Kapitel 6

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Lex Arm hing schlaff über Liams Schulter. Er lag mit seinem halben Gewicht auf ihm. Nach jeder Stufe, die sie erklommen, fragte Liam, ob bei Lex alles in Ordnung sei. Selbstverständlich war nichts in Ordnung. Das Messer steckte immer noch bis zum Anschlag in seiner Schulter und diese pulsierte rhythmische Schmerzen quer durch seinen Körper. Seine Finger der linken Hand fühlten sich taub und kalt an. Er spürte lediglich die Wärme, die das Blut in kleinen Bächen auf seinem Arm hinterließ. Liam konnte sich diese Fragen auch sparen.

„Alles gut", sagte Lex dennoch mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Liam schaute ihn besorgt an. Seine Augen waren gerötet und auch jetzt standen ihm neue Tränen im fassungslosen Gesicht.

„Ich kann dich keine fünf Minuten aus den Augen lassen, ohne, dass du in Lebensgefahr schwebst", sagte er schniefend.

„Das stimmt doch gar nicht", protestierte Lex, während er sich weitere Stufen hochquälte.

„Oh, wie war das heute Mittag, als eine Meute dich fast niedergetrampelt hätte?"

„Ja."

„Und letzte Woche, als dir ein wütender Wirt hinterhergerannt ist?"

„Okay, vielleicht auch da."

„Und was ist mit..."

„Ja, ist okay. Ich habe es verstanden, Liam!", sagte Lex ehrlich und schaute ihm in die Augen. Er wartete einen Moment. Dann sagte er: „Ich bin froh, dass du immer bei mir bist."

Liams bleiches Gesicht wurde plötzlich rot. Verlegen drehte er sich weg und schaute in die andere Richtung. Jetzt, wo Lex so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass Liam immer zur rechten Zeit aufkreuzte, um ihn aus den prekärsten Situationen zu befreien.

Oben angekommen wartete Juni sichtlich genervt. Seine Haare tropften abwechselnd mit seiner Kleidung auf den Dielenboden.

„Was hat da so lange gedauert?", beschwerte er sich, als er die Beiden die Treppe hochkommen sah. Natürlich fiel sein Blick als erstes auf die Stichwunde. Er atmete tief ein und schaute Liam vorwurfsvoll an.

„Du warst zu langsam. Ich habe dir gesagt, wenn der Arbeiter nicht oben ist, wird er unten sein. Was hat so lange gebraucht? Wegen dir verletzen sich Leute!", rief er.

„Juni, hör auf! Liam hat mich gerettet."

„Wenn Liam schneller gewesen wäre, hätte er dich gar nicht erst retten müssen. Und jetzt komme ich zu dir, Lex. Du kannst dich nicht zweimal an einem Tag fast töten lassen", sagte Juni entgeistert. „Ich weiß, unser Leben ist nichts wert, aber das bedeutet nicht, dass du es wegwerfen musst!", sagte Juni und schlug Lex auf den Hinterkopf.

Juni schaute sich die Wunde an. „Lass mal sehen. Das sieht übel aus. Die Klinge ist dreckig."

„Was heißt das?", fragte Lex verängstigt.

„Offenbar wirst du zu einer Meerjungfrau. Halb Mensch, halb Fisch, halb Trottel."

„Was, wirklich?", fragte Liam mit aufgerissenen Augen.

Juni schaute Liam darauf hin schief an. „Natürlich nicht! Es bedeutet, dass wir diesen Mist so schnell wie möglich reinigen müssen."

„Au!" beschwerte sich Lex, als Juni das Messer bewegte. „Woher weißt du das von heute Mittag?", stöhnte er mit zittriger Stimme.

„Ein Vögelchen hat es mir gezwitschert. Ich habe dir schon mal gesagt. Du musst vorsichtiger sein, Lex. Irgendwann bringt dich das um", sagte Juni. Während Juni die beiden Jungs für ihre Fehler rügte, hörte Lex ein Kratzen an der Tür.

„Psst!", sagte er und legte demonstrativ seinen Finger auf die Lippen. Liam schaute ihn verwundert an.

