Abwarten

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Sams Sicht

Nachdem Steele und auch Arnold gegangen waren, hatte ich nur da gesessen und den Vorhang nicht aus den Augen gelassen, hinter dem Penny lag. Ich hatte gehofft und gebangt, dass der Arzt und sein Team dahinter Penny helfen konnten und keine schlechten Nachrichten mit brachten, wenn er sich wieder öffnen würde. Ich würde es mir niemals verzeihen können, wenn Pennys Verletzungen schlimmer waren, als sie ohnehin schon schienen, wenn die sie ihr Leben lang in irgendeiner Weise beeinträchtigen würden oder sie vielleicht doch noch das Leben kosteten. 

Von dem Moment an, als ich Penny gefunden hatte, stach mir die Schuld tief ins Herz. Sie leblos und blutend daliegen zu sehen, nicht zu wissen, ob sie es schaffen würde oder nicht, hatte meine Gedanken durcheinander gewirbelt, während ich verzweifelt nach ihrem Puls, einem Zeichen gesucht hatte, dass ich nicht zu spät gekommen war. Tränen hatten mir die Sicht vernebelt bei dem Gedanken daran, dass ich sie vielleicht nie wieder lachen hören würde, sie mich niemals wieder ärgern würde, ich niemals wieder mit ihr sprechen oder einfach nur ihr nahe sein konnte. Sämtliche Varianten von hätte, wäre, wenn Fragen waren mir durch den Kopf geschossen, egal wie sehr ich wusste, dass sie unnötig waren und mich nur behinderten, dass nichts mehr zu ändern war von dem, was dank meiner Fehleinschätzung passiert war. 

Dann war Helen gekommen, hatte mich beruhigt indem sie endlich den ersehnte Puls gefunden hatte und mich gebremst, indem sie mich hatte fortschicken wollen. Aber ich hatte mich nicht fortschicken lassen. Nach allem, was ich Penny angetan hatte, war es das Mindeste, dass ich bei ihr blieb und alles tat, damit es ihr gut ging, damit sie das hier überlebte. Bis zu diesem Vorhang war ich gekommen und jetzt konnte ich nur abwarten, während die Sekunden sich wie Stunden anfühlten. 

Als der Vorhang sich wieder bewegte, setzte ich mich aufrecht hin, bereit um sofort hinüber zu gehen und zu fragen, was mit Penny war, sobald er aufgezogen wurde. Doch das wurde er nicht und stattdessen kam Helen dahinter hervor und ich ließ die Schultern wieder hängen. Sie kam jedoch zielstrebig auf mich zu und ich befürchtete beinahe schon schlechte Nachrichten, konnte aber in ihrem Blick nichts Schlechtes, wenn auch nichts Gutes erkennen. 

"Sam, kannst du mir Penny's Spint zeigen? Wir brauchen saubere Kleidung für sie", wandte Helen sich an mich und ich stand sofort auf. 

"Klar." Ich ging voran an Elvis und Krystyna vorbei, die noch immer nebeneinander auf der selben Liege saßen, wie ich. Ein Lächeln trat in mein Gesicht, als ich sah, dass Elvis den Arm um die Pilotin gelegt hatte und die ihren Kopf an seine Schulter. Es überraschte mich wenig. Elvis hatte schon beim ersten Treffen mit Krystyna deutlich gemacht, wie angetan er von ihr war und die beiden hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Auf jedem Fest hatte man sie seitdem zusammen stehen und reden sehen und auch bei den gemeinsamen Übungen war Elvis immer in ihrer Nähe gewesen und hatte an ihren Lippen gehangen, wenn sie etwas zu sagen hatte. Dass die beiden scheinbar grade jetzt zusammen fanden, war kein Wunder. Die Belastung und all die Sorgen, die dieser riesige Wald- und Flächenbrand mit sich brachten, waren einfach zu groß. Jeder brauchte ein wenig Zuspruch, Trost und Halt in so einem Moment. Ich wünschte nur, ich hätte das auch für Penny sein können. Stattdessen hatte ich sie schwerverletzt in die Krankenstation gebracht."Wie geht es ihr?", fragte ich Helen auf unserem Weg zu den Spinten dann, um etwas zu erfahren, egal wie wenig es sein mochte. 

