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Das Schrillen der Hausklingel lässt Ronny zusammenfahren. Draußen ist es noch dunkel. Er zieht sich die Decke über den Kopf und lauscht. Carmen spricht mit einem Mann. Dann mit einer Frau. Ronny kennt diese Tonlage. Sehr sachlich. Sehr trocken. Ohne Gefühle. Alle paar Wochen erklingt sie bei ihm zuhause. Dann versteckt er sich auch immer unter seiner Schlafdecke. Der mit Spiderman drauf. Auch wenn er kaum Luft darunter bekommt, streift er sie erst wieder ab, wenn die Polizisten verschwunden sind. Jetzt ist jedoch Alberich bei ihm. Er ist aufgesprungen und bellt. So freundlich kann nur Carmens Hund bellen. Also strampelt Ronny die Decke weg und greift nach einer Salzstange. Dann trinkt er einen Schluck Zitronenlimo. Er fühlt sich gestärkt.

Jetzt hört er Carmen sprechen. Ihre Stimme ist im Krisenmodus. Und das so früh am Morgen. »Papa, geh' bitte wieder in dein Zimmer!«

Ein weiterer Mann scheint hinzugekommen zu sein. Er hat eine krächzende, sehr laute Stimme. Fast wie ein Rabe. »Aber Kind! Lass mich mal machen ...«

»Du gehst wieder in dein Zimmer und basta!«

Eine Tür knallt. Dann tauscht Carmen noch ein paar Sätze mit den Polizisten. Ein Atemzug später verabschieden sie sich. Die Haustür geht. Es ist wieder still. Nur hinter der Wand krächzt ein Mann unverständliche Worte. Ronny ist sich sicher, dass er schimpft. Aber mit wem? Mit der unsichtbaren Carmen? Mit sich selbst? Carmen hat ihn Papa genannt. Ronny ist nicht blöd. Er kann eins und eins zusammenrechnen. Carmens Papa ist krank. Sie kümmert sich um ihn. Ronny hofft bloß, dass der Rabe mit seinem Rollstuhl nicht genauso rücksichtslos über Kinderhände fährt wie Oma Trude. Ronny erschrickt über seine eigenen Gedanken. Was macht Oma Trude gerade? Wie geht es Mama? Was ist überhaupt mit ihr passiert? Und warum fühlt er sich bei Carmen so wohl, viel wohler als zuhause? Schnell stopft er sich noch ein paar Salzstangen in den Mund und spült seine Gewissensbisse mit Zitronenlimo hinunter.

Die Tür öffnet sich. Carmen kommt herein. »Guten Morgen, Ronny!« Sie riecht nach Rosenseife und Parfum. Es scheint ihr besser zu gehen. Sie öffnet die Vorhänge und schaut in den Garten, in dem es langsam heller wird. Dann setzt sie sich neben Ronny aufs Sofa. »Gut geschlafen?«

Gern würde er Carmen jetzt in den Arm nehmen, doch er traut sich nicht. Später vielleicht.

»Bereit für den Kindergarten?« Carmen schiebt ein paar Salzstangenkrümel mit der Hand zusammen. Ja, Ronny ist bereit. Erst recht weil Carmen ihn so nett einlädt. Zuhause heißt es immer bloß »Abmarsch!« oder Mama spricht gar nicht mit ihm, sondern verlässt einfach wortlos das Haus und Ronny trottet müde hinter ihr her. Vielleicht ist alles nur ein großer Irrtum und Mama wartet auf ihn im Kindergarten. Trinkt Hagebuttentee und knabbert Butterkekse während sie sehnsüchtig aus dem mit Blumen beklebten Fenster sieht und froh ist, dass Ronny endlich kommt und sie abholt.

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