| 43 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Es war schon 2 Uhr nachts und ich hatte immer noch keinen Plan wohin mit mir. Natürlich konnte ich einen der Hydra anrufen, aber irgendwie gefiel mir die Idee nicht besonders und Jacksons Angebot wollte ich, warum auch immer, nicht annehmen.

Die beiden, großen Taschen hatte ich mit Mühe mitgeschleppt. Eine vorne, Eine hinten. Wie das geklappt hatte, war mir selbst ein Rätzel.

Jedenfalls war es sinnlos hier durch die Gegend zu fahren. Deswegen hatte ich weit im Gebiet der Hydra angehalten, mir an einer Tankstelle etwas zu Essen und zu Trinken gekauft und saß nun auf einer Bank am Straßenrand und aß mein spätes Abendbrot.

Die vorbeilaufenden Leute beäugten mich komisch und abwertend, doch ich reagierte nicht darauf. Mit gut zwei Meter Abstand stand meine Yamaha am Straßenrand, auf ihrer Sitzbank mein Helm und meine Handschuhe und neben ihr die Taschen.

Mein Handy vibrierte ein paar Mal und als ich auf das Display sah, erkannte ich Nachrichten von Jackson und... Ruby.

Ruby fragte, ob ich mit ihr zu dem Festival übernächstes Wochenende wollte, da auch einige aus unserer Klasse hingingen und mein Alpha wollte wissen, ob es mir gut ging und wie das Gespräch verlaufen war. Beide Nachrichten ignorierte ich. Mir war gerade nicht danach, sie zu beantworten. Also steckte ich das Handy wieder weg und sah nachdenklich auf den Boden.

Wo sollte ich diese Nacht nur hin? Geld hatte ich genug, daran würde es nicht scheitern, aber ich wollte nicht in eins der überteuerten Hotels.

Die ganzen vorbeifahrenden Autos ignorierte ich, auch das Motorrad, welches etwas entfernt anhielt. Ich sah starr zu Boden und grübelte weiter. Doch plötzlich vernahm ich Schritte, die direkt auf mich zukamen und dann tauchten zwei dunkle Motorradstiefel in mein Blickfeld.

Langsam hob ich den Kopf und ließ mein Blick an dem Fahrer hinauf gleiten. Er trug eine schwarz, grüne Lederkombi von Held und darüber einen schwarzen Kapuzen Hoodie mit gelber Schrift. Das kam mir alles ziemlich bekannt vor. Und so wusste ich bereits wer er war, noch bevor ich ihm ins Gesicht sah. Ryan. Sorgenvoll sah er mich an. Diesen Blick kannte ich gar nicht von ihm und wenn, dann würde er sich mit Sicherheit nicht um mich sorgen.

„Hey", krächzte ich leise und erschrak selber über die Brüchigkeit meiner Stimme.

Er seufzte. „Oh man Miles, wie siehst du denn aus?", fragte er einfühlsam und setzte sich neben mich.

Meiner Meinung nach etwas zu nah, denn unsere Knie und Schultern berührten sich. Ich versuchte etwas zur Seite zu rutschen, doch das klappte nicht, da ich schon am äußersten Rand saß. Ryan bekam mein Unwohlsein mit, ignorierte es aber. Stattdessen sah er mich einfach nur mitleidig an und versprühte eine mir unbekannte Wärme.

Er schien zudem keine Antwort erwartet zu haben, denn er sprach leise weiter. „Er hat dich rausgeworfen, nicht wahr?"

Überrascht riss ich meinen Kopf herum und sah ihn an. Woher wusste er das?! Er war mit Matt weggefahren, bevor die ganzen Bullen kamen. „Wie-"

„Ich war da", antwortete er monoton, ohne mich aussprechen zu lassen.

Doch beantwortete das nicht wirklich meine Frage. „Wo?"

„Bei der alten Halle. Ich war kurz vor euch an John und Loans Grab und wollte schon gehen. Dann hab ich euch reden gehört und... naja... ich hab euer Gespräch mitbekommen", erklärte er schuldbewusst. „Ich hab dann eins und eins zusammengezählt und als ich dich hier sitzen gesehen hab... du hast mich einfach an mich damals erinnert, weißt du?"

Ich schüttelte mit dem Kopf. Keine Ahnung, was er meinte, ich war einfach nur noch müde und ausgelaugt. „Was werden die anderen sagen?", wollte ich fast tonlos wissen und plötzlich nagte die Angst an mir, dass Ryan ihnen etwas erzählen könnte, oder, dass er mich jetzt verachtete.

„Nichts. Sie werden es nicht erfahren", versicherte er mir und legte mir einen Arm um die Schultern. Seine Nähe und aufbauenden Worte waren genau das, was ich gerade brauchte, auch wenn es mehr als komisch war. Trotzdem gab er mir Halt.

„Alles wird gut, Miles. Früher oder später hätte er es sowieso erfahren und es ist ja noch gut ausgegangen. Du musst jetzt nur nach vorne sehen... und du solltest dringend ins Bett", ergänzte er noch schnell, als ich gähnte.

Voller Tatendrang stand er auf und zog mich mit auf die Beine, da er einfach meinen Arm gepackt hatte. Perplex sah ich ihn an. Er jedoch ließ mich wieder los, ging zu seiner 400er Kawasaki und setzte seinen Helm auf. Dann nahm er mir eine der Taschen ab, um sie selber zu tragen.

