Kapitel 10

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Die alten messinggegossenen Glocken läutenden über Sigelum. Das Zeichen die Freiheitshäuser zu besuchen und den Gläubigen bei ihren Lesungen zu folgen. Jeder Stadtteil hatte seine eigenen Freiheitshäuser. So gab es selbst zu dieser Pflicht die klare Abgrenzung der Ober- und Unterschicht. Während die Masse der Gläubigen im Zentrum der Stadt die aus Platin, Gold und Silber verzierten, mächtigen Bauwerke besuchten, standen dem Pöbel die zerfallen aus Holz und Stroh gebauten Hütten offen.

Jeder, der dieser Predigt nicht beikam und auf den Straßen gesehen wurde, wurde von den Soldaten der Gläubigen umgehend an Ort und Stelle bestraft. Selbst den Kranken war es nicht verwehrt, diese Predigten schleifen zu lassen. Außer es war die Kolz, die einen befallen hatte, dann, so behaupteten die Gläubigen, hatte das Wesen entschieden, den Tod kommen zu lassen. Viele verängstigte Menschen, die flehend versuchten, ein letztes Mal den Segen zu erhalten, bevor die Kolz sie richten würde, wurde ein Beitritt zur Lesung verwehrt. Sie wurden abgewiesen und ihrem unumgehbaren schrecklichen Schicksal überlassen. Auch am heutigen Tag versuchten erkrankte Menschen krampfhaft den Zugang zu erhalten, doch wie in allen anderen Freiheitshäusern wurden sie wie Fliegen, die sich auf das Essen der Hohen und Mächtigen setzen, verscheucht.

So besaß jeder einzelne einen zugewiesenen Platz. Damit genau abgezählt werden konnte, wie viele Menschen in der Stadt waren, wer fehlte, und wer sich gegen die Gläubigen stellte. Die leeren Stühle wurden bald schon von neuen Gesichtern gefüllt. Lex hatte schon unzählige kommen und gehen sehen.

Die Lesungen liefen alle ähnlich ab. Sobald der Gläubige den Raum betrat, musste alle ihre Kopfe senken. Keinem war es gestattet Blickkontakt aufzunehmen. Und jene, die es wagten zu lunzen und verstohlene Blicke auf die Pracht des Hohen zu werfen, wurden die Augen ausgestochen. Eine Lektion die Lex durch den Schmerz anderer lernte. So verkrampfte er seine Hände schwitzend auf den eigenen Knien, in der Hoffnung niemand würde ihm falsch anschwärzen. Und lauschte den falschen widerlichen Worten der Gläubigen.

„Die Erde ist flach, nähert man sich dem Rand, so fällt man für immer und ewig. Niemals würde man landen - der Unendliche Fall. Die Strafe für Neugier. Ihr seid Menschen unterster Klasse. Kniet vor der Macht der Hohen nieder! Der Mensch soll lieben, aber nicht jene gleichen Geschlechtes. Das Stehlen ist untersagt. Das Begehren des Nächsten Kleides ist unerwünscht, denn harte Arbeit bringt hohen Lohn. Der Mord an Euresgleichen ist erlaubt, doch legt ihr Hand an jene, die über euch stehen, solle die Welt und all ihre Bewohner euch auf ewig jagen", sprach der Gläubige. Er sprach auch von den Dämonen, die einem ereilen würden, sollte man sich nicht an die vom Wesen gegebenen Regeln halten. Nannte ihre Namen, Lucifer, Diabolo, Legion und noch so viele mehr.

Jeder einzelne Name ließ Lex eine Welle des Schauderns über den Rücken wandern. Manchmal sollten widerliche kleine Abkömmlinge dieser Ungeheuer versuchen, Besitz von sowohl menschlichen Gedanken, als auch menschlichen Körpern zu ergreifen und sie überzeugen, jene vedrehte Regeln infrage zu stellen.

Die Regeln, die das Wesen selbst erschaffen haben sollte, betteten sie jedes Mal in jede einzelne Predigt, wieder und wieder hinauf und herab - unantastbar, unanzweifelbar, unwandelbar. Keinem stand es zu, nicht mal den Gläubigen selbst, diese Grundfesten zu verändern. Demnach war es nicht sonderlich verwunderlich, zu erfahren, dass wieder Menschen für ihre blasphemischen Ideale ihr Leben verwarfen.

Dann schlug der Gläubige die Schrift auf, begann in der kryptischen unverstehbaren Sprache die Worte vorzutragen. Monoton und gefühlslos. Worte, deren Klang keine Bedeutung in den Ohren von Lex erzeugten. Er wünschte sich zwar diese Sprache zu verstehen, dieses Buch lesen zu können, doch bis auf die paar Buchstaben, die seine Mutter ihm beibrachte, konnte er weder lesen, noch schreiben, noch rechnen. Es stand ihm auch nicht zu diese Dinge zu können, schließlich gehörte er dem Abschaum der Gesellschaft an. Den erbärmlichen Geschöpfen, deren bloße Existenz von den Gläubigen bei jeder erdenklichen Möglichkeit geleugnet werden würde.

Nach zehrenden langen zwei Stunden begann sein Kopf zu dröhnen. Die Worte halten zwischen seinen Ohren und erzeugten eine Art Trance, bis das Schließen der Schrift ihn erweckte. Schon klimperte das Körbchen, um auch den letzten Groschen aus der Unterschicht zu melken. Lex kramte panisch in seinen Taschen und holte die letzten Kupferstücke, die er besaß, hervor. Klirrend warf er sie in den alten handgewebten Korb und schaute nach oben in das abschätzige Gesicht, welches ihn mit vollem Ekel anschaute. Jene, welche kein Geld besaßen, wurden am Ende zusammengepfercht, nach vorne geschleift und gezogen.

„Schaut was euch das Wesen gibt!", hörte Lex den Gläubigen rufen, der seine Arme nach oben ausstreckte.

Die Wachen, die zum Schutze des hohen Mannes seine Bekleidung bildeten, trieben die verängstigen Menschen zusammen. Dann holten sie Teppichklopfer hervor und droschen - so den Worten des Gläubigen - den gierigen Dämon aus ihnen heraus, der sie verführte den Gläubigen für sein Erscheinen nicht zu entlohnen. Sie schlugen wieder und wieder auf Kinder Frauen und Männer gleichermaßen ein. Sie unterschieden nicht. Und als sie fertig waren, hatten sie nicht nur die Dämonen aus einigen herausgehauen, sondern auch das ein oder andere Leben durch den Riss in das Reich der Toten geschickt.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro