40 ༄

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Leise peitschte der Wind gegen das Fenster und ließ nur noch vereinzelnd Platz für das sanfte Trommeln der Regentropfen. Meine Augen waren immer noch geschlossen; wach war ich jedoch schon seit geraumer Zeit. Ich spürte die Wärme seines Körpers noch bevor er sich bewegte und hörte seine leise Atmung, die warm über meinen Oberarm strich. Er schlief und machte keine Andeutungen für ein baldiges Erwachen. Ich rührte mich, noch bevor ich mir dessen richtig bewusst wurde und spürte, wie die letzte Müdigkeit aus meinen Gliedern wich, als ich mich in seine Richtung drehte. Mein Arm lag unter meinen Wangenknochen gebettet und so wie ich daliegen musste, wäre ich wohl kaum in der Lage mich in den darauffolgenden Minuten zu bewegen.

Zeitgleich mit der nächsten Windböe schweiften meine Gedanken mit ihr und mir wurde plötzlich bewusst, dass ich zum ersten Mal vor ihm aufgewacht war. Hatte er denn überhaupt gestern, bevor er dem Alkohol verfiel, und in jener Nacht, als zum ersten Mal jemand mit mir in meinem Bett schlief, wirklich geschlafen? Das einzige was ich wahrgenommen hatte war meine eigene Flucht aus der Realität, die sanften Töne der Musik, als ich mir dieser wieder bewusst wurde, sowie die leere Bettseite die mich merkwürdig alleine fühlen ließ.
Nun jedoch war keine Musik zu hören. Auch die Umarmung meiner Träume war verblasst, jedoch nicht die Wärme des Mannes, der immer noch neben mir lag. Sein Atem begleitete heiß meinen eigenen und trotz des Wetters strahlte er eine natürliche Ruhe aus. Eine Ruhe die es mir wesentlich leichter machte meine Gedanken auf Wanderschaft zu schicken.

Im Dunkel meiner Welt formten meine Finger vorsichtig die Konturen seines Gesichtes nach. Ich erinnerte mich noch genau an das Gefühl, als meine Fingerkuppen das erste Mal auf die warme Haut seiner Wange trafen. Als warm und weich hatte ich sie damals wahrgenommen und genau diese Empfindung projizierte ich nun für mein inneres Ich. Damals... zugegeben musste ich bei diesem Wort etwas schmunzeln, wenn ich darüber nachdachte, dass dieser Abend erst wenige Tage in der Vergangenheit lag. Und trotzdem fühlte es sich bereits so an, als lägen mehrere Wochen zwischen uns. Wochen in denen ich nur so viel über ihn gelernt hatte, wie er bereit war mir zu offenbaren.

Meine Hand erkundete vorsichtig die verborgenen Muster, die sein Gesicht zeichneten und meine Finger folgten den unsichtbaren Linien seiner Stirn, seiner Nase und seiner Wangen. Wie eine zarte Skulptur aus Träumen und Erinnerungen formte sich sein Antlitz in meiner Vorstellung; ganz ohne dass ich ihn ein einziges Mal berührte. Meine Augen waren immer noch geschlossen und so ließ ich meine Finger zu kundigen Pinseln werden, die auf der Leinwand meiner Wahrnehmungen malten. Seine warme, sandige Hautfarbe glänzte golden, wenn ich mir ausmalte, wie sie wohl aussehen würde wenn die Sonne durchs Fenster hinein fiel. Wer weiß - vielleicht verpasste sie ihm in den nächsten Tagen auch einen leicht gebräunte Nuance. Zu der Vorstellung wäre ich allemal bereit, wäre da nicht das Grollen des Donners, der in der Ferne aufjaulte. Meine Gedanken wurden dunkler und ich zeichnete gedanklich die Schatten, die seine Konturen warfen, ohne das ein einziger Sonnenstrahl sie liebkoste. Meine Finger, die vor wenigen Sekunden noch über seine Haut fuhren, glitten nun über sein langes Haar das sich wie sanfte Wellen eines Flusses auf dem Kissen ausbreitete und es in einen dunkelroten Nebel tauchte. Ich brauchte es nicht zu berühren um mir dessen sicher zu sein. Ich spürte auch so die einzigartige Textur, die jeder einzelnen Strähne eigen war und roch den blumigen Duft, der sich neben mir in meinen Gedanken ausbreitete. Verkneifen konnte ich mir das verschmitzte Schmunzeln nicht wenn ich darüber nachdachte, mit welchen Produkten er sein Haar pflegen musste.

