Kapitel 24 - Sicherheitsstandard

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»you didn't go through all that for nothing«
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Nova POV

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Angeschossen.

Nicht erschossen.

Nur angeschossen.

Ich habe die Augen geschlossen und sitze unterhalb des Fensters in Nicola's Büro. Die Knie habe ich angewinkelt, meine Arme hängen von meinem Körper und sind gerade völlig nutzlos. Die Schüsse sind verstummt und ich glaube, die Rizzo's haben zum Rückzug angesetzt. Ins Büro ist noch niemand gekommen, und ich halte mich strikt an Nicola's Anordnung, selbst auf keinen Fall diesen Raum zu verlassen. Also lehne ich mich mit dem Rücken gegen die Wand, die mich vom Speisesaal trennt, und versuche ruhig zu bleiben und zu verarbeiten, was ich gerade gesehen habe.

Es will nicht in meinen Kopf rein, dass ausgerechnet Ryan in solche Situationen gerät, und ich dann auch noch mit ihnen auskennt. Vielleicht hätte ich doch nachhaken sollen als er plötzlich auf meiner Rückbank sass, um herauszufinden vor wem genau er da geflohen ist. Vielleicht hätte dies dazu geführt, dass ich doch die Polizei verständigt hätte. Oder mich nach der Fahrt von ihm ferngehalten hätte.

Ich atme tief durch und versuche, die Panik, welche noch immer kurz vor ihrem Ausbruch steht, zu unterdrücken. Ich bin sicher bald zu Hause, bei Felipe und Jules. Jules, die mich noch gewarnt hat. Wie hat sie immer den richtigen Riecher? Und warum kann ich nicht einfach ein einziges Mal einen normalen Typen kennenlernen?

Wut kommt in mir auf. Ich will Ryan zur Rede stellen, aber der ist gerade nicht so ansprechbar. Ich bin wütend auf ihn, weil er mich in so eine Situation gebracht hat. In ein Umfeld, dieses Restaurant, in dem eine solche Situation entstehen kann. Ich glaube, das wäre etwas Erwähnenswertes gewesen bevor ich anfange hier zu arbeiten.

Ich fasse mir an die Stirn und schüttle immer wieder den Kopf. Was neben Ryan auch nicht zu mir durchdringen will, ist Max. Der Fakt, dass seine Familie offensichtlich gefährlicher ist, als ich dachte. Wozu ist er fähig? Was wäre passiert, wenn ich weiterhin mit ihm zusammen gewesen wäre? Hätte man mir plötzlich auch eine Waffe in die Hand gedrückt? Von mir verlangt, dass ich auf Menschen schiesse? Restaurants überfalle?

Die Türe geht auf und herein kommt Aurora. An ihrem Shirt klebt Blut und kurzerhand zieht sie es sich über den Kopf. Jetzt steht sie in einem Tanktop vor mir und atmet tief durch. Es scheint als wüsste sie nicht, dass ich hier bin. Ich schniefe leise und ruckartig dreht Ryan's Schwester sich zu mir um. „Ich bin's nur", murmle ich, und als sie mich erblickt werden Aurora's Gesichtszüge weich. Wortlos kommt sie zu mir, setzt sich vor mich und nimmt mich fest in den Arm.

„Es tut mir so leid", flüstert sie leise und drückt so fest zu, dass ich kaum noch Luft bekomme. „So unglaublich leid." Ich schlucke leer. „Hätte er es mir jemals gesagt?" Meine Stimme ist belegt und leise. Aurora zögert, was für mich schon Antwort genug ist. „Ich weiss es nicht. Ich wünschte ich könnte dir eine Antwort geben, die besser ist als das, aber... ich weiss es nicht." Ich schüttle den Kopf und lege meine Arme ebenfalls schlaff um Aurora. „Schon okay", murmle ich, und atme wieder tief durch.

„Wie geht's ihm?" Wir lösen uns voneinander, und Aurora setzt sich neben mich im Schneidersitz hin. „Er ist nicht in Lebensgefahr, aber er muss untersucht werden. Dad bringt ihn gerade ins Krankenhaus." Ich nicke stumm. Keine Lebensgefahr. Somit ist das letzte Bisschen Mitleid, das ich für Ryan empfunden habe, weg.

„Unsere Familie macht schon seit mehreren Generationen Geschäfte, die nicht immer legal sind", fängt Aurora neben mir plötzlich an zu erzählen, und ich lausche ihren Worten aufmerksam.

„Drogen, Waffen, Grundstücke - all das eben. Nur vom Menschenhandel halten wir uns fern, ich würde meinen Vater schlagen wenn nicht. Und wir sind... ziemlich mächtig. Dad spielt bei den ganz grossen mit, genau wie Gianmarco, sein Vater, das vor ihm und Dad's Bruder auch getan hat. Ryan und ich wurden in diese Geschäfte hineingeboren, schon seit wir klein sind haben wir täglich neue Dinge gelernt und viel Training erhalten, um mit Situationen wie eben klarzukommen."

Sie fährt sich durch die wirren Haare. „Wenn man so mächtig ist, macht man sich natürlich auch Feinde. Konflikte werden über mehrere Generationen ausgetragen, vielleicht büsst Ryan gerade für etwas, das Gianmarco verbockt hat." Sie schnaubt und schüttelt leicht den Kopf. Währenddessen liegt mir nur eine Frage auf der Zunge.

„Habt ihr Kontakte zur Mafia?"

Ich fühle mich bescheuert als ich diese Frage stelle. Die Mafia. Bis vor einer halben Stunde war das für mich noch so absurd, dass ich laut losgelacht hätte wenn mir jemand gesagt hätte, dass die Salvatores etwas mit ihr zu tun haben könnten. Aber jetzt? Ich weiss es nicht. Ich habe keine Ahnung, was die Mafia macht. Vielleicht sind die Salvatores ja auch weit entfernt von ihr.

Aurora sieht mich an, und ich erkenne dass sie mit den nächsten Worten alle meine Hoffnungen darauf, dass Ryan vielleicht doch nicht so kriminell ist, zerstören wird. „Nova..." Sie zögert und greift nach meiner Hand. Dann räuspert sie sich und sieht mir direkt in die Augen.

„Wir haben keine Kontakte zur Mafia. Wir sind die Mafia."

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„Ich muss zu ihm." Mit Aurora im Schlepptau betreten wir das Krankenhaus, in dem Ryan gerade liegt, und ich treffe zum ersten Mal auf die versammelte Familie. Nicola sieht kurz zu Aurora, hebt die Augenbrauen und sieht dann zu mir. „Nova-"

„Ich muss zu ihm, und zwar sofort." Meine Stimme ist schneidend, repräsentiert aber nur etwa einen Viertel der Wut, die ich gerade verspüre.

Die Mafia. Die gottverdammte Mafia, und Ryan hat es nicht für nötig gehalten mich darüber in Kenntnis zu setzen, als ich mitten in einer Immobilie der Mafia hingestellt wurde. Dass er mit dieser Information nicht um sich wirft leuchtet mir ein, aber ich? Ich glaube, ich hätte ein Recht darauf gehabt es zu erfahren.

Scheisse, er hätte mir nicht mal alles sagen müssen, einfach, dass seine Familie in Geschäfte verwickelt ist, die illegal sind. Das wäre schon alles gewesen, was ich hätte wissen müssen, um weit, sehr weit, wegzulaufen. Diese Chance wurde mir genommen. Und nach Max habe ich mir geschworen, mir nie wieder ein solches Recht nehmen zu lassen. Auch nicht von der Mafia.

„Er braucht Ruhe." Ich schnaube als eine Krankenschwester sich mir in den Weg stellt. „Oh, die wird er bekommen. Unmengen davon, denn das hier wird mein einziger Besuch sein."

Nicola nickt der Schwester zu, und sie lässt mich durch. „Herzlichen Dank." Ich stosse Ryan's Türe auf und sehe, wie sein Blick sofort zu mir zuckt. Als er mich, und meine Wut, erkennt richtet er sich sofort auf, während ich die Türe wieder schliesse. „Nova, ich-"

„Schweig." Ich schlucke leer. Ryan hat einen Verband um seinen Oberkörper und seine Schulter, aber meiner Meinung nach sieht er fit genug aus, um die Meinung gegeigt zu bekommen. „Die Mafia?!", zische ich ungläubig und teile Ryan somit auch gerade mit, dass ich Bescheid weiss.

„Du glaubst mir gar nicht wie sehr ich es bereue, damals nicht die Polizei gerufen zu haben, als du in meinem Auto sitzt. Scheisse, ich hätte ab diesem Moment schalten müssen! Mich von dir fernhalten müssen! Stattdessen schleichst du dich in mein Leben, gewinnst mein Vertrauen und bringst mich dazu, dir freiwillig von Dingen zu erzählen, die ich sonst niemandem, absolut gar niemandem anvertraue. Und dir kommt es nicht ein einziges Mal in den Sinn, dass du mich vielleicht kurz darüber aufklären könntest, dass du Teil einer kriminellen Familie bist?!"

Meine Stimme bebt vor Wut und Tränen bilden sich in meinen Augen. Tränen der Wut.

„Ich habe dir vertraut!"

Wütend schniefe ich. Das ist es, was mich am meisten verletzt. Ich habe ihm vertraut.

„Und währenddessen lässt du mich in einem Restaurant arbeiten, in dem es mir gefällt, nur damit ich wenige Tage später herausfinde, dass ich umgeben bin von kriminellen Menschen. Dass ich in einem Restaurant arbeite, welches jeden Moment von irgendwelchen Feinden deiner Familie überfallen werden könnte. Niemand hat es für wichtig empfunden, mir zu sagen dass ich vielleicht nicht ganz so sicher bin, wie ich mich gefühlt habe!"

„Du warst auch sicher."

Ich blinzle mehrere Male. Wie bitte? Für einen kleinen Moment bin ich absolut sprachlos. Dann kommt ein ungläubiges Keuchen über meine Lippen und ich fasse mir kurz an die Stirn. „Natürlich", sage ich leise und schüttle den Kopf. "Ich weiss nicht wie hoch dein Sicherheitsstandard ist, Ryan. Aber meiner ist hoch genug um eine Waffe, die auf mich gerichtet wird, als nicht sicher einzustufen."

Jetzt schweigt der Italiener. „Ich will dich nie wieder sehen", sage ich leise und wische mir über die Wangen. „Oder von dir hören. Ich beende meine Probezeit im Restaurant und danach suche ich mir einen neuen Job."

Ich beisse mir auf die Lippe und nicke. Dann verlasse ich das Zimmer, ignoriere Ryan's Familie und sorge dafür, dass ich wegkomme. Vor dem Krankenhaus steht ein Auto mit getönten Scheiben, und ein Mann in Uniform steht daneben. „Sind Sie Taxifahrer?", frage ich aufgelöst, und als der Herr zu mir sieht nickt er.

„Warten Sie auf jemanden?" Er schüttelt den Kopf und öffnet mir die Türe. „Nein, ich bin frei." Ich nicke und setze mich ins Auto. Der Fahrer setzt sich hinter das Lenkrad und sieht zu mir. „Wohin kann ich Sie bringen?" Ich nenne ihm die Adresse meiner WG und schliesse dann aufgelöst die Augen, als wir losfahren.

Ich will dich nie wieder sehen.

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Ich kann Nova verstehen. Ihr?

Und was denkt ihr, das jetzt passieren wird?

Vergesst das Sternchen nicht <3

- Xo, Zebisthoughts

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