Kapitel 2 - Das ruft nach einer Party

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»Be like a flower: survive the rain, but use it to grow.«
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Nova POV

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„Meine Mitbewohner bringen mich um", murmle ich leise zu mir selbst als ich mit einem Blick auf meine Uhr feststelle, dass ich schon seit Stunden weg bin, und ziehe meine Decke nochmals etwas enger um mich. Zwar sind meine Kleider mittlerweile einigermassen trocken, aber kalt ist mir trotzdem.

Blauauge neben mir mustert die Decke wie die letzten zehn Minuten zuvor verwirrt, und wirft dann einen Blick auf die Temperatur im Auto. „Sag mal, habe ich nicht bemerkt dass es geregnet hat, oder wieso bist du an der Tanke triefend nass eingestiegen?" Ich seufze, und schüttle den Kopf. „Es hat nicht geregnet. Jedenfalls für alle anderen nicht."

Immer noch auf dem Schlauch stehend nickt Blauauge langsam, stellt aber keine Fragen mehr. Besser so, denn es geht ihn im Grunde genommen auch absolut nichts an.

„Hast du eigentlich kein eigenes Auto?", frage ich schlussendlich in die Stille hinein, und schiele kurz zu meinem Mitfahrer rüber. Dieser zuckt unbeteiligt mit den Schultern. „Ich fand deins schöner." Ein ungläubiges Lachen entwischt mir, und ich schüttle leicht den Kopf. „Natürlich. Meine Klapperkiste ist der reinste Wahnsinn."

Blauauge schmunzelt, sagt aber nichts mehr. Dann eben nicht, denke ich mir, und konzentriere mich wieder auf die Strasse. „Da vorne kannst du mich rauslassen." Blauauge zeigt auf eine Kreuzung, und ich runzle die Stirn. „Bei einer Kreuzung?", frage ich nach, und mein Mitfahrer nickt. „Ja, genau." Meine Neugierde will mehr wissen, doch nach den bizarren Erlebnissen heute entscheide ich mich dazu, nichts mehr zu fragen. Besser so, wenn der Typ neben mir wie er sagt vor der Polizei auf der Flucht ist, will ich so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben. Mein Leben ist so auch schon kompliziert genug.

Wie Blauauge es mir also gesagt hat halte ich an der nächsten Kreuzung an, doch bevor ich irgendwas sagen kann öffnet der Junge die Türe, bedankt sich schnell und ist direkt über alle Berge. Sprachlos starre ich dem Typen nach, der sich rennend von meinem Auto entfernt, und erst ein Hupen hinter mir holt mich zurück in die Gegenwart.

Was zur Hölle war das denn?

Um den Verkehr nicht weiter aufzuhalten fahre ich zügig weiter und wende bei der nächstbesten Möglichkeit, um mich endlich auf den Nachhauseweg zu machen. Jules, Amelie und Felipe reissen mir den Kopf ab, da bin ich mir sicher.

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„Heilige Mutter Maria ich dachte du wärst tot!"

Erleichtert schiesst Jules mir entgegen als ich endlich in den Flur unserer WG trete, und drückt mich mit solch einer Wucht an sich, dass ich mich an ihr festhalten muss um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Ähm", ist alles, was ich rausbringe, und klopfe meiner Mitbewohnerin etwas unbeholfen auf den Rücken. „Ich lebe ja noch", murmle ich schlussendlich überfordert, woraufhin Jules sich endlich von mir löst und mich sofort nach Verletzungen abcheckt. „Und mir geht's gut", hänge ich deshalb noch an meinen Satz dran, was Jules zum Seufzen bringt. „Wo warst du?", fragt sie schlussendlich etwas weniger hysterisch, und nimmt mir die Einkaufstasche ab.

„Und wo sind die restlichen Einkäufe?"

Felipe kommt nun ebenfalls aus seinem Zimmer und hebt schmunzelnd eine Augenbraue, als er meine Wenigkeit entdeckt. „Und wieso bist du triefend nass?", fragt er schlussendlich als Krönung von Jules' vielen Fragen, was mich dazu bringt die Augen zu schliessen und tief durchzuatmen. Zum Glück scheint Amelie nicht da zu sein, ich bin mir sicher sie hätte auch noch ein paar Fragen auf Lager.

„Jelena hat Wasser gesehen, Felipe. Und ich somit auch. Ich geh mich kurz umziehen, dann erzähle ich euch alles", bringe ich schlussendlich frustriert über die Lippen, greife zu meiner Handtasche und verschwinde in meinem Schlafzimmer.

Dieses ist eher sporadisch eingerichtet, aber ich habe alles was ich brauche. Bett, Schrank, Schreibtisch, Stuhl und Spiegel. Meinen etwas wackligen Beistelltisch habe ich mir selbst gebaut, die Nachttischlampe hat Jules mir geschenkt. Mittlerweile wirklich fröstelnd schnappe ich mir die wärmsten Kleider die ich besitze und will anfangen mich umzuziehen, als es leise klopft. „Ja?", bitte ich einen meiner drei Mitbewohner hinein, und es handelt sich um Jules. „Ich habe dir ein Bad eingelassen. Deine Lippen sind blau. Rein da."

Ohne jeglichen Protest meinerseits zu dulden verschwindet Jules mit einem kleinen Lächeln wieder aus meinem Zimmer, was mir ebenfalls eines entlockt. Dann überquere ich mitsamt meinen eben rausgesuchten Kleidern den schmalen Flur, der mein Zimmer vom Badezimmer trennt, und schliesse die Türe hinter mir ab. Tatsächlich hat Jules mir ein herrlich nach Zitrone duftendes Bad eingelassen, was eigentlich eine richtige Seltenheit ist. Keiner von uns mag es verschwenderisch zu sein mit Wasser oder Strom, da das alles von uns finanziert werden muss. Und wir sind alle weit davon entfernt Millionäre zu sein.

Während Jules von ihren Nebenjobs in Clubs und Bars lebt, studiert Felipe und erhält finanzielle Unterstützung von seinen Eltern. Amelie spricht kaum über ihre Vergangenheit und persönliche Angelegenheiten - sie ist auch nur selten da. Keiner weiss so richtig woher sie ihr Geld holt, etwas Kriminelles traue ich ihr aber auf keinen Fall zu. Dafür ist Amelie zu lieb und zu sehr auf Gerechtigkeit fokussiert.

Ich lebe momentan vom Erbe meiner Grossmutter, da ich wieder mal auf Jobsuche bin und sonst neben den kleinen Aushilfejobs hier und da keine Einkommensquelle habe. Meine Eltern kenne ich nicht, ich weiss nur, dass sie in Sizilien leben und mich so schnell wie möglich loswerden wollten, jedenfalls hat meine Nonna mir das so erzählt, die mich hier in Seattle grossgezogen hat.

Erst vor ein paar Wochen, schon lange nachdem ich in die WG gezogen bin, ist sie an Krebs verstorben. Und das, weil niemand ihre Behandlung finanzieren konnte, denn auch sie hat nicht in Saus und Braus gelebt. Und von meinem damaligen Job als Kellnerin konnte ich nicht mal einen Viertel der Kosten für eine Chemotherapie bezahlen.

Der Gedanke an meine Grossmutter treibt mir die Tränen in die Augen, woraufhin ich schnell und heftig den Kopf schüttle und anfange, mich endlich aus diesen kalten Kleidern zu schälen. Ich habe in den letzten Wochen genug geweint, jetzt ist nicht der Moment.

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„Also", eröffnet Felipe das Gespräch als Jules drei Tassen Tee auf die Theke stellt, die gleichzeitig als Esstisch dient, und sich auf einen der Barhocker setzt. „Was genau hat Jelena jetzt schon wieder angestellt?" Ich zucke mit den Schultern und bedanke mich flüchtig bei Jules, die mir meinen Tee entgegenschiebt.

„Nichts Neues, woher auch immer hat sie im Supermarkt einen Kübel Wasser geholt und ihn mir über den Kopf gekippt. Vielleicht war es auch eine Wasserflasche, um ehrlich zu sein hat es mich wenig interessiert woher das Wasser kam. Durchnässt war ich eh schon. Meinen Einkauf habe ich also abgebrochen, stattdessen bin ich sofort zur Kasse und wollte dann nach Hause fahren. Ich musste noch tanken gehen, also habe ich das gemacht, und als ich zurück ins Auto gestiegen bin war da ein Junge auf meiner Rückbank."

Jules, die gerade einen Schluck Tee genommen hat, verschluckt sich heftig und fängt laut an, zu husten. Felipe klopft ihr dabei hilflos auf den Rücken, und ich warte, bis sie sich wieder etwas beruhigt hat. „Oh mein Gott", keucht Jules stattdessen nur, und sieht mich aus grossen Augen an. „Wie konnte das denn passieren? Hast du den Wagen nicht abgeschlossen?" Ich schüttle den Kopf, doch bevor mir meine Mitbewohnerin einen Vortrag darüber halten kann wie fahrlässig das von mir war, spreche ich schnell weiter.

„Jedenfalls meinte er dass er mich erpressen kann. Als ich ihn gefragt habe was er von mir will kam heraus, dass er nur eine Mitfahrgelegenheit brauchte. Die habe ich ihm also gegeben, jedoch gefühlt komplett ans andere Ende von Seattle. Dort wollte er dass ich ihn an einer Kreuzung rauslasse, und bevor ich mich verabschieden konnte oder so, war er schon weg. Dann bin ich zurück nach Hause gefahren."

Aus noch grösseren Augen blicken mich nun gleich zwei Leute an, wovon Felipe der erste ist, der seine Fassung wiedererlangt. „Du willst mir also sagen, dass du einen fremden Typen quer durch Seattle kutschiert hast, nachdem er in dein Auto eingebrochen ist und dich erpresst hat?" Ich nicke, und nehme einen weiteren Schluck meines Tees. „Ja, so ziemlich."

Mein Mitbewohner schnaubt, und lehnt sich etwas zurück. „Und da will mir jemand sagen mein Leben wäre aufregend." Jules' Gesichtsfarbe wird langsam wieder etwas normaler, und auch ihre Mimik ist nicht mehr ganz so eingefroren wie eben noch. „Hat er dir was getan? Womit hat er dich überhaupt erpresst?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, hört sich absurd an, aber eigentlich war er sogar ganz nett. Nachdem ich wusste was er von mir will. Er meinte er hätte die Macht um mich in ein schweres Verbrechen zu verwickeln, und da ich das Risiko nicht eingehen wollte, habe ich gefragt was er von mir will."

Langsam nickt Jules, dann richtet sie sich auf. „Das ruft nach einer Party." Ich will protestieren, doch auch dieses Mal kommt Jules mir zuvor. „Nicht heute, du hast genug Drama erlebt. Aber morgen Abend schmeisst mein Arbeitskollege eine, und hat uns vier eingeladen. Da gehen wir hin, Ende der Diskussion."

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Soo, das wären dann Felipe und Jules. Amelie werdet ihr auch bald kennenlernen.

Meinungen zu den beiden?

Und wieso denkt ihr, dass "Blauauge" so schnell weg war? ;)

Vergesst das Sternchen nicht! <3

- Xo, Zebisthoughts

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