Kapitel 36{Mehr als Angst}

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Ich konnte mich nicht erinnern,  jemals solche Angst vor etwas gehabt zu haben wie jetzt. Jedenfalls nicht vor Dingen, die mein zweites Ich nicht irgendwie verdrängt hatte. Die anderen zählten nicht.
Aber als ich diese Peitsche sah, wäre ich am liebsten bettelnd und flehend zusammengebrochen.
Ich hätte am liebsten alles gesagt oder getan, um dem zu entkommen, was auf mich zukam.
Akons Blick sprühte vor Schadenfreude und in der gesunden Hand hielt er eine schwarze Peitsche.
Nicht mit vielen Kordeln, nicht kurz und dick, wie ich sie oft auf den Erotik Plakaten der Stadt gesehen hatte.
Sie war anders. Lange und aufgerollt.
Mit einem Spitzen Ende, an welchem winzige, metallene Stacheln klebten, kaum zu sehen.
Doch wenn man damit geschlagen werden würde, erkannte man das nur all zu gut.
Ich schluckte und versuchte, meinen panischen Körper irgendwie zu beruhigen.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und Mein Rücken begann schon beim blossen Anblick dieses Folterinstruments schon zu schmerzen.
"15 Peitschenhiebe."
Kündigte er an und Michaels tiefe, mächtige Stimme antwortete.
"Das ist mir wohl bewusst. Tritt nun zurück, du hättest ja nicht einmal die Kraft dazu."
Akon biss die Zähne zusammen, überreichte seinem Boss dann aber brav die Peitsche und gesellte sich zu der vordersten Reihe. Um alles hautnah miterleben zu können.
Kellys Blicke erstachen ihn wortwörtlich, doch es kümmerte ihn nicht sonderlich.
Dann wurde es still, als ich plötzlich Michaels Hände an meinem Hals spürte.
Jedes Härchen an meinem Körper stellte sich auf und beinahe hätte ich einen Ton von mir gegeben.
Dennoch schwieg ich und presste nur verkrampft die Lippen zusammen, als er mit einem Ratsch mein Shirt hinten zerriss und meinen Rücken der Kälte im Saal aussetzte.
Nun war es so ruhig, dass ich nur noch meine eigene Atmung hörte.
Ich konnte das Blut in meinem Kopf hämmern spüren und ich senkte den Blick auf den Boden.
Ich wollt Niemanden ansehen, wenn er begann.
Vor allem nicht Kelly oder Alec. Ich hoffte, dass sie weg sahen.
Dann atmete ich nochmals tief Luft ein und schloss die Hände um die Seile, um mir Halt zu sichern.
Ich wollte nicht vor allen Menschen umkippen. Ich sammelte mich innerlich.
Dann peitschte etwas mit einem Knall durch die Luft und ein Schlag landete auf meinem Rücken, der mir im ersten Moment eigentlich nur die Luft aus dem Leib presste.
Doch dann trat der Schmerz ein.
Ich wollte einatmen, doch meine Lungen boten auf einmal sehr wenig Platz.
Mein Rücken begann zu brennen als hätte man ihn angezündet und ich spürte, wie das Leder sich von meiner Haut entfernte und einige Stücke mitriss, als Michael wieder ausholte.
Ich war viel zu geschockt von dem enormen Schmerz, als dass ich hätte schreien können.
Dann knallte es erneut und ich schloss die Augen.
Aus meiner Kehle kam ein Laut, der nicht mehr menschenähnlich war.
Ich spürte Blut warm an meinem zitternden Körper hinunterfliessen und ich konnte meine eigene Angst riechen. Drohte, in ihr zu ersticken.
Meine Kehle war so staubtrocken dass das Einatmen schwer fiel und mein Körper zitterte unkontrolliert.
Die Schmerzen schienen sich von meinem Rücken in jede Zelle auszubreiten. Bald konnte ich meine Beine nicht mehr spüren.
Der Schmerz stach wie tausend Nadeln, überschwemmte mein Nervensystem und brachte jeden Teil in mir zum brennen.
Ein inneres Feuer, welches sich immer tiefer in mich hinein frass, sodass ich beim nächsten Schlag schwarze Punkte vor meinem Gesichtsfeld umherspringen sah.
Als wollten sie sich über mich lustig machen.
Ich wollte nicht schreien, nein ich durfte nicht.
Und eigentlich konnte ich es auch nicht, denn irgendwie versagten all meine Körperfunktionen.
