| 55 | 𝐉𝐚𝐜𝐤𝐬𝐨𝐧

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Mit tauben Sinnen saß ich auf dem Sofa. Die Uhr an der Wind tickte gleichmäßig vor sich hin und die Kaffeemaschine in der Küche gab schlurfende Geräusche von sich. Ansonsten war es vollkommen still im Haus. Nichts und niemand war hier. Nichts und niemand, der mich nerven konnte.

Seit bereits fünf Tagen gammelte ich hier herum. Vielleicht auch länger, irgendwie war mein Zeitgefühl weg.

Das Haus war mir bereits vertraut. Vertrauter als mein Elternhaus. Und ich war nicht allein, das war die Hauptsache. Denn ich hatte einen Aufpasser Schrägstrich Freund Schrägstrich Babysitter Schrägstrich Psychologen. Miles Onkel hatte mich mit zu sich nach Hause genommen. Oder war ich ihm zu sich nach Hause gefolgt? Keine Ahnung. Fakt war, dass ich seit einigen Tagen hier mit ihm wohnte und weder er noch ich dazu etwas gesagt hatten bzw. die Sachen geklärt hatten, die wir besser klären sollten.

Und trotz allem fühlte ich mich hier wohl. Fast wie zuhause. Deshalb blieb ich hier.

Miles Onkel würde gleich von der Arbeit nach Hause kommen. Unbewusst hatten wir einen Rhythmus entwickelt. Zu Beginn hatten wir gemeinsam und dennoch jeder für sich getrauert. Miles Verlust hing schwer in der Luft. Dann war er wieder arbeiten gegangen und ich hatte die krasse Aufgabe das Haus zu hüten. Wie eine verdammte Hausfrau. Doch zu mehr fühlte ich mich nicht in der Lage. Vielleicht hatte meine Mutter mit der Depression ja recht.

Ich hörte den Motor und wusste schon lange von seiner Ankunft bevor er das Haus betrat. Seine Uniform machte mir keine Angst mehr. In den letzten Tagen hatte ich so viele Cops gesehen, dass ich nun immun war.

Stattdessen hob ich nur träge den Kopf und musterte ihn als er hereinkam.

„Hey", begrüßte er mich und machte sich daran die Jacke und Schuhe loszuwerden, ehe er nach oben ging, um sich seiner Uniform zu entledigen. Danach kehrte er ins Wohnzimmer zurück und ich deutete wortlos auf die Kaffeemaschine. Wie jeden Tag.

Dankend schlenderte er in die Küche.

Seufzend ließ ich mich zurückfallen und starrte an die Decke. Matt und Ryan hatte ich seit dem Vorfall auf dem Revier nicht mehr gesehen. Alec und Damien auch nicht. Keine Anrufe, keine Nachrichten. Es schien mir als wären jetzt wirklich alle weg. Nero verbannt, Miles tot und der Rest der Gruppe hatte sich aus dem Staub gemacht und musste nun selbst sehen wie sie das Leben meisterten.

Der einzige entscheidende Unterschied zwischen uns lag darin, dass sie jeweils zu zweit waren. Matt und Ryan würden sich im Leben nicht trennen. Nicht einmal der Tod würde das schaffen. Und Damien und Alec hatten nur noch sich. Durch individuelle Traumata waren sie aneinander gekettet und halfen sich gegenseitig.

Und ich?

Ich hatte niemanden mehr. Vielleicht hatte ich mich deshalb an Miles Onkel geklammert und fühlte mich wie ein Hund aus dem Tierheim, der endlich einen Besitzer hatte. Ich hütete das Haus, macht ihm Kaffee und sah mir schweigend seine langweiligen Nachrichten mit an. Zudem fütterte er mich mit durch, schließlich hatte ich ohne den Kontakt zu meinen Eltern auch kein Geld, und ich benutzte sein Bad und sein Sofa. Ja, der Vergleich mit einem Hund passte. Fehlte nur noch, dass er mit mir Gasi ging, weil er meinte, dass mir das in meiner jetzigen Verfassung guttun würde.

„Na, wie war dein Tag?", wollte er letztlich wissen als er sich mit seiner Kaffeetasse neben mich aufs Sofa setzte und eine stark riechende Tüte in meinen Schoß fallen ließ.

Skeptisch sah ich sie an, zupfte kurz an ihr und zog den intensiven Geruch von chinesischem Essen ein. Sofort knurrte mein Magen verlangend und als er mir grinsend das Besteck reichte, begann ich zu Essen. Denn das war eins der weiteren Probleme neben der Trauer und teilweisen Einsamkeit. Ich aß nur, wenn er mich indirekt dazu aufforderte. Der eigene Drang sich darum zu kümmern war wie weggeblasen.

Ich schwieg. Wie immer. Vielleicht hatten wir drei Worte in dieser Zeit gewechselt. Zumindest ich. Doch er nahm es einfach hin. Schaltete stattdessen den Fernseher ein.

Diese blöden Nachrichten.

Gelangweilt aß ich, akzeptierte mein Schicksal und starrte auf den Bildschirm, ohne den Inhalt zu erfassen, der dort lief. Erst als der beschissene Club erwähnt wurde, schärften sich meine Sinne. Den genauen Ablauf des Brandes, den Täter und das Motiv waren noch ungeklärt und dementsprechend wurden neue Erkenntnisse, wenn es denn welche gab, im Fernsehen erwähnt und meine Neugierde somit angefacht.

Wie erwartet drehte Miles Onkel lauter.

„... der genaue Tathergang ist noch ungeklärt, aber wir setzen alles daran den..."

Ich hörte dem Polizisten nicht mehr zu. Immer das Gleiche. Die sollten endlich mal ihren Job machen.

„... bei dem sechs Personen ums Leben kamen. Heute morgen wurde jedoch ein anonymer Brief abgegeben, der beinhaltet, dass unsere aktuellen Erkenntnisse nicht korrekt wären. Demnach sollen zwei der Opfer gar nicht im Club zur Tatzeit gewesen sein und sind somit laut anonymen Hinweis noch am Leben..."

Irritiert sah ich auf die beiden Bilder von Miles und einem anderen Typen, den ich nicht kannte. Oder doch. Das war doch der kleine Blonde vom Straßenrennen. Diese Ratte, die mir noch drei Riesen schuldete! Sofort spannten sich meine Muskeln an und ich fuhr hoch. Ignorierte dabei den fragenden Blick meines Nebenmanns und sah auf den Bildschirm.

Was hatte Miles mit dem Typ zu schaffen?

Er meinte doch, dass er ihn nicht wieder gesehen hatte. Sonst hätte ich mich schon längst um das Geld gekümmert, um das dieser Sack mich betrogen hatte. Sauer verzog ich das Gesicht. Doch er war tot, keine Ahnung, was dieser Irre im Fernsehen behauptet hatte. Miles war am Tatort gewesen und tot. Demnach der kleine Typ auch.

„Du weißt, dass das nicht stimmt?", wollte Miles Onkel vorsichtig von mir wissen.

Mechanisch nickte ich. „Natürlich, ich kenn nur den anderen Scheißer!"

Erleichtert atmete er aus, ehe er die Stirn kräuselte. „Woher denn?"

„Schuldet mir noch Geld", knurrte ich und stellte mein Essen auf den Tisch. „Aber daraus wird ja nichts mehr."

„Hm."

Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffe und wollte sich gerade wieder dem Fernseher widmen als es laut an der Tür klopfte. Zu laut. Nicht als wollte jemand auf sich aufmerksam machen und vielleicht mit uns reden sondern aggressiv, fordernd. Da war jemand, der er nein nicht akzeptieren würde, und das wusste wie beide. Ich sah es in seinem Blick. Fast schon synchron standen wir auf. Seine Hand schnellte zu seiner Dienstwaffe, ehe er mir mit ernstem Blick zu verstehen gab, dass ich hierbleiben sollte.

Doch ich hörte nicht auf ihn. Ich war kein Hund. Also folgte ich ihm zu Haustür, bereit meine üble Laune zu nutzen, um jedem die Fresse zu polieren, der Stress wollte.

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