„Wenn eine Sache schief läuft, dann alles", sagte Juni genervt und schaute auf die Tür, die sich gerade öffnete.

„Komisch? Ich konnte schwören, wir haben es dem Neuen gesagt. Sollte er allein sein, muss er die Tür verriegeln. Na, der darf sich gleich was anhören", sagte der Arbeiter, der gerade zur Tür reinkam.

„Ich hoffe, du hast einen Plan in der Hinterhand?", flüsterte Lex.

„Du kennst mich. Allerdings fürchte ich, dass dieser Plan dir nicht gefallen wird?", sagte Juni und schaute auf den Oberarm von Lex, dann auf die offene Tür nach draußen in die Fischbecken, deren Netze von Juni zerschnittenen wurden, und deren Tore das Wasser des Flusses wieder freigaben.

„Wir schwimmen?", fragte Liam.

Juni nickte mit dem Kopf.

„Bist du verrückt. Lex kann niemals schwimmen, nicht mit dieser Verletzung. Sieh dir seinen Arm an!", widersprach Liam.

„Du hast die Wahl: Entweder du schwimmst oder du hängst. Was ist dir lieber?", reagierte Juni und blickte Lex an.

„Ist schon okay. Ich kann schwimmen", sagte Lex und versuchte seinen Arm zur Demonstration zu heben; erfolglos. Schweißperlen bildeten sich umgehend auf seiner Stirn. Das Adrenalin ließ nach und Lex durchfuhr eine Welle von Schmerz. Er wollte schreien, doch Juni drückte ihm eine Hand auf dem Mund.

„Dann ist es ja geklärt. Du kannst schwimmen. Versuche den Arm nicht zu bewegen!", flüsterte Juni und schlich sich in den Außenbereich. Dieser war genau so, wie Lex ihn sich vorgestellt hatte. Breite Holzstege waren über den Fluss gehämmert und die Netze wirbelten zerschnitten durcheinander im Wasser. Die Strömung war stärker. Dadurch, dass Lex die Schleusen geöffnet hatte, floss das angestaute Wasser aus dem Becken. Liam hatte nicht eine Sekunde aufgehört seine Stütze zu sein, selbst als die anderen Arbeiter das Gebäude betraten und sie gemeinsam im Schatten unbemerkt nach außen schlichen.

„Die Strömung ist stark, passt auf! Wir tauchen durch die Schleusen."

„Wer hat den Flur nassgetropft?", hörte Lex, wie sich ein Arbeiter beschwerte.

„Was soll das? Hier ist alles nass!"

„Bist du allergisch gegen Wasser? Hast du schon vergessen wo wir arbeiten? Das wird dich überraschen, am Wasser", machte sich ein anderer über seinen Kollegen lustig.

„Wo ist überhaupt der Neue? Ich schwöre euch, wenn ich den irgendwo schlafend erwische. Dann blüht ihm was", begannen die Stimmen näher zu kommen.

Es platschte. Liam war bereits ins Wasser gesprungen. Kurz danach tauchte er auf, drehte sich nochmal besorgt um.

„Los!", sagte Juni und kickte Lex ins Wasser.

Er tauchte unter. Das kalte fischige Wasser füllte seinen Mund, als er ihn erschrocken öffnete. Er spürte, wie eine kalte Hand seinen Brustkorb zusammendrückte. Er wollte schwimmen, doch sein Arm gehorchte ihm nicht. Stadtessen hinterließ er eine rote Spur aus Blut. Sie hatten weder Zeit noch die Mittel, um Lex vor Ort zu verarzten und ihm das Messer aus dem Arm zu ziehen. Umso schneller mussten sie von der Fischerei verschwinden. Seine Füße berührten den glitschigen algenbewachsenen Steinboden am Grunde des Flusses. Er stieß sich ab. Wieder nach oben. Eine Hand griff ihn und half ihm. Zog ihn. Schmerz durchfuhr ihn. Seine Sicht verschwamm. Die Luft in seiner Lunge zum Atmen blieb aus. Alles wurde schwarz.

Als er aufwachte, lag er auf einem kalten Steinboden. Er sah Liams nasse Haare auf seinem Brustkorb liegen.

