Chapter 6 - Linus

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„Sind sie das schon?" wispert Gray hinter mir, und deutet auf die drei verschwommenen Gestalten in der Ferne. Zwei davon ziehen sich wieder zurück, eine bleibt stehen. Ich denke mal, dass das Marco sein wird, also nicke ich. Dann gebe ich das Zeichen zum Aufbruch.

Es haben sich drei Gangs zusammengeschlossen. Meine Gang, wir nennen uns Skyrunners, die von Gray, nennt sich Running soul, und die von Ethan, die sich Lions nennen. Gray und Ethan stellen sich an meine Seite, sodass ich in der Mitte laufe. Die restlichen Mitglieder der Gangs stellen sich hinter uns auf.

Wir laufen auf die Person zu, und ich mache mich innerlich schon bereit für den Kampf. Was viele nicht wissen: In dieser Welt gibt es einige Menschen, die Magie besitzen. Jeder, der in einer Gang ist, besitzt mindestens eine magische Fähigkeit, die er vollständig beherrscht. Menschen der Aussenwelt wissen nicht, wer Magie besitzt und wer nicht, da wir von aussen wie ganz normale Menschen aussehen.

Magie kann man entweder erben oder irgendwann erlangen. Ich habe meine Magie im Alter von zehn Jahren entdeckt, als ein Blatt in meiner Hand plötzlich verbrannte. Mittlerweile beherrsche ich die Feuermagie wie kein anderer.

Gray besitzt die Magie, die Wahrnehmung anderer Leute zu täuschen. Und Ethan beherrscht den Boden. Er kann alles Mögliche aus dem Boden schiessen lassen, er kann ihn auch verformen. Er kann Sachen im Boden versinken lassen und noch vieles mehr. Eigentlich besitzt jeder in der Gang hier Magie, aber es gibt auch Gangs, wo nur die Hälfte der Mitglieder Magie besitzen.

Einen wirklichen Herrscher der Magier gibt es nicht, doch viele meinen, es gäbe eine Art Gericht, das alle Handlungen der Magier überwacht und Missbrauch der Magie bestraft. Einem die Magie wegnehmen kann man nicht, aber die Magie ist quasi unsere Lebensessenz.

Haben wir keine Magie mehr, sind wir nicht zu gebrauchen, manche sterben sogar. Also müssen wir immer unser Limit im Auge behalten und es niemals überschreiten. Beim Limit ist die Magie noch nicht ganz aufgebraucht, aus Sicherheitsgründen.

Jedenfalls habe ich mich auch darauf vorbereitet, meine Magie zu nutzen, falls Marco es darauf anlegt. Für Zerina würde ich sogar mein Limit überschreiten. Niemand verletzt meine Freunde, erst recht nicht, wenn man schlussendlich mit damit schaden möchte.

Wenn jemand ein Problem mit mir hat, soll er vorbeikommen und es persönlich mit mir klären, und keine anderen Menschen miteinbeziehen. Umso näher wir der Person kommen, umso kleiner wird sie. Ist Marco wirklich so klein?

„Linus? Ich glaube nicht, dass das da vorne Marco ist" meint Gray, und Ethan stimmt ihm nickend zu. Zugegeben, die Person sieht wirklich nicht wie Marco aus. „Aber wer sollte es dann sein?" frage ich eher mich selbst als die anderen. Plötzlich erkenne ich die Person.

„Zerina! Gray, Ethan, das ist Zerina!" rufe ich, und jetzt sehen es auch Gray und Ethan – es ist sie wirklich. „Zerina? Zeri? Was machst du da? Geht's dir gut?" Ich lasse meine Deckung hinter mir und laufe auf Zerina zu. Im Dunkeln sehe ich nicht viel, doch sie scheint unversehrt. Ich nehme sie in den Arm und drücke sie fest an mich.

„Verdammt ich habe mir Sorgen gemacht" flüstere ich, doch Zerina sagt nichts. Ich spüre nur ihren schnellen Herzschlag an meiner Brust, und ihr Haar, das mich zwar im Gesicht kitzelt, doch das ist mir gerade reichlich egal – Hauptsache Zerina geht es gut und ich hab' sie wieder.

„Linus? Du musst mir bitte zuhören, ja?" murmelt Zerina, und ich höre, wie ihre Stimme zittert. Ich nicke, und schaue ihr ins Gesicht. „Also... es ist so. Ihr müsst Marco helfen." Helfen? Wir? Marco?! „Warum? Hat er dich unter Druck gesetzt, dass du das sagst?" Zerina schüttelt den Kopf.

„Nein, nein, hat er nicht. Ich mache das hier freiwillig, es ist alles gut. Er hat mir auch nichts getan. Es ist nur so – seine Gang wird unter Druck gesetzt von einem sogenannten Oberboss, Elias heisst er. Er weiss etwas über Marco, dass ihm ziemliche Probleme einbringen könnte. Damit er schwieg, ist Marco mit ihm den Deal eingegangen, dass Elias der Oberboss seiner Gang wird. Jedoch wurde Elias in den letzten Jahren kriminell tätig, und liess seine Vorhaben Marco und seine Untertanen ausführen. Das hier war auch einer seiner Pläne, da ich Marco jedoch schon lange kenne, weiss ich, dass er so etwas niemals freiwillig tun würde. Bitte Linus, ihr müsst ihm helfen. Er muss diesen Elias loswerden. Wer weiß, was er noch alles geplant hat."

Gegen Ende weint Zerina beinahe, und ich hasse diesen Anblick. Ich weiss, dass sie Marco schon lange kennt. Und ich weiss auch, dass Marco eigentlich ein sauberer Typ war, deshalb war ich umso erstaunter, als er zum ersten Mal in der Zeitung erschien. Trotzdem bin ich skeptisch, denn ich weiß, wie schnell Menschen sich ändern können und wie hinterhältig sie werden können.

Ich ringe lange mit mir. Sollten wir Marco wirklich trauen? Er ist doch eigentlich selbst schuld, wenn er diesen Deal eingeht. „Zeri, ich weiß nicht. Ich verstehe es, dass du dir Sorgen machst und Marco helfen willst. Aber andererseits – gerade du solltest wissen, wie schnell sich Menschen ändern können."

Zerina schaut mich lange an, dann windet sie sich aus meinem Griff. „Gut. Wenn du meinst. Dann helfe ich ihm eben alleine. Würdest du mich nämlich wirklich so gut kennen, wüsstest du, dass ich falsche Menschen von guten unterscheiden kann. Meine Mobbinggeschichte hat mich nämlich auch das gelehrt."

Wenn mir dann bitte jemand eine reinhauen würde – Dankeschön.

Ich versuche Zerina noch festzuhalten, doch sie hat sich schon umgedreht und läuft davon. „Zerina bitte. Das war nicht so gemeint" sage ich, doch sie hält einfach ihre Hand hoch und bringt mich so zum Schweigen. „Ich habe genug gehört Linus. Mach was du willst. Ich jedenfalls werde meinen Freunden helfen."

Gray, der sich hinter mich gestellt hat, pfeift leise durch die Zähne. Ich drehe mich um und schaue ihn wütend an. „Du bist selbst schuld Linus. Du weißt wie sie auf ihre Vergangenheit reagiert. Es ist nun mal ein wunder Punkt bei ihr den sie noch nie richtig verarbeiten konnte, und du hast gerade mitten ins Schwarze getroffen. Sowas passiert."

Ethan stimmt Gray nickend zu, dann seufze ich. „Ihr habt recht. Ich war ein Idiot. Was meint ihr, sollen wir Marco helfen?" Gray und Ethan schauen sich an, dann nicken sie. Mann, wieso muss ich so stur sein? Das geht mir gerade mächtig gegen den Strich. Viel lieber würde ich Marco und seinen Kumpanen eine reinhauen für ihr Verhalten.

Aber das geht jetzt nicht, denn Zerina ist auf seiner Seite. Ausgerechnet Zerina! Ich überlege was ich machen soll, als plötzlich Nico aus der Menge stäubt und auf etwas zu rennt. Einige Sekunden später hat er Mira-Jane im Arm und kommt überglücklich mit ihr zurück.

Somit hat Zerina vielleicht doch recht, wenn Marco Mira-Jane laufen lässt. Oder das ist alles geplant. Was, wenn er Zerina eine Falle stellt? Was, wenn sie ausnahmsweise mal nicht recht hat? Wenn dieser Elias und Marco unter einer Decke stecken und gemeinsames Ding machen?

Am liebsten würde ich gerade laut schreien, um meinen Emotionen Platz zu machen. Ich kann mich jetzt nicht entscheiden. Ich brauche Zeit. Ausgerechnet jetzt, wo ich Zerina nicht alleine lassen will. Andererseits – sie ist sechzehn und kann auch auf sich selbst aufpassen. Sollte etwas sein weiß ich, dass sie mich irgendwie erreichen wird. Eine Nacht ohne mich wird sie überleben. Hoffe ich. Mist. Wieso muss das so kompliziert sein.

„Gray, Ethan? Wir gehen" sage ich zittrig, aber bestimmt. Ethan schaut mir ins Gesicht, dann schaut er zu Gray. Dieser mustert angestrengt seine Schuhspitzen. „Gray. Ich lasse sie nicht im Stich. Das weißt du." Jetzt schaut Gray hoch und ich glaube für einen kurzen Moment Tränen in seinen Augen zu sehen.

„Sie braucht dich jetzt verdammt! Sie hat dich sogar um deine Hilfe gebeten! Du weißt, dass sie das nie tut! Wie blind bist du?" Gray hat die letzten Worte förmlich geschrien, doch das löst in mir nichts aus. Ich weiß, dass Zerina mich selten um Hilfe bittet. Und ich weiß auch, dass sie mich jetzt eigentlich braucht.

Wiederum weiß ich aber auch, dass Zerina nie etwas Unüberlegtes tun würde. Wenn sie meine Hilfe nicht bekommt schaltet sie bei ihrem Vorgang immer einen Gang runter um sicherzugehen, dass sie es auch alleine schaffen kann. Ich kenne meine beste Freundin. Ich ertrage sie immerhin schon sechzehn Jahre. „Lass gut sein Gray. Ich kenne sie."

Mit diesen Worten laufe ich in Richtung meines Viertels davon. „Linus das kann doch jetzt nicht dein ernst sein?" höre ich Gray rufen, doch ich drehe mich nicht um. Wenig später höre ich, wie Ethan auf ihn einredet. Gray weiß nicht viel über die Beziehung zwischen Zerina und mir, er kennt sie auch nicht gut. Ethan jedoch kenne ich aus dem Kindergarten und somit hat er auch automatisch Zerina kennengelernt.

Er weiß, wie sie ist und wie das zwischen uns läuft. Er weiß auch, dass ich Zerina niemals in ernsthafte Gefahr bringen würde. Sie ist mir dafür viel zu wichtig. Und Zerina weiß das eigentlich auch. Demnach vertraue ich ihr in dieser Situation und hoffe, dass sie nichts Dummes macht. Sollte Marco wirklich ein guter Typ sein, wird das bestimmt bald herauskommen. Sollte er Zerina angelogen haben, wird auch das bald herauskommen.

Eigentlich kann man Zerina nicht anlügen, da sie Menschen schnell durchschaut. Aber sie ist auch extrem einfühlsam und lässt sich dadurch von alten Freunden wie Marco leicht um den Finger wickeln. Jedoch weiß sie das und ich hoffe einfach, dass sie deswegen vorsichtig ist. Mittlerweile höre ich die Menschenmenge nicht mehr und bin alleine unterwegs.

Als ich nochmal zurückschaue, sehe ich wie Gray auf seinem Fahrrad in die entgegengesetzte Richtig davonfährt. Er wird sich schon noch beruhigen, mach dir keinen Kopf sage ich mir, aber trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Ob es an Gray oder Zerina liegt weiß ich nicht.

Viele Autos rasen an mir vorbei ohne mich zu beachten, und ich fange an, die Anzahl der schwarzen Autos zu zählen. Einfach, weil ich mich ablenken will bis ich zu Hause bin. Nach dem dritten Auto kann ich mich nicht mehr konzentrieren. Na toll, das läuft ja super.

Ich vergrabe meine Hände in meinen Jackentaschen und balle sie zu Fäusten. Warum müssen immer wieder solche Dinge passieren? Warum kann ich nicht einfach sagen, dass ich Zerina helfen werde? Warum sind meine Instinkte so? Mein Vater hat mir vor einigen Jahren mal gesagt, ich solle meinen Instinkten immer vertrauen, schließlich sind wir dazu geboren, um zu überleben.

Er hat den Menschen mit einem Tier verglichen – die meisten handeln ihren Instinkten nach. Doch dieses Gefühl gefällt mir nicht. Ich hatte das noch beinahe nie also verwirrt es mich extrem. Sollte ich Zerina vielleicht doch helfen?

Ich schaue kurz auf mein Handy um zu sehen, ob ich eine Nachricht von ihr bekommen habe. Jedoch herrscht gähnende Leere. Keine einzige Nachricht, kein Anruf, nichts. Sollte ich ihr schreiben? Sie fragen, wo sie ist? Oder sollte ich es lassen? Würde sie mi  überhaupt antworten? Sie schien recht wütend, als sie gegangen ist. Ich hoffe, dass sie sich bald wieder beruhigt. Konnte ich nicht einfach meine Klappe halten? Ich wollte ihr nicht wehtun.

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Einige Minuten später stehe ich vor meinem Haus und halte mein Handy in der Hand. Ich habe Zerina eine Nachricht geschrieben, diese jedoch noch nicht geschickt. Jetzt zweifle ich extrem. Meine Eltern scheinen nicht zu Hause zu sein, jedenfalls habe ich unser Auto nicht gesehen.

Auch gut, ich habe gerade eh keine Lust mit jemandem zu sprechen.

Alles was ich will ist meine Ruhe. Und eine Kippe. Aber ich kann zu Hause nicht rauchen, das würden meine Eltern nicht tolerieren. Also setze ich mich auf die kleine Bank vor unserem Küchenfenster, krame eine Zigarette hervor und mein Feuerzeug.

Gerade als ich mein Feuerzeug wieder in meine Tasche stecken will, bemerke ich das Puzzleteil von Zerinas Kette. Nachdenklich klemme ich es zwischen Daumen und Zeigefinger, und drehe es im Mondlicht hin und her. Mit der anderen Hand halte ich meine Kippe und nehme ab und zu einen Zug.

Ich denke an all die Momente, wo Zerina und ich zusammen gelacht haben, an all den Mist den wir schon zusammen bewältigt haben. Daran, wie wir uns geschworen haben, uns niemals aus den Augen zu verlieren. Sobald meine Kippe fertiggeraucht ist wird mir klar: Ich muss Zerina helfen. Ich kann sie jetzt nicht alleine lassen. Das wäre von mir als ihr bester Freund unfair und egoistisch.

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