"Sie ist stabil und ihre Wunden versorgt. Ich habe sie weitestgehend gewaschen und möchte sie neu einkleiden. Sie hier in der Wache nur in Unterwäsche oder einem Leibchen auf einer Liege unterzubringen, finde ich unangebracht. Sie hatte noch ein paar kleinere Schnitte am Rücken von den Glasscherben, die sich beim Aufprall in ihre Jacke gebohrt haben, aber nichts Schlimmes. Die Wunde an ihrem Bein ist ziemlich tief, aber der Arzt ist zuversichtlich, dass sie keine bleibenden Schäden davon zurückbehalten wird. Er hat aber den Verdacht, dass sie eventuell noch zwei oder drei Rippen gebrochen haben könnte, aber wir wissen erst etwas genaueres, wenn Lizzie mit ihrem mobilen Röntgengerät zurück ist", erklärte sie mir. Wir hatten mittlerweile die Spinte erreicht und ich die Tür zu Pennys Spint geöffnet. Helen begann sofort ihre Sachen zu durchsuchen und entschied sich als erstes für die Jogginghose ihres Trainingsanzuges, als mir die Bedeutung ihrer Worte sackte. 

"Ihr benutzt ein Röntgengerät aus der Tiermedizin?", erwiderte ich ihr verdutzt und Helen wandte sich mir kurz zu, zuckte nur mit den Schultern und suchte weiter, wonach auch immer. 

"Was anderes haben wir grade nicht und Penny in ein Krankenhaus auszufliegen ist derzeit auch nicht möglich. Wir könnten einen Krankentransport organisieren, aber das könnte lange dauern, da die Straßen dank dem Großfeuer stellenweise unpassierbar sind", erklärte sie mir dann und seufzte resignierend."Hier ist kein sauberes Shirt mehr", stellte sie dann fest und mir fiel ein, dass wir den Morgen vor Ausbruch des Großbrandes noch die Fahrzeuge gewartet und gewaschen hatten. Penny hatte nur noch schnell die Auspuffschellen an Venus wechseln wollen, bevor sie mit Krystyna zur Wartung nach Newtown geflogen war und dabei war es dann passiert.

"Stimmt, sie muss die Sachen in der Wäsche haben. Elvis hat gestern morgen einen Eimer Dreckwasser über Penny gekippt, als sie während dem Austausch von Venus' Auspuffschellen auf dem Rollbrett heraus gerollt war und Elvis sie übersehen hat", erklärte ich Helen, während ich in meinen Spint griff und eines meiner Shirts daraus hervor zog."Hier. Nimm eins von meinen", bot ich ihr dann eines an und sie nahm es mit einem Lächeln an. 

"Sam?", hörte ich Arnold plötzlich nach mir rufen und ich wandte mich ihm verwirrt zu, während der auf mich zugehumpelt kam."Sam. Boyce will dich sprechen. Er weiß über den Absturz Bescheid und ist nicht sehr begeistert."

"Wer ist das schon, Arnold? Ich sicher nicht!", erwiderte ich ihm, bevor ich ihm für die Nachricht dankte, mich bei Helen knapp entschuldigte und hinauf ging. 

"Irgendetwas stimmt nicht Sam. Jemand hat ihn angerufen und darüber informiert, woraufhin er wohl auf die Aufzeichnungen des Funkverkehrs zugegriffen hat. Als Steele dann angedeutet hat, dass du mit ihm darüber geredet hast, hat er so seltsam reagiert und verlangt, dich sofort zu holen", erklärte mir mein jüngster Kollege vollkommen aufgelöst auf dem Weg nach oben und ich wandte mich ihm noch einmal zu und klopfte ihm kurz beruhigend mit der Hand auf die Schulter.

Ich öffnete die Tür und trat hinein, nur um knappe zehn Minuten später arbeitslos wieder hinaus zu treten. Ich ballte die Fäuste an meinen Seiten, kaum dass die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war. Ich seufzte resigniert und ging hinunter. Ich ahnte, dass der Verlust von Fireswift großen Trubel mit sich bringen und Ärger für Boyce bedeuten würde. Er brauchte einen Sündenbock und was sollte ich sagen? Er hatte ihn in mir zu Recht gefunden. Ich hatte eigenmächtig Fireswift abgezogen und anderweitig eingesetzt. Jemand musste den Kopf hinhalten und nachdem, was ich damit Penny und Krystyna angetan hatte, war es das Beste, wenn sie in Zukunft nicht mehr Opfer meiner Fehlentscheidungen werden konnten. 