Noch ein wenig verwirrt folgte ich ihm und nahm die zweite Tasche. „Fahr mir einfach hinterher, ok?", sagte er, ohne eine Antwort abzuwarten.

Keine Minute später saß ich wieder auf meiner R6 und stand neben Ryan an einer Kreuzung und wartete darauf, dass es endlich Grün wurde. Wie zu erwarten war er weiter in unser Revier gefahren.

Als es Grün wurde, überließ ich ihm wieder die Führung und fuhr ihm erschöpft hinterher. Jetzt bemerkte ich auch, dass er in Richtung Jacksons Wohnung fuhr. Doch noch bevor ich protestieren konnte, bog er plötzlich ab und hielt in einer kleinen Seitenstraße. Ich hatte mehr oder weniger keine andere Wahl als ihm zu folgen und so parkte ich neben ihm.

Wortlos ging er zu der dunklen Glastür, des etwas kleineren Hochhauses und sperrte sie auf. Als ich die riesige Treppe sah, wurde mir leicht übel. Da würde ich mit der Tasche heute garantiert nicht hochlaufen!

Der Braunhaarige hatte meinen Blick bemerkt und fing leicht an zu lachen. „Keine Sorge, es gibt noch nen Fahrstuhl", meinte er grinsend und lief zu dem silbernen Käfig und drückte schon den leuchtenden Knopf.

„Zum Glück", murmelte ich leise und stellte mich neben ihn.

Als wir endlich drinnen waren, bereute ich es schon. Es war scheiße eng und das leichte Ruckeln des Aufzugs löste bei mir wieder etwas Panik aus. Vor allem die Farbe Silber war mir nicht ganz geheuer. Unbewusst wurde meine Atmung schneller und ständig tauchten Flashbacks und Erinnerungen von dem Unfall vor meinem geistigen Auge auf. Sie wechselten sich in beeindruckender Geschwindigkeit ab und als ich das tote Gesicht meines Vaters sah, schrie ich erschrocken und gequält auf.

Mit geweiteten Pupillen sah ich an mir herunter. Da war Blut! Jede Menge Blut! Ich sah wieder die Verletzungen, die ich von dem Unfall hatte. Es waren dieselben Schmerzen und dasselbe beengte Gefühl.

„Miles!"

Panisch sah ich mich um. Ich war allein im engen Aufzug und es gab keine Fluchtmöglichkeiten. Meinen Rücken drückte ich an die kalte Wand und schnappte nach Luft. Ich konnte nicht atmen und egal wie oft ich meinen Kopf nach Links und Rechts drehte, ich wurde die schrecklichen Bilder nicht los.

„Miles! Hörst du mich?!" 

Wieder verließ ein gequälter Schrei meinen Mund und plötzlich hörte ich Stimmen meiner Eltern. Wie sie mir Vorwürfe machten, weil ich sie allein gelassen hatte und jetzt in solch einer Scheiße steckte. Sie gaben mir die Schuld.

„Miles! Verdammt nochmal!", schrie jemand und eine heftige Ohrfeige brachte mich zurück in die Realität.

Mein Herz schlug bis zum Anschlag, meine Augen waren weit aufgerissen und mein Gesicht brannte. Erst jetzt bemerkte ich, dass mir eine Träne über die Wange lief und ich total am Zittern war. Vor mir stand Ryan. Er war leicht über mich gebeugt, da ich ein wenig zusammengesackt war und seine grünen Augen sahen mich beängstigt und besorgt an.

„Hey, es ist alles gut", versuchte er mich zu beruhigen, doch es brachte nichts.

Also zog er mich kurzerhand in eine feste Umarmung. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht schlagen, aber ich hab dich anders nicht zurück bekommen", entschuldigte er sich.

Ich war total verkrampft und unfähig etwas zu erwidern. Stattdessen war ich einfach nur froh, dass er mich nicht losließ und mir die Nähe gab, die ich eigentlich seit dem Unfall gebraucht hatte. Seit meine Eltern tot waren, hatte ich mich unbewusst nach Aufmerksamkeit und Zuneigung gesehnt, hatte es aber nie bekommen.

Klar, wir beide waren nicht die besten Freunde und am Anfang konnten wir uns nicht ausstehen, aber er war da. Er war da und stand mir bei, ohne mich zu verurteilen. Und dafür war ich ihm mehr als dankbar. Irgendwann erwiderte ich die Umarmung, wischte mir mit der Hand übers Gesicht und beruhigte mich. Dann löste ich mich von ihm und er lächelte mich an.

„Geht's wieder?"

Ich nickte nur unbeholfen. „Danke", fügte ich noch leise hinzu.

„Kein Ding", entgegnete er und klopfte mir brüderlich auf die Schulter. Da fiel mir auch auf, dass Ryan zwar von Grund auf misstrauisch und leicht aggressiv war, aber eine treue und absolut fürsorgliche Seele war. Diejenigen, die ihm wichtig waren, wurden von ihm verteidigt und beschützt. 

Nach kurzer Zeit stiegen wir beide aus dem Fahrstuhl aus und Ryan führte mich zu seiner Wohnung. Dabei verloren wie beide kein Wort mehr über die Situation von vorhin und ich war heilfroh, dass er nicht nachfragte.

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