FILMRISS - Auswirkungen

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Drei Wochen waren mittlerweile vergangen. Drei Wochen, die mein Leben vollkommen verändert und meine Gefühle auf den Kopf gestellt hatten. 

Ben und ich waren schon ein paar Mal aus gegangen. Essen gehen, Kino und selbst tanzen waren wir einmal. Er hatte mich gefragt, ob ich gerne tanzte, weil es mir so einen Spaß gemacht zu haben schien, als die neue Feuerwache eingeweiht worden war. Ich dachte daran zurück und bejahte seine Frage. Es hatte mir Spaß gemacht. Genau so wie einige Zeit zuvor, als Sam mit meiner Hilfe Steele dass Tanzen hatte beibringen wollen. Aber davon erzählte ich ihm nichts. Da er zuvor schon erwähnt hatte, dass er vermutet hatte, dass zwischen mir und Sam etwas im Gange wäre, wollte ich ihn nicht noch eifersüchtig machen. Bei dem einen Mal war es aber dann auch geblieben und würde es wohl immer bleiben, denn mit Ben machte das tanzen lange nicht so einen Spaß, wie mit Sam. Dass Ben noch dazu so ein schlechter Tänzer war, dass er mir ständig auf die Zehen getreten war, hatte zu meiner Erleichterung dazu geführt, dass er von sich aus davon abgeraten hatte, diesem Hobby nachzugehen. 

Wir verbrachten jeden freien Abend zusammen und Ben hatte Wort gehalten und es langsam angehen lassen. Er war aufmerksam und zuvorkommend. Er war lustig und seine Gesellschaft tat mir gut. Wenn er mich küsste, schmolz ich regelrecht dahin. Er war ein ziemlich guter Küsser. Dennoch vermisste ich irgendetwas und ich konnte nicht einmal sagen, was es war, während mich die Umstände, wie wir zusammen gekommen waren, noch immer nicht los ließen. 

Ich hatte mich trotz meinem Filmriss schnell wieder an jedes Detail erinnern können. Angefangen von meinem unverfänglichen Gespräch mit Ben, nachdem er wirklich bis zum Schluss geblieben war, bis hin zu unserer Liebesnacht. Ben hatte mir erzählt, dass ich ihm mein Leid über meine Einsamkeit geklagt und dass ich ihn geküsst hatte, aber ich wusste mittlerweile, dass das nicht ganz stimmte. Das Gespräch ja, aber Ben hatte mir nicht geantwortet, sondern mich einfach geküsst und ich hatte es in meinem volltrunkenen Zustand einfach geschehen lassen. Ich war emotional so niedergeschlagen gewesen, dass ich es einfach zugelassen und mich mitreißen hatte lassen. Ich hatte dankbar angenommen, was er mir nach den Jahren des Alleinseins angeboten hatte. 

So waren wir im Bett gelandet. Es war schön gewesen. Aufregend. Intensiv. Trotzdem verschlug es mir immer noch die Sprache und trieb mir die Schamesröte ins Gesicht, dass ich mich bei ihm so hatte gehen lassen und mich ihm auf diese Weise hingegeben hatte. Deswegen war ich auch nicht bereit, es wieder zuzulassen. Nicht nüchtern. Warum nur? Es war doch bereits passiert und Ben war in jeder freien Minute um mich herum und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er mit mir zusammen sein wollte. Ich verstand mich selbst nicht.

Ben akzeptierte mein Zögern und meine Scheu bisher, wenn er auch immer wieder versuchte, mich rum zu kriegen. Doch sobald ich merkte, dass sein Interesse in diese Richtung umschwenkte, machte ich dicht und bat ihn, mir noch etwas Zeit zu geben. Er tat es. Die Frage war nur, wie lange noch, denn es frustrierte ihn mit jedem Mal mehr und mehr.

Ich seufzte leise und schloss die Augen einen kurzen Moment, ehe ich sie wieder öffnete. Ich musste nur noch eine Schraube festziehen und dann wäre Hydrus' Wartung auch wieder von der To-Do Liste abgehakt. Missmutig stellte ich fest, dass ich den falschen Schraubenschlüssel bei mir hatte.

