Kapitel 25

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Ich blickte auf das Buch vor mir, als wäre es Teufel und Gott in einer Person. Das in Leder gebundene Reisetagebuch meiner Mutter befand sich nicht mehr in meinen Händen. Vielmehr lag es mittlerweile auf dem Couchtisch im Wohnzimmer, während ich es wie eine Irre vom Sofa aus anstarrte. Tatsächlich konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie ich hierher gekommen war und wie viel Zeit nach meinem erstaunlichen Fund vergangen sein musste. Jedoch konnte ich immer noch nicht fassen, dass ich endlich meinem Ziel, mehr über meine Eltern zu erfahren, näher gekommen war.

Meine Hand zitterte, als ich sie ausstreckte und auf den Umschlag des Buches legte. Ich wusste nicht, ob Sekunden oder sogar Minuten verstrichen, bis ich das Buch in die Hände genommen und auf meinen Schoß befördert hatte. Ich atmete einmal tief ein und aus, bevor ich das Buch erneut aufschlug.

Die Worte, die mir gleichzeitig Freude und Schrecken entgegenbrachten, standen immer noch dort. Dieses Mal jedoch fiel mir etwas Ungewöhnliches auf. Auf der nächsten Seite lugte eine kurze, gelbe Seite hervor, die eindeutig nicht dahin gehörte. Das Papier wirkte, ebenso wie das Buch, bereits in die Jahre gekommen. Dieser Zettel musste dementsprechend ebenfalls seit Jahren in diesem Buch gelegen haben.

Ich blätterte zur nächsten Seite, nur um mit Schrecken festzustellen, dass das erste Wort auf dem beigefügten Notizzettel mein Name war. Ich spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Das Atmen fiel mir immer schwerer. Sowohl Angst als auch Neugier durchflossen meinen gesamten Körper, während ich zu lesen begann.


Cassandra,

ich weiß nicht, ob dich dieser Zettel jemals erreichen wird. Jedoch möchte ich dir vorab ein paar Worte sagen, die du dir zu Herzen nehmen solltest.

Dein Vater und ich sind der Meinung, dass die Zeit für die Wahrheit gekommen ist. Jedoch möchten wir ganz deutlich betonen, dass es immer noch deine Entscheidung ist, ob du dies wirklich möchtest.

Noch kannst du in dein altes Leben zurückkehren. Wenn es für dich jedoch kein Zurück mehr gibt, so hoffe ich, dass dir dieses Tagebuch weiterhelfen wird.

In Liebe,

Deine Mutter Sophia.


Ein humorvolles Lachen entrang meiner Kehle. Meine Gedanken schweiften ab zu meinen erst kürzlich entdeckten, mystischen Feuerkräften.

"Als ob es hiernach noch ein normales Leben für mich geben könnte!"

Dieses Mal störte es mich noch nicht einmal, dass die Nachricht wie der Brief zu meinem Geburtstag sehr kryptisch ausgefallen war. Auch ohne viel Interpretation hatte ich dieses Mal ganz genau gewusst, was sie meinte. Außerdem war ich mir sicher, dass es jetzt nicht noch schlimmer und kurioser kommen konnte, wenn ich einen Blick in das Buch werfen würde. Was konnte schließlich noch schlimmeres in diesem Buch stehen, als irgendwelche fantastischen Superkräfte, die eigentlich nicht existieren durften?

Ich nahm den gelben Zettel aus dem Buch und legte ihn auf den Couchtisch. Erst jetzt wurde mir klar, dass meine Eltern dies alles vorher geplant haben mussten. 

Der Brief, die Reise nach Sizilien... 

Das alles hatte ich in Kauf nehmen müssen, um zu diesem Punkt zu kommen. Tatsächlich hatte Suz damals mit ihrer Vermutung Recht gehabt und meine Eltern hatten schlicht und einfach gewusst, dass sie nicht mehr lange am Leben sein würden. Entweder sie wollten auf Nummer sicher gehen, was ich mittlerweile nicht mehr glaubte, oder sie wussten, was ihnen widerfahren würde. Bei dem Gedanken wurde mir unwohl.

Gespannt bezüglich dieses neuen, furchterregenden Gedankens schlug ich schließlich die nächste Seite auf, wo der erste Eintrag auf mich wartete.


Die Ankunft

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Wahrscheinlich wäre es am besten, am Anfang zu starten. Macht das überhaupt einen Sinn? Ich meine, wo sonst sollte ich anfangen? 

Ich runzelte die Stirn und dachte über diesen verwirrenden Absatz nach. Irgendwie hatte ich mit allem gerechnet, jedoch nicht mit solch einer fast schon philosophischen Grundfrage. Ihre gedanklich verstrickte Art wurde durch sämtliche Kritzeleien am Rand des Blattes unterstrichen. Schulterzuckend las ich weiter.

Als ich heute morgen in den Bus eingestiegen war, der mich zu meinem Ziel bringen sollte, hätte ich mit allem gerechnet, nur nicht damit, in einem solch großen Schloss zu landen!

Ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob man Villen vor zwanzig Jahren wirklich als Schloss bezeichnet oder ob meine Mutter einfach einen Hang zur Theatralik gehabt hatte. Jedenfalls war es ein eigenartiges Gefühl, in ihren Gedanken zu stöbern, auch wenn ich ausdrücklich ihre Erlaubnis bekommen hatte.

Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Die gesamte Busfahrt konnte ich mich kaum satt sehen an all den farbigen Häusern und der rauen See. Selbst der salzige Duft des Meeres umgibt mich hier von allen Seiten. Es ist einfach unfassbar schön! Ich wünschte, ich könnte malen, um dies auf Papier einfangen zu können.

Auch wenn meine Mutter laut ihren eigenen Worten nicht malen konnte, so hatte sie tatsächlich das Talent, die Szenerie mit Worten auszumalen. Mir war es bei meinem ersten Besuch ähnlich gegangen. Ich spürte, wie sich ein warmes Gefühl in meinem Bauch ausbreitete. So nahe hatte ich mich meiner Mutter noch nie gefühlt. Ungeduldig blätterte ich weiter.

Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich meine Eltern vermisse, auch wenn der Abschied etwas unbeholfen gewesen ist. Ich kann nachvollziehen, dass Mama besorgt um mich ist, aber es ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches daran, ein Au-Pair Jahr im Ausland zu verbringen. Jedenfalls weiß ich es sehr zu schätzen, dass sie zumindest versuchen, sich für mich und meine Träume zu begeistern.

Unwohlsein überkam mich. Zum Einen war es eigenartig, sich meine Großeltern als Eltern vorzustellen. Ich wusste selbst, dass dies total irrsinnig war, da sie mich schließlich wie die besten Eltern auf der Welt aufgezogen hatten. Trotzdem hatte es immer eine unüberwindbare Grenze gegeben, die aus meinen Großeltern nie hätte Eltern machen können. Zum Anderen verspürte ich, wie so oft in letzter Zeit, Schuldgefühle gegenüber eben diesen wundervollen Menschen, da ich ihnen, so wie meine Mutter zuvor, das Herz hatte brechen müssen, um nach Sizilien zu reisen.

Nur um nun selbst mit gebrochenem Herzen zurückzukehren.

Apropos ungewöhnlich! Tatsächlich ist es sehr ungewöhnlich, in solch einem großen Haus zu wohnen. Und das ganz alleine. In einem fremden Land. Ohne die Sprache anständig zu können!

Besser hätte ich es nicht auf den Punkt bringen können. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Jedenfalls fängt in wenigen Tagen mein Italienisch-Unterricht an. Außerdem hat mir der Besitzer des Hauses eine Nachricht hinterlassen, dass ich mich neben den zu erledigenden Aufgaben bei meinen Nachbarn nach allem Weiteren erkundigen soll. 

Der Besitzer des Hauses scheint wirklich schwer beschäftigt zu sein, dass er sein Haus direkt einer Fremden überlässt. Ich werde ihn jedenfalls nicht enttäuschen! Diese Chance werde ich mir nicht entgehen lassen.

Es erstaunte mich, dass die ersten Gedanken meiner Mutter meinen ersten Eindrücken von Sizilien sehr ähnelten. Und doch spürte ich, dass sie eine andere Art Mensch als ich gewesen sein musste. Alles, was sie niederschrieb, war in solch positiven Tönen beschrieben. Unweigerlich fragte ich mich, ob sich dies in dem Buch noch ändern würde oder ob sie ihr Leben lang so positiv gestimmt gewesen war. Ich blätterte weiter.


Erster Ausflug

Ich stehe hier an einem alten, grünen Stahlzaun, der in die Klippen eingelassen wurde, und kann nicht aufhören zu staunen. Noch nie habe ich so viel Schönheit an einem Ort gesehen. Nach einer stundenlangen Wanderung über Klippen, Strände und kleine Wege bin ich zu dem wohl magischsten Ort gekommen, den Sizilien zu bieten hat. Wie sehr wünsche ich mir in diesem Moment, dass ich der Malerei mächtig wäre.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und ich blätterte weiter. Tatsächlich erwartete mich auf der nächsten Seite eine Kreidezeichnung, die über zwei Blätter ging. Obwohl ich meiner Mutter zustimmen musste und die einzelnen Striche eher unbeholfen wirkten, konnte ich ohne große Mühe die Klippen erkennen, die von reichlich Vegetation bedeckt waren. Das Wasser wirkte erstaunlich sanft in dem Bild. Fast schon konnte ich das Rauschen des Meeres hören.

Wenn ich nach meiner Reise jemals wieder nach Sizilien zurückkehren sollte, schwöre ich mir, dass ich an eben diesen Ort zurückkehren werde!

Traurig fügte ich hinzu: "Es tut mir Leid, dass du diese Möglichkeit nicht mehr bekommen hast."

In diesem Moment sehnte ich mich sehr danach zu wissen, wo dieser Ort gewesen war, um mich meiner Mutter näher zu fühlen. Ich hatte diesen magischen Ort, von dem sie erzählt hatte, bei meinen eigenen Wanderungen jedenfalls nicht entdeckt. Ein Gedanke formte sich in meinem Kopf, der langsam Gestalt annahm.

