KAPITEL 3

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Im Zeitalter des Internets waren Klatsch und Tratsch und Fake News präsenter denn je.
Über jede mögliche Art der Medien kommentierte die gesamte Welt auf einer Plattform über dieselben Leute und kritisierte fleißig unter Bilder oder Videos.

Eigentlich war die gesamte Welt eine einzige Klatschzeitschrift, die irgendwann mal irgendjemand kostenlos abonniert hatte und sie jetzt nicht mehr los wurde.

Auch ich war Teil dieser Medien.
Besonders in England war ich auch nach fast einem Jahr das Gesprächsthema schlechthin.

Ich war die, die überlebt hatte.
Ich war die, die von einem großen Verbrechen verschont geblieben war.
Ich war die, die jetzt waise war.
Ich war die, die ein Geheimnis hatte.
Ich war die, die an alledem Schuld war.
Ich war die, die von allen verdächtigt wurde.
Ich war die, die Angst und Schrecken verbreitete.
Ich war die, die ihre Eltern umgebracht hatte.

Die Presse zerriss sich seit Monaten ihr Maul über mich und meine Familie.
Ich versuchte dem so gut es ging auszuweichen, aber das war in einer Großstadt, wie London es war, kaum möglich.

Die Leute redeten hier überall.
Sie redeten, lasen, kommentierten und posteten den gesamten Tag und die gesamte Nacht über.

Sie reimten sich ihre eigene Wahrheit über die Geschehnisse zusammen.

Und wenn ich ehrlich war, dann war ich es leid.
Ich war es unendlich leid.

Ich war es leid, über das vergangene Jahr zu sprechen.
Ich war es leid, auf der Polizeistation, in einem Gerichtssaal oder auf dem Sofa von Mister Bust zu sitzen.
Ich war es leid, zu reden.

Denn egal wie oft ich meinen Mund aufmachte, jedes Wort prallte an den Herren und Damen der Justiz ab.

Sie nahmen mich gar nicht ernst.
Nahmen mich gar nicht wahr.
Machten wieder nur ihren Job und verschoben die Realität.

Sie hatten mich abgeschoben.
Kaum das es geschehen war, einfach abgeschoben, in irgendeine Irrenanstalt gesteckt und mich dort gelassen.

Warum?

Weil ich ihnen vollkommen egal war.
Weil ich nur wieder irgendein Teenager war, mit dem man machen konnte, was man wollte, weil er noch keinerlei Rechte hatte.

Ich war eine Puppe.
Ich wurde hin und hergeschoben, nicht für voll, stattdessen für krank empfunden und damit als ein abgehakter Fall gestempelt.

So sah es aus.
So war die Realität.
So kam es zu den Gerüchten, die mittlerweile zur Wahrheit geworden waren und alle Welt glaubte nun, dass die kleine, verzogene Göre aus reichem Hause ihre Eltern umgebracht hatte, weil sie irre war.

Zoey hatte recht.
Die Menschen wechselten tatsächlich die Straßenseite, wenn sie mich sahen und erkannten.
Sie tuschelten über mich, fürchteten meinen Namen, wobei er das Einzige war, was sie wirklich von mir wussten.

Ich empfand es nicht als Wunder, dass mein Körper sich jeden Tag fühlte, als sei ein Laster über ihn gerollt worden.
Ich fand es nicht merkwürdig, dass ich ständig müde und erschöpft war und mich lieber zurückzog, als mit anderen zu sein oder mit ihnen zu reden.

Sie verurteilten mich sowieso.
Sie kamen mir nur näher, um mich auszuhorchen.

Wofür dann die Mühe nett und höflich zu sein?
Wofür brauchte ich dann noch gute Stimmung zu verbreiten?

Es gab keinen Grund sozial zu sein.
Also sparte ich mir diese Energie lieber für mich und meine eigenen Kräfte, um nicht vollends an der tatsächlichen und wirklichen Wahrheit zu zerbrechen.

»Okay, Jungs, Schluss mit lustig! Was auch immer ihr wollt, kommt aus euren lächerlichen Verstecken und steht mir persönlich gegenüber. Es gibt keinen Grund, mir so dermaßen schlecht hinterher zu spähen. Es grenzt vielmehr an Peinlichkeit!«

Schon seit ich mittags aus dem Haus gegangen war, folgte mir ein schwarzer Mercedes aus einigen Metern Entfernung.

Zu Anfang war mir das noch relativ egal gewesen.
Ich hatte mir einen Kaffee von der Bäckerei an der Ecke geklaut, einem verliebten Pärchen bei ihrem Spaziergang Handy und Kopfhörer entwendet und mich damit in den Hyde Park gepflanzt, um die Welt um mich herum auszublenden und ein wenig von meinem Temperament abzukommen.

