| 2 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Ich hatte beschlossen den Jungen einfach zu ignorieren. Auch, wenn sein stechender Blick mich von hinten beinahe erdolchte. Es war kein angenehmes Gefühl so direkt beobachtet zu werden und nichts dagegen tun zu können. Das war auch der Grund weshalb ich angespannt neben Ruby saß und vom Unterricht nichts mitbekam.

Doch irgendwann reichte es mir. Ich drehte mich um und fauchte, „Hast du ein Problem mit mir?"

„Nein, ich frag mich nur, was Ruby mit einem Versager wie dir will." In seiner Stimme lag etwas Feindseliges und bei seinem frechen Grinsen stellten sich meine Nackenhaare auf.

„Versager?!", stieß ich überrascht aus und musterte ihn sauer. Seine blauen Augen sahen mich verachtend und kaltherzig an und seine blonden, leicht gegelten Haare gaben ihm einen arroganten Touch. Ich mochte ihn jetzt schon nicht, er urteilte über mich, obwohl er mich nicht kannte. Wobei, tat das nicht jeder?

„Du hast mich schon verstanden", erwiderte er nur und sein Grinsen verschwand.

Wütend drehte ich mich wieder um. Ich mochte für manche vielleicht etwas unsicher rüberkommen, aber ich war keinesfalls schüchtern und schon gar nicht würde ich mir so etwas gefallen lassen! Außerdem hatte er gar keinen Grund mich als einen Versager abzustempeln.

„Ach, hör nicht auf ihn. Aus Alec spricht nur die Eifersucht", sagte Ruby neben mir.

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. „Eifersucht?"

Doch Ruby grinste nur und schrieb weiter.

Der Rest der Stunde ging schrecklich langsam vorbei und auch die anderen Kurse waren nicht gerade besser. In den Pausen zeigte mir Ruby die Schule, aber ich musste ehrlicherweise sagen, dass ich mir fast nichts gemerkt hatte. Am Ende des Schultags lief ich erleichtert aus dem Gebäude. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich fühlte mich augenblicklich etwas wohler.

„Hey Ruby, kann ich deine Handynummer haben?", fragte ich und spürte ein nervöses Kribbeln in der Magengegend.

Sie zog ihr Handy aus der Tasche. „Ehm, ja klar", setzte sie lächelnd an, doch eine laute Stimme unterbrach sie.

„Ruby kommst du?", wurde über den Campus geschrieben. Gleichzeitig drehten wir uns um und unser Blick fiel auf einen braunhaarigen Jungen mit einer bräunlichen Jacke, der auf seiner grünen Kawasaki saß. Das war also Rubys Bruder, Ryan. Seinen Helm hatte er auf den Tank vor ihm gelegt und ein zweiter baumelte in seiner Hand. Mein Blick glitt zu der Verkleidung der Maschine. Eine 400er. Neben ihr stand noch eine weitere Maschine, auf der vermutlich ein Kumpel von ihm saß. Nur war sein Bike eine Nummer größer. Die edle, rote Ducati 1098 stellte sie locker in den Schatten.

„Tut mir leid, ich muss los", entschuldigte sie sich und machte einige Schritte in die Richtung der Beiden.

Bedauernd winkte ich ihr hinterher. „Kein Ding, wir sehen uns ja morgen", entgegnete ich und versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Auch versuchte ich näherer Gedanken an die Motorräder auszublenden. Ich wollte nicht länger daran denken müssen.

„Bist wohl neidisch, oder?", ertönte hinter mir eine bekannte Stimme, die ich schon negativ eigespeichert hatte.

„Nein, bin ich nicht!", knurrte ich.

Er lachte und lief ebenfalls an mir vorbei. „Ist klar."

Ich wollte auch gehen, stoppte dann aber als ich sah, wie er Ryan und dessen Kumpel mit einem Handschlag begrüßte. Im Allgemeinen sahen sie sehr vertraut aus und mir wurde mal wieder bewusst, wie sehr ich eben nicht dazu gehörte. Ich war vielleicht nicht der kontaktfreudigste Mensch, aber ich wollte nicht länger allein sein, weswegen ich sie weiterhin musterte und in mir die Eifersucht brodelte.

Mein Blick viel auf Ryans Kumpel. Er schien etwas älter zu sein und hatte sehr kurze, schwarze Haare, die an den Seiten ein komisches Muster rasiert hatten, was kaum auffiel. Sein getrimmter Bart ließ ihn noch etwas erwachsener wirken und bei seiner Maschine blieb mir echt die Luft im Hals stecken. Der musste ja echt Kohle haben, wenn er sich so eine Maschine leisten konnte. Auch seine Kombi sah nicht billig aus.

Für mein Geschmack nur etwas zu protzig.

Ich musste wohl etwas zu lange gestarrt haben, denn nun sah auch der Typ auf der Ducati mich an. Unsere Blicke begegneten sich und ich konnte pure Verachtung darin erkennen. Nur anders als bei Alec. Denn dieser verabscheute mich wahrscheinlich wegen Ruby, oder weil ich für ihn eine potenzielle Konkurrenz war, doch er verurteilte mich nicht so offensichtlich wegen meines Geldes wie der Andere. Doch verübeln konnte ich es ihm nicht. Ich hatte im Gegensatz zu ihm, weder teure Markenklamotten noch sah ich besonders aus und Freunde hatte ich auch nicht. Aus seiner Sicht musste ich wie der perfekte Loser aussehen.

Unsere Blicke streiften sich nur für Sekunden und dennoch kam es mir wie eine schmerzliche Ewigkeit vor, die mir meinen Platz in der Gesellschaft zeigte und mich gleichzeitig provozierte.

Als er seinen Blick dann abwandte, beschloss ich zu gehen. Schließlich konnte ich nicht ewig hier auf dem Campus stehen bleiben. Der Weg nach Hause dauerte länger als heute Morgen, weil ich es erstmal finden musste. Nur noch wage konnte ich mich an den Weg erinnern.

Zuhause angekommen schmiss ich mich auf mein Bett und dachte über den Tag nach. Meine Gedanken schweiften wieder zu Ruby, sie war wirklich ein tolles Mädchen, hübsch, fröhlich, freundlich und vor allem beurteilte sie nicht so schnell wie andere, sondern machte sich erstmal ein eigenes Bild. Ich würde sogar sagen, dass daraus mehr werden könnte. Wenn sie mich denn näher kennenlernen wollte. Um nicht mehr nachdenken zu müssen, fing ich an zu zocken. Das tat ich immer. Es war einfach eine gute Ablenkung. Bis spät in die Nacht saß ich vor dem Fernseher und tippte wild auf dem Controller herum.

Doch es half alles nichts. Also schaltete ich den Fernseher aus und ging hinaus.

Vor dem Garagentor hielt ich an, unentschlossen ob ich es öffnen sollte oder nicht. Seit dem Unfall vor zwei Wochen war ich nicht einmal gefahren und einen Führerschein hatte ich noch nicht. Zudem war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt jemals wieder fahren wollte. Ein Unfall hatte mir vieles genommen. Nicht alles, aber einen entscheidenden Teil. Dementsprechend hatte ich kein gutes Gefühl bei der Sache.

Mein Onkel auch nicht. Er wusste, dass ich noch wegen des Unfalls an schlimmen Panikanfällen litt und befand daher das Fahren für zu gefährlich. Dennoch öffnete ich das Garagentor und vor mir erschien das Motorrad, welches mein Leben verändert hatte.

Eine blaue Yamaha YZF-R 6.

Sie hatte eine schwarz, weiß und blaue Verkleidung, eine goldene Telegabel und ebenso goldene Felgen, dazu einen Akrapovic Auspuff. Ich liebte einfach den Sound. Das Motorrad war ein Geschenk meines Vaters zu meinen 18. Geburtstag. Zwar war ich schon vorher auf ihr gefahren, aber erst seit wenigen Monaten war sie wirklich mein Eigentum.

Meine Hand spielte mit dem Zündschlüssel in meiner Tasche und langsam holte ich ihn heraus. Ich drehte ihn mit den Fingern und sah ihn genau an. Eigentlich hatte ich mir geschworen nie wieder zu fahren, aber als ich heute die Typen auf ihren Maschinen gesehen hatte, hatte sich bei mir wieder die Sehnsucht gemeldet, wieder den Fahrtwind zu spüren und das Geräusch des Motors zu hören. Eine Fahrt würde schon ok sein.

Solange mich die Polizei nicht erwischte.

Also ging ich zu ihr, schaltete den Motor an und fuhr los. Zwar hätte ich sie zuerst warmlaufen lassen müssen, aber das war mir im Moment egal. Ich wollte nur noch das Arbeiten des Motors spüren und an nichts mehr denken müssen.

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