Kapitel 17

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Um 13:45 Uhr am nächsten Tag stand ich vor dem Spiegel und wusste nicht recht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich hatte mich dazu entschlossen, ein simples schwarzes Top anzuziehen, das, wie ich jetzt feststellen musste, viel zu viel von meinem üppigen Busen preisgab. Dafür, mich ein weiteres Mal umzuziehen, blieb jedoch keine Zeit mehr, da das Röhren eines Automotors unüberhörbar vor der Haustür zu hören waren. Hatten die Nachbarn ein Problem damit, dass ich zu ihnen laufen musste, oder warum mussten sie mich immer vor der Haustür abholen? Schließlich machte es überhaupt gar keinen Sinn, mich vorher abzuholen, da wir so oder so in die andere Richtung fahren mussten.

Als ich aus der Tür trat, erwartete mich ein großer, schwarzer Range Rover vor der Tür, aus dem ich die lächelnden Gesichter von Anna und Giulia erkennen konnte. So wie es schien, war Anna die Rolle als Fahrerin zugeteilt worden. Das Einsteigen erwies sich als etwas schwerer, da der Wagen hochgelegt war. Als ich es schließlich geschafft hatte, die Tür hinter mir zu schließen, gab ich an die anderen im Wagen zurück:

"Schöner Wagen!"

Selbst von innen wirkte der Wagen pompös, so als hätte er die bestmögliche Ausstattung. Er konnte nicht älter als ein Jahr sein.

"Mein Bruderherz hat ihn mir geliehen, nachdem ich ihn ganz lieb gefragt habe", antwortete Giulia mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht. Ihre grünen Augen leuchteten und kaum merklich wippten ihre langen, braunen Locken hin und her. Ein Teil der professionell gewellten Locken war zu einem kleinen Kranz auf ihren Haaren geflochten worden. Auch ohne nähere Informationen wusste ich, dass Gabe seiner Schwester keinen Wunsch verwehren konnte. Erst gestern war ich selbst ihrem Charme erlegen.

"Warum sollte ihm ein Auto auch reichen wie jedem normalen Menschen auf dieser Welt?", bemerkte ich sarkastisch. Beinahe automatisch verdrehte ich mittlerweile bei fast allem, was mit Gabe zu tun hatte, die Augen.

"Ja, das ist seine einzig wahre Liebe. Stundenlang steht er manchmal in der Garage und macht... was auch immer mit seinen Autos", antwortete Giulia. Entweder war ihr der Sarkasmus entgangen oder sie ignorierte ihn schlicht und einfach. Anna setzte den Rückwärtsgang ein und fuhr wieder von meiner Auffahrt herunter.

"Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte ich neugierig, während ich aus dem Fenster auf das Meer hinaus blickte. 

"Wir fahren nach Palermo. Dort gibt es ein ganz exquisites Brautmodengeschäft, wo dir alle deine Wünsche erfüllt werden. So jedenfalls steht es auf der Website. Und Cassie? Vielen Dank dafür, dass du heute dabei bist. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du mich bei der Brautkleidwahl unterstützen möchtest."

Ich wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte. So viele Fragen schwebten mir in meinem Kopf umher, von denen die Frage, warum es ihr überhaupt wichtig war, dass ich dabei war, am meisten im Kopf umherspuckte.

"Nichts zu danken", antwortete ich stattdessen. Obwohl ich noch nie bei solch einer Brautkleidanprobe teilnehmen durfte, war auch mir bewusst, dass dieser Tag ebenso der Braut gehörte, wie der Tag der Trauung selbst. Da hielt ich es für eher unpassend, meine Bedenken zu äußern.

Auf der Fahrt nach Palermo übernahm überwiegend Giulia das Reden. Sie erzählte von der spontan geplanten Hochzeit in über einem Monat, die das Thema Florale Unschuld haben sollte. Darunter stellte sie sich die Farben altrosa und weiß vor, mit Akzenten von Flieder und leichtem Blau. Dazu passend sollte dementsprechend das Kleid sein, das sie sich heute wählen würde. Natürlich machte sie sich Sorgen, dass das Kleid nicht auf Anhieb passen könnte, doch ihr wurde versichert, dass der Laden, zu dem wir gehen sollten, über Nacht Wunder vollbringen konnte. Ich persönlich machte mir gar keine Sorgen, dass Giulia bei ihrer Figur ein Kleid nicht passen könnte.

"Wir sind da", sagte Anna schließlich und stoppte Giulia somit in ihren Äußerungen zu ihren Bedenken. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf und eilte uns voran als Erste zu dem Geschäft. Bereits in dem kleinen Schaufenster waren die prächtigsten Kleider zu sehen und ich befürchtete bereits, dass die funkelnden Steine auf den Kleidern tatsächliche Diamanten sein könnten. Die kleinen, handgeschriebenen Kärtchen neben den Kleidern stützten meine Befürchtungen. In diesem Laden würde man sicherlich nichts unter 10.000 Euro finden. Fast schon ehrfürchtig eilte ich hinter Anna und Giulia hinterher.