Der Schmerz war schlimm und jedes Mal wenn das Leder wieder auf meinen geschundenen Rücken prallte, wallte ein neuer Schwall an Schmerz über mich herein, sodass ich mich beherrschen musste, nicht laut zu schreien.
Irgendwann vergass ich zu zählen.
Ich hing in den Ketten, meine Handgelenke wund, die Kraft, mich von alleine aufrecht zu halten, war schon lange verflogen.
Deshalb wohl auch die Fesseln, die mich zwangen auf den tauben Beinen sitzen zu bleiben.
Ich konnte das Blut um mich herum fliessen sehen.
Eine rote, schöne Lache, in welcher sich die Kerzen des einen Tisches spiegelten, der am nächsten stand.
Ich atmete rasselnd, die Haare hingen mir verschwitzt ins Gesicht und meine Augen hätten nicht viel gesehen, selbst wenn ich sie weiter geöffnet hätte.
Mein Rücken schien kein Teil mehr von mir zu sein, schien so weit offen zu sein dass die Welt hinein gepasst hätte, wenn sie sich hätte verstecken wollen.
Tränen rannen meine Wangen hinunter und ich spürte das Salz in meinen aufgeplatzten Lippen brennen.
Ein lächerlicher Schmerz, wenn man so darüber nachdachte.
Ich drohte mehrmals umzukippen und ich war kurz ohnmächtig geworden, doch die Fesseln und Seile hielten mich oben.
Ich war so müde. Ich wollte einfach einschlafen und nie wieder aufwachen.
Weg von hier sein.
Dann löste sich das Piepen aus meinen halb tauben Ohren und ich konnte Kellys Klagen und einige schluchzende Frauen hören.
Und Akon.
Er stand vor mir, was ich erst jetzt realisierte.
Ich sah auch nur seine Schuhe und das Blut dass darum herum floss.
Aber ich war zu müde, um ihn anzusehen.
"Bettle, Amara. Bettle und fleh mich an, dann sage ich, dass Michael aufhören kann!"
Ich schauderte und hörte seine Worte laut in meinem Schädel brummen.
Bettle...
Flehe...
Ich konnte machen dass es aufhört. Ich wollte es auch. Kein Mensch hätte in dieser Lage noch tapfer auf seinen Stolz geachtet. Niemand konnte da etwas anderes sagen.
Und ich auch nicht, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte, stark zu bleiben, so war ich es nicht.
Also hob ich, unter mühsamer Arbeit den Kopf und versuchte meine Lippen die Worte ausspucken zu lassen.
Doch als Akons Blick meinen traf, hörte ich ein feines, hohes Pfeifen. Niemand anderes hatte es gehört, oder geschweige denn erkannt. Doch in mir setzte sich sofort etwas in Bewegung. Ich wusste, dass es Michael gewesen war. Er hatte die Pfeife geblasen.
Dieses Mal ging der Wechsel zwischen meinen beiden Persönlichkeiten schneller. Das Gefühl rauschte durch mich hindurch wie das Blut es bei meinen Adern tat.
Dann verschwand der Schmerz von einer Sekunde auf die Andere, Kraft gemischt mit Adrenalin machte sich in mir breit und ich wusste, dass ich nicht mehr die Macht hatte. Also ich hatte sie, aber ich hatte sie auch nicht.
Was auch immer ich noch war, hatte die Kontrolle übernommen. Vielleicht Selbstschutz, vielleicht auch nur weil Michael es so gewollt hatte.
Ich verzog die Lippen zu einem schmerzlichen und irgendwie verrückten Lachen.
Es klang so kehlig, dass es einem Totengesang hätte ähnlich sein können. Doch so weit war ich noch nicht.
"Nein."
Flüsterte ich und hörte mich so rau an wie ein Kettenraucher.
"Was?"
Zischte der Junge und zog meinen Kopf an den Haaren etwas höher.
Sofort reagierte Michael und stiess ihn etwas zurück.
Als Zeichen dass er keine Probleme machte, hob Akon kurz die gesunde Hand.
"Ich werde das Letzte sein, was du jemals sehen wirst, Akon. Du wirst sterben."
Ich lachte schrill.
„Das ist ein Versprechen!"
Meine Nachricht hatte der gesamte Saal gehört. Gut so, sollten sie alle wissen dass ich auf den Tod dieses Mannes sann.
Und auf den von Michael, der mir das alles unbeteiligt antat, ohne mich zu schützen.
