Chapter 10 - Linus

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Keiner sagt wirklich viel, während wir Zerina ins Versteck bringen. Da wir sie nicht ins Versteck von Marco's Gang bringen können, suchen wir meins. Für Zerina wäre es viel zu gefährlich in Marcos Versteck, da wir nicht wissen, wie viele Verräter sich in seiner Gang befinden, und Elias leichtes Spiel hätte, da er das Versteck selbst in und auswendig kennt. Auch Marco taucht vorerst bei unserem Versteck unter. Es ist das einzige, dass noch von niemandem anderem ausser Gangmitgliedern entdeckt wurde, und daher das sicherste überhaupt.

Da ich früher ein unheimlicher Fluch der Karibik-Fan war, habe ich das Versteck Black Pearl genannt. Es spiegelt einfach einen Teil meiner Persönlichkeit wieder, und ist von aussen auch komplett schwarz. Es befindet sich gar nicht mal so weit von der Bank entfernt, die Zerina und ich zu unserem Stammplatz gekürt haben. Man braucht zu Fuss nur etwa fünf Minuten, wenn man's eilig hat sind es drei.

Es ist so auffällig platziert, dass es schon wieder unauffällig ist, denn es steht mitten auf einem ehemaligen, inaktiven Schrottplatz. Niemand würde denken, dass so ein auffälliges Gehäuse tatsächlich das sicherste Gangversteck überhaupt ist.

Eher gesagt sind es zwei aneinandergebundene Container, die wir schwarz gestrichen haben. Darin befindet sich eine kleine Küche mit zwei Sofas und ein Doppelzimmer für den Fall, dass wir untertauchen müssen. Wir haben unsere eigenen Heizkörper installiert und es uns gemütlich gemacht. Ebenfalls in dem Zimmer enthalten sind zwei Matratzen, für den Fall, dass mehr Leute in einem Zimmer schlafen müssen.

Insgesamt haben wir so sechs Schlafplätze, wenn man die Sofas mitzählt, also eigentlich eine gute Voraussetzung für ein Gangversteck. Oft hängen wir aber auch einfach aus Lust und Laune ab, jedoch feiern wir keine Partys, da das Versteck weiterhin unbemerkt bleiben soll. Unsere Ausdauer trainieren wir einfach zufallsmässig irgendwo in der Stadt, oder in der alten Fabrik bei der Bank, die sich ganz gut eignet, da dort eh niemand vorbeikommt und es viele Hindernisse hat.

Marco schiebt unsere Räder neben uns her, während Gray und Ethan fröhlich plaudernd ein ganzes Stück zurückliegen. Ich grinse in mich hinein, dann schaue ich wieder nach vorne. Zerina schläft mittlerweile schon wieder, doch das ist nicht schlimm. Plötzlich kommt mir ein Gedanke, der mich wirklich erschreckt. Was, wenn Zerina gefunden wird? Würde Elias sie töten? Oder würde er sie quälen? Würde er sie vielleicht als Druckmittel einsetzen?

Energisch schüttle ich den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen. Zerina wird nicht gefunden, jedenfalls nicht durch ihn, dafür werde ich höchstpersönlich sorgen. Marco schaut mich an, doch er sagt weiter nichts. Auch er sieht besorgt aus. Nur Gray und Ethan scheinen die Ruhe selbst zu sein und sich überhaupt keine Sorgen darüber zu machen, dass Elias uns vielleicht findet.

Der Rest meiner Gang sollte im Versteck warten, da wir direkt nach unserer Ankunft eine Lagebesprechung abhalten werden. Gray und Ethan bringen auch ein paar ihrer Leute mit, nur Marco lässt sie sicherheitshalber alle raus. Die Gefahr, dass uns noch jemand verraten würde, ist zu gross. Wir können das nicht riskieren. Demnach zu urteilen, was ich alles über Elias erfahren habe, schreckt er nicht vor Leichen zurück, also müssen wir äusserst vorsichtig sein und dürfen nicht noch mehr Fehler machen.

„Linus?" Marco hat ein kleines Stück aufgeholt und läuft nun neben mir her. Ich schaue ihn fragend an, und er blickt mir direkt in die Augen. „Was ist damals mit Main geschehen?" erschrocken laufe ich kurz etwas langsamer. „Woher weißt du von ihm?" frage ich zurück, und er lächelt schief.

„Jeder hat davon gehört. Ich habe gesehen, wie ihr am Morgen zur Mission aufgebrochen seid. Du bist alleine zurückgekehrt, und eigentlich sollte Main irgendwann wiederauftauchen, wenn er verschwunden ist oder einer Unreinheit zum Opfer viel, entweder als Mensch oder als Basara. Du weißt, was mit Exorzisten geschieht, die „verschwinden". Sie kommen immer irgendwie zurück."

Ich nicke anerkennend. „So weit hat wohl kaum jemand gedacht. Du bist clever, Marco. Main wurde damals vor meinen Augen in zwei geschnitten, weil er sich bei der Mission vor mich gestellt hat, um mich zu retten. Seither habe ich nie mehr jemanden getötet. Ich kann es einfach nicht."