Seit Anbeginn der Dunkelheit des frühen Abends verfolgten mich nun allerdings zwei weitere Gestalten aus sicherer Entfernung und spähten mir wie watschelnde Enten in regenbogenfarbenen Taucheranzügen hinterher.

Langsam riss mir der Geduldsfaden und wenn sie ein Anliegen hatten, dann sollten sie mich gefälligst ansprechen und nicht verfolgen.

»Na, kommt schon hinter den Mülltonnen und der Telefonzelle hervor und traut euch ins Licht. Wenn ihr Glück habt, beiße ich auch nicht«, gab ich unschuldig von mir und stemmte dann fordernd die Hände in die Hüfte, weil ich wirklich keine Lust auf Späße hatte.

Meine Laune und Lust lagen unter dem Meeresspiegel vergraben und es kostete mich wirklich alle Mühe, nicht auf der Stelle jemanden zu verprügeln und an ihm all meine Wut herauszulassen.

Ich war überstrapaziert und das wurde nicht besser, als sich nichts und niemand rührte.

Genervt atmete ich einen Schwall Luft aus, kurz davor, nach vorne zu stürmen, als sich plötzlich etwas Metallenes an meinem Hinterkopf platzierte und es leise klickte.

Als wäre die geladene Pistole an meinem Kopf ein Signal, erhoben sich nun endlich auch die Gestalten am Boden aus ihren Versenkungen und traten näher.

Ich hatte recht behalten.
Zwei Männer waren mir auf Sohlen gefolgt, typisch schwarz gekleidet und wegen der Kapuzen nicht zu erkennen.
Der Kerl hinter mir sah aus dem Augenwinkel ähnlich gekleidet aus und ich vermutete ihn als den Autofahrer des Mercedes', den ich als erstes bemerkt hatte.

»Sieh an, da haben wir euch drei doch«, begann ich das Gespräch und sah zwischen meinen Verfolgern hin und her, sofern das möglich war.

»Wenn jetzt noch jemand erklären würde, was mir die Ehre verschafft, wäre dieser Tag wirklich vollkommen«, führte ich fort und hob fragend meine Augenbrauen.

Stille.
Abermals.
Ließ mich seufzen.

Dann meldete sich eine raue Stimme.
»Klappe halten und in das Auto«, befahl es hinter mir und ein Arm deutete an den Straßenrand, wo die grellen Scheinwerfer des Mercedes' auf die verlassene Straße schienen.

Außer uns war weit und breit keine Menschenseele zu sehen.

»Warum?«, fragte ich ruhig weiter und störte mich nicht an der Kugel, die mich in nur einer Sekunde ausschalten konnte.

So zu sterben war mit Abstand das Beste, was einem passieren konnte.
Aber davon abgesehen, glaubte ich nicht ernsthaft daran, dass einer dieser drei Schwachmaten tatsächlich daran dachte, mich abzuknallen.
Meine drei Gegenüber waren junge Männer.
Ich schätzte sie alle unter dreißig und keinen von ihnen als Jemanden ein, der einen Anderen umbrachte.

Dafür war ihre Haltung und Körpersprache zu ... normal und ihr Nachspähen zu unprofessionell.

Die Waffe war ein bloßes Objekt, das Angst machen sollte.
Eine Art Erpressung, die bei mir keinerlei Wirkung fand, denn mein gesunder Drang zu Leben war in Grund und Boden zerstört.

Ich empfand keinerlei Angst vor dem Tod.

»Weil ich es sage. Fertig!«, patzte es genervt hinter mir und die Waffe drückte sich fester an meinen Kopf, um mir ein Spiel von Macht zu beweisen.

Ich lächelte innerlich, ehe ich ruckartig hinter mich griff, den Arm meines Gegenübers verdrehte, ihm die Waffe entwendete und sie dann auf ihn und seine Kumpanen hielt.

»So, so«, grinste ich und sah in die Runde.
»Und weil du das sagst, soll mich das weswegen interessieren?«, fragte ich dann weiter und lächelte, weil ihm dieser Rollentausch gar nicht zu gefallen schien.
Er schnaubte abfällig.
Ebenso fruchtlos dem Tod gegenüber wie auch ich es war.

Immerhin.

»Ich habe einen Vorschlag. Entweder ihr drei Summsebienen erklärt mir jetzt ganz friedlich und verbal den Grund, warum ich in euer Auto steigen sollte, oder aber ihr zischt ab und hofft, dass ihr mir nicht noch einmal begegnet.«

Erwartungsvoll sah ich in die Runde, erhielt aber keine feste Antwort, die meiner Idee zugestimmt oder sie abgelehnt hätte.
Stattdessen ging der einstige Waffenträger in den Angriff über und versuchte den Spieß wieder umzudrehen.