Akon schüttelte verächtlich den Kopf und wollte sich umdrehen.
"Akon!"
Rief ich, während ich schon das Schneiden der Luft hören und spüren konnte, als Michael zum nächsten Schlag ausholte.
Er drehte sich fragend und etwas überrumpelt um.
"Ich halte meine Versprechen."
Flüsterte ich und grinste so irre, dass selbst er die Drohung ernst nehmen musste.
Dann ertönte wieder das Knallen in meinen Ohren, welches ich wohl für immer mit Schmerzen verbinden würde.
Nun konnte ich spüren, wie das andere Ich zurück wich, als hätte es seinen Job erledigt. Ich spürte, wie es mich wieder meinen Schmerzen aussetzte und wie mein Körper sich weigerte, das noch länger mitzumachen.
Langsam rutschte ich ab und liess den Schmerz los, der an mir klebte wie Pech.
Ich liess einfach los und fiel, fiel so weit in eine Dunkelheit hinein, dass ich vielleicht nie wieder aus ihr heraus finden würde.
Doch das war such unwichtig.
Ich war gerne hier.
Denn hier war es still und schmerzlos. Dunkel. Und hier war ich alleine.
Ich war nicht Amara oder eine Killerin oder die Missbrauchte Tochter eines Irren.
Hier war ich Niemand.
Und ich war gerne Niemand.

•★•

Eigentlich hatte ich diese Leere genossen. Ich wusste auch nicht wie lange ich in diesem Zustand geschwebt hatte, aber irgendwann wurde ich hoch gerissen.
Obwohl ich mich weigerte, zog es mich immer weiter auf ein Licht zu, welches mich blendete und das ich gar nicht spüren mochte.
Ich mochte nicht Leben, ich war lieber Tot oder in diesem kleinen Teil meiner selbst versteckt, den Niemand ausser mir erreichen konnte.
Und obwohl ich mich sträubte wie eine Strassenkatze, wurde ich von einem Sog gepackt, der mich zurück in die Welt der Lebenden katapultierte und mich wieder in diesem erbärmlichen, beschränkten Körper einsperrte.
Einem schmerzenden, kaputten Körper der vor Erschöpfung kaum noch selbstständig atmete.
Ich brauchte einige Sekunden, bevor ich mich zurecht fand und mir wieder einfiel, wie ich meinen Körper bediente.
Langsam klappte ich meine Lieder auf.
Atmete ein.
Schluckte leer, damit sich meine Ohren öffneten.
Dann lag ich still da um mich zurecht zu finden, denn ich hatte weder Orientierung noch Erinnerungen, wo ich hier sein könnte.
Als erstes konnte ich den Raum um mich herum riechen.
Es stank nach Desinfektionsmittel und nach sauberen Tüchern. Es stank nach Arzt, ich war also bei einem Arzt. Höchstwahrscheinlich.
Dann konnte ich endlich das weiche Gefühl unter meinen Gliedern einordnen. Es war eine Matratze. Noch nie war ich so weich gelegen, aber dennoch setzten gleich die Schmerzen ein.
Stechende Schmerzen in meinem Rücken und meinen Gelenken, sodass ich verspannt dalag und versuchte so flach zu atmen, wie nur irgendwie möglich.
Das weisse Licht vor meinen Augen verschwamm langsam zu einer Lampe, deren Schein mich beinahe erblinden liess.
Als ich den Kopf langsam zur Seite neigte um dem zu entgehen, war da nur noch mehr weiss.
Überall weisse Wände, weisse Stühle und sogar eine weisse Blume in einer Vase. Diese war auch weiss. Wie unerwartet.
Ich räusperte mich und spürte den Druck in meinem Kopf langsam etwas nachlassen.
Also konzentrierte ich mich auf das Piepen irgendwo neben mir und versuchte, mich aufzurichten.
„Das würde ich lieber lassen."
Ertönte eine mir sehr bekannte Stimme.
„Ich will mich nur aufsetzen..."
Presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und stemmte mein volles Gewicht auf meine Arme.
Das Ziehen und spannen an meinem Rücken wurde stärker.
Verdammt, wieso tat das so weh! Achso ja stimmt, die Peitschenhiebe. Meine Strafe für etwas, das ich nicht getan hatte.
Nun spürte ich eine starke Hand an meiner Schulter, die mich sanft aber bestimmt zurück auf das Kissen stiess.
Leider war ich nicht kräftig genug, dem zu widerstehen.
Wütend und vor allem frustriert blitzte ich den Jungen vor mir an.
„Was soll das Alec? Ich will nicht hier bleiben."
Er hob genervt eine Braue und sagte nichts, strich aber ganz langsam mit dem Finger über das blaue Hemd das ich trug.
Das erinnerte mich an die Zeit, die wir hatten, eine kurze Zeit, bevor Michael mich in Besitz genommen und verändert hatte. Und im Stich gelassen hatte.
Wobei Alec ja auch nicht dabei gewesen war als ich...
Mir stiegen Tränen in die Augen, als ich daran zurück dachte. Den Schmerz, die Demütigung und die Angst die ich hatte schmecken können.
Mir verging das wüten und ich schluchzte leise auf. Ich dachte immer ich war stark, aber so wie ich jetzt weinte hatte ich es mir schon lange nicht mehr erlaubt.
„Ich sass in meinem eigenen Blut. Ich war voll damit."
Flüsterte ich mit erstickter Stimme und schon spürte ich zwei starke Arme um mich herum.
„Ich weiss."
Er hielt mich einfach fest, schwieg und atmete regelmässig, während er mir Zeit liess, mich zu beruhigen.
Es fühlte sich sicherer an, bei ihm zu sein als sonst wo.
Innerlich kämpfte ich gegen meine Angst und das Trauma an, das ich erlitten hatte und versuchte es niederzuringen.
Versuchte zurück zu der toughen Amara zu wechseln, die sich nichts gefallen liess und nur das Ziel vor ihren Augen verfolgte. Aber es klappte nicht mehr.
Meine ansonsten so exzellente Selbstbeherrschung war verschwunden. Vielleicht war ich doch nicht über das Trauma eines solchen Erlebnisses erhaben.
Aber wie sollte ich als solche verkrüppelte Heulsuse hier unten weiter respektiert werden?
Ich weinte noch lange, so lange dass Alecs schwarzes Shirt tropfen musste, als ich ihn endlich los liess.
Er hielt jedoch meine Hand und setzte sich wieder neben mein Bett.
„Geht es wieder?"
Ich wischte mir mit der freien Hand die Tränen von den geschwollenen Wangen und nickte dann.
„Danke."
Murmelte ich und fühlte mich sogleich schlecht, als mir einfiel wie ich ihn behandelt hatte. Dabei hatte er nie etwas anderes getan als gutes und ich hatte das einfach weggeworfen.
Misstrauisch beäugte ich die Kabel in meinen Armen und die Infusionen die in meinen Rücken liefen.
„Das muss sein, das betäubt die Schmerzen etwas. Der Doc hat dich gerade noch so zusammen geflickt, dein Rücken wird eine Weile brauchen bis er wieder gesund ist. Und die Narben werden bleiben."
Meinte Alec ohne dass ich dazu kam, etwas zu sagen. Also bewegte sich mein Kopf einfach zu einem leblosen Nicken.
Ich hatte Glück, dass ich nicht noch schlimmer dran war.
„Hast du es gesehen?"
Fragte ich dann abrupt. Ich hoffte, dass er es nicht getan hatte. Ich hoffte es so sehr.
Er nickte langsam.
„Ja."
Alecs grüne Augen wanderten an meinem Gesicht entlang und auch ich musste ihn noch einmal eine Sekunde ansehen. Seine reine Haut, die dunkeln, zerzausten Haare und die breiten Lippen, die mich schon so oft und intensiv berührt hatten.
Ich schluckte.
„Wie sah es aus?"
Er verzog die Lippen und küsste meine Stirn, damit ich den Schmerz in seinen Augen nicht sah.
„Verzeih mir, dass ich dir nicht geholfen habe. Ich habe versucht sie zu schlagen, aber sie waren zu viele und hielten mich fest."
Meinte er und ich verzog die Lippen zu einem matten Lächeln.
„Ist schon okay. Du hättest ohnehin nichts tun können. So sind die Regeln."
Regeln,die ich nicht gebrochen hatte. Aber das war jetzt auch egal.
Ich sah ihm an, dass da noch mehr war.
Dann begann er endlich.
"Wir müssen reden."

Hm, was sagen meine schlauen Sternchen dazu? Worüber will er mit ihr reden?^^ hehe bin gespannt was ihr so vermutet und hoffe ihr bleibt beim Endspurt noch dabei :3
Love you
Angora77

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