Gemächlich drehte ich mich um mein kleine, ganz eigene Erschaffung des Menschen, der mir in so wenigen Tagen so nahe gekommen war, wie niemand sonst. Ich kniff die Augen zusammen, schraffierte seine eigenen und spürte das warme Glühen hinter seinen geschlossenen Lidern. Die Wärme, die er nur, so wie mir schien, zu besonderen Anlässen zum Vorschein brachte. Geschützt ruhten seine Lider sanft, wie kostbare Vorhänge über der erloschenen Glut, die sein Innerstes behüteten. "Ich sehe es dennoch", murmelte ich leise, doch ich wusste, dass er es nicht hören konnte. Meine Stimme existierte allein in meinem Kopf und nur meine eigene Erschaffung vor mir öffnete kurzweilig die Augen und ließ zu, dass ich einen Blick auf die hellen Brauntöne erhaschen konnte, die sich in ihnen sammelten. Sein Lächeln erwachte in meiner Vorstellung und ich konnte die Freude spüren, die wie die verborgenen Sonnenstrahlen mein Herz berührten. Auch ich lächelte meinem Portrait entgegen, woraufhin sein Ausdruck Geschichten erzählte, ohne ein einziges Wort zu sagen; und der Vertrauen und Verbundenheit in jedem einzelnen Zug offenbarte.

In dieser symbiotischen Dunkelheit, in der meine Augen nicht das Seinige erfassen konnten, formte sich ein Bild, das jenseits der physischen Realität lag. Mein Bild. Mein Bild von ihm.
Es ist eine Welt, in der die Essenz eines Menschen zelebriert wird, wo die äußeren Schleier fallen und die wahre Schönheit der Seele zum Vorschein kommt. Seiner Seele. Seiner geheimnisvollen, dunklen und schwer zu begreifenden Seele.

Dankbar für die Gabe der Vorstellungskraft, die mir erlaubte, das Unsichtbare zu sehen und das Unbeschreibliche zu fühlen, atmete ich tief den blumigen Geruch ein und erstarrte für einen Moment, als sich das Bett bewegte. Nein nicht das Bett. Taehyungs Körper verlagerte sein Gewicht und ich spürte jede einzelne Bewegung durch das Gestell und die Matratze. Sein Arm schloss sich um meinen Oberkörper und mit der nächsten Windböe, die einen Schwall Regen gegen das Fenster warf, verblasste meine Vorstellung und ließ Platz für die Realität. Für die dunkle, nichtssagende Realität die die Wärme seines Körpers auszugleichen versuchte, denn er drückte mich an sich und wäre ich seine Nähe nicht schon so gewohnt, hätte es mich wahrscheinlich überrascht.
Ein tiefes Brummen drang aus seiner Brust und mit einem Mal wurde mir schlagartig bewusst, wie nahe ich ihm war. Sein Kopf musste etwa auf der Höhe meiner Brust sein und als er seine Stirn schlussendlich an diese legte, hätte ich mich fast innerlich gelobt für diese präzise Einschätzung.

Ich nahm nur zu deutlich war, wie er meinen eigenen Duft einsog und wagte es kaum zu atmen, als seine Nasenspitze über den Stoff meines Shirts fuhr. War er wach?
Ich öffnete die Augen und versuchte möglichst keinen Muskel zu verspannen, als der Ältere sich enger gegen mich drückte und zufrieden seufzte. Fast so, als befände er sich wirklich noch verborgen in seinen Träumen in denen es keine Probleme oder Sorgen gab. Ob er nüchtern und wach wieder der verklemmte Mann war, den ich vor wenigen Tagen kennengelernt hatte? Ehrlich gesagt hoffte ich es nicht, auch wenn ich diese Wahrheit niemals zugeben würde. Der Mann, der gestern so frivol und bedenkenlos mich versuchte zu verärgern, der, mit dem ich getanzt und dem ich sanft das Haar gestreichelt hatte, als er mir seinen schwächsten Moment anvertraute, wirkte so viel jünger, entspannter und... glücklicher.