Zurück in der Halle zog ich mich sofort um und legte meine Dienstuniform sauber gefaltet zurück in meinen Spint, der ab sofort nicht mehr der meine sein würde. Ich hatte nicht viel Privates darin. Ein Foto von Penny und mir, wie wir zusammen tanzten, einen Glücksbringer, den sie mir einmal geschenkt hatte und ein Buch, das sie mir kürzlich geliehen hatte. Ich nahm alles hinaus und schloss den Spint ohne jede Wehmut oder Trauer. Ich hatte versagt und noch dazu zwei meiner Kolleginnen beinahe das Leben gekostet. Ich hätte Penny beinahe verloren deswegen. Niemals wieder würde das vorkommen! Niemals wieder sollte sie Angst haben müssen, wegen einer meiner Entscheidungen verletzt zu werden! Es schien alles so bedeutungslos für mich. Das einzige, was noch eine Rolle spielte, war das Penny wieder gesund wurde. 

Ich ging zurück zur Krankenabteilung und sah, dass der Vorhang mittlerweile geöffnet worden war. Sofort beschleunigte ich meine Schritte und schaute auf Penny hinab, die noch immer bewusstlos da lag mit einer Infusion in ihrem Arm. Sie war blass und die paar Kratzer in ihrem Gesicht gemahnten mich daran, dass diese nur das geringste Übel von allem waren, was ich ihr angetan hatte. 

Ich schaute auf, als ich eine Bewegung wahr nahm und sah Helen, die grade einen Stuhl an Pennys Liege schob und mich mit einem Lächeln und einer Handbewegung aufforderte, mich zu setzen. Ich tat es, zögerte nur kurz, bevor ich meine Hand auf Pennys legte. Sie fühlte sich warm an, wenn auch leblos. 

Ich hob ihre Hand an und barg sie in meiner, presste ihren Handrücken sanft an meine Stirn, um sie zu spüren und ihren Duft wahrzunehmen. Es verstärkte die Schuldgefühle und die Sorge nur noch mehr, während ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, weil grade alles über mir hereinbrach. Ich wusste, sie würde es sicher niemals vergessen können, dass ich sie in diese Hölle geschickt hatte. Ich verstand es, denn ich würde es ebenfalls nicht - genau so wenig, wie ich es mir jemals vergeben würde. Egal wie gering die Chancen gewesen wären, dass Penny und ich eine gemeinsame Zukunft hätten haben können, wusste ich, dass ich mit meiner Fehlentscheidung ihr Vertrauen missbraucht und bis in die Tiefe erschüttert hatte und sie sicher jeden Glauben in mich verloren hatte. Ich hoffte nur, dass sie sich nicht vollends von mir abwenden würde, denn das würde mein Untergang sein. 

"Onkel Sam?", riss mich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken und ich wischte mir schnell über die Augen. Meine Nichte war zu jung, um etwas zu verstehen, aber sie verstand die Bedeutung von Tränen. Sie würde sich unweigerlich Sorgen machen, wenn sie sah, dass ich geweint hatte. Sie hatte mich niemals weinen sehen. 

"Hey, Sarah?", erwiderte ich ihr lächelnd und schaute zu ihr auf. Ich sah die befürchtete Besorgnis in ihrem Blick, als etwas in ihren Armen meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte."Warum hast du die Katze aus der Box geholt? Du weißt doch, dass es zu gefährlich für sie ist. Was, wenn sie wegläuft, oder...", begann ich, doch Sarah drückte die Katze nur noch etwas mehr an sich, als wolle sie verhindern, dass ich sie ihr wegnahm. Die Katze selbst miaute nur leise und Sarah setzte sie auf Pennys Decke ab. 

"Miss Pawdry hat ganz furchtbar geweint, seit ihr mit Penny wieder gekommen seid. Sie tat mir so leid und schau, sie ist doch zufrieden jetzt. Ich glaube nicht, dass Penny sich darüber beschweren wird", erklärte Sarah mir dann und wir beobachteten, wie die Katze vorsichtig neben Pennys Körper über die Decke zu ihrem Gesicht ging, um kurz ihres an ihrer Wange zu reiben. Ich hörte die Katze leise schnurren, bevor sie Penny wieder sanft anstupste.