"Hiermit schwöre ich mir und dir, Mama, dass ich diesen Ort finden werden, sollte ich jemals wieder nach Sizilien zurückkehren!"

Zufrieden mit meinem Vorhaben blätterte ich schließlich weiter.


Mein Prinz

Als ich den Titel las, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Zwar hatte ich nicht so schnell mit dem Eintrag schlechthin gerechnet, doch ich freute mich bereits, endlich mehr über meinen Vater und die genaue Liebesgeschichte meiner Eltern zu hören. Die kleinen Sequenzen, die ich von meinen Großeltern kannte, hatten mir keinesfalls geholfen das große Ganze zu sehen. Jetzt war es endlich so weit.

Bevor ich von meiner märchenhaften Begegnung erzähle, muss ich wie so oft etwas ausholen. Tatsächlich habe ich heute eine der Nachbarinnen aus dem Haus nebenan getroffen. Ihre Art ist so herzlich gewesen, dass ich nicht anders kann, als sie bereits jetzt als Freundin zu bezeichnen.

Manche bezweifeln, dass es so etwas gibt, doch ich denke, dass auch Freundschaft auf den ersten Blick existiert. Sie ist eine wahre Schönheit mit ihren dunklen Haaren und funkelnden Augen. Ihr Lächeln hat mich sofort eingenommen. Bei solch einem Lächeln weiß man einfach, das alles gut werden wird. 

Sofort wanderten meine eigenen Gedanken zu den Nachbarn nebenan. Meine Mutter konnte nur von Gabes und Giulias Mutter sprechen, da sie beide dieses Lächeln unbestreitbar von einem ihrer Elternteile geerbt haben mussten. Der Gedanke an Gabe ließ mein Magen ungewollt schmerzhaft zusammenziehen.

Ich schäme mich sehr, dass ich mir ihren Namen nicht eingeprägt habe. Jedenfalls ist ihr strahlendes Lachen das, was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist. Doch ich schweife ab. Eigentlich will ich von dem Prinzen in schwarzer, schimmernder Rüstung erzählen, dem ich heute begegnet bin.

Ich verdrehte die Augen, da die Beschreibung jetzt langsam ins Lächerliche überging. Schließlich war mein Vater nicht wirklich in einer schimmernden Rüstung bei ihr aufgetaucht. Jedenfalls hoffte ich das!

Der Grund, warum ich den Namen der Nachbarin vergessen habe, liegt wohl an dem Mann, der kurz danach in mein Blickfeld getreten ist. Seine dunklen, vollen Haare hat er lässig aus dem Gesicht gestrichen, während er die Sonnenstrahlen auf dem Gesicht zu genießen wusste. Die Sonnenbrille unterstrich hervorragend seinen rockig-lässigen Lock, der ihm hervorragend stand. 

Erneut verdrehte ich die Augen und dachte: "Mutter, komm zum Punkt!"

Ich wollte bereits die ausschweifende Beschreibung überspringen, als mich ein einziges Wort zum Stutzen brachte.

Ich wusste, dass er mich ebenfalls erblickt hatte, als er mit langsamen Schritten auf mich zukam. Stück für Stück hat er die Brille von seiner Nase gleiten lassen, sodass ich in stechend grüne Augen sehen konnte.

Mein Vater hatte keine grünen Augen gehabt... Das wusste ich ganz genau von dem einzigen Foto, das ich von den beiden hatte! Stirnrunzelnd blätterte ich weiter.

Ein schiefes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er auf mich zukam und es war um mich geschehen. Hohe Wangenknochen spendeten seinem kantigen Gesicht eine noch maskulinere Wirkung. Wie ein verbotener Prinz ist er in mein Leben gekommen. Und wer weiß, vielleicht darf ich ihn bald als meinen ganz persönlichen Prinz bezeichnen.

Während ich die Worte las, bildete sich ein Bild vor meinem geistigen Auge, das mir überhaupt nicht gefiel und da ganz und gar nicht hingehörte! Gebannt von den Worten las ich weiter.

Als ich seine tiefe Stimme das erste Mal gehört habe, bekam ich Gänsehaut. So etwas habe ich noch nie bei einem Mann gefühlt. Und er ist wahrlich ein Prachtexemplar von einem Mann!

Oh nein, bitte lass es nur ein blöder Zufall sein!

Als er mir seinen melodischen Namen verriet, wusste ich ganz genau, dass ich ihn nicht so schnell wieder vergessen könnte.

Ich fragte mich, ob meine Mutter absichtlich an den spannendsten Stellen die Seite umgeschlagen hatte. Zitternd blätterte ich zur nächsten Seite weiter.

Mein Prinz trägt den Namen Gabriel Delanotte.

Hallo ihr Lieben,

ich glaube, es wäre das Beste, wenn ich mich einfach im Bett verstecke und nicht mehr herauskrieche... oder?

Bis nächste Woche müsst ihr leider auf weitere Details warten.

Eure federwunsch ❤️

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro