✬ Kapitel 12: Spiegelzauber ✬

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Auf dem Weg in den Keller hörte ich lautes kreischen durch das geöffnete Fenster, das Leon bald darauf schloss. Welche Gestalten waren das? Wieso suchten sie uns heim? Wieso wussten sie wo wir waren? Von wegen, sie waren hinter mir her! Es ging doch bestimmt um Leon und er wollte es nicht zugeben!

Ich spürte mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren, das sich sofort aus meinen Gedanken riss. Als ich den langen Stufenweg hinter mir hatte und die Türe von Leon geschlossen wurde, holte ich mein Smartphone heraus, um die Nachricht zu checken.

Ein Blitz durchfuhr meinen Körper, als hätte ich in eine Steckdose gegriffen. Mein Magen verkrampfte sich, als ich die Nachricht las.

Hallo Süße. Hast du mich vermisst?
Wie ich hörte, suchst du nach deinem Bruder. Wurde wohl entführt, was? ;)

Voller Zorn warf ich mein Handy in Richtung Wand, jedoch fing es Leon auf. Ich wollte den Aufprall dieses bescheuerten Handys hören. Hören, wie es in tausend Stücke zerbrach. Warum musste er das tun? Was bezweckte er damit? Warum, verdammt nochmal, meldete er sich gerade jetzt? Hatte er etwas mit der Entführung zu tun? Woher wusste er überhaupt Bescheid?

Nervös ging ich im Raum hin und her. In tiefen Gedanken bemerkte ich nicht wirklich, dass ich im Keller war mit anderen Personen, die mein Verhalten bestimmt fragwürdig fanden.

„Alles okay, Stella?", fragte mich Leon besorgt, als er mir mein Handy wieder in die Hand drücken wollte.

Ich wollte es nicht nehmen. Hatte meine Gedanken woanders und wollte keineswegs gestört werden.

„Wer ist das?", fragte er weiter.

Verdammt. Ich hatte vergessen mein Handy wieder zu sperren.

„Ach", sagte ich mühevoll, gefolgt von einem tiefen Seufzer. „Das ist mein Ex."

Mein Herz machte einen Aussetzer, als die schmerzenden Worte meine feuchten Lippen verließen.

„Glaubst du er hat etwas mit der Entführung zu tun?", fragte ich nun Timo, da er ihn besser kannte, als Leon.

Timo zuckte bloß mit den Achseln, doch er machte nicht gerade ein glückliches Gesicht. Ich konnte in seinem leichten Sommersprossenbedeckten Gesicht erkennen, dass eine tiefe Besorgnis in ihm verborgen lag. Auch versuchte ich sie deuten zu können, doch leider konnte ich das nicht.

Ein lautes Krachen schallte durch die dünnen Wände. Durch den Spalt, unter der Tür, drang leichter Staub gemischt mit Dreck, der langsam und leicht auf den Boden des Kellers sank.

„Nicht bewegen", flüsterte Leon so leise er konnte, als er sich langsam mit ausgebreiteten Armen, die uns zu deuten schienen, in Deckung zu gehen, auf den Boden kniete.

Schon wieder waren wir in einem Keller. Erst in Leon's Haus, dann in meinem. Was war das für ein Kellerfreak? Fühlte er sich da am wohlsten?

Lauf, Stella!

Immer wieder kam dieser Traum in meine Gedanken. Was hatte er zu bedeuten? Dieser Werwolf – war der Leon? Sollte der Werwolf wirklich Leon darstellen? Das glaubte ich nicht. Es war nur ein Traum, weiter nichts. Wieso sollte auch er in meinen Träumen ein Werwolf sein, wenn ich in dieser Nacht noch nicht einmal wusste, dass er einer war.

Mein Blick schweifte über den mysteriösen Mann, der es sich auf einige Fässer gemütlich gemacht hatte. In der gesamten Zeit, in der er mit uns war, hatte ich noch nicht die Chance, ihn zu begutachten.

Abgesehen von seinem schwarzen Zylinder, den er ganz stolz auf seinem Kopf trug, bemerkte ich seinen dunkelgrauen Anzug, aus dem ein weißes Hemd hervorblitzte und seinen Gehstock, den er eigentlich nicht brauchte – ich sah ihn zumindest nie humpeln.

Ein weiteres Rumpeln war zu hören von dem ich schreckhaft zusammenzuckte. Diese Geräusche kamen ziemlich unerwartet, genauso lange blieben sie im Körper, durch ein schnelles Herzschlagen, bemerkbar.

„Was ist das?", wisperte ich zu Leon.

„Ich bin mir nicht ganz sicher", antwortete er in einer genauso leisen Tonlage.

Schon langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Wo sollten wir aus dem Keller flüchten, wenn uns das Wesen finden würde? Diesmal konnten wir nicht so einfach Schwups durch einen Tunnel nach draußen flüchten, nicht so wie bei Leon. Über diesen Tunnel war ich sowieso sehr überrascht. Wer hatte heutzutage schon so etwas?

Als ich einen flüchtigen Blick zu dem mysteriösen Mann wagte, sah ich, dass er bereits aufgestanden war und einen Spiegel aus seiner Tasche holte. Warum wollte er sich jetzt in einem Spiegel begutachten? Was war nur mit allen los?

Ich drehte meinen Kopf wieder zur Tür, als der Boden anfing zu knarren. Es hörte sich an, als würde sich jemand im Haus umher bewegen. Wenn dort etwas kaputt gemacht wurde, dann musste derjenige das bezahlen!

Wenn meine Mutter jetzt nur hier wäre. Sie wüsste, wie wir das regeln hätten können. Sie war begabt mit Situationen, wie dieser, umzugehen. Auch legte sie jedes Mal eine geschickte Wortwahl an den Tag, wenn jemand aufkreuzte, der ihr den Tag vermiesen wollte. Immer war sie gut gelaunt, außer man verletzte sie zutiefst, sodass sogar ein Lächeln nichts mehr bewirkten konnte.

Mit einem undefinierbaren Geräusch wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Es erinnerte mich an Peter Pan, wenn Tinkerbell ihren Feenstaub über die Kinder verteilte. Ich drehte mich umher – ziemlich ungeschickt – und versuchte den Ursprung des Geräusches zu erblicken.

Kam das echt aus dem Spiegel?

Mein Blick verharrte an dem Mann, der das schimmernde, ovale Objekt versuchte an die Wand zu hängen. Der Spiegel war so groß, wie Leon ungefähr. Geschätzt einen Meter neunzig, oder so. Ich war nicht gut im Schätzen. Warte was? Ein Spiegel der glänzte und glitzerte in allen Farben? Ich war im falschen Film. Eindeutig. Es war ein Traum. Für einen Film wären die Lichteffekte zu perfekt gewesen.

„Auf was wartet ihr?", kam der Mann zu Wort.

Ich wusste noch immer nicht, wie er hieß und was er Leon ins Ohr geflüstert hatte. Es wäre einmal Zeit, mich über alles aufzuklären. Ich hatte dieses Spiel schon langsam satt! Entweder ich wache endlich auf oder sie klären mich auf! Beim Zweiten wäre es endlich lustig und ich könnte mitspielen.

Leon sah genauso entgeistert aus wie ich. Timo dagegen wusste wohl nicht einmal um was es ging, nach seinem Blick zu beurteilen.

„Springt in den Spiegel", sagte er langsam und in einer Tonlage, die ich noch nie zuvor gehört hatte.

Seine Stimme klang so vertraut und doch sehr fremd, was mich einigermaßen beunruhigte. Sie hatte etwas mysteriöses, mystisches, sie breitete ein wohles Gefühl in mir aus, obwohl ich sehr nervös war.

„Wie jetzt? Wir sollten einfach so durch den Spiegel gehen?", fragte ich entgeistert.

Ich fühlte mich, als hätten mich alle Sinne verlassen, als wäre ich benebelt oder so etwas in der Art.

Der Mann nickte gewissenhaft, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Timo betrachtete den Spiegel in Ruhe mit einer nachdenklichen Miene. Ich war mir nicht sicher, ob er gerade berechnete, wie sehr es wehtun würde, wenn sich hinter dem Spiegel nichts befand, oder er einfach nachdachte, ob es einen Sinn ergab in den Spiegel zu treten. Ich tippte auf zweiteres.

„Kommt, oder wollt ihr hier unten sterben?", versuchte der Mann uns zu ermutigen, aber keiner von uns machte den Anschein los zu rennen und in den Spiegel zu springen.

Was, wenn er zerbrach? Das wären neun Jahre Unglück – oder waren es sieben? Wie auch immer, Unglück war nie gut!

Im oberen Stockwerk war es nun lauter geworden. Das Wesen begann zu schreien und zu krächzen. Es musste wohl unsere lauten Stimmen gehört haben. Schnell entschied ich los zu rennen, endlich den ersten Schritt zu machen, denn die anderen zwei Herren waren wohl nicht mutig genug. Jedoch kam ich nicht weit. Ich stoppte einige Zentimeter vor dem Spiegel.

Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und trat dem Spiegel noch einen Schritt näher. Noch ein Schritt und noch einer.

Plötzlich spürte ich ein leichtes Kribbeln an meinem gesamten Körper. War das Feenstaub, wie in Peter Pan? Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen. Womöglich hätte ich Staub in meine Augen bekommen. Kurz hielt ich den Atem an, bis ich mir ins Gedächtnis rief, dass das Schwachsinn war, denn ich hatte davor ohnehin schon problemlos atmen können.

Langsam, aber doch, öffnete ich meine Augen. Ich konnte es kaum beschreiben, nicht in Worte fassen, wie es aussah. Es war wunderschön! Beinahe traumhaft! Jetzt wollte ich wirklich nicht mehr aus meinem Traum aufwachen, denn er war nun viel zu schön geworden.



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