Grob versuchte er mich von den Füßen zu reißen und mir die Waffe zu entwenden, aber statt das zu schaffen, zog ich ihn selbst von den Beinen und riss ihn zu Boden nur um mich dann mit meinem Fuß auf seinen Hals zu stellen und ihm die Luft abzudrücken.

Wild und zügellos versuchte er sich aus dieser Position zu retten und sich aufzurappeln.
Aber ich ließ ihm keinerlei Chance zu entkommen und je mehr er sich bewegte, desto weniger Luft floss durch seine Lungen.

Keuchend stellte er die Gegenwehr ein.

Ich sah fragend zu den restlichen Zweien.

Nummer eins hatte mir seine Meinung zu dem Vorschlag mitgeteilt, aber meine zwei Verfolger hatten sich noch nicht geäußert.

Das schien der Größere von ihnen auch gar nicht zu wollen.
Er reagierte nämlich auf das Luftringen seines Kollegen mit einem weiteren Angriff, der ihn kurze Zeit später dasselbe Schicksal tragen ließ.

Amateure.

»Mal ehrlich, Jungs, ich hatte euch mehr zugetraut«, gestand ich mit einem Seufzen und sah theatralisch auf meine beiden Angreifer nieder, die jeder einen meiner Füße auf dem Hals trugen und langsam aber sicher rot auf den Wangen anliefen.

»Aber jetzt hängt es an dir Nummer drei. Möchtest du mir vielleicht sagen, was das ganze Theater hier soll? Oder willst du lieber auch auf dem Boden spielen?
Und, wo wir gerade dabei sind, vielleicht wärst du so höflich und nimmst die Kapuze ab. Ihr seid doch alle eigentlich Gentleman. Das spüre ich doch.«

Ich legte fragend meinen Kopf schief.
Wieder war es still, lediglich die keuchenden Atemzüge meiner Opfer waren zu hören.

»Die Zeit läuft rückwärts, mein Freund. Tick, tack, tot«, stellte ich klar und gab innerlich einen erleichterten Ton von mir, als sich der Dritte tatsächlich seine Kapuze vom Kopf zog und mir von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.

Jemanden umzubringen war wirklich nicht das, was ich tun wollte, selbst, wenn es mich psychisch nicht einmal ansatzweise berührte.

Das hatte dieses Leben aus mir gemacht.

»Wir sind hier, um dich abzuholen. Ich glaube, wir haben etwas, das dich interessieren könnte.«

Ein junger Mann Anfang zwanzig ergriff das Wort.
Seine schokoladenbraunen Haare standen wild von seinem Kopf ab und soweit ich das in der Dunkelheit beurteilen konnte, hatte er einen von Natur aus ziemlich dunklen Teint und helle grüne Augen, die mir mit festem Blick entgegensahen.

»Was soll das sein?«, fragte ich skeptisch und sah ihn erwartungsvoll an.

»Ein unvollendetes Projekt deines Vaters.«

Ich hob eine Augenbraue.

Wie bitte?

Was sollte mein Vater für Projekte gehabt haben und warum sollte es mich interessieren?

»Wir wollen nur reden«, fügte er hinzu und ließ mich ironisch schnauben.

Nach nur reden sah das mit der Waffe aber eben nicht aus.

»Na schön, dann lasst uns nur reden«, beschloss ich und trat langsam von meinen Angreifern hinab.

»Aber du fährst und ihr zwei Glühbirnen setzt euch ganz brav auf die Rückbank. Sollte einer von euch es wagen, mich noch einmal anzugreifen, dann Gnade euch meine Faust.«

Ich sah die drei Männer mit ernsten Blicken an und überquerte dann die Straßenseite, um vorne in das Auto zu steigen.
Der brünette Mann folgte mir sofort und setzte sich wie befohlen hinter das Steuer, während seine zwei Freunde ächzend nach Luft rangen und sich die Hände an ihre Hälse hielten, die von dicken Blutergüssen geziert waren.

Das kommt davon.

Erst einige Minuten später rappelten sie sich auf und stiegen auf die ledernen Rücksitze, die von der Heizung erwärmt waren und mich vorne auf dem Beifahrersitz sofort entspannen ließen.

Mörderische Blicke lagen mir im Rücken kaum das das Auto endlich losgefahren war.
Besonders dem Mann, dem einst die Waffe gehört hatte, sah ich an, dass er mich am liebsten hier und jetzt erledigen wollte.
Sein Sitznachbar hingegen schien zwischen Wut und Fassungslosigkeit hin- und hergerissen. Nummer drei war einfach nur nachdenklich, weswegen er lieber auf die Straße vor sich sah und das Auto durch die Dunkelheit aus London herausfuhr.

