Kapitel 17

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Die ganze Busfahrt lang starrte ich auf Lucas Hinterkopf, beobachtete wie sein Kopf zur Musik wippte und überlegte, was da drin wohl vor ging. Ich wurde aus ihm einfach nicht schlau und ich bezweifelte auch, dass ich das je werden würde.
Er stieg zwei Haltestellen vor mir aus, wo er hin ging konnte ich aber nicht ausmachen und so fuhr ich ohne dieses Wissen nach Hause.
Zuhause war alles wie immer. Mein Vater saß auf dem Sofa und sah fern, meine Mutter stand in der Küche und kochte und ich ging, nachdem ich gerufen hatte, dass ich wieder da bin, in mein Zimmer um mich auf mein Bett zu werfen. Ich schnappte mir meinen Laptop und wollte schon auf die übliche Chat-Seite, aber da die einzige interessante Person dort in meinem Handy eingespeichert war, stoppte ich nach der Hälfte der eingegebenen URL und ging lieber auf YouTube. Ich klickte mich durch ein paar Videos und wusste am Ende nicht mehr was ich mir eigentlich alles angeschaut hatte. Ein Video war dem nächsten gefolgt und immer so weiter. Irgendwann sah ich mir plötzlich Beauty-Tutorials an und das war dann auch der Punkt, an dem ich meinen Laptop zuklappte.
Schwul ja, Tunte nein.
Ich streckte mich auf meinem Bett und griff nach meinem Handy.
Überraschenderweise war gerade in der Klassengruppe, die sonst so gut wie tot war, reges treiben. Aufgeregt wurde über ein Schulfest gesprochen, dass wohl kurzfristig angesagt worden war. Keine Ahnung was ihre Begeisterung so packte, schließlich sollte das nächste Woche Samstag statt finden. Es würde zwar einen Ausgleichstag geben, ich war aber trotzdem nicht so wild darauf an einem Samstag in die Schule zu kommen um Crêpes zu verkaufen oder so was.
Schließlich fand ich aber heraus, was die Klasse in solche Rage versetzte. Es würde einen Bierstand geben und die Oberstufe und natürlich alle Erwachsenen hatten dazu Zugriff. Die Schule konnte sich auf ein paar besoffene Schüler freuen und auch mein Interesse an dem Schulfest wurde um einiges gesteigert.
Dann bekam ich eine Nachricht von Lucas.
Lucas: am Wochenende soll es ganz schön warm werden, pack also ne Badehose ein
Kurz darauf kam eine zweite Nachricht.
Lucas: wenn du keine einpackst ist aber auch okay ;)
Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl er hätte einen Zwillingsbruder oder eine multiple Persönlichkeit. Einmal der nette Lucas und einer der durch und durch böse und verrucht war. Der eine Lucas fand ich persönlich auch ganz nett und man konnte sich wirklich gut mit ihm Unterhalten, aber der andere machte mir ein wenig Angst, da ich nie wirklich wissen konnte was er als nächstes tun würde. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass er mein Geheimnis kannte und mich somit in der Hand hatte und ich konnte nur davon träumen, dass es nach dem Wochenende vorbei war und er es nicht mehr gegen mich benutzen würde. Ich ging die Optionen durch was ich alles zu tun bereit wäre nur um mein Geheimnis zu waren und mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich musste ihn am Wochenende davon überzeugen, dass er danach nichts mehr tun sollte, ansonsten würde ich unter Umständen ganz schön am Arsch sein. Nein, nicht nur unter Umständen sondern ganz bestimmt. Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken fort zuscheuchen. Erst würde ich mal dieses Wochenende überleben, über alles andere konnte ich mir auch später Gedanken machen.
"Es gibt Essen!", hörte ich meine Mutter plötzlich rufen.
"Bin unterwegs!", rief ich zurück. Ich ging ins Bad, wusch mir die Hände und ging runter. Fast zeitgleich setzten sich mein Vater und ich hin. Er hatte eine grimmige Miene aufgesetzt und es schien so, als wäre er nicht gerade darüber erfreut mich zu sehen. Ich sah ihn herausfordernd an.
"Was ist?", fragte ich.
"Nichts", knurrte er, dann kam das Essen und wir stürzten uns schweigend darauf.
"Ich gehe später Karten spielen", verkündete mein Vater irgendwann und meine Mutter fügte hinzu: "und ich gehe zu ein paar Freunden. Du bist also später alleine Zuhause"
Ich nickte, fast schon desinteressiert, während mein inneres ich freudig im Kreis sprang. Sturmfrei. Auch wenn ich nicht genau wusste was ich mit der Zeit anfangen sollte, war es immer ein Genuss, alleine zu sein.
"Du könntest ja Katy einladen", schlug meine Mutter plötzlich vor,"sie könnte hier übernachten" mein Vater nickte zustimmend.
Die beiden schienen sich so darüber zu freuen, dass ich endlich eine Freundin hatte, dass sie scheinbar direkt Enkel wollten, als ob ich sie direkt wieder verlieren würde, wenn ich sie nicht schwängern würde.
Manchmal hatte ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Mutter. Sie wünschte sich schon so lange Enkelkinder und da war ihr eigener Sohn schwul und würde ihr nie welche bescheren. Obwohl, vielleicht wurde ich ja im Endeffekt einer der Schwulen, die eine Scheinfamilie hatte und sich dann heimlich mit Männern traf. Ja, leider konnte ich mir auch solch eine traurige Zukunft gut vorstellen.
"Ich frage sie gleich", sagte ich schließlich zu meinen Eltern und die beiden lächelten, was bei meinem Vater aber eher Grotesk aussah. Er lächelte so selten, im Grunde suchte ich nach dem Tesafilm, der das Lächeln zusammen hielt.
Nach dem Essen half ich meiner Mutter mit dem Abwasch. Mein Vater ging schon mal und nachdem das Geschirr erledigt war ging auch sie. Ich war alleine und schrieb Katy.
Jake: Lust bei mir zu pennen? Meine Eltern sind nicht da. Wir könnten Filme schauen.
Katy: gerne, komme gleich vorbei.
Und so war es dann auch. Sie kam vorbei mit einem ganzen Stapel Filme gemischter Genre und wir legten uns auf mein Bett und schalteten meinen Laptop an.
"Wir können auch in Wohnzimmer schauen", schlug ich vor, aber sie winkte ab.
"Ach nein, hier ist es doch viel gemütlicher", sie lächelte mich an und ich nickte.
"Ich geh mal Chips suchen", sagte ich ihr und stand auf.
Zurück kam ich mit Chips, Flips und Cola. Wir starteten die erste DVD und begannen einen Filmeabend der ziemlich lange dauerte, irgendwann gegen drei schliefen wir dann aber ein und am nächsten Morgen weckte uns mein Wecker und ich fühlte mich wie gerädert, Katy sah aber auch nicht besser aus.
Ich hoffe ihr hattet Spaß mit dem Kapitel
Also denne, haltet die Ohren steif

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