"Nein, das glaube ich auch nicht, dass sie das wird", erwiderte ich ihr, wusste ich doch, wie sehr Penny Tiere mochte und vor allem, wie schnell sich diese streunende Katze in ihr Herz geschlichen hatte."Aber die Ärzte und Schwestern werden es sicher nicht sein", stellte ich dann fest und schaute mich um, doch es war niemand von ihnen zu sehen. Nur Helen stand einige Liegen weiter und schaute nach einer Wunde eines Feuerwehrmannes, der vor etwa 12 Stunden im Einsatz gestürzt war, wenn ich mich recht erinnerte."Ein paar Minuten. Dann bringen wir Miss Pawdry wieder zurück, okay?", gab ich schließlich nach und schaute Sarah an, die die Arme vor der Brust verschränkte. 

"Schnuffi darf auch hier sein!", erwiderte sie nur und deutete auf den Dalmatiner, der neben mir lag. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er zu mir gekommen war, stellte ich verwundert fest.

"Schnuffi ist aber auch ein Rettungshund und darf sich in der Wache immer frei bewegen. Du weißt wie frech Miss Pawdry werden kann. Wenn ihr langweilig wird, knabbert sie vielleicht die Schläuche von Pennys Infusion an oder macht sonst irgendetwas, was jemandem schaden könnte. Das wäre nicht gut", erklärte ich Sarah dann und sie ließ die Arme wieder sinken und schaute enttäuscht zu Boden. Ich legte den Arm um sie und zog sie an mich, um sie ein wenig aufzumuntern. Sofort kuschelte sie sich an mich. 

"Stimmt es, was alle hier miteinander tuscheln?", fragte sie dann nach einem Moment des Schweigens und sie schaute zu mir auf. 

"Was tuscheln denn alle?", erwiderte ich ihr skeptisch. Wollte sie wirklich ausgerechnet jetzt auch noch wissen, ob die Gerüchte über Penny und mich wahr waren? 

"Dass du deinen Job verloren hast, weil du Schuld an Fireswifts Absturz bist?", fragte sie dann und ich schloss einen Moment die Augen, um tief durchzuatmen, bevor ich sie wieder öffnete und auf Penny nieder sah. Es tat so unendlich weh, sie dort liegen zu sehen, während ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass ich den Platz mit ihr tauschen konnte.

"Ja, Sarah. Ich fürchte, das ist wahr", gab ich mit leiser Stimme zu. 

"Warum hast du das gemacht?" Ihre Stimme klang nicht anklagend, sondern eher verwirrt. Trotzdem traf mich ihre Frage wie ein Messer ins Herz. 

"Weil ich gehofft hatte, dass noch genug Zeit ist und alles gut geht. Mike hatte viel Feuerwerk in seinem Schuppen, das eine gewaltige Explosion verursacht und das Feuer noch gefährlicher gemacht hätte."

"Aber das Feuerwerk ist doch explodiert. Nach dem Absturz. Wir haben es gesehen."

"Ja, aber nicht alles auf einmal und in einem Gebiet, wo bereits alles abgebrannt war. So konnte es keine neuen Feuer mehr legen."

"Sollte Fireswift also da abstürzen?"

"Oh, nein, Sarah. Penny wollte das Feuerwerk im Meer versenken, aber Fireswift hat es leider nicht mehr bis dahin geschafft, als der Propeller kaputt ging."

"Aber dann bist du doch gar nicht Schuld, Onkel Sam. Dann war es doch nur ein Unfall", stellte sie dann fest. 

"Das sieht Hauptbrandmeister Boyce leider ein wenig anders, Sarah", erwiderte ich ihr resignierend und beschloss ehrlich mit ihr zu sein."Und ich auch."

"Wie siehst du es?"

"Es war meine Idee und deswegen liegt Penny jetzt hier. Das kann ich mir nicht verzeihen."

"Wird sie es dir verzeihen?" Ich konnte nicht anders und musste leise lachen über ihre unschuldige Frage und über die Vorstellung, wie Penny damit umgehen würde. Es wärmte mir wieder das Herz, wenn auch nur für einen kurzen Moment. 