Mir war das ganz recht.

Ich konzentrierte mich auf die Umgebung und prägte mir die Landschaft ein, die immer weiter und endloser zu werden schien und die Zivilisation hinter sich ließ.

Wir fuhren nicht lange.
Schon nach einer knappen Viertelstunde kamen wir vor einem riesigen Tor zum Stehen, das eine meterhohe Mauer aus grauen Backsteinen unterbrach, die nur erahnen ließ, mit welcher Art von Anwesen wir es hier zu tun hatten.

Das Auto kam für einige Sekunden zum Stehen, dann öffnete sich das Tor automatisch und schob sich zur Seite, um freie Bahn auf eine gepflasterte Auffahrt zu lassen, die mit dem Passieren des Autos zu beiden Seiten beleuchtet wurde und einen Weg durch die Dunkelheit geradewegs auf eine mächtige Villa wies.

Von innen hell erleuchtet baute sich das große Gebäude aus weißem Stein aus den rundum umgebenen Grünflächen des Grundstücks hervor.

Der mir noch fremde Mann parkte den Mercedes neben einer Reihe anderer teurer Autos direkt vor der breiten Marmortreppe, die hinauf zur Eingangstür der Villa folgte.

»Na, dann komm mal mit!«, forderte mich der Brünett auf und lächelte mir urplötzlich entgegen.
»Ich bin übrigens Landon«, stellte er sich vor und reichte mir seine Hand.
Ich legte meinen Kopf schief.

»Und ich bin skeptisch«, erwiderte ich und stieg ohne Weiteres aus.
Ich hörte leises Lachen, ehe sich meine Tür schloss und ich auf die drei Herren wartete, die mich so dramatisch hatten entführen wollen und sich jetzt plötzlich humorvoll gaben.

Verstand einer die Männer ...

»Hier geht es lang.«

Landon hatte es wenige Sekunden später auch aus dem Auto geschafft und lief vor mir die Treppe zum Haus hinauf.
Seine zwei Kumpanen folgten ihm und mir wesentlich zurückhaltender und hielten sich noch immer schmerzverzerrt ihre Hälse.

Ich ignorierte sie beflissentlich. Das Gebäude nagte an all meiner Aufmerksamkeit und imponierte mir tatsächlich, kaum das ich am Ende der Treppe angekommen war.

Ein buntes Mosaik war auf den Boden vor der Eingangstür gelegt und zeigte das Bild eines Engels, der ein großes rotes Herz mit seinen Händen beschützte und es über den Wolken hielt.
Rund um ihn herum war das kreisförmige Mosaik mit Steinen aus verschiedensten Türkis- und Blautönen verziert.

Es sah wunderschön aus und passte hervorragend in das Ambiente der Villa, wie ich einige Minuten später feststellte, als ich hinter Landon in eine große Halle trat, die mehrere Meter in die Höhe ging und unter der Decke ebenfalls von blauen Malereien verziert war.
Auch hier schwebte ein Engel an der Decke, der anstelle eines Herzens aussah, als würde er das Seil des Kronleuchters halten, der an einer silbernen Kette in die Tiefe hing und aus unzähligen Glassteinen bestand, die regenbogenfarbene Lichter an die Wände reflektierten und alles ein wenig magisch wirken ließen.

Vom Eingang führte eine breite Wendeltreppe aus Marmor in das Obergeschoss, während zwei Wege rechts und links von der Treppe ins tiefere Innere des Erdgeschosses führten.

Landon ging links der Treppe ab und führte mich durch einen weißgestrichenen Flur, der ebenfalls von kunstvoller Deckenmalerei versehen war, die sich anscheinend durch das gesamte Haus zierte und immer wieder von Engeln versehen war, die jeder ein anderes Objekt oder einen Buchstaben trugen.

Ich war beeindruckt.
Die Villa sah wunderschön aus und hatte eine ziemlich geniale Mischung von modern und antik.

Der Architekt und Maler dieses Hauses hatte einen fantastischen Geschmack und ein sehr gutes Auge.

Landon lief bis zum Ende des warm erleuchteten Ganges auf eine weiße Holztür zu und öffnete diese.
Selbstsicher trat er in den Raum, während ich mit einer Hand an meinen Hosenbund griff und nach der Pistole tastete, dicht bedacht, sie zu zücken und zu feuern, wenn sich dieses Haus gleich als Falle herausstellen würde.

Mit ausdrucksloser Miene, aber aufmerksamen Augen folgte ich Landon ins Innere des Raumes.

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