„Siehst du, er ist nicht tot", hörte er Juni sagen. „Nur etwas bleich." Er warf Lex ein Tuch zu.

„Trockne dich damit ab. Dann nimm es in dem Mund oder andersrum. Das könnte weh tun."

Liam wischte sich die Augen. „Das ist nur Wasser", sagte er.

„Liam halt ihn fest", mahnte ihn Juni an.

„Wo sind wir?", versuchte Lex auf die Situation klarzukommen. Er merkte, wie man ihn hinsetzte und ihm unsanft ein Tuch in den Mund geschoben wurde. Ja, hier war er heute morgen schon gewesen und hatte einen Sack hingestellt. Genau an dieser Stelle.

„Ich zähle bis Drei. Dann zieh ich das Ding raus. Eins..."

Ein schmerzhafter Schwall durchfloss Lex, als Juni das Messer aus seinem Oberarm zog. Blut spritzte und verteilte sich auf dem Boden. Lex schrie, doch das Tuch dämpfte seine gequälte Stimme.

„Du hast gesagt, bei Drei!", protestierte Liam.

„Ja, deswegen ziehe ich es bei Eins aus Lex' Arm heraus. Damit er seine Muskeln nicht anspannt", sagte Juni. Er öffnete eine Flasche und goss deren Inhalt über den Arm von Lex. Lex schrie weiter. Die Flüssigkeit brannte. Auf seinem Arm schien soeben ein Inferno ausgebrochen zu sein.

„Sprich ihm gut zu!"

„Was?", fragte Liam angespannt.

„Ich habe gesagt, sprich ihm gut zu. Der schlimme Teil kommt erst jetzt. Wir machen einen Kauter. Einen sehr improvisierten, muss ich zugeben. Aber hoffentlich hat das Zeug genug Alkohol."

„Was soll ich ihm sagen?", stotterte Liam.

„Keine Ahnung. Erzähl ihm von dem, was ihr gemacht habt?", sagte Juni und konzentrierte sich weiter darauf, ein Feuer zu entzünden.

„Weißt du noch, gestern, als du die Wäsche gewaschen hast", stotterte Liam.

„Ist das dein Ernst?", fragte Juni, „erzähl ihm was Schönes!"

„Du hast gesagt, was ihr gestern gemacht habt! Und er schreit nicht mehr ganz so laut."

„Na gut, erzähl weiter."

Lex verstand nichts von dem, was die beiden redeten. Er war noch immer benommen. Sein Arm schmerzte höllisch. Das Zeug auf seinem Arm brannte. Er versuchte den Arm zu bewegen, doch er konnte nicht. Liam hielt ihn fest.

„Lex, wenn das vorbei ist, lade ich dich zum Fischessen ein. Ich habe welche mitgenommen, hier in meiner Tasche", sagte Liam.

Juni tupfte währenddessen die Wunde mit einem Tuch so trocken, dass nur noch ein kleiner See des alkoholischen Getränkes in der Wunde geblieben war. Er bewegte das entzündete Holz an die Flüssigkeit. Blitzartig fing diese Feuer. Lex schrie sich die Seele aus dem Leib. Das Tuch dämpfte seine Schreie. Er rüttelte, wollte seinen Arm wegziehen, wollte mit der anderen Hand auf die brennende Flüssigkeit in seinem Oberarm schlagen, um sie zu ersticken. Doch er konnte nicht. Liam setzte sein ganzes Gewicht ein, um ihm standzuhalten. Ihn festzuhalten. Juni zählte bis Drei. Dann löschte er die letzten Flammen, die sich in Lex' Fleisch eingefressen hatten, mit dem Tuch.

Lex schrie immer noch. Die Kraft, die er entwickelte, war groß genug, um Liam von ihm wegzudrücken.

„Liam, halt ihn fest!", rief Juni.

„Es geht nicht. Er ist zu stark!"

Unkontrolliert fuchtelte Lex schreiend mit seinem Arm durch die Luft und traf Liam an der Schläfe.

„Verdammt", fluchte Juni.

„Hör auf, bitte! Es ist alles vorbei", flehte Liam und umarmte Lex, drückte ihn zu Boden. Doch Lex hatte bereits sein Bewusstsein verloren.

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