Drei Sekunden ...

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Der Artikel erschien in der P.M. - entweder in der Zeitschrift oder in Fragen und Antworten, ich weiß es nicht mehr. Die Überschrift lautete in etwa: ""Wie lange dauert ein Moment?" Die Wissenschaft hat darauf tatsächlich eine Antwort. Drei Sekunden.

Die hier ist meine Antwort auf diesen Artikel.

                                                        Drei Sekunden ...

dauert der Moment. Das haben Wissenschaftler errechnet. 3 Sekunden sind die Zeitspanne, die ein Mensch als Gegenwart empfindet. Wir leben also von einer 3-Sekunden-Spanne zur nächsten.

In drei Sekunden kann viel oder wenig passieren. Auf atomarer Ebene sind 3 Sekunden wie für uns ein Jahr, ein Elektron saust in dieser Zeit zig-millionenmal um den Atomkern. 3 Sekunden Vorsprung vor dem Gegner bedeutet im Sport mittlerweile auch schon eine ziemlich große Spanne. 3 Sekunden Pause nach einem Satz bietet dem Gesprächspartner etliche Gelegenheiten zu einem Einwurf. Und 3 Sekunden Reaktionszeit auf das Grün der Ampel löst bereits ein Hupkonzert hinter einem aus.

Aber nur 3 Sekunden Pause, bevor man die nächste Aufgabe angeht, ist äußerst wenig. In 3 Sekunden schafft ein erwachsener Mensch in der Regel nicht einmal einen Atemzug. Und nur 3 Sekunden Zeit, bevor der Zug abfährt, reicht nicht einmal aus, um vom Bahnsteig aus die nächste Tür zu erreichen.

3 Sekunden jedoch ist nach meiner Erfahrung auch die Spanne, in der Ereignisse aufeinander folgen. Gewisse Dinge scheinen zumindest in meinem Leben unveränderlich miteinander verknüpft zu sein, obgleich zwischen ihnen kein offensichtlicher Zusammenhang besteht. Denn diese verflixten drei Sekunden sind wieder und wieder genau die Zeitspanne zwischen:

- dem Hinlegen zum Mittagsschlaf, unter die Decke kuscheln, sich in die vertraute Kuhle schmiegen und dem lautstarken Aufreißen der Tür: "Mama, bist du schon wach, ich brauch dich mal!"

- dem Beginn des Satzes: "Natürlich darfst du raus, sei aber um ... zurück." und dem Zuklappen der Tür hinter dem Kind, welches nicht mitbekommen hat, wann es zu Hause sein soll.

- dem endgültigen - nach Grübeln, Lesen, x-mal hin-und herdrehen - Entgleiten in die Träume und dem weinerlichen Zupfen an der Decke: "Mama, ich hatte einen Alptraum, darf ich rein?"

- dem erleichterten sich in den Sessel sinken lassen und dem Klingeln des Telefons.

- der Erklärung, was mein Mann dem Anrufer sagen soll und seiner Antwort: "Hab ich nicht verstanden, steh' auf und sag's ihm selbst."

- dem nach langer Überwindungszeit endlich erfolgten Putzen des Bodens und dem Darübertrampeln mit schnee- und schmutzbedeckten Kinderstiefeln.

- dem Hinsetzen auf die Brille und der Frage von außen: "Brauchst du noch lange?"

- dem Aufschlagen der Zeitschrift und dem Hinlegen des Katers auf derselben.

 - dem Einschalten der Waschmaschine und der Frage: "Geht das noch mit rein?"

- dem Auflegen einer Tischdecke und dem ersten Klecks darauf.

- dem Schnell noch was im Internet gucken wollen und dem Zusammenbruch der Leitung.

- dem Entschluß, noch rasch diese eine Datei auszudrucken und dann den PC auszuschalten und dem Aufhängen sämtlicher Programme, sodass der PC erst neu gestartet werden muss, um die verflixte Datei auf den Drucker zu bekommen.

- dem Anschauen des frisch gemalten Bildes, welches keine Sekunde warten kann und dem Überkochen der Milch, die eben noch eiskalt war.

- dem Improvisieren beim Kochen und dem Jubelruf meines Mannes, der gerade doch noch eine Packung/Dose im Schrank gefunden hat.

- der Feststellung, so, jetzt noch nur noch unterschreiben und dem Versagen des Stiftes.

- dem Tür abschließen hinter allen endlich angezogenen Familienmitgliedern und der Frage: "Kannst du noch mal aufmachen, ich hab was vergessen."

- dem Essen des letzten Bissens und der Entdeckung des Kindes, dass es eigentlich doch gerne Rosenkohl gehabt hätte.

- dem Wegwerfen der oberen Hälfte einer Spielfigur und das Finden des dazugehörigen Unterteils.

- der Feststellung, dass nun Schlafenszeit ist und der Entdeckung des Kindes, dass es doch noch Hausis aufhatte.

- dem Erreichen der richtigen Duschtemperatur und dem Betätigen der Toilettenspülung, wodurch die Dusche Kochtemperatur erhält.

- dem Erreichen der richtigen Duschtemperatur und dem Programmwechsel der Waschmaschine, die der Dusche dann alles warme Wasser entzieht.

- dem endgültigen Einräumen einer Schublade oder eines Schranks und der Entdeckung von zig anderen Teilen, die eigentlich auch noch hineingehört hätten und für die diese Schublade zu klein ist.

- dem Ausziehen des Pullis, um einen frischen anzuziehen und dem Aufreißen der Schlafzimmertür: "Mama, guck mal, der Besuch ist schon da!"

- dem klitschnass und nur mit Handtuch bekleidet ins Schlafzimmer gehen und dem Klingeln des Eismannes.

- dem Aufhängen der Stoffwindel und der Feststellung der Nachbarin, wie gut wir heutigen Mütter es doch haben mit den Wegwerfwindeln.

- dem Aussuchen und Füllen des größenmäßig passendsten Kartons und der Frage meines Mannes: "Sollte der Stapel da auch noch rein?"

- der Idee, einige Reihen zu stricken, bis die Eier fertig sind und dem Klingeln der Eieruhr.

- der endlich erfolgreichem Suche des Lieblingsbuches und der Feststellung, dass jetzt keine Zeit mehr zum Lesen bleibt.

- dem ersten Ton des Weckers und der Ankunft eines hungrigen Katers vor der Schlafzimmertür, der seinen Dosenöffner dann den ganzen Weg zur Küche hin umkreist.

- dem Ausschalten des Fernsehers und der Frage des nächsten Kindes: "Darf ich jetzt fernsehen?"

- dem Einschalten des Automotors und der Frage vom Rücksitz: "Können wir bitte Musik hören?"

- dem Konfiszieren des Nintendos und des Ausweichens meines Dauerspielers auf den Nintendo der Schwester.

- dem Eincremen des Kindes und dem Sermon der Nachbarin, dass ich meine Kinder niemals ohne Creme in der Sonne spielen lassen soll.

- dem Verlassen der Dusche und der Frage meines Mannes, ob ich auch ja das Fenster geöffnet habe.

- dem Hinsetzen aufs Sofa und dem Pfotenstupser des Katers, der Krauleinheiten einfordert.

aber auch:

- dem erschöpften Hinsetzen und Augenschließen und der dreifachen besorgten Frage: "Gehts dir nicht gut, sollen wir was helfen?"

Manchmal ist das Leben doch schön!

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