"Ich weiß es nicht, aber so wie ich sie kenne, vermutlich ja."

"Dann ist es doch gut, Onkel Sam", stellte sie fest und ich lächelte noch einmal schwach über diese einfache Kinderlogik. Sie legte den Kopf wieder an meinen Arm und schwieg einen Moment, genau wie ich."Stimmt es auch, was Mum und Dad über euch flüstern?", fragte sie mich dann, ohne zu mir aufzusehen. 

"Was flüstern die beiden denn über uns?"

"Dass ihr ineinander verliebt seid", sagte sie und ich konnte ihr darauf nicht antworten, denn ich kannte die Antwort nicht - nicht Pennys Seite."Liebst du sie, Onkel Sam?", grenzte Sarah dann die Frage ein, als hätte sie meine Gedanken gelesen und ich sah aus den Augenwinkeln, dass sie den Kopf wieder hob, um zu mir aufzusehen. 

"Ja, Sarah. Ja, das tue ich", gestand ich ihr leise. 

"Weiß sie es?", fragte sie mich und ich schüttelte nur sachte mit dem Kopf."Warum sagst du es ihr nicht?"

"Weil es manchmal besser ist eine so gute Freundin zu behalten, als jemanden den man liebt zu verlieren, nur weil sie mich nicht auch liebt."

"Ihr Erwachsenen seid so kompliziert! Das ist anstrengend", stellte sie dann fest und ich schaute sie an, nur um zu sehen, wie sie missbilligend die Nase rümpfte. 

"Ja, Sarah, das glaube ich dir gerne", erwiderte ich ihr leise lachend, bevor ich sie kurz umarmte."Danke!"

"Wofür?"

"Das du mich ein wenig aufgeheitert hast!"

"Gern geschehen, Onkel Sam. Ich werde mal Miss...Wo ist Miss Pawdry?", fragte sie alarmiert und starrte auf Penny hinunter. Ich folgte ihrem Blick und schluckte schwer. Jetzt war auch noch die Katze weg. Hoffentlich stellte sie nichts an. Schlimmer aber noch würde sein, dass Penny mich wirklich hassen würde, wenn ihre geliebte Miss Pawdry abhaute, während ich die Aufsicht darüber gehabt hatte - wenn auch nur gezwungenermaßen. 

Sarah lag schon auf den Knien und schaute unter die Liege und ich wollte grade aufstehen, um einen besseren Überblick zu kriegen und nachzusehen, ob nicht irgendwo durch die Halle ein brauner Schatten huschte, als etwas unter Pennys Decke meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich hob die Decke vorsichtig an und wirklich blinzelte mich die Katze kurz aus ihren tiefblauen Augen an, miaute kurz und legte den Kopf wieder hin. Sie hatte sich an Pennys Seite gekuschelt und wollte dort offensichtlich bleiben. Ich verstand sie und wünschte mir einen Moment, ich könnte mit ihr tauschen. 

"Hier ist sie, Sarah", beruhigte ich meine Nichte, die mittlerweile unter der Nachbarliege nachsah, leise nach der Katze rief und einen Kollegen, der darauf lag, dazu brachte, sie verwirrt anzusehen. Sofort kam Sarah zu mir zurück und warf ebenfalls einen vorsichtigen Blick unter die Decke."Lass sie hier. Ich habe ein Auge auf sie und bringe sie zurück, wenn ihr langweilig wird", sagte ich ihr lächelnd und sofort strahlte Sarah übers ganze Gesicht.

"Danke, Onkel Sam! Miss Pawdry fühlt sich bei Penny eh viel wohler, als in der Box", antwortete Sarah mir und ging zu James, der sie grade rief, damit sie ihm half, Essen zu verteilen. 

Ich hing weiter meinen Gedanken nach und behielt noch immer ein wenig neidisch die Stelle im Blick, wo sich Miss Pawdry unter der Decke an Penny gekuschelt versteckte. James brachte mir irgendwann eine Schüssel Suppe und obwohl ich nichts essen konnte, bestand mein Neffe darauf, dass ich es tun sollte. Er war noch nicht richtig weg, als ich Schnuffi die Schüssel anbot, der sich nicht lange bitten ließ und auch Miss Pawdry streckte den Kopf unter der Decke hervor. Schnuffi schaute zu der Katze auf und das reichte dem frechen Tier schon, um den Kopf in die Schüssel zu stecken und den Rest der Suppe selbst zu fressen. Mit einem Winseln und seinem traurigsten Blick schaute Schnuffi  zu mir auf und ich konnte nicht anders und musste lächeln. 

