Chapter 8 - Linus

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„Linus, hast du was Auffälliges im Bad gefunden?" höre ich Lars' Stimme, dann streckt er seinen blonden Lockenschopf ins Badezimmer. Ich drehe mich zu ihm um und schüttle den Kopf. „Nein, hier ist nichts. Hast du was von Even gehört? Der sollte doch das Schlafzimmer durchsuchen." Lars nickt in Richtung Ausgang. „Der ist plötzlich zu Zerina gerannt, keine Ahnung weshalb. Sah so aus als hätte er etwas in seine Hosentasche gestopft." Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, dann drücke ich mich an Lars vorbei in den Flur. „Ich geh mal zu den Beiden, vielleicht hat er etwas gefunden." Ohne eine Antwort abzuwarten verschwinde ich durch die Türe nach draussen. Dort kommen Zerina und Even gerade auf mich zu gerannt. „Linus! Komm mal her, wir haben hier was." Schnell laufe ich zu den Beiden, und kaum angekommen drückt mir Even einen weissen Zettel in die Hand. Ich versuche den Satz, der dort steht, zu entziffern, während Zerina und Even sichtbar nervös hin und her laufen. Plötzlich erkenne ich, was dort steht, und vor Schock lasse ich das Blatt fallen. „Wo war das?" frage ich, und Even weist aufs Schlafzimmer. „Es lag unübersehbar auf dem Bett. Sonst war aber nichts dort." Ich bücke mich und hebe Atlas' Notiz wieder auf. „Denkt ihr, er ist für das mit der Barriere verantwortlich?" murmelt Zerina, und ich nicke. „Bestimmt. Er könnte sowas machen. Ausserdem hat er einen Vorwand gebraucht, um mich und die anderen hierher zu kriegen. Scheisse verdammt, was soll das? Hatte er mit Main etwa nicht genug oder was?" Verzweifelt fahre ich mir mit beiden Händen durch meine eh schon verstrubbelten Haare und schliesse kurz die Augen. Atlas hat mein ganzes Team gefährdet, weil er mich haben will, und er wird wohl nicht damit aufhören. So gesehen besteht meine einzige Möglichkeit ihn zu stoppen darin, mich ihm zu stellen. Dem Basara, der meinen besten Freund skrupellos getötet hat, und drei meiner Freunde verletzt und vor den Leuten ausgestellt hat. Ich muss zu ihm. Entschlossen knülle ich das Stück Papier zusammen und stopfe es in meine Jeanstasche, dann drehe ich mich wortlos um und laufe in Richtung Versteck davon. „Hey, wo gehst du jetzt hin?" höre ich Even rufen, und ich drehe mich nochmal kurz um. „Ich gehe zu Atlas." Ehe ich mich schützen kann, hängt Zerina plötzlich an meinem Rücken und bringt mich so dazu, stehen zu bleiben. „Spinnst du?! Du kannst doch nicht einfach so alleine losziehen um Atlas gegenüber zu treten! Verdammt Linus, er hat Main auf dem Gewissen, und hätten wir nicht solches Glück gehabt, hätte er auch Nico, Max und Cem auf dem Gewissen, ich habe echt keine Lust darauf, dich auch noch zu verlieren, nur, weil du alleine losgezogen bist." Ich schüttle Zerina ab und laufe wieder weiter. „Hey, hörst du mir überhaupt zu?" ruft sie mir nach, und ich höre die Wut in ihr in jeder einzelnen Silbe, die sie mir entgegenwirft. Plötzlich höre ich Even's Stimme, doch seine Worte gelten nicht mir. „Komm, lass ihn gehen. Wenn er wirklich so ein Dickkopf ist und sich selbst gefährden will, ohne auf unsere Meinungen Rücksicht zu nehmen, dann kann man das nicht ändern." Ausnahmsweise gebe ich meinem Halbbruder Recht – nicht mal Zerina kann meine Meinung ändern. Gerade als ich glaube, Zerina hat es verstanden, schiesst vor mir eine Wand aus Eis aus dem Boden. Reflexartig weiche ich zurück, denn würde Zerina's Attacke mich treffen, wäre unser Band gerissen. Ich bleibe stehen und atme ein paar Mal tief durch, dann drehe ich mich um. Ich bringe Zerina mit einem einzigen Blick dazu, alle Worte wieder zu schlucken, und fange stattdessen an, zu reden. Ruhig und bedacht, trotzdem unmissverständlich klar. „Jetzt hör mir mal gut zu, Zerina. Ja, Atlas hat Main auf dem Gewissen und ja, er hat Leute unserer Gang verletzt, und wenn ich jetzt nichts tue, dann wird viel Schlimmeres passieren. Also was willst du: eine ganze tote Gang, oder dass ich mich ihm gegenüberstelle und ihn dazu bringe, aufzuhören?" Zerina schnaubt verächtlich, und ich kann sie dafür nicht verurteilen – ich an ihrer Stelle würde mich verfluchen. „Und das musst du alleine machen oder was? Damit du auch ja verreckst bei der ersten Attacke? Hörst du dir eigentlich selbst zu?! Was du da von dir gibst ist totaler Mist! Wir können doch alle gemeinsam gegen ihn antreten, so wie bei Elia damals. Hör auf zu denken, dass du der einzige bist der ihn fertigmachen möchte!" den letzten Satz flüstert sie nur, doch ich verstehe ihn sofort. Atlas hat Zerina ihren Halbbruder genommen, den sie bewundert und vergöttert hat. Der ihr seine Magie vererbt hat, der auf sie aufgepasst hat als wäre sie das Wertvollste, dass er besässe. Ich verstehe Zerina's Hass auf Atlas nur zu gut. Und trotzdem werde ich sie ganz bestimmt nicht mitnehmen, denn er will mich, und zwar nur mich. „Atlas wird dich und alle anderen verletzen. Ihr wärt mir nur im Weg. Und jetzt lass mich bitte durch." Sage ich somit so ruhig wie möglich. Ich sehe, wie Zerina's Gesichtsausdruck kalt wird, mindestens so kalt wie ihr Eis, und die nächsten Worte spuckt sie mir regelrecht entgegen. „Glaub mir, Linus, Atlas wird mich nicht verletzen. Den Part hast du soeben für ihn übernommen. Tu was du nicht lassen kannst, aber zähl bitte nicht auf deine Gang wenn's doch brenzlig werden sollte. Du bist raus." Bevor ich merke, dass meine Freundin mich gerade aus meiner eigenen Gang geschmissen hat, wirft sie mir ein rotes Armband entgegen. Es ist das Symbolband für die Elementargeschwister. Das Band, das ihre Magie und somit auch sie als Person mit mir und meiner Magie verbindet. Ungläubig starre ich das Band am Boden an, dessen Leuchten langsam verblasst. Das Band wurde gebrochen, ich bin nicht mehr mit Zerina verbunden. Für einen kurzen Moment herrscht totale Leere in meinen Gedanken, dann merke ich förmlich, wie ich wieder schwächer werde. Sie ist weg. Zerinas Magie, die mich jeden Morgen dazu gezwungen hat aufzustehen, ist weg. Ich bin wieder alleine. Gerade als ich etwas sagen will sehe ich, dass Zerina sich schon längst umgedreht hat und zu Even zurückläuft, der sie ebenfalls mit grossen Augen anstarrt. Einige Minuten stehe ich da wie der grösste Idiot, und der bin ich auch. Dann hebe ich das Armband auf, lege es an, drehe mich um und laufe weiter in Richtung Versteck. Was kann ich noch verlieren?

Einige Stunden später haben sich alle Truppen voneinander getrennt. Ich habe meinen Ausstieg verkündet, meine Sachen gepackt und bin aus dem Versteck, das jahrelang mein zweites zu Hause war, verschwunden. Die Barriere wurde wiederhergestellt, somit ist Ruhe in Biel eingekehrt. Zerina ist vor ungefähr einer Stunde mit Even weggefahren, also wird sie ziemlich sicher nicht zu Hause sein. So fahre ich also mit meinem leeren Kopf alleine auf meinem Motorrad durch die Strassen von Biel, keine Ahnung, wohin mit mir. Zerinas Elementband scheint mich vorwurfsvoll von meinem Arm aus anzuschauen, doch es ist mir egal. Alles was für mich jetzt zählt ist, die Menschen die mir lieb sind zu schützen, indem ich mich Atlas stelle. Da ich mich jetzt nicht auf Zerinas Magie verlassen kann, muss ich die restliche Nacht lang trainieren, damit ich morgen fit bin. Ich überlege kurz, nicht nach Hause, sondern zu meinen Eltern zu fahren, doch dann fällt mir ein, dass ich einen ruhigen Trainingsort brauche, und den habe ich bei meinen Eltern nicht, also biege ich in Richtung Apartment ab. Kaum zwei Minuten später stehe ich vor der Garage unserer Nachbarin und ziehe gerade den Schlüssel, somit verstummt mein Motorrad komplett. Ich krame in meiner Tasche nach dem Hausschlüssel, und kurz überkommt mich die Panik, diesen gar nicht zu haben, doch dann ertasten meine Finger den kühlen Gegenstand. Als ich durch die Haustüre trete ist es merkwürdig still. Normalerweise würde Zerina jetzt aus irgendeiner Ecke schiessen und mich stürmisch begrüssen, doch jetzt kommt höchstens ein Staubkorn um die Ecke geweht, und darauf kann ich auch verzichten. Ich ziehe meine Schuhe aus und stelle sie irgendwie auf die Matte, jetzt juckt es ja eh keinen, dann mache ich mich auf den Weg zu unserer Kaffeemaschine. Ich drücke den on/off Knopf, und freudig beginnen die Tasten zu blinken. Ich suche unterdessen meine Lieblingstasse raus und eine Kapsel, mit der ich die Maschine gleich füttern werde. Sobald ich meine Tasse gefunden habe, macht mich etwas stutzig. Normalerweise sollte hier Zerinas Lieblingstasse stehen, doch ich finde sie weder in der Geschirrspülmaschine, noch im Tassenschrank. Schnell schiebe ich die Kapsel in die Kaffeemaschine, stelle meine Tasse drunter und drücke den Knopf. Dann begebe ich mich in den Flur, wo Zerinas Zimmer sich befindet. „Zerina? Bist du da drin?" rufe ich, doch ich bekomme keine Antwort. Also drücke ich die Türklinke runter und trete ein. Sobald ich das Zimmer sehe, das total verwüstet ist, laufe ich schnell ins Badezimmer und öffne den Schrank. Und tatsächlich, Zerinas Seite ist komplett ausgeräumt. Auch im Wohnzimmer fehlen alle Gegenstände, die Zerina mitgebracht oder gekauft hat. Etwas vor den Kopf gestossen stehe ich da, dann überkommt mich plötzlich eine unglaubliche Lust, einfach mal alles rauszulassen und zu schreien, doch ich bleibe still, schlucke den ganzen Frust wieder mal runter und laufe stattdessen zur Kaffeemaschine, die ihre Arbeit mittlerweile sicherlich getan hat. Nachdem ich mir meinen Kaffee genehmigt habe, ziehe ich mir meine Trainingssachen an und öffne das Zimmer ganz am Ende des Flurs. Das ist unser Trainingsraum, der eigentlich abgesehen von einem Schrank komplett leer ist, damit nichts beschädigt wird, wenn eine unserer Attacken mal schiefgeht. Ich laufe schnell quer durch den Raum und öffne die unterste Schublade des Schrankes. Dort fliegen mir direkt ein paar Blätter und Notizen entgegen, doch schnell finde ich, was ich gesucht habe. Ich stopfe alle anderen Notizen wieder zurück in die Schublade und schliesse sie mit meinem Fuss, dann setze ich mich hin und studiere dieses eine Blatt genau. Ich habe es vor etwa einem Jahr erstellt, und dort drauf sind alle bisher bekannten Fähigkeiten von Atlas, oder besser gesagt alles, was er mit seiner Magie Supernatural anstellen kann. Und das ist eine Menge. Wenn ich mich optimal auf ihn vorbereiten will, dann muss ich seine Schwachpunkte und Taktiken kennen, ansonsten habe ich keine Chance.

Nach knapp zwei Stunden liege ich völlig ausser Atem und kraftlos auf dem Boden, doch ich glaube, ich war noch nie so gut vorbereitet auf einen Kampf wie jetzt, obwohl ich Zerinas Kraft nicht mehr habe. Mittlerweile ist es draussen stockdunkel, und Zerina ist immer noch nicht aufgetaucht. Ich habe die Hoffnung darauf auch längst aufgegeben, denn eigentlich hat sie sich mehr als deutlich dazu entschieden, das, was wir hatten in den Sand zu setzen und wieder zu ihren Eltern zu ziehen. Ist sie überhaupt zu ihren Eltern gezogen? Wahrscheinlich schon. Kurz überlege ich, Zerinas Mutter zu schreiben und nach ihrer Tochter zu fragen, doch dann lasse ich es doch sein. Schliesslich hat sie mir mehr als deutlich gesagt, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Unter lauten Ächzern die ungewollt aus meinem Hals hervortreten richte ich mich auf und wische mir über meine Hosen. Dann stürze ich den Rest des Kaffees runter, der in der Zwischenzeit schon längst kalt geworden ist. Normalerweise würde ich mich jetzt minutenlang darüber aufregen, doch jetzt ist es anders. Irgendwie tut diese Kälte gerade ganz gut. Völlig erschöpft verlasse ich den Trainingsraum und watschle ins Badezimmer, um mir den Schweiß vom Körper zu waschen. Ich drehe das Wasser voll auf und lasse es über meinen Kopf, und von dort über meinen ganzen Körper fliessen. Ich merke, wie sich meine Muskeln langsam entspannen und all die rotierenden Gedanken in meinem Kopf sich endlich wieder auf ihre Plätze setzen. Einen Moment lang stehe ich regungslos mit geschlossenen Augen unter dem viel zu warmen Wasserstrahl und lasse den heutigen Tag noch mal Stück für Stück Revue passieren. Dann schüttle ich kurz und bestimmt den Kopf und mache mich daran, meine Haare ein zu schamponieren.

Knapp zwanzig Minuten später stehe ich in meinem Zimmer und räume meinen Kleiderschrank quasi auf, nach der Suche, meinen alten Kampfanzug zu finden. Der von der Gang würde mich nach meinem Rauswurf nicht mehr akzeptieren, also muss ich eben auf ältere Mittel zurückgreifen. Endlich sehe ich in der Ecke meines Kleiderschrankes den weissen Stoff aufblitzen, greife danach und ziehe den Ganzkörperanzug mit einem Ruck raus. Main hat mir das Teil damals geschenkt. Die Erinnerung daran schmerzt etwas, doch ich konzentriere mich schnell wieder auf den morgigen Kampf. Ich will Atlas so schnell wie möglich gegenübertreten, bevor noch mehr Leute verletzt werden, so viel steht fest. Und ich werde diesen Kampf auch ohne die Hilfe der Gang schaffen, da bin ich mir ganz sicher.

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