Kapitel 30

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Schweißgebadet und atemlos schlich Lex sich durch den dunklen Flur des Hauses. Der Schock saß tief. Seine Augen waren weit geöffnet, sein Herz schlug schneller, als es jemals zuvor getan hatte. Fussel klemmte eingerollt in seiner Jacke - unter seinem Arm. Unmöglich hätte Liam ihn mitnehmen können, als dieser vorhin die Kutsche des Gläubigen betrat. In Furcht und Angst schaute Lex dem fahrenden Wunderwerk hinterher. Bis sie im Meer der Häuser verschwunden waren, konnte er sich nicht rühren. Das ungute Gefühl in seiner Brust blieb bestehen. Unruhig schloss er die hölzerne Tür hinter sich. Er atmete tief aus. Dem abartigen Hausherren nicht begegnet zu sein, der – Liams unerwartete Situation ausgeschlossen – mit Abstand seine größte Sorge beim Schleichen durch den stockfinsteren Flur war. Hätte dieser ungemütliche Zeitgenosse Lex mit dem kleinen Welpen gesehen, so hätte er seine Mutter und ihn ohne Verwarnung vor die Tür in die kalte, triste Nacht gesetzt. Unter keinen Umständen würde der Hausherr dieses Tier, das Lex so lieben gelernt hatte, hier im Haus dulden. Doch auf der anderen Seite sah es Lex auch nicht ein, Fussel draußen alleine zu lassen. Alleine die Vorstellung, wie der junge Hund versuchte die Tür zu öffnen und nur mit seinen kleinen Tatzen am Holz schabte, brach ihm das Herz.

In seiner Wohnung angekommen, befreite Lex den Welpen aus seiner Jacke, die wieder neue Löcher bekommen hatte. Sicherlich waren Fussels scharfe Klauen nicht ganz unbeteiligt. Missmutig streckte er seine dünnen Finger hindurch und überlegte, wo er wohl Nadel, Faden und Flicken hingelegt hatte, um sie zu stopfen.

„Ich bin wieder da", sagte Lex zu seiner Mutter, die wie erwartet im Bett verweilte.

Wie sonst starrte sie aus dem winzigen Holzfenster in die Ferne und ummalte die Welt draußen mit ihren Fingern. Wie sehr sie sich nach der Freiheit außerhalb der stickigen, erdrückenden Wände sehnte, konnte Lex nur erahnen, doch er spürte die Trauer und den Schmerz seiner Mutter deutlich.

Ein sanfter Geruch füllte seine Nase, als Lex sich der Zubereitung des Rehfleisches für seine Mutter hingab. Ein Duft, der sich im ganzen Haus ausbreitete.

 Vertieft in seinem Tun, bemerkte er die morsche, krachende Tür erst, als das sie scheppernd gegen die Wand schlug. Erschrocken schwang er herum. Der Hausherren hatte sich ungebeten, ohne triftigen Grund Zugang zu seiner Zimmer verschafft. Nun stand er in der Tür und sog die wohlriechenden Düfte gierig in seine viel zu knorplige, abstehende, schiefe Nase.

„Was rieche ich hier?", fragte dieser interessiert und schritt zum Essen. Mit seinen Finger griff er ungefragt nach dem Fleisch und steckte und stopfte und schlang und schmatzte es in sich herein, sodass das Fett seinen Mundwinkeln herablief.

„Ich hoffe für dich, dass du dieses Fleisch nicht bei mir gestohlen hast. Du Ratte!", mahnte der Hausherr. Seine Worte waren dank seines vollen Mund kaum verständlich. Zum ersten Mal, seitdem der unerwartete Besucher den Frieden des Hauses gebrochen hatte, betrachtete er den eingeschüchterten Jungen. Sein Blick war voller Hass.

Lex versuchte sich vor Fussel zu stellen und ihn hinter sich zu verstecken, doch leider waren seine Bemühungen umsonst. Zu kleinen Schlitzen verengten sich die Augen des gut genährten, kräftigen Mannes.

„Ungeziefer!", sprach er vor sich her, als hätte er gerade das abartigste Wesen der Welt vor sich. Er schritt in strengen Schritten auf Lex zu. Fussels Knurren ignorierend.

Lex beugte sich über dem Hund. Er hielt den Welpen zurück, der bissig versuchte sich aus Lex' Griff zu befreien. Das Knurren ging in ein lautes, verzweifelndes Bellen über, als der Welpe bemerkte, dass Lex in nicht losließ und der Hausherr wieder und wieder auf den am Boden knienden Lex eintrat. Jeder Stoß auf seinen Rücken, jeder Kniestoß in seine Seite ließ Lex vor Schmerzen aufstöhnen.

„Ich habe dir befohlen, dass du nicht weiteres Ungeziefer anschleppen sollst. Und was machst du? Du schleppst mir einen flohverseuchten Köter in die Bude", schrie der Erwachsene. Ungehalten und erbarmungslos schlug er auf Lex ein.

„Halt!", ertönte eine strenge Stimme, die den Hausherren in seiner Bewegung anhielt.

Jetzt erst, als die Schläge nachließen, bemerkte Lex, wie seine Muskeln schmerzten. Sich pulsierend zusammenzogen, jedes Mal pochende Pein mit sich brachten. Die Wunde an seinem Oberarm war wegen der Schmirkwurzeln einigermaßen gut verheilt, doch nun waren sie erneut aufgeplatzt, spuckte nach den Tritten neues Blut, das ihm dunkelrot über den Arm lief und ihn mit altbekannten Qualen zurückließ. Mit Tränen in den Augen wandte er seinen Blick zu der Stimme.

Er sah seine Mutter. Ein Anblick, der seinen Schmerz noch mehr verstärke. Noch nie hatte er diese Art von Wut und Hass in ihrem Gesicht gesehen. Die Frau, die er immer lächelnd sah, blickte nun zähneknirschend finster auf den Hausherren. Sie quälte sich aus dem Bett und stand trotz der tiefen Löcher in ihren Beinen gerade. Langsam, bedacht ging sie auf den stolzen Mann zu, den plötzlich die Angst befiehl. Er wich hektisch zurück, doch die einfach Einrichtung hinderte ihn daran, weiteren Abstand zu gewinnen.

„Verschwinde, aus diesem Raum!", sagte sie und holte in ihrer Wut mit ihrer rechten Hand aus. Es klatsche laut. Der Kopf des Hausherren schwang herum, als die Ohrfeige ihm bunte Sterne vor die Augen bescherte. Ungläubig hielt er seine Wange, die nun von einer hellroten Hand gezeichnet wurde. Die Heftigkeit des Schlages hinterließ, dort, wo sie traf, eine blutige Stelle. Perplexität stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Als er selbst ausholte.

„Wag es nicht! Fass meine Mutter an und ich lasse dich von Fussel in Stücke reißen", schrie Lex aufgebracht, der noch immer krampfhaft versuchte mit aller Kraft den rasenden Welpen davon abzuhalten, dem Hausherren die Kehle herauszureißen. Offenbar schien dieser mit seinem minimalistischen Gehirn erst jetzt zu begreifen, wie gefährlich der Hund wirklich war, als er das lodernde Feuer in den Augen des Welpen erkannte, die sich verheißungsvoll nach Blut sehnten.

Seine Hand senkend und eingeschüchtert schritt er zur Tür. Seine Schritte plötzlich voller Unsicherheit geprägt. Er stolperte über einen herumstehenden Eimer, der klirrend eine Abwechslung zum bedrohlichen Bellen Fussels bat. In all dieser Zeit beäugte er Lex voller Angst und als er die Tür zur Sicherheit erreichte, hielt sich die glühende Wange, verwischte sprachlos das Blut.

„Dafür werdet ihr büßen!", sagte er und verließ hastig die Wohnung mit einem wütenden Stampfen.

Just in diesem Moment verließen seiner Mutter die Kräfte, die sie eben durch die Ansammlung von Adrenalin und Wut gewonnen hatte. Sie brach zusammen.

„Mutter!", rief Lex. Er ließt Fussel los, der wie ein Wahnsinniger in Richtung der Tür rannte und gegen das Holz kratzte, bellte – das splittrige Holz zerkratzend. Lex eilte zu seiner Mutter, half ihr auf und unterstützte sie das Stückchen zurück ins Bett. Jeder Meter fühlte sich für Lex schwerer an als der vorherige, da sie ihr ganzes Gewicht immer mehr auf seinen geschundenen blaugetretenen Rücken stemmte.

Bis sie es endlich schaffte den beschwerlichen Weg zurückzulegen, Lex die dünnen Decken über seine Mutter legte und Fussels Gebell verstummte. Tiefe Kratzer in der Tür waren das Einzige, was jetzt noch von dem unerwünschten Besucher zeugten. Nun hatte sich der kleine Welpe an Lex' Füße gekuschelt und ließ sich hinterm rechten Ohr kraulen. Während Lex die Blutung an seinem Arm stoppte. Dabei erneut Schmirkwurzeln und Bandagen auftrug.

„Ich habe ihm einfach eine Ohrfeige verpasst", begann seine Mutter plötzlich befreit zu lachen.

Lex schaute sie in voller Sorge an.

„Das hätte ich schon viel früher machen sollen!"

„Aber, was passiert, wenn er uns rauswirft?", begann Lex mit gebrochener, unsicherer Stimme.

„Ich bin stolz auf dich, Lex. Du bist für deine Ideale eingestanden. Für die Dinge, an die du glaubst und nicht jene, die andere dir versuchen weiszumachen. Manchmal musst du Dinge, die unrecht sind, entgegenstehen und dies war so ein Moment. Ich kann nicht zuschauen, wie du einfach vor meinen Augen zusammengeschlagen wirst. Ich würde es wieder und wieder tun, auch wenn er uns des Hauses verweist", sagte seine Mutter. Ihre Augen glänzten vor Ehrlichkeit und Müdigkeit. Sie hielt Lex' Hände fest zwischen ihren. „Du wirst noch mehr solcher Situationen erleben, in denen das Unrecht angesprochen gehört und dabei darfst du nicht zögern. Versprich mir das!"

„Ja...", sagte Lex in gebrochener Stimme, als Tränen sich in seinen Augen formten.

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