"So ist das eben Schnuffi. Frauen und Kinder immer zuerst."

"Ich glaube kaum, dass das für Suppe und Tiere gilt!" Ich schrak zusammen, als ich diese allzu vertraute Stimme vernahm, schwach und leise zwar, aber ich hatte so sehnsüchtig darauf gewartet.

"Penny!", stellte ich überrascht fest, als ich sah, dass sie endlich aufgewacht war. Ich konnte nichts gegen das Lächeln tun, dass sich auf mein Gesicht stahl und sah voller Freude, dass sie es mir nach tat, bevor sie eine Hand auf mein Handgelenk legte, in der ich noch immer die Suppenschüssel hielt. Miss Pawdry ließ sich gar nicht stören, während sie genüsslich noch den letzten Tropfen vom Boden schleckte - auch nicht, als ich meine andere Hand auf Pennys legte, glücklich, dass sie meine Nähe noch immer suchte."Hey,Schlafmütze!", neckte ich sie ein wenig, um sie ein bisschen aufzuheitern und sie blitzte mich schmunzelnd an.

"Das sagt unser Morgenmuffel", stichelte sie sofort zurück und auch wenn ihre Stimme immer noch schwach und leise klang, wusste ich doch, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Schnell stellte ich die Schüssel auf einen kleinen Tisch neben mir und schüttete Penny etwas Wasser in ein Glas, um ihr etwas zu trinken anzubieten. Sie ließ sich bereitwillig von mir helfen, wie sie mir geholfen hatte, als ich nach meinem ersten Einsatz aufgewacht war."Wie komme ich hier her? Was ist passiert?", fragte sie mich dann, als ich ihren Kopf, den ich mit einer Hand in ihrem Nacken unterstützt hatte, vorsichtig wieder sinken ließ.

"Ihr seid mit Fireswift abgestürzt. Krystina sagte, ihr wärt wegen den Explosionen der Propeller nicht mehr raus gekommen."

"Oh, richtig. Geht's Krystina gut?", wandte sie sofort besorgt ein und ich wusste grade nicht, ob ich mich über ihre Besorgnis für andere wundern sollte oder ob sie wirklich einen Moment vergessen hatte, was ihr widerfahren war. 

"Besser als dir auf jeden Fall. Warum hattest du deinen Helm nicht auf?"

"Die erste Explosion hat ihn mir vom Kopf gerissen", erwiderte sie nur und drehte den Kopf ein wenig, sog aber sofort zischend die Luft zwischen den Zähnen ein, als sie mit der neuen Lage offensichtlich Druck auf ihre Wunde am Hinterkopf ausübte. Ich hatte instinktiv schon die Hände ausgestreckt, um sie daran zu hindern, war aber nicht schnell genug gewesen und doch führte ich die Bewegung zu Ende. Sanft legte ich meine Hand wieder in ihren Nacken, um ihren Kopf soweit vom Kopfkissen zu heben, dass sie erst einmal den Schmerz sacken lassen konnte und gab ihr Zeit, um sich zu überlegen, wie sie den Kopf wieder ablegen wollte. Unsere Blicke trafen sich und sie schenkte mir ein dankbares Lächeln, das ich nicht erwidern konnte, während ich ihren Kopf wieder sanft und mir zugedreht ins Kissen sinken ließ. 

"Ich hätte da sein sollen, um dich zu schützen", erwiderte ich ihr betrübt und sprach meine Gedanken laut aus, während der Schmerz in meinem Herzen es zu zerreißen drohte. Penny Schmerzen leiden zu sehen war noch schwerer, als ich gedacht hatte.  

"Ich bin froh, dass du nicht da warst. Ich fühle mich, als hätte man mich überfahren", seufzte sie leise.

"Du glaubst nicht wie froh ich bin, dass du das überlebt hast. Du hast mir eine Scheiß Angst gemacht, Penny", wandte ich leise ein, als ich ihre Hand wieder zwischen meinen barg und so Miss Pawdry gegen mich aufbrachte, weil es Penny davon abhielt, den Kopf der Katze weiter zu streicheln, wie sie es bis grade noch getan hatte. Die Katze miaute mich an und ich würde schwören, dass es klang, als würde sie protestieren. 

"Sam! So ein Vokabular in deinem Wortschatz?" Sie verzog neckend das Gesicht zu einem Grinsen und ich konnte nichts gegen das Lächeln tun, so knapp es vielleicht auch sein mochte. Ihr Blick wanderte zu ihrer Hand in der meinen und wurde wieder ernst, bevor sie weiter sprach."Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken oder Angst zu kriegen. Es ging alles so schnell. Ich habe nur daran gedacht, dass wir uns in Sicherheit bringen müssen und als ich realisiert habe, dass es zu spät war, kam auch schon der Einschlag", sprach sie leise weiter und ihr Blick verlor sich offensichtlich in Erinnerung, denn sie schien entrückt. Ein leichter Schauer durchfuhr sie und ich streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken, während ihr Griff meiner Hand sich ein wenig festigte. 

"Dann fang jetzt nicht an, darüber nachzudenken. Du hast überlebt. Das ist alles was zählt", sprach ich ihr gut zu und ein Lächeln trat wieder auf ihr Gesicht.

"Ja. Das ist es, was?", erwiderte sie mir und stutzte, als sie etwas wahrnahm, dass sie zuvor nicht bemerkt zu haben schien - den Verband an meiner Hand."Was ist mit deiner Hand passiert?"

"Verbrannt und geschnitten, als ich beim Durchklettern des Flugzeuges nach dir gesucht habe", erwiderte ich ihr nur schulterzuckend. Es war so nebensächlich. Ich nahm es nicht einmal mehr wahr. Dafür, was ich Penny angetan hatte, war das ein kleines Übel. Ich müsste eigentlich dafür in der Hölle schmoren oder etwas dergleichen. Nur leider würde das ihre Schmerzen nicht lindern und ihr auch keine ihrer Wunden abnehmen. 

"Wie schlimm ist es, Sam?", fragte sie mich sofort besorgt und ich schüttelte nur lächelnd mit dem Kopf, um sie zu beruhigen. Seit sie wach war, hatte sie sich besorgt um Krystyna und dann mich gezeigt. Sie hatte noch nicht ein Mal nach ihren eigenen Verletzungen gefragt."Was hab ich abgekriegt?" Als hätte sie meine Gedanken gelesen! 

Ich erzählte ihr, wie ich sie gefunden hatte und welche Verletzungen ich Helen hatte erstversorgen sehen. Ich berichtete ihr, was Helen mir über ihren derzeitigen Zustand erzählt hatte und dass sie sie mit Lizzies Röntgengerät noch röntgen wollten. So wie ich darüber gestutzt hatte, rümpfte Penny wenig begeistert die Nase, was uns beide dazu brachte, kurz zu lachen. 

"Ich werde mich um dich kümmern, Penny. Ich werde dich nach Strich und Faden verwöhnen, bis du wieder richtig auf den Beinen bist und deine Wunden vollkommen verheilt sind. Das verspreche ich dir", schloss ich dann meinen Bericht und sie schaute mich verwirrt und ein wenig verlegen an, während eine leichte Röte ihre Wangen überzog. Ich wünschte es hätte einen anderen Grund, aber so wie ich Penny kannte, war es ihr einfach nur unangenehm, dass jemand so viel Aufhebens um sie machte. Sie ahnte gar nicht, wie viel mehr Wert sie mir war. Ich würde sie so gerne jeden Tag auf Händen tragen und Nachts in Watte packen und auf Rosenblüten betten - sie hatte nicht weniger verdient, eher noch mehr.

"Das musst du nicht, Sam. Ich komme schon irgendwie klar. Ich..."