Marco nickt langsam, dann stupst er mich mit dem Ellbogen in die Seite. „Ich habe mir schon so etwas gedacht. Sie ist seine Halbschwester, nicht?" fragt er, und weist mit dem Kinn auf die in meinen Armen ruhig schlafende Zerina. Ich nicke langsam, dann etwas bestimmter. „Ja, ist sie. Er hat ihr kurz vor seinem Tod die Eismagie vermacht." Marco schaut mich erstaunt an, dann wendet er den Blick nach vorne.

„Sowas geht?" fragt er nach ein paar Minuten, und ich nicke. „Ja, das funktioniert. Kurz vor seinem Tod meinte er, dass ich jemanden kennenlernen werde, der die gleiche Magie wie er besitzt. Dass ich mich gut um seine Halbschwester kümmern soll. Ich wusste da nicht, dass Zerina seine Halbschwester ist. Ich wusste nicht, dass er überhaupt eine hat, doch seine Familie wollte ich nicht ausfragen.

Es hat mich schon etwas verwundert, wie Zerina auf seinen Tod, beziehungsweise sein angebliches Verschwinden reagiert hat. Ich habe es ihr bis heute nicht gesagt, was wirklich passiert ist. Ich bringe es nicht übers Herz." Kurz senke ich den Blick zu Zerinas friedliches Gesicht, dann schaue ich zu Marco rüber.

Dieser sagt nichts und beisst sich so brutal auf seine Unterlippe, dass sie beinahe blutet. Ja, das würde ich jetzt auch gerne tun. Ich würde mir gerne eine reinhauen. Ich habe Zerina alleine gehen lassen, dadurch hat Elias sie gesehen und ihre Magie entdeckt. Das war ein grosser Fehler. Er wird sie suchen, da besteht kein Zweifel. Und früher oder später wird er sie auch finden, das wissen wir alle.

Einige Minuten später sind wir bei der Black Pearl angekommen. Zerina liegt immer noch schlafend auf dem Sofa, während sich die restlichen Leute in der Küche versammelt haben.

„Also, die Lage ist wie folgt: Zerina und Marco sind auf dem Weg nach Hause auf Elias gestossen. Es gab einen Kampf, bei dem Zerina beinahe ihre komplette Magie aufgebraucht hat. Gray, Ethan und ich sind ihnen zu Hilfe gekommen, und alle gemeinsam haben wir es geschafft, Elias zurückzuschlagen. Jedoch ist er immer noch hier, und er wird uns suchen. Früher oder später wird er uns auch finden, befürchte ich. Da er jetzt weiss, welche Magien wir alle besitzen, kann er sich für den Kampf wappnen. Ausserdem weiss er, dass Zerina und ich unsere Magie vereinen können, wie damals... wie damals bei Main und mir. Also wird er einen von uns töten wollen, soviel ist klar, denn gegen diese Magie kann er nichts anrichten. Wir müssen ihn zurückschlagen und ihm zeigen, dass er gegen uns nicht gewinnen kann."

Die anderen Mitglieder nicken, dann steht Nico auf. „Linus, wir werden ihn nicht einschüchtern können. Wir müssen ihn finden und töten, sonst ist Zerina in grosser Gefahr. Wie wir alle." Ich erstarre bei dem Wort „töten". Ich will niemanden töten. Doch, ich will jemanden töten, und zwar die Person, die Main getötet hat.

Ja, diesen Basara würde ich ohne zu zögern töten. Aus Hass und Rachesucht. Aus Schmerz. Aus Emotionen. Um meinen besten Freund zu rächen, die Person, die alles getan hat, um mich lebend aus Faded Paradise zu bringen. Die sich für mich geopfert hat. Die mir so viele tolle Erinnerungen geschenkt hat. Ich balle meine Fäuste. Ich kann Elias nicht töten.

„Sehe ich genauso. Wenn Elias uns in eine so grosse Gefahr bringt, müssen wir ihn töten." Neben mir steht wie aus dem Boden geschossen Zerina. Ihr Gesichtsausdruck ist fest entschlossen und seriös. Ich habe Zerina nur selten so ernst erlebt, normal versucht sie aus allem einen Witz zu machen.

Erstaunt blicke ich sie an, dann schaue ich allen anderen ins Gesicht. Alle, auch Ethan, Gray und Marco, haben den gleichen Gesichtsausdruck wie Zerina und nicken zustimmend. Ich knicke leicht ein, dann hole ich tief Luft. „Gut, somit ist die Mission besiegelt. Wir finden Elias und löschen ihn aus."

Alle jubeln und klatschen, dann verlasse ich den Raum. Ich durchquere den selbstgemachten Durchgang vom einen Container zum nächsten, öffne die Türe des Schlafzimmers und schliesse sie direkt wieder hinter mir. Dann setze ich mich aufs Bett.

Mein Puls ist unkontrolliert schnell, also versuche ich es mit ein paar Atemübungen, doch diese regen mich nach ein paar Sekunden so auf, dass ich es aufgebe. Was soll ich jetzt tun? Ich werde Elias nicht töten können, das weiss ich. Die anderen könnten dies zwar tun, doch als Anführer wäre es meine Aufgabe es zu tun. Ich lasse mich rückwärts aufs Bett fallen und schliesse die Augen, während ich versuche, mich auf andere Gedanken zu bringen.

Tu es für Zerina. Tu es für Marco, für alle anderen Gangs. Du musst es tun, es hängt ganz allein von dir ab.

Plötzlich höre ich ein leises Klopfen an der Türe, und ich überlege mir, es einfach zu ignorieren. „Linus? Bist du da drin?" höre ich eine leise Mädchenstimme, und ich seufze laut aus. „Ja, Zeri, bin ich." Antworte ich leicht genervt. „Aber bitte komm nicht-" ehe ich meinen Satz beenden kann, steht Zerina mitten im Raum. Diesmal seufze ich noch genervter aus.

„Zerina, du bist echt unmöglich" murmle ich, dann schliesse ich wieder die Augen, um ihr zu signalisieren, dass ich gerne alleine wäre. Eine Zeit lang höre ich nichts, dann spüre ich plötzlich, wie sich jemand neben mich legt. Erschrocken sperre ich die Augen auf und sehe, dass Zerina mich durchdringend anschaut.

Ich rolle genervt meine Augen und will mich gerade von ihr abwenden, als sie ihre Finger in meinen Oberarm bohrt und mich so von meinem Vorhaben abhält. „Was willst du?" frage ich, doch ich sehe keinerlei Veränderung in ihrem Gesicht. Sie schaut mich immer noch mit einem „los, erzähl mir was los ist" Blick an. Ich schaue hoch zur Decke, dann beginne ich zu erzählen.

„Damals als das mit Main passiert ist – ich habe mir geschworen, nie mehr jemanden zu töten. Ich habe mir vorher keine Gedanken darüber gemacht, wie sich die Familien der Magier gefühlt haben, als sie erfahren haben, dass ein Familienmitglied ermordet wurde. Erst als Main gestorben ist, ist mir aufgefallen, wie sehr die betroffenen Familien darunter leiden. Ich mache mir heute noch Vorwürfe darüber, dass ich ihn nicht retten konnte, und habe mir geschworen, nie mehr jemanden zu töten."

Ich traue mich nicht, Zerina anzuschauen, doch sie zwingt mich dazu. Ich spüre, wie ihre Hand sich zu meinem Kopf bewegt und diesen zu ihr dreht. „Linus. Ich verstehe dich. Ich verstehe dich wirklich und ich weiss, dass du Mühe damit hast, Leute zu töten. Ich habe bei der Attacke gespürt, dass du versucht hast dich zurückzuhalten, damit der Angriff nicht tödlich wird. Und ich kenne dich. Du würdest keiner Seele was antun. Doch wir leben in einer Welt, in der das manchmal nötig ist. Ja, die Familien werden leiden, doch schlussendlich ist es besser so, als dass der Ermordete noch mehr Unheil angerichtet hätte. Vielleicht hätte er sogar seine eigene Familie verstossen und getötet. Töten wir keine Unreinheiten, Basara oder Magier, wird die Welt vom Bösen eingeholt werden, und dann fallen tausende Opfer. Das weißt du eigentlich ganz genau. Willst du das?"

Ich habe keine Worte dafür, was Zerina gerade gesagt hast. „Ich weiß, Zerina. Ich weiß das alles. Trotzdem – es verfolgt mich." Zerina schaut mich wieder so durchdringlich an, dann stellt sie die entscheidende Frage: „Was ist wirklich mit Main passiert?"

Ich zögere. Ich fange an zu zittern. Ich kann ihr das jetzt nicht sagen, doch sie hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Er war schliesslich ihr Halbbruder. Also reisse ich mich zusammen und lege meine Hand auf Zerinas Wange. Sie zuckt leicht zusammen, doch klagen darf sie nicht, schliesslich liegt ihre Hand auch auf meiner Wange.

„Zeri, es wird dir nicht gefallen. Es wird dir wehtun. Aber du hast ein Recht auf die Wahrheit, also werde ich dir jetzt sagen, was passiert ist." Zerinas Augen weiten sich, und ich glaube, sie zieht doch noch zurück, doch dann nickt sie. „Ich bin bereit." Ich hole tief Luft, dann fange ich an.

„Also. Es war so. Main und ich sind wie immer gemeinsam auf eine Mission, und es galt, ein paar harmlose Unreinheiten auszulöschen. Doch eine war unglaublich stark, und wir haben herausgefunden, dass diese Unreinheit ein Basara ist. Wir dachten, wir wären stark genug, um ihn zu bekämpfen, was totaler Bullshit war. Wir hatten keine Chance. Ich war am Ende meiner Kräfte und der Basara hätte mich wohl aufgespiesst, als Main sich vor mich gestellt hat. Er hat mir mein Leben gerettet, indem er seins gegeben hat."

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