In dem klein wirkenden Laden begrüßte uns ein ebenso kleiner, schmächtiger Mann. Er trug ein Hemd mit passender Hose inklusive Trägern. Um seinen Hals lag ein Maßband, während seine große Brille seine schmalen Augen unnatürlich groß wirken ließ. Niemals im Leben hätte ich erwartet, dass er Brautmodenausstatter war. Allein seine stolze, dennoch freundliche, italienische Begrüßung ließ erahnen, dass er sich als erfolgreicher Ausstatter bezeichnen durfte.

Er reichte uns nach und nach die Hand, bis er uns schließlich in ein Séparée führte, das mit einer großen Umkleide, einem Sofa und einem Couchtisch ausgestattet war. Auf dem Couchtisch befanden sich drei bereits gefüllte Champagnergläser.

"Setzt euch doch", sprach der kleine Mann schließlich in fließendem Englisch, während ich ihn dankbar anblickte. An mich gewandt sprach er, während sein Stolz unverkennbar war:

"Zu mir kommen sie aus aller Welt. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass ich eine andere Sprache als die meiner Mutter sprechen muss."

Seine Art, sich auszudrücken, war recht komisch, doch ich musste zugeben, dass es zu seinem Äußeren passte. An Giulia gewandt sprach er weiter:

"Du hattest mir schon deine Wünsche mitgeteilt, liebe Giulia. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, einige meiner exquisitesten Kleider für dich bereitzustellen."

Den weißen Vorhang hinter ihm schob er demonstrativ weg. Sprachlos blickte ich abwechselnd von ihm zu den Kleidern, die er stolz präsentierte. Die drei Kleider, die bereit zur Anprobe waren, hätten nicht unterschiedlicher sein können. Das erste der drei Kleider stellte eine üppige A-Linie mit floralen Applikationen dar. Das zweite Kleid war eine eng geschnittene Meerjungfrau mit silbernen, ebenso floralen Applikationen, die mit einem sehr tiefen Ausschnitt schon fast als verrucht durchgehen könnte. Das letzte Kleid war, anders als die Kleider zuvor, in einem eher rosé-angehauchten Ton, das trotz eines simplen Schnitts eine Besonderheit hatte. Vereinzelt waren Blumen über das gesamte Kleid platziert. Obwohl solche Blüten oftmals an Brautkleidern zu künstlich wirkten, passte es hervorragend zu dem Kleid.

"Sie sind wunderschön. Und zwar alle!", flüsterte Giulia begeistert. In ihren Augen erblickte ich bereits Tränen des Glücks. Schmunzelnd betrachtete ich, wie sie aufgeregt von dem Sofa sprang und direkt in die Umkleide stürmte.

Anna und ich begannen zu lachen, während wir uns gegenseitig zuprosteten und einen Schluck des teuer wirkenden Champagners nahmen. Erst jetzt bemerkte ich die sanften Töne eines Pianos im Hintergrund. Obwohl ich mir vorerst Sorgen gemacht hatte, begann ich, solche Anproben bereits jetzt zu lieben. Wenn etwas einem Märchen im realen Leben am ehesten nahe kam, waren das wohl genau solche Augenblicke.

Das erste Kleid, das Giulia anprobierte, war die A-Linie. In der Umkleide selbst gab es keine Spiegel, weshalb Giulia uns beide anschaute, um die Reaktionen in unseren Gesichtern abzulesen. Sprachlos musterte ich das wie für sie geschneiderte Kleid, das ihren Oberkörper perfekt umschmeichelte und von der Taille abwärts in vielen Lagen herunterfloss. Anna äußerte sich als Erste.

"Wunderschön."

Es war nicht mehr als ein Hauchen. Ich brachte noch nicht einmal das hervor. Stattdessen nickte ich bestätigend. In mir selbst baute sich langsam das Verlangen auf, ebenfalls irgendwann solch einen Moment genießen zu dürfen. Jetzt war es an der Zeit, dass Giulia sich umdrehte und sich im Spiegel betrachtete. Nun war es mir möglich, ihren Rücken zu betrachten, der tief ausgeschnitten war und dem eher konservativ wirkenden Kleid einen modischen Touch gab. Obwohl ich Giulia noch nicht lange kannte, überraschte mich ihre Reaktion keineswegs. Statt in Tränen auszubrechen oder sprachlos in den Spiegel zu blicken, brachte sie ein lautes "Ich nehme es" hervor. Anna und ich schmunzelten bloß, während der Ausstatter Giulia entgeistert anschaute.

"Aber nein, Giulia, du musst noch die anderen Kleider anprobieren. Erst dann wirst du wissen, ob dies dein Kleid ist."

Er scheuchte sie zurück in die Umkleid und nahm das Meerjungfrauenkleid von der Stange. Das nächste Mal, als der Vorhang aufging und Giulia herauskam, war ich noch sprachloser als zuvor. Nicht, weil das Kleid ihr noch besser stand, sondern weil es sehr viel preisgab. Angefangen bei dem Schnitt des Kleides, der nichts der Fantasie überließ, war der Ausschnitt sowohl vorne als auch hinten sehr tief. Das einzige Wort, das mir dazu einfiel, war erotisch. Und obwohl Giulia auch dieses Kleid problemlos tragen konnte, passte es einfach nicht zu der herzensguten Giulia, die ich bis jetzt kennenlernen durfte. Als hätte Anna meine Gedanken gelesen, sprach sie:

"Das bist nicht du, Giulia!"

