ezor bestand darauf, ein Foto von der Szene zu machen, was Lance mit einem Peace-Zeichen und einem schrägen Lächeln über sich ergehen ließ, in der Hoffnung, Keith würde es nicht merkwürdig finden.

Das Bild wurde sogleich in den Chat der gesamten Gruppe geschickt und es wurden Wetten darüber abgeschlossen, wie der Violinist wohl reagieren würde, der nun trotz des Lärmes tief und fest zu schlafen schien.

Immer wieder ermahnte Lance sich selber, die Hände aus den Haaren des doch noch fremden jungen Mannes zu nehmen. Doch kaum zwei Minuten, nachdem er bewusst seine Hände zu sich zurückgenommen hatte, ertappte er sie wieder dabei, wie sie durch die dichten Strähnen strichen. Er verfluchte sich doppelt und dreifach, doch entschloss sich letztendlich, nicht mehr viel auf die Dauer ihres Kontakts zu geben, wenn Keith schon bereit war, einfach in seinem Schoß zu schlafen.

Mit einer Viertelstunde Verspätung kreuzte letztendlich auch Coran irgendwann auf, einen übergroßen Sonnenhut auf dem Kopf, in den Muscheln eingewebt waren.

Er bedeutete Lance mit einem Lächeln, Keith aufzuwecken, was dieser auch schweren Herzens tat und winkte alle in die Mitte des Raumes, wo sie sich in einen Kreis setzen sollten, Keith mit verwuscheltem Haar und müde ins Licht blinzelnd.

"Also, entschuldigt erstmal die Verspätung bitte, ich wurde etwas aufgehalten", begann der Dirigent und allgemeines Gemurmel ertönte als Antwort, "Ich hatte mir überlegt, dass wir ein paar Spiele spielen, so zum Kennenlernen. Aber, da es nun schon so gut wie Mittag ist", meinte er und sah auf die Uhr, "würde ich vorschlagen, dass wir zuerst einmal Pizza bestellen."

Diese Aussage führte dazu, dass er nun die ungeteilte Aufmerksamkeit von allen im Raum hatte und er grinste, sichtlich stolz auf seine Idee.

"Ich habe hier", fuhr er also fort und hob eine Broschüre in die Luft, "das Menü eines Pizzalieferanten. Ich lasse das, zusammen mit einer Liste, rumgehen, in der jeder einträgt, wie viele Pizzastücke er oder sie von welcher Sorte isst, wenn die Pizza in acht Stücke geteilt wird. Axca rechnet das dann zusammen und bestellt. Ich bezahle." Er zwinkerte ihnen zu, als wäre er ein guter Onkel, der seinen Neffen und Nichten ein schönes Geschenk machen will.

"Während die Liste rumgeht, fangen wir von der anderen Seite des Kreises mit einer Vorstellungsrunde an. Bitte sagt eueren Namen, was ihr für ein Instrument spielt, und, wenn ihr wollt, auch gerne, wo ich euch gefunden habe."

Und so begann die Kennenlernrunde.

Es waren tatsächlich Leute aus der gesamten Welt da, aus den USA, aus Schottland, Deutschland, Brasilien, Australien natürlich, oder auch Japan.

Die Liste war schneller rumgegangen, als gedacht und als die Vorstellungsrunde vorbei war, begann Coran das erste Spiel zu erklären, während Axca die Ergebnisse zusammenrechnete und raus ging, um zu bestellen.

Sie würden ein Spiel spielen, das Coran Obstsalat nannte.

Er hatte einen Stapel Stühle mitgebracht, sodass sie einen Stuhlkreis bilden konnten, wobei ein Stuhl zu wenig drinnen stand, da eine Person sich in die Mitte würde stellen müssen. Das würde Axca sein, sobald sie ihr Telefonat beendet hatte.

Die Person in der Mitte musste dann eine bestimmte Sache oder Eigenschaft nennen und alle, auf diese Sache zutraf, würden aufstehen und sich einen neuen Platz suchen müssen, wobei am Ende wieder einer im Kreis übrigbleiben und eine neue Runde würde starten müssen.

Die Idee war lustig und als Axca wieder hereingekommen war, stellte sie sich bereitwillig in den Kreis und begann mit den Worten "Alle, die gefärbte Haare haben", woraufhin Zethrid in der Mitte übrig bleib, mit den Armen schwingend und überlegend.

"Alle, die schon mal eine Abfuhr bekommen haben", verkündete sie und mehr als die Hälfte aller Anwesenden stand auf, um sich einen neuen Platz zu suchen, ein buntes, lautes Knäul in der Mitte bildend.

Lance rutschte die zwei leeren Plätze zu seiner Rechten auf, sodass er neben Keith saß, der ihn amüsiert betrachtete und sich keinen Centimeter von seinem Stuhl wegbewegt hatte.

"Wer?", fragte er neugierig und Lance seufzte.

"Zu viele", murmelte er hinter vorgehaltener Hand, "Unter anderem Allura. Wobei das eigentlich sogar gut war."

Der Violinist lachte und schüttelte leicht ungläubig seinen Kopf.

