Erstes Kapitel

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Mit angehaltenem Atem stand ich am Fenster. Während sich kleine Partikel auf der kühlen Scheibe bildeten starrte ich auf die unheimlich belebte Straße vor unserem Haus, das sich kaum wie ein anderes deutlich noch oben erhob.
Unter mir strömten sie trotz der frühen Uhrzeit massenweise über die Gehwege um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen oder zum Unterricht zu gehen.
Während die meisten Schüler nur locker ihre viel zu kleinen Schultaschen über die Schulter geworfen hatten und schnell auf dem Weg zur High School einen Becher Latte Macchiato irgendwo abgeknöpft hatten und in ihren zerrissenen Hosen und Shirts eher einem Exemplar eines HipHop-Clubs entsprachen, waren die Erwachsenen hauptsächlich ordentlich in Hosenanzug oder Blazer gekleidet, um auf der nächsten Konferenz der hohen Mächte einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Mein Vater war auch einer von denen. Streng und autoritär. Er besaß einen gut bezahlten Job in einer Organisation für Forschung, was uns - mir - so einiges ermöglichte.
Denn obwohl ich alles um mich herum sehen konnte fehlte etwas. Ich konnte all die hektischen Menschen dort unten beobachten, sehen wie sie trotz des roten Ampellichtes die Straße im Laufschritt überquerten und einer besser als der andere eine Taktik erfand, mit der man sich noch effizienter einen Weg durch die gelben Taxen bahnen konnte. Bei so was wurden die meisten Einwohner New Yorks um einiges kreativer.

Trotz der milchigen Verschnörkelungen an der Glasscheibe, die mich von dem stetigen Gedränge da unten trennte, waren die Leute deutlich zu erkennen - ihre Konturen waren schärfer als alles andere.
Sehen konnte ich wie jeder auch - vielleicht sogar noch besser. Meine Sehkraft war stärker ausgeprägt als meine übergebliebenen Sinne.
Doch wie alles andere hatte auch das seinen Preis. Alles verlangte einen Preis. Und bei mir war das Hören das Tribut gewesen, das ich zahlen musste.
Nicht das ich eine Wahl gehabt hätte. Nein, mich hatte keiner gefragt. Das Schicksal hatte niemanden gefragt. Nein, bei dieser Forderung war wohl niemand anwesend gewesen. Weder meine Eltern, noch meine Freunde.
Es war da und noch nicht einmal die besten Hörgeräte dieser Welt hätten die Schwäche meines geschädigten Gehörs ausgleichen können, dafür war die Forschung nicht weit genug. Dafür war mein Vater und sein Team von Forschern noch nicht weit genug. Niemand war das.
Und das was ich machen kann ist warten. Warten auf ein kleines piependes Etwas, das mein Gehör vielleicht irgendwann verbessern wird.

Plötzlich konnte ich noch etwas anderes vor mir erkennen. In der Scheibe konnte ich das Spiegelbild von Sophie sehen, die sich vorsichtig mir und dem Fenster näherte. Meine Freundin ging nicht davon aus, dass ich sie bemerken würde, ehe sie meine Schulter berühren konnte. Sie war sich viel zu sicher, dass ich sie nicht sehen könnte geschweige denn hören, dafür war ihr Gang einfach zu federnd und samtig als das es ein Geräusche wie das einer Explosion erzeugen könnte. Denn das hätte ich mit hohe Wahrscheinlichkeit gehört. Als ein verzerrtes dumpfes Echo, meinte mein Dad.

Woher hätte sie wissen können, dass ich ihre zierliche Gestalt als leichte Spiegelung erkennen konnte.
Ich musste lächeln. Das Sprichwort, dass das fehlende Gehör von Menschen trennte traf halt nicht immer zu. Und vor allem nicht bei Sophie Persley.
Es konnte einfach keinen Anderen geben, der freundlicher war als sie. Und keiner der schreckhafter war.
Mit einem Grinsen wirbelte ich herum und zog die vollkommen perplexe Sophie in eine Umarmung, ehe sie auch nur irgendeine Begrüßung mit den Händen hätte formen können. Sie war so verwirrt das ich fast lachen musste.

Langsam erholte sie sich von meiner Attacke und bildete ein einfaches Hallo. Sie beherrschte die Gebärdensprache fast genauso gut wie meine Eltern und das obwohl sie sich sonst nicht so gut solche Sachen merken konnte.
Auch wenn ihr sonst auch nicht allzu viel anderes übrig blieb, da wir seit unserer Kindheit befreundet waren und seitdem auch nicht mehr getrennt wurden. Auch nicht, als plötzlich ihre Großeltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen und sie bestimmt in ein tieferes Loch fiel als ihre Großmutter aus dem Flieger.

Mit plötzlichem Elan fing Sophie an zu erzählen und ihre Hände wirbelteten nur so in der Luft herum während sie wie selbstverständlich alle erdenklichen Worte mithilfe ihrer Hände von sich gab. Ich konnte ihr kaum folgen so schnell wie sie redete.
Gleich musste sie zur High School wie jeder andere Jugendliche in meinem Alter auch. Wie alle. Ich musste auch lernen. Und das war die andere gute Ablenkung während die anderen in irgendwelchen Chören sangen oder sich mit anderer Musik beschäftigten. Nur konnte ich nicht an die selbe Schule, da meine Eltern keine fanden, die auch Lehrer eingestellt hatten, die Gebärdensprache beherrschten.
Ich wurde zuhause unterrichtet. Von meiner Mom, die die selben Charakterzüge besaß wie mein Dad.
Streng und autoritär.

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