"Kann mir mal jemand den 13er Maulschlüssel reichen?", rief ich unter Hydrus heraus in die Halle und bekam weder eine Antwort noch hörte ich, dass jemand kam. Verwirrt rollte ich unter Hydrus raus und sah mich um, nur im mich alleine in der Halle wieder zu finden. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es noch eine Stunde bis zum Feierabend war. Ich war in meinen Gedanken so tief versunken, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass das gesamte Team Pause machte.

Ich zog mir resignierend die Werkzeugkiste heran und fing an darin zum zu kramen. Vor ein paar Wochen noch wäre das niemals passiert, dass sie mich alleine zurückgelassen hätten. Dass Ellie, Arnold und Elvis eine Kaffeepause machten, wenn sie ihre Arbeit beendet hatten war üblich. Jeder von uns machte das schonmal so. Aber ich war niemals alleine zurück geblieben. Sam hatte mir immer noch geholfen, bis auch ich fertig war, um dann gemeinsam einen Tee zu trinken, genau so, wie ich es immer bei ihm getan hatte.

Doch das war vorbei. Sam ging mir nicht mehr zur Hand und wenn ich ihm etwas helfen wollte, speiste er mich mit einem knappen "Danke, geht schon!" ab, wo er früher immer einen lockeren Spruch auf den Lippen gehabt hatte. Er lächelte nicht mehr. Er wich meinen Blicken aus. Er machte weder mit mir noch mit dem Team Scherze oder lachte über einen Witz der anderen oder wenn Elvis mal wieder schusselig gewesen war. Es kam mir sogar so vor, dass er mich überhaupt mied und oftmals den Raum sogar verließ, wenn ich hinein kam oder in der Halle eine Beschäftigung möglichst am anderen Ende suchte. Nur wenn Steele uns zu einer Besprechung herbei zitierte, stand er mit Abstand neben mir, aber selbst dann sprach er nur das nötigste. Nicht einmal ich konnte es nun mehr abstreiten, dass es etwas mit diesem Morgen zu tun hatte, als Ben bei mir übernachtet hatte. Ich konnte nur immer noch nicht ganz begreifen, ob es Sam einfach furchtbar peinlich gewesen war, oder ob da mehr hinter steckte.

Leise fluchend stellte ich fest, dass der Maulschlüssel nicht mehr in meiner Werkzeugkiste war und erhob mich, um ihn suchen zu gehen. Auf der Werkbank, an der Ellie eben noch Saturn gewartet hatte, fand ich ihn dann und schnappte ihn mir. Als ich mich wieder umwandte, kam Sam grade zur Seitentür in die Halle hinein. Er hatte noch die Einkäufe für's morgige Mittagessen besorgt, wie es immer einer von uns kurz vor Schichtende tat, und hatte die Tüte locker auf seinem linken Arm abgelegt, um die Tür hinter sich zuzumachen. Sie war noch nicht richtig ins Schloss gefallen, als die Tüte ihm vom Arm rutschte. Er griff noch danach, konnte aber nicht verhindern, dass ein Glas eingelegter Gurken heraus fiel. Instinktiv machte ich zwei Schritte vorwärts und fing das Glas Gurken auf, bevor es am Boden landen und zerbrechen konnte.

Schweigend, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, reichte ich es Sam mit einem vorsichtigen Lächeln. Vor Wochen hätte er mich jetzt mit irgendeinem Spruch gelobt oder zu necken versucht. Eins von beidem auf jeden Fall, je nachdem, was ich in dem Moment über die Lippen brachte, aber ich traute mich nicht, irgendetwas zu sagen. Unser Miteinander war schon angespannt genug. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen und was ich machen sollte, damit es besser würde. 

"Danke!", murmelte Sam nur, als er es mir abnahm und steckte es wieder in die Tüte, ehe er mit gesenktem Blick an mir vorbei ging und auf die Tür zusteuerte, die zum Flur nach oben führte.

"Sam?", rief ich ihm nach und er blieb stehen, drehte sich mir aber nicht zu."Ist alles in Ordnung?" Es dauerte einen Moment und ich sah an dem Heben und Senken seiner Schulter, dass er einmal tief durchatmete.