"Keine Widerrede! Hattest du nicht schon zugestimmt, bei mir zu wohnen, bis dein Haus wieder bewohnbar ist?", wandte ich ernst ein und bedachte sie mit meinem besten 'Keine Widerworte'-Blick, auch wenn ich genau wusste, dass von all meinen Kollegen, der bei ihr am wenigsten zog. Ich hatte richtig gedacht, denn sie schmunzelte nur amüsiert darüber. Penny war die einzige, der ich es nicht übel nahm, dass sie meine Autorität nicht immer ernst nahm. Wir wussten, wann wir die des anderen anzweifeln konnten und wann es wichtig, mitunter sogar lebensnotwendig war, sie zu respektieren."Es ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, nachdem ich Schuld..." Ich sah, dass ihr Blick nachdenklich wurde, während ich sprach, aber ich kam nicht dazu, zu Ende zu reden, als ein leiser Aufschrei nach dem Arzt erschallte und mich aufschrecken ließ. Ich ließ jedoch nicht Pennys Hand los und spürte, dass auch sie vor Schreck zusammen zuckte.

"Was ist das?!", fragte der Arzt sofort entsetzt, als er zu uns kam, dem Ruf der schockierten Krankenschwester folgend, und deutete auf die Katze, die grade dabei war, sich vor der aufgekommenen Unruhe wieder unter Pennys Decke verstecken zu wollen. 

"Alternative Heilmethode?!", versuchte ich es mit einem verlegenen Lächeln und kratzte mich am Hinterkopf, während Penny leise lachte.

"Und sie funktioniert ausgesprochen gut, wie ich sehe!", stellte Helen grinsend fest, als sie mit Lizzie ein Gerät vorfuhr, das wie eine von Joes Erfindungen auf Rädern aussah. Mir wurde augenblicklich schlecht, bevor sie nach Miss Pawdry griff und mir die Katze in die Hände drückte.

"Ist das einer von den Sparkmastern 2000-was-auch-immer?"

"Zum Röntgen? Bist du verrückt? Ich will doch keinen Atomkrieg anzetteln!", erwiderte Lizzie mir grinsend und ich atmete erleichtert auf, während ich Penny wieder leise lachen hörte. Unsere Blicke begegneten sich einen Moment und ich konnte nicht anders, als zu lächeln, bevor ich wieder mitsamt Katze und Hund hinaus gescheucht wurde und den Vorhang vor der Nase zugezogen bekam. 

"Sieht so aus, als müsstest du dich erst einmal mit mir zufrieden geben, Mädchen!", wandte ich mich nun an die Katze und bekam ein leises Maunzen zur Antwort, ehe sie ihr Gesicht zu meiner Verwunderung an meiner Wange rieb. Schnurrend legte sie sich in meine Armbeuge, während ich mich setzte und mit der anderen Hand Schnuffi den Kopf kraulte, der sich wieder neben mich setzte, während ich den Vorhang wieder ins Visier nahm. 

Ein seltsames Gefühl im Nacken ließ mich hinter mich sehen und ich entdeckte Collin an der Wand neben der Tür zum Treppenhaus lehnen. Meine Augen verengten sich sofort zu schlitzen, als ich feststellte, dass er mich beobachtete und sein Blick ebenso konzentriert und skeptisch war, wie der meine in diesem Moment. Wie lange hatte er mich bereits beobachtet und vor allem warum? 

Spätestens jetzt wusste ich mit absoluter Sicherheit, dass er es gewesen war, der Boyce von Fireswifts Absturz berichtet hatte, bevor Steele das selbst hatte tun können, wenn ich auch noch nicht ganz ausmachen konnte, warum. Nachdem, wie er Penny draußen im Einsatz begegnet war und danach in Fireswift zurückgelassen, sie sogar fortgestoßen hatte, um seine eigene Haut zu retten, war mir klar, dass dies seine Rache gewesen war, um sich dafür bei mir zu revangieren, dass ich ihn nach dem Absturz nicht sofort einsammeln lassen hatte. Ich konnte nicht begreifen, wie ein Mensch so egoistisch, charakterlos und heimtückisch sein konnte und vor allem, warum. Was brachte es einem schon ein, so zu sein? Mit Sicherheit keine Freunde.  

Dennoch wandte ich mich wieder dem Vorhang zu und strafte Collin mit Ignoranz. Er interessierte mich nicht mehr. Ich war entlassen und bereits nur noch ein Zivilist in dieser Feuerwache, und Penny war verletzt. Keiner von uns beiden musste mit ihm noch einmal zusammen arbeiten, so lange er noch hier war, was bedeutete, dass er uns ziemlich sicher keinen Ärger mehr machen konnte.

Fortsetzung folgt...

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