Erneut sog er die Luft ein und rieb seine Wange zufrieden an dem frischen Stoff den ich trug. Er musste wach sein. Ob nun durch mich oder den Regen.
"Guten Morgen." Ich erschrak selbst etwas über die Rauheit in meiner Stimme, doch ob er aus dem selben Grund verkrampfte wagte ich zu bezweifeln. Sein Arm, der noch vor wenigen Sekunden um meine Taille geschlungen war, löste sich sofort und auch die Wärme seines Atems verblasste. Er zog sich langsam zurück, wie, als wäre er noch nicht ganz bei Sinnen und setzte sich auf. Ich sah es nicht aber nutzte meine Vorstellungskraft um mein Portrait dabei zu beobachten, wie es sich verwirrt umsah und sich wahrscheinlich still fragte, was zuvor passiert war.
Mit einem Seufzen fuhr er sich übers Gesicht und ich hörte wie sein Nacken leise knackte, als er diesen bewegte. Ich streckte mich währenddessen, tat ihm jedoch nicht gleich und blieb auf dem Rücken liegen. Sein Augenmerk huschte kurz über meine Haut und ich fragte mich insgeheim, ob er sich noch an die Nacht erinnern konnte. Ob er wusste, was er gesagt und getan hatte. Vielleicht lag genau diese prüfende Frage in seinem Blick, doch er wandte sich wieder ab noch bevor ich aus seiner Intensität Schlüsse ziehen konnte. "Gut geschlafen?", fragte ich währenddessen, immer noch etwas befangen vom Unwissen, wie es jetzt um uns stand. Er brummte nur leise und ließ sich dann neben mich wieder ins Kissen nieder, sein Blick wahrscheinlich geradewegs zur Decke gerichtet. "So gut wie schon lang nicht mehr." Seine Stimme klang zögernd und noch etwas belegt vom Schlaf, wie, als würde ihn seine Antwort selbst verwirren.

Ich rollte mich wieder auf die Seite und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab, als er erneut Anstalten machte seine Stimme zu erheben. Taehyung zog die Decke etwas höher und zupfte an ihr herum. War er nervös? Ich spürte, wie er den Augenkontakt zu mir vermied und war mir meiner Frage sicher, da er es aus eigener Befangenheit tun musste - anders konnte ich es mir nicht erklären. Ich sah ihn nicht und hätte dementsprechend auch nichts in seinen Augen lesen, geschweige denn an seiner Mimik erkennen können.
"Warst du noch wach, als ich ins Bett gekommen bin?", erkundigte er sich dann langsam und schien sich selbst komisch dabei vorzukommen. Ich schloss meine Augen und atmete aufgrund dieser Erkenntnis tief durch. Er konnte sich also nicht erinnern.
Es machte mich auf eine seltsame Art und Weise traurig, auch, wenn ich dies niemals zugegeben hätte. "War ich das jemals? Du weckst mich ständig." Außer heute.
Seine Augen huschten kurz über mein Gesicht, ehe er langsam fragte: "Also.. warst du wach? Habe ich irgendwas gesagt als ich ins Bett gekommen bin?"
"Wäre es schlimm, wenn du es getan hättest?" Mein Lächeln zupfte leicht meine Mundwinkel nach oben, als er mich erneut ansah und ließ sie wieder fallen, als er sich abwandte. Er antwortete nicht und suchte wahrscheinlich in seinen Erinnerungen nach den vergangenen Ereignissen doch ich wusste, dass er sie nicht finden würde. Und ich beschloss die Nacht selbst aus meinen Gedanken zu verbannen. Zumindest für diesen einen Moment.

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