Der Pianist der Gruppe stand nun in der Mitte, anscheinend angestrengt nach den richtigen Worten suchend. Lance fragte sich, in wie weit er überhaupt den Taten von manchen Mitgliedern trauen konnte, wenn sie vielleicht sprachlich nicht verstanden hatten, was vor sich ging, doch schob den Gedanken beiseite, da eigentlich jeder der Anwesenden zumindest etwas Englisch verstehen sollte. Wie sollten sie sonst in den Proben mitkommen?

"Alle, die ein Instrument spielen", sagte der Pianist und machte es sich somit leicht, da alle, abgesehen von Romelle und Allura, aufstanden und sich ins Getümmel stürzten.

Sie spielten etliche Runden, und alle möglichen Dinge wurden in der Mitte des Kreises genannt, von Haustieren, über das Alter, die Art des Instruments, bis hin zu dem Kontinent, aus dem man hergereist war, als von der Rezeption die Nachricht kam, dass das Essen da war und Coran los eilte, um bezahlen zu gehen.

Zum Essen setzten sie sich wieder in Grüppchen und schon bald war der Raum erfüllt von den vielen Gesprächen der Anwesenden.

Lance entschuldigte sich für einen Moment bei Shay, mit der er sich unterhalten hatte, und bahnte sich mit seinem Pizzakarton in der Hand, seinen Weg zu Coran, der fragend aufsah, als der Tänzer vor ihm stand.

"Lance", begrüßte er ihn mit einem Nicken und Lance lächelte zurück.

"Ich hätte eine Frage. Oder Bitte, wie man's nimmt", begann er und der Dirigent bedeutete ihm, fortzufahren, während er weiterhin seine Pizza genoss.

"Ich wollte fragen, ob du mir die Schlüssel für die Academy besorgen kannst. Zumindest die für den Vordereingang und den Tanzsaal", erklärte Lance also, "Das Gebäude ist die ganzen Ferien über abgeschlossen und wir wollten aber auch während den Ferien etwas trainieren. Wir können dir versprechen, dass wir lediglich einen Umkleideraum und einen Tanzsaal benutzen und jedes Mal nach dem Training alles so zurücklassen, wie wir es vorgefunden haben."

Er sah Coran bittend an, der fragte:

"Mit „wir" meinst du wen?"

"Romelle, Allura und mich. Keith vielleicht auch, wenn er sich dazu bereiterklärt, auch zwischen den Feiertagen zu üben."

Coran nickte langsam und meinte dann:

"Also, ich kann natürlich Fragen gehen, ein gutes Wort für euch einlegen und so weiter. Ihr seid seit längerem schon in der Academy, sie kenne euch, vielleicht bringt das was. Ich versuche mein Bestes, Lance", versicherte er ihm, "aber, falls es doch nicht klappt, nimm es mir bitte nicht übel. Als Plan B könntet ihr euch ja bei einem von euch treffen oder an den Strand gehen oder so."

Lance nickte und bedankte sich beim Dirigenten, der lächelnd abwinkte und ihm sagte, dass er ihm so bald wie möglich Bescheid geben würde, ob er die Schlüssel bekommen hatte.

Nachdem alle aufgegessen hatten, entschlossen sie sich, nichts allzu Dynamisches zu spielen, weshalb Coran als nächstes ein Spiel, Speed-Dating genannt, erklärte.

Dafür bildeten sie mit den Stühlen zwei Reihen voreinander, sodass immer zwei Personen sich gegenübersaßen. Diese würden sich dann eine Minute lang miteinander über ein Thema unterhalten, das Coran, der der Spielleiter war, am Anfang jeder Runde festlegte.

Er gab das Startsignal und Lance diskutierte sogar noch hitziger, als er es mit Keith getan hatte, mit Ezor darüber, ob Wraps oder Tacos besser waren, bevor die Minute schon nach viel zu kurzer Zeit vorbei war. Ezor rückte mit aufgeblasenen Wangen einen Platz weiter, sodass nun Lotor sein Partner war.

"Neues Thema!", kündete Coran an, "Ein Geheimnis! Und- los!"

"Äh", begann der Cellist und man konnte ihm ansehen, dass er scharf nachdachte, bevor sein Gesichtsausdruck etwas zerknirschter wurde und er leise meinte: "Ich habe mit fünf mein Chamäleon vergiftet."

"Was?!", brach es ungläubig aus Lance heraus und sein Gegenüber bedeutete ihm angestrengt, leiser zu sein.

"Wa- Warum?", fragte er also mit gedämpfter Stimme.

"Das war unabsichtlich!", verteidigte Lotor sich verzweifelt, seine Hände knetend, "Ich habe überlegt, ob ihm flüssiges Waschmittel schmecken würde, weil es so eine lustige Farbe hat und er älter war als ich. Meine Mutter hat immer gesagt, dass nur Große mit Waschmittel umgehen können!"

Die Erinnerung schien ihn immer noch mitzunehmen.

