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Yeah, ich habe die 50 Kapitel-Marke  geknackt 😂🙈 (wenn es durch die Zweiteiler auch faktisch nur 47 Stories sind😢) .
Irgendwie erscheint es mir so unglaublich. Ich habe damit letztes Jahr wegen Corona als kleinen Zeitvertreib nebenbei angefangen und jetzt sind Sam und Penny ein ausgewachsenes Hobby geworden 🙈 Aber ich will nicht klagen und hoffe, dass ich noch mit vielen Ideen beschenkt werde, weil es wirklich Spaß macht über sie zu schreiben 🤗
Ich hoffe euch das Lesen auch...Hier nochmal eine Story der anderen Art. Viel Spaß dabei.

"Na, Jack und Jim? Wer von euch beiden will heute?", fragte ich sarkastisch in die Stille meines Schnapsschranks, in der mir zwei Flaschen Jim Beam und Jack Daniels ins Auge stachen. Ich entschied mich heute für Jack - da war mehr drin.

Das Glas sparte ich mir schon seit einiger Zeit. Niemand anders trank mit mir. Niemand konnte mich nach Schichtende ertragen, weil alle genau wussten, dass ich trank - wenn meine Schichten mit ihren zusammen fielen nur um so mehr. Warum dann also unnütz Geschirr dreckig machen und nach dem zweiten Glas wurden meine Flashbacks so unerträglich, dass ich es meist eh vor Wut an die Wand warf. Auf diese Weise hatte ich bereits die Hälfte meines Bestandes an Trinkgläsern eingebüßt.

Ich wusste, ich sollte nicht trinken. Es war keine Lösung. Die Erinnerungen überfielen mich nüchtern wie auch betrunken. Aber betrunken konnte ich wenigstens schlafen und die Träume ertragen, die mich immer und immer wieder an die Falschheit meines Daseins gemahnten.

"Sam, bitte. Ich ertrage das nicht. Es macht mir Angst, dass du dich immer so in die Gefahr stürzt. Wir sind doch nicht da, um nur daneben zu stehen und gut auszusehen!"

"Was du definitiv tust, mein Liebling", erwidere ich der Liebe meines Lebens, als ich sie an mich ziehe und ihren Hals mit sanften Küssen bedecke. Ich bin lange genug mit ihr zusammen, um jeden ihrer Schwachpunkte zu kennen, so wie sie die meinen kennt.

"Zieh das nicht immer ins Lächerliche, Sam. Manchmal habe ich das Gefühl, du nimmst meine Wünsche nicht ernst."

"Du weißt, dass ich dir jeden deiner Wünsche erfülle." Ein leiser, aber sehr zufriedener Laut kommt über ihre Lippen und ich lächle, während meine Lippen tiefer wandern und den Kragen ihres Shirts zur Seite schieben.

"Bis auf diesen einen, der mir der wichtigste ist."

"Ich mache nur meinen Job."

"Genau wie wir. Lass uns dir mehr abnehmen. Du musst nicht immer alles alleine oder als erster machen."

"Ich werde mich bemühen, euch mehr einzubinden und selbst kürzer zu treten. Gib mir Zeit", flüstere ich ihr ins Ohr und spüre den Schauer, der ihren Körper durchläuft, als mein Atem über ihren Hals streift und meine Lippen ihr Ohr berühren.

"Das sagst du jedes Mal und es wird nicht besser." Sie dreht den Kopf und küsst mich, dass mir die Beine zu versagen drohen. Ich muss nicht hören, was sie denkt. Ich spüre es in diesen Momenten in jeder ihrer Berührungen. Der Hunger in ihren Küssen ist nicht nur voller Liebe, sondern auch der Angst, mich zu verlieren. Eine Angst, die ich nicht teile, weil ich mir ihrer Liebe so sicher bin und weil ich weiß, dass sie so viel besonnener und vorsichtiger ihren Job ausübt als ich.

Ich trank gut ein Drittel der Flasche auf Ex, als mich diese Erinnerung einholte, während mir die Bilder dieser Nacht vor meinem inneren Auge aufflackern wie kurze Sequenzen eines Trailers von einem Film, der neugierig auf mehr machen sollte. Es machte neugierig auf mehr. Es tat aber auch unbeschreiblich weh, weil ich wusste, dass sie nie mehr mit mir das Bett teilen würde.

Ich war ihr einmal so nahe gewesen. Wir waren beste Freunde. Dann ein Liebespaar. Wir waren Verlobte. Wir waren Seelenverwandte. Wir waren...nichts von all dem mehr.

Und doch konnte ich sie nicht vergessen. Nicht einen verfluchten Tag. Vor allem keine verdammte Nacht.

Ich war mir ihr zu sicher gewesen. Überheblich, wie ich es immer war, wenn es um das ging, was ich liebte, hatte ich gedacht ich könnte weiter machen, wie zuvor. Könnte es als selbstverständlich nehmen, dass sie immer da sein würde. Sie war so stark, aber ich hatte ihre Stärke mit meiner Ignoranz ausgenutzt und sie verletzt.

"Bist du vollkommen übergeschnappt einfach aus dem Hubschrauber zu springen?"

"Das habe ich schon etliche Male gemacht, Pen. Reg dich nicht auf. Es ist doch alles gut gegangen." Ich will sie in die Arme nehmen, wie ich es immer tue, wenn sie sich über irgendetwas ärgert, aber dieses Mal entwindet sie sich mir und tritt zwei Schritte zurück, erhebt sogar abwehrend die Hände gegen mich, um mich auf Abstand zu halten. Das ist neu.

"Du bist nicht ins Meer gesprungen, Sam, auch nicht in den Fluss aus 3 Metern Höhe. Du bist ins Freibad gesprungen. In ein zehn mal fünf Meter großes und nur zwei Meter tiefes Becken aus fast 20 Metern Höhe, obwohl Arnold bereits den Rettungsring ausgeworfen hatte und ich dabei war vom Beckenrand zu springen, um Norman dort raus zu holen."

"Er wird wirklich niemals erwachsen", wende ich grinsend ein, als ich daran denke, dass Norman nur in diese Lage geraten war, weil er gemeint hatte, er müsse eine umherirrende Schar Entenküken retten, die im Freibad schwammen. Das Ende vom Lied war, dass die Eltern eingetrudelt waren und Norman attackiert hatten, weil sie wiederum dachten, er wolle ihrem Nachwuchs etwas antun.

"Genau so wenig wie du."

"Wie bitte?" Ich habe noch nie erlebt, das Penny so etwas zu irgendwem gesagt hat, nicht mit diesem Argwohn in der Stimme, vor allem nicht zu mir.

"Du bist nicht besser, als Norman Price. Du bist genau so unbelehrbar wie er. Um so gefährlicher, um so besser. Das ist nicht sehr erwachsen, Sam."

"Glaubst du, ich mache das, um dich zu ärgern oder weil es mir einen Kick gibt?"

"Manchmal könnte man es meinen. Wenigstens gibst du nicht mit deiner Orden-Sammlung an."

"Diese Orden scheren mich einen Dreck. Sie sind nichts wert."

"Das, womit du sie dir verdienst, dafür scheinbar um so mehr."

"Ich mache das alles nur, um dich zu schützen."

"Ich brauche deinen Schutz nicht, Sam. Ich weiß, wie weit ich gehen kann und vor allem verlasse ich mich auf meine Kollegen."

"Du weißt, dass ich mich auch auf euch verlasse."

"Davon merkt man nicht viel und noch weniger, dass es dich in irgendeiner Weise interessiert, dass ich mir wünsche, du würdest wenigstens ein bisschen kürzer treten."

"Nichts anderes interessiert mich, außer dir."

"Nur eben meine Meinung nicht." Sie verschränkt die Arme vor der Brust, doch ich löse sie ihr wieder, ergreife ihre Hände und verschränke die Finger unserer Hände miteinander.

"Das stimmt nicht, Penny. Ich liebe dich. Du bist alles für mich." Ich dränge sie sanft aber bestimmt an die Wand hinter ihr zurück und löse meine Hände von ihren, um ihre Wangen zu umfassen und sie mit einem Kuss von meinen Worten zu überzeugen. Sie lässt es zu und ich spüre wie ihre Gegenwehr erstirbt. Sie sinkt gegen mich, schlingt die Arme um mich und da ist er wieder, dieser Hunger, diese Sehnsucht...und Tränen?! Ich löse mich von ihr und sehe voller Verwirrung, dass sie tatsächlich stumm weint.

"Was ist los, mein Herz?", frage ich sie besorgt, aber sie schüttelt den Kopf und kuschelt sich an mich. Es dauert lange, bis sie sich fängt und mir antwortet.

"Ich liebe dich, Sam. Mehr als du dir vorstellen kannst und ich würde es nicht ertragen dich zu verlieren. Als wir noch nicht zusammen waren, liebte ich dich genau so, aber ich war es gewohnt, jeden Abend alleine ins Bett zu gehen, in einem sonst leeren Haus zu leben und zu wissen, dass da niemand ist, der auf mich wartet, in dessen Armen ich Trost und Liebe finde. Damals habe ich mich danach gesehnt mit dir zusammen sein zu können, das zu haben, was wir jetzt haben."

"Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es ein Aber gibt." Ich höre, wie sie einen sarkastisch amüsierten Laut von sich gibt, ehe sie zu mir aufschaut.

"Heute sehne ich mich immer öfter nach dieser Zeit zurück." Das trifft mich mitten ins Herz und ich spüre, wie mir auch die Tränen in die Augen zu steigen drohen.

"Warum?"

"Wenn du wirklich irgendwann einmal bei so einem Manöver stirbst, ist es sicher leichter zu ertragen, wenn man Abstand zueinander hat, als nach Hause zu kommen und dich in jeder Ecke zu erwarten."

"Das macht keinen Sinn für mich. Grade deshalb sollte man jede Minute, die man hat, miteinander genießen." Ich sehe Schmerz in ihren Augen aufflackern und sie schaut zu Boden, bevor sie sich von mir löst und mir den Rücken zudreht.

"Falsche Antwort, Sam. Ich hatte eher darauf gehofft, dass du Verständnis zeigen und wirklich mal ehrlich versprechen würdest, vorsichtiger zu sein", sagte sie betrübt und verließ den Raum.

Die Flasche in meiner Hand war leer. Verdammt. Mit einem lauten Knall setzte ich sie auf dem Couchtisch ab und stand auf, um mir nun doch noch die zweite Flasche zu holen. Diese Erinnerung war eine der Schlimmsten und ich wusste, was danach kam. Ich stand auf und verlor beim ersten Schritt das Gleichgewicht, fing mich an der Wand ab und atmete tief durch. Man sollte meinen, wenn man jeden Abend ein oder zwei Gläser trank, würde man irgendwann mehr vertragen. Nun, ein halber Liter war definitiv zu viel mehr. Ich brauchte frische Luft. Also torkelte ich zur Garderobe und zog mir eine Jacke an. Ich zog die Tür hinter mir zu und warf einen Blick zur Wache rauf. Mein Herz zog sich zusammen und wieder stellte ich verwundert fest, dass es noch dort war, dieses kleine, verkümmerte Ding, das mich am Leben hielt und mir jedes Mal mit Schmerzen meine Fehler vor Augen führte, wenn ich sie sah. Dort oben am Fenster stand sie, mit dem Rücken ans Fenster gelehnt und unterhielt sich sicher mit Ellie. Ich wandte mich schnell ab, als ich einen Hund bellen hörte und noch wahr nahm, dass sich Penny ebenfalls davon aufgeschreckt herum drehte. Schnuffi leckte meine Hand, als er neben mir erschien und sich auch nicht abwimmeln ließ. Er war der einzige, der meine Launen ertrug und auch der einzige, der noch wert auf meine Gesellschaft legte, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass er auf mich aufpassen wollte.

Ich ging einfach drauf los, wie ich es immer tat. Ich hatte kein Ziel. Das hatte ich nie, wenn ich Nachts spazieren ging. Ich hatte überhaupt keine Ziele mehr im Leben, seit Penny alle mit genommen hatte.

"Penny? Was machst du da?" Ich bin schockiert, als ich den Koffer am Bett entdecke, in den sie unablässig Sachen aus dem Schrank wirft.

"Ich packe nur das nötigste. Den Rest hole ich irgendwann demnächst mal ab."

"Wie meinst du das? Was hast du vor?"

"Ich gehe wieder zurück in mein Haus, Sam und werde versuchen, mich wieder an die Einsamkeit zu gewöhnen, die unaufhaltsam auf mich zu kommt. So lange du noch lebst, wird es mir leichter fallen, allein zu sein."

"Was ist das denn für ein Blödsinn?!"

"Tue es als Frauenlogik ab. Ich kann es dir nicht erklären. Ich habe es zu oft versucht, ohne dass du es auch nur ansatzweise versucht hättest es zu verstehen." Sie ist so wütend und hält nicht eine Sekunde inne auf ihrer Wanderung zwischen Kleiderschrank und Koffer.

"Penny, bitte. Lass uns darüber reden. Ich..."

"Nein, Sam!" Wow, sie ist wirklich wütend."Ich habe so oft mit dir geredet und es war dir alles egal. Wie weit soll das noch gehen? Du hast mir so oft versprochen, dass du vorsichtiger sein willst und es ist dir vollkommen egal. Jetzt bin es nur ich, die du verletzt, enttäuschst und im Stich lässt. Soll ich mir das noch Jahre lang ansehen und in ein paar Jahren sitze ich hier und muss unseren Kindern erklären, warum ihr Vater nicht mehr nach Hause kommt?"

"Du weißt, dass ich immer alles im Griff habe und dass ich weiß, was ich tue. Ich..."

"DU weißt es?" Sie schaut zum ersten Mal zu mir auf, seit ich den Raum betreten habe und ihre Augen sind rot und voller Tränen und einem Schmerz, den ich niemals in ihren Augen zu sehen erwartet hatte. Einem Schmerz, der mir augenblicklich ins Herz stach, weil allein ich dafür verantwortlich war."Du weißt gar nichts, Sam. Weißt du welche Angst ich um dich hatte, als du heute Morgen in dieses brennende Haus gegangen bist, um diesen Touristen ihre Autoschlüssel da raus zu holen? Autoschlüssel, Sam!"

"Sieh hatten schon kein Dach mehr über dem Kopf. So konnten sie wenigstens noch nach Hause fahren."

"SAMUEL! Sie waren aus Newtown. Sie hätten mit dem Bus fahren können", keift sie mich verständnislos an.

"Das wusste ich doch in dem Moment nicht", gebe ich ihr laut zur Antwort.

"Eben. Erst handeln, dann nachdenken. Das ist immer deine Devise. Weiß du, was in mir vor ging, als dieser Wintergarten über dir zusammengebrochen ist? Hast du dich auch nur ein mal gefragt, wie du dich fühlen würdest, wenn ich es gewesen wäre, die unter all dem Glas und glühenden Balken gelegen hätte? Ich habe dich mit meinen bloßen Händen ausgegraben." Sie demonstriert mir, was sie meint, indem sie ihre verbundenen Hände hochhält, die mit zahlreichen Schnittverletzungen versehen waren, weil das Glas auch nicht vor den Handschuhen Halt gemacht hatte.

"Deswegen habe ich dich gar nicht erst rein gehen lassen", murre ich missmutig. Ich hatte nie gewollt, dass sie verletzt wird.

"Oh, vielen Dank, Sam. Ich werde dich für einen weiteren Orden vorschlagen."

"Ich will keine Orden. Ich will dich, wie ich immer nur dich wollte." Sie atmet tief durch und ich spüre, dass ihr Ärger in Resignation umschlägt.

"Nein, das willst du nicht Sam, denn sonst hättest du meine Ängste verstanden und sie wenigstens versucht umzusetzen. Ich werde nicht Gefahr laufen, dich auch noch zu verlieren."

"Wieso auch noch?", frage ich nun verdutzt. Was hatte sie mir vorenthalten? Wir hatten uns doch immer alles erzählt. Sie schlägt den Koffer zu, verriegelt ihn und hebt ihn vom Bett, ehe sie in die Innentasche ihrer Jacke greift und mir etwas in die Hand drückt.

"Ich wollte es dir heute Abend sagen, aber jetzt brauche ich es nicht mehr. Vielleicht verstehst du jetzt, was passiert ist, als ich nach deiner Rettung zusammen gebrochen bin und Helen mich in die Wache gebracht hat." Sie atmet tief durch."Es tut mir leid, Sam." Ich weiß nicht, ob sie mit ihrer Entschuldigung das in meiner Hand meint oder dass sie im nächsten Moment zur Tür raus geht, um nicht mehr wieder zu kommen. Ich schaue auf das Heft in meiner Hand, auf dem in Helen's Handschrift "Mutterpass von Penny Morris (Jones)" steht. Ich schlage es auf und finde den ersten Eintrag mit diversen Zahlen und dem Datum von Vorgestern. Ich blättere weiter, nur um einen weiteren Eintrag zu finden. "Kind verloren durch Überanstrengung und emotionale psychische Belastung", datiert auf dem heutigen Tag.

Ich fiel auf meine Knie, wie ich es auch damals getan habe. Sie trugen mich nicht länger. Der Schmerz war einfach zu groß, als mir wieder bewusst wurde, was ich dort getan hatte. Ich hatte Penny verloren. Ich war verantwortlich für den Verlust unseres ersten Kindes. Unseres einzigen Kindes. Zum allerersten Mal war ich für den Verlust eines Menschenlebens verantwortlich und nicht genug, war es auch noch mein eigen Fleisch und Blut gewesen.

Ich sackte auch nun wieder zu Boden und weinte mir die Seele aus dem Leib. Ich weinte um mein Baby und um die Liebe meines Lebens, die ich unwiderruflich verloren hatte. Ich weinte wegen all meiner Fehler, die ich begangen hatte, wegen meiner unverbesserlichen Arroganz, weil ich immer geglaubt hatte, was die Leute sagten: Dass ich der Beste in meinem Job war. Ich hatte es so fest geglaubt, dass ich davon überzeugt war, dass mir niemals irgendwas etwas anhaben könnte und daher hatte ich wenig Verständnis für Penny's Sorgen aufbringen können. Sie schienen mir so unbegründet. So weit her geholt, dass ich sie belächelt und ignoriert hatte.

Und damit hatte ich alles verloren. Alles, was mir jemals wichtig war im Leben und das einzige, was es wirklich wert gewesen war, zu retten.

Ich schrie auf, schrie mir meinen Schmerz von der Seele, hinaus auf See und zum vollen Mond, der sich am Horizont im Wasser spiegelte, ehe ich mich schwer auf meinen Hintern fallen ließ und meine Beine anzog, um mein Gesicht in den darauf abgelegten Armen zu vergraben.

Ich war so müde. Lebensmüde.

Schnuffi legte seinen Kopf auf meinen rechten Ellenbogen, doch ich sah nicht auf. Er wimmerte einmal kurz und nur einen Moment später legte sich eine Hand auf meine Schulter.

"Geh. Ich will allein sein!" Es war mir egal, wer dort neben mir stand. Ich wollte keine Gesellschaft, ich wollte nicht reden, ich hatte beides nicht verdient und noch weniger Mitgefühl oder Verständnis.

Doch entgegen meiner Hoffnungen, setzte die Person sich neben mich.

"Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen allein sein." Ich schaute auf und sah zu meiner Verwunderung Penny neben mir sitzen. Sie schaute mich nicht an, richtete den Blick fest auf die dunkle See vor uns und ich folgte ihrem Blick.

"Du bist gegangen, weil du alleine allein sein wolltest."

"Männerlogik, was?", erwiderte sie nur und ich sah ein Schmunzeln in ihren Mundwinkeln."Willst du jetzt die Vorwurfskarte spielen oder sollen wir einfach versuchen, ein bisschen allein zu sein?"

"Ich will mit dir allein sein", erwiderte ich sofort. Auch wenn sie mich verlassen und als Wrack zurück gelassen hatte, auch wenn wir seitdem kaum ein Wort miteinander gesprochen hatten und uns selbst auf der Arbeit so gut es eben ging aus dem Weg gegangen waren, würde ich sie niemals fort schicken. Sie jeden Tag zu sehen, war der einzige Sinn, den ich noch im Leben hatte.

"Ich verstehe, dass du mich hasst. Ich war ein Scheusal", sagte ich dann nach geraumer Zeit. Ich wartete einen Moment, doch sie reagierte in keiner Weise, auf das, was ich gesagt hatte."Ich habe die Lobreden auf den großen Feuerwehrmann Sam so verinnerlicht, dass ich immer dachte, mir könnte nichts und niemand etwas anhaben. Ich wollte immer alle retten und beschützen, dass ich dabei das wichtigste zu oft aus den Augen verloren habe und nicht wahrhaben konnte, dass deine Ängste begründet sind. Du hast niemals den Helden in mir gesehen, den alle anderen in mir sehen. Du warst die einzige, die hinter meine Fassade geschaut hat und den Mensch in mir entdeckt hat, mit all meinen Fehlern und meinen Schwächen. Du kanntest mich schon immer besser, als ich mich selbst und deswegen musste unser Baby sterben." Erneut rannen mir Tränen die Wange hinunter und ich konnte sie nicht aufhalten. Ich wollte es auch nicht und wir schwiegen erneut für geraume Zeit.

"Es war sieben Wochen alt. Ich konnte seinen Herzschlag hören und es war das wundervollste, was ich je gehört habe. Ich habe geweint vor Freude. Es erschien mir in dem Moment wie ein Wunder und ich habe ununterbrochen darüber nachgedacht, wie du reagieren würdest, wenn du davon erfahren würdest. Was du tun würdest, wenn du beim nächsten Mal ebenfalls das leise, aber kräftige Schlagen dieses kleinen Herzens zu hören bekommen würdest. Ich hatte so gehofft, dass es dich zur Vernunft bringt. Dass dein Kind dich dazu bewegen würde, vorsichtiger zu sein, wenn ich es schon nicht konnte."

"Du hast nichts falsch gemacht, Pen. Ich allein bin Schuld daran. Ich habe mein Glück und auch dich, aber vor allem deine Liebe als Selbstverständlich genommen. Das hätte ich niemals tun dürfen. Du kannst gar nicht erahnen, wie leid es mir tut, was ich dir angetan habe. All der Schmerz. Deine Sorgen. Dein Kummer. Es wäre besser, wenn du mich nie kennengelernt hättest. Dann wäre dir all das erspart geblieben."

"Nichts passiert ohne Grund, Sam. Ich habe geliebt, gekämpft und ich habe aufgegeben. Ich bereue nicht, dich zu lieben und ich werde nicht eine Minute unserer gemeinsamen Zeit bereuen. Niemals. Ich bereue es hingegen, aufgegeben zu haben. Es war falsch und es war nicht fair, dich mit dem Verlust unseres Kindes so zu überrumpeln und allein zu lassen."

"Du warst ebenfalls allein damit."

"Weil ich es mir so ausgesucht habe. Du nicht. Du hattest keine Wahl, sondern hast es einfach akzeptiert."

"Ich hätte es nicht akzeptieren müssen. Auch ich habe aufgegeben."

"Du wärst nicht Sam, wenn du mir die Bude eingerannt und mich womöglich noch gestalkt hättest", erwiderte sie nun und ich musste lächeln, wusste ohne hinzusehen, dass sie es ebenfalls tat.

"Ich liebe dich, Pen. Das wird sich niemals ändern."

"Ich liebe dich auch, Sam. Bis in alle Ewigkeit."

Wir schwiegen erneut und es war ein schönes Schweigen. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wieder ganz und mein Herz in meiner Brust schien sich von den Wunden zu erholen, die es davon getragen hatte.

"Heißt das jetzt, dass ich noch einmal versuchen darf, dich zu gewinnen?"

"Sam?" Ich spürte ihren Blick auf mir und ich schaute sie ebenfalls an, nur um einen kritischen Blick auf ihrem Gesicht zu sehen."Du hast mich nie verloren." Ich konnte nichts gegen das Lächeln tun, dass nun auf mein Gesicht trat und sah glücklich, dass auch sie lächelte."Komm, lass uns nach Hause gehen."

"Musst du nicht arbeiten?", fragte ich sie verwundert, als sie aufstand und mir eine Hand reichte.

"Es ist ruhig heute Nacht und Ellie und Arnold sind beide auf der Wache. Ich werde ein paar Überstunden abfeiern." Ich schwankte kurz, als ich auf den Beinen war und sie stützte mich sofort."Hast du getrunken?"

"Ein bisschen vielleicht", erwiderte ich verlegen, ihr Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt und ich versank in ihren wunderschönen Augen, die im Mondlicht fast so schwarz wirkten, wie das Meer vor uns."Aber nüchtern genug, um dir zu versprechen...nein zu schwören, dass ich mich ändern werde. Ich werde in Zukunft mehr wert auf Teamarbeit legen. Viel mehr."

"Ich bin froh das zu hören. Trotzdem werde ich fahren", erwiderte sie und zwinkerte mir neckend zu, als sie Venus Beifahrertür aufhielt, damit ich einsteigen konnte. Schnuffi sprang mir augenblicklich hinterher und setzte sich auf meinen Schoß, da es in Venus an einem dritten Platz mangelte.

Erst, wenn man etwas verloren hatte, konnte man wirklich ermessen, wie sehr man es brauchte und ich bewies ihr in dieser Nacht nicht nur, wie sehr ich sie liebte, sondern auch, wie sehr ich sie brauchte. Sie war alles für mich und niemals wieder würde ich sie gehen lassen.
In dieser Nacht änderte sich alles für mich. Für uns. Ich änderte mich und ich war glücklicher, als je zuvor.

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