Als sich Giulia zum Spiegel drehte, nickte sie dies ab und ging ohne Umschweife zurück in die Umkleide. Zuletzt stand das rosé-farbene Kleid aus. Obwohl sowohl Anna als auch Giulia sich bereits sicher waren, das perfekte Kleid gefunden zu haben, war ich neugierig darauf, wie dieses Kleid an ihr aussehen würde. Es waren oftmals die simplen Dinge, die das Leben perfekt machten.

Der Vorhang ging erneut auf. Ein Lächeln huschte auf meine Lippen, als ich Giulia betrachtete. Das Kleid versprach alles, was zu dem Thema der Hochzeit passte. Die Blüten, die über das gesamte Kleid gehaucht waren, zeigten die floralen Elemente, während der simple, jedoch fließende Stoff des Kleides die Unschuld darstellte. Zudem passte es perfekt zu dem etwas dunkleren Hautton von Giulia. Für mich persönlich war die Entscheidung gefallen, doch ich wollte nichts Falsches sagen. Dieses Mal war Anna anderer Meinung als ich.

"Ich denke, es ist das erste Kleid."

Giulia blickte erneut in den Spiegel und drehte sich. In ihrer Miene selbst konnte man noch nicht ablesen, ob ihr dieses Kleid gefiel.

"Cassie, was sagst du?"

Ich hatte gehofft, dass es nicht dazu kommen würde. Deshalb entschied ich mich für eine ausweichende Antwort:

"Ich finde beide Kleider wunderschön an dir."

Giulia blickt mich daraufhin mit hochgezogener Augenbraue an. Irgendwie gelang mir dieses Ausweichen nicht so gut. Das erkannte ich in ihrem neugierigen Blick.

"Und jetzt bitte deine ehrliche Meinung."

Ich schluckte. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, beschloss ich schließlich, bei der Wahrheit zu bleiben.

"Dass ich beide Kleider an dir wunderschön finde, ist die Wahrheit. Aber ich muss sagen, dass dieses letzte Kleid einfach besser zu dir und dem Thema der Hochzeit passt. Obwohl es so schlicht ist, ist es doch auf seine Art besonders."

Daraufhin folgte sehr lange Stille. Der Ausstatter war der Erste, der sich zu Wort meldete.

"Die Signora hat recht. Dieses Kleid ist wie für diese Hochzeit gemacht."

Anna war die Nächste, die das Wort ergriff. 

"Jetzt, wo Cassie es sagt, sehe ich es auch. Dieses Kleid ist perfekt für das Thema der Hochzeit."

Überrascht blickte ich zu Anna, die mir aufmunternd zuzwinkerte. Giulia selbst schaute sich noch einmal im Spiegel um und sprach schließlich:

"Das ist mein Kleid!"

Daraufhin folgten viele Selfies und Fotos, die Champagnerflasche wurde von Giulia und mir geleert, bis wir uns schließlich aufmachen wollten. Kurz, bevor wir den Laden verlassen konnten, hielt mich der Ausstatter zurück.

"Ich habe eine Kundin, die ungefähr deine Figur hat." 

Sein Blick wanderte von meinem Gesicht zu meinem üppigen Busen. Das meinte er also mit meiner Figur. Fast verdrehte ich die Augen, doch ich wollte noch hören, was er zu sagen hatte.

"Sie ist jedoch selbst nicht im Lande und würde das Kleid gerne nicht an einer Puppe sehen. Würdest du mir den Gefallen tun und das Kleid für sie anprobieren, damit ich ihr ein Bild senden kann?"

Total überrumpelt blieb ich stehen und starrte gebannt in die ernsten Augen des Mannes. Zusätzlich dazu, dass es eine wirklich eigenartige Bitte war, konnte ich nicht nachvollziehen, warum er genau mich gefragt hatte. Ich blickte zu Giulia, die von meiner Unterhaltung mit dem Ausstatter nichts mitbekam. Schließlich war es ihr besonderer Tag. Deshalb war meine Antwort klar.

"Es tut mir wirklich Leid, aber ich denke, dass es keine so gute Idee ist. Du wirst sicherlich jemand Anderes finden, der dir diesen Gefallen tut."

Er hatte wohl verstanden, dass es zwecklos war, weshalb er in seine hintere Hosentasche griff und mir seine Karte reichte.

"Falls du es dir anders überlegen solltest, ruf einfach an. Falls es um Geld geht, ich bezahle auch dafür."

Sein sonst so ehrlich wirkendes Lächeln wirkte auf mich plötzlich ziemlich unheimlich. Mit einem letzten Nicken folgte ich schließlich Anna und Giulia aus dem Laden.

Hallo ihr Lieben,

wie versprochen erwarten euch heute, wenn auch etwas später als sonst, drei Kapitel mit unserer Protagonistin Cassie. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und noch einen schönen Feiertag.

Eure federwunsch ❤️

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro