Da sitzt sie nun und lullt die Großmutter ein, nur um ihr dann das Herz zu brechen ... dieses kleine Monster. Die alte Frau tut ihm leid, aber er hatte keine andere Wahl. Nur wenn er Rotkäppchen auf frischer Tat ertappt, kann er sie verhaften und wegsperren. Er braucht hieb- und stichfeste Beweise. Und dafür muss Wolf den Herzschmerz der Alten in Kauf nehmen. Also konzentriert er sich auf seinen Job.

Ja, so ist es richtig, Rotkäppchen. Wieg dich nur in Sicherheit. Aber ich bin hier und beobachte jeden deiner Schritte. Dieses Mal entkommst du mir nicht. Und wenn ich dich habe, werden wir auch endlich erfahren, wer dein mysteriöser Komplize ist.

Denn dieser Punkt macht Wolf schon seit Jahren verrückt. Er weiß genau, dass sie mit einem Hacker zusammenarbeitet. Er weiß, dass sie sich um den Jahreswechsel herum getrennt haben und Rotkäppchen seitdem ohne Rettungsseil agiert. Aber er weiß nicht, wer dieser Kerl ist!

Rotkäppchen konnte er immer wieder aufspüren. Über sie hat er Infos gesammelt. Es gibt Unmengen Überwachungsfotos. Aber von ihm? Fehlanzeige! Immer wenn Wolf dem Kerl auf die Schliche kommt, ist dieser verfluchte „Jäger", wie er sich selbst im Dark Web nennt, schon wieder spurlos verschwunden. „Das ist so verdammt frustrierend", stöhnt er nun und rauft sich die Haare. „Elende Computer-Nerds!" Der Typ in seiner Dienststelle wirkt auch immer so undurchsichtig. Aber mit dem hat Wolf zum Glück nicht viel zu tun.

Ein Blick ins Haus muntert ihn jedoch wieder auf. Irmgard Große schiebt gerade eine Schmuckschatulle zu Rotkäppchen und scheint darauf zu bestehen, dass ihre „Enkeltochter" den Glitzerkram annimmt. Die ziert sich erst – von wegen! – und nimmt die Schatulle dann doch. Aber das reicht noch nicht. Der Schmuck alleine ist nicht aussagekräftig genug. Er muss warten, bis die Papiere von der Bank unterzeichnet sind. Hoffentlich morgen ...

Bis es so weit ist, wird Wolf weiter auf der Lauer liegen und sich das Hirn über ihren Komplizen zermartern.