"Anscheinend war er wohl noch nicht groß genug", bemerkte Lance und Lotor warf ihm einen Todesblick zu, der ihn beschwichtigend auflachen und ihm auf die Schulter tätscheln ließ.

"Komm schon, wahrscheinlich geht's ihm jetzt da, wo er ist, besser", meinte er tröstend, konnte sich jedoch nicht verkneifen, hinzuzufügen, "da werden ihm zumindest nicht Chemikalien eingeflößt."

Lotors Laune schien damit absolut im Keller zu sein, weshalb Lance nach einem seiner lustigen Geheimnisse überlegte.

"Ich habe meine Schwester, als sie noch ein Baby und ich einmal alleine im Raum mit ihr war, mit einer Perle gefüttert", gab er also zu und Lotor sah entsetzt auf.

"Wie bitte?!"

"Naja", meinte Lance und zuckte mit den Schultern, "Die Perle ist nach ein paar Stunden unten wieder rausgekommen und alles war gut. Es hätte natürlich etwas Schlimmes passieren können, aber ich meine, warum dachten meine Eltern, es wäre eine gute Idee, einen Zweieinhalbjährigen mit einem wenige Monate alten Baby und Perlen in einem Raum alleine zu lassen?"

"Schon", gab Lotor zu, doch bemerkte dann, "Wenn du zweieinhalb warst, wie kann es sein, dass du dich daran erinnerst und es dein Geheimnis nennst?"

"Es ist ein Familiengeheimnis", stellte Lance mit ernster Miene klar, doch bevor der Cellist etwas erwidern konnte, war die Zeit vorbei und er musste weiter rutschen, sodass er nun Allura gegenübersaß, die sich neben Lance gesetzt hatte.

"Hi", machte Keith auf sich aufmerksam, der nun Lance' neuer Partner war und lächelte leicht, während Coran verkündete, dass das neue Thema Ängste sei.

Kaum hatte die Zeit begonnen begann Keith schon:

"Nadeln", sagte er mit düsterer Miene, "Spritzen, alles, was eine Spitze hat und dünn ist, egal ob bei einer Biene oder vom Arzt benutzt. Wenn du Nadeln magst, sprich mich nicht darauf an."

"Tue ich nicht und, nein, hatte ich nicht vor", erwiderte Lance, leicht erstaunt über diese schnelle Antwort des anderen.

"Gut", meinte dieser, "Du?"

Lance zuckte mit den Schultern.

"Zu vieles", antwortete er mit einem schrägen Lächeln.

"Erzähl."

Der Tänzer musterte kurz nachdenklich sein Gegenüber, doch begann dann, zu erklären:

"Also, zum Beispiel habe ich Angst davor, eines Tages aufzuwachen und nicht mehr zu wissen, warum ich überhaupt lebe. Zu erfahren, dass alles, was ich bis dahin gemacht habe, nutzlos war, dass ich nicht gut genug darin war, oder, dass, egal was ich getan habe, ich nicht das erreichen konnte, was ich wollte."

Er atmete einmal tief ein und aus und fuhr dann fort:

"Höhen. Höhen sind schlimm. Egal, ob es das Bürofenster im zwanzigsten Stock ist, oder die Harbour Bridge. Ab einer gewissen Höhe oder einem bestimmten emotionalen Zustand gehe ich keinen Schritt mehr, es ist dann als wäre ich festgefroren. Es ist furchtbar."

Er wischte sich leicht nervös die Hände an seinen Shorts ab, während Keith ihn weiterhin ruhig mit neutraler Miene anblicke. Es hatte etwas Beruhigendes und Erdendes, und Lance war dankbar dafür.

"Ansonsten viele andere Dinge auch noch, mein Angstspektrum ist groß, meistens fällt mir nicht alles ein", erklärte er und lachte leicht verlegen, "Aber, eine weitere Sache wäre zum Beispiel, dass meinen Geschwistern oder Eltern etwas passiert. Ich meine, ich glaube, das ist eine normale Angst, oder Besorgnis, wenn du Familie hast, aber manchmal liege ich nachts stundenlang wach, einfach weil mein Gehirn sich dazu entschieden hat, über alle möglichen Dinge nachzugrübeln, die ihnen passieren könnten. Es ist ... kein toller Gedanke."

Er zuckte schwach mit den Schultern.

"Verständliche Ängste", meinte Keith, anstatt speziell auf eine einzugehen, "Ich glaube, dass jede ihren Ursprung hat und auf irgendeine Weise für dich als Person berechtigt existiert."

Er lächelte Lance aufmunternd zu und legte ihm leicht die Hand auf die Schulter, um diese kurz zu drücken- eine ihrer ersten richtig gewollten Berührungen.

Das Gefühl von Keiths Hand - irgendwie warm, ruhig und fest, aber trotz Handschuhe auch leicht schwitzig - blieb selbst, als Keith weiterrutschte, um sein Gespräch mit Allura über ihre Lebensziele zu beginnen. Und, es war lächerlich, doch es zauberte ein kleines Lächeln auf Lance' Gesicht, das er dem Klarinettenspieler aus Schweden schenkte, der ihm nun gegenübersaß.

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