"Klar. Alles prima", sagte er nur und ging weiter. Sein Tonfall und sein Benehmen dagegen zeigten ziemlich deutlich, dass er log. Sam so zu sehen tat mir im Herzen weh. Ich wusste, dass es ihm nicht gut ging. Ich sah es jeden Tag, ich spürte es, ich erfuhr es mit jeder Begegnung. Da ich aber davon aus ging, dass ich Schuld daran war, konnte ich nicht über meinen Schatten springen, um mit ihm darüber zu reden - vor allem nicht, wenn er mich so deutlich abwies und mir niemals mehr, als die kalte Schulter anbot, während er regelrecht vor mir floh.

Ich seufzte kurz, bevor ich mich wieder unter Hydrus legte und die Schraube festzog. Ich dachte über Sam nach und ob es wirklich an mir und Ben lag, dass er sich so distanziert hatte. Als mein Freund sollte er sich doch für mich freuen, statt mich dafür zu verurteilen, oder? Aber was nutzte all das nachdenken darüber. Vielleicht würde Zeit das alles wieder in Ordnung bringen und wenn nicht, hatte ich mich wohl in Sam getäuscht und doch nicht so einen guten Freund in ihm gehabt, wie ich immer gedacht hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich von anderen enttäuscht worden bin.

Resignierend beendete ich meine Arbeit, legte den Schraubenschlüssel wieder in meine Werkzeugkiste und wusch mir die Hände, bevor ich nach oben ging, um auch einen Tee zu trinken. 

"Sag mal, Penny, was ist bei euch los?", fragte Ellie mich, kaum dass ich die Küche betreten hatte und Sam wieder aufgestanden und verschwunden war. 

"Was meinst du?", fragte ich sie unschuldig und nahm einen Schluck Tee, als ich mich an den Tisch zu ihr, Elvis und Arnold setzte und eine der Zeitungen aufschlug, die am Tisch lagen.

"Na du und Sam? Seit deinem Geburtstag scheint bei euch irgendwie der Wurm drin zu sein", erwiderte sie mir skeptisch und ich schaute von dem neuesten Klatsch über den Schauspieler Ryan McChin auf. 

"Was soll das denn bedeuten?"

"Na er scheint irgendwie...reserviert. Ihr blödelt nicht mehr rum, neckt euch nicht mehr."

"Ja, Ellie hat Recht. Warum flirtet ihr nicht mehr miteinander?", mischte sich nun auch noch Elvis ein und ich warf ihm einen fassungslosen Blick zu, nur um aus den Augenwinkeln zu sehen, das Arnold neben ihm zustimmend nickte.

"Was? Hier hat niemals irgendjemand mit irgendwem geflirtet!", begehrte ich sofort geschockt auf.

"Ja, klar." Ellie verdrehte genervt die Augen und winkte gelangweilt ab. Sie machte des Öfteren Andeutungen, dass Sam und ich ein schönes Paar wären, aber sie brachte uns beide damit nur zum Erröten."Also, was ist los?", fragte sie dann, als sie sich vorlehnte und mich erwartungsvoll ansah. Ich wusste, ich konnte dieses Gespräch nicht mehr ewig vermeiden und vielleicht hatten sie ja auch bereits aus Sam etwas heraus gekriegt? Ich kannte doch meine Kollegen. 

"Ich habe keine Ahnung."

"Vergiss es Penny Morris! Irgendetwas ist vorgefallen, weil nicht nur Sam sich bei dir zurückhält, sondern du auch bei ihm und du weißt genau, was! Irgendetwas stimmt nicht und euch zuzusehen, wie ihr euch aus dem Weg zu gehen versucht, ist wirklich kein schöner Anblick", begehrte Ellie nun ernst auf und drohte mir mit dem Finger. Ich war überrascht über ihren Ärger, aber andererseits konnte ich mir vorstellen, dass es sich auch auf die anderen auswirkte. Es zog meine Laune ja auch in den Keller. 

"Okay, aber versprecht mir, dass ihr niemandem etwas verratet", gab ich nach. Sie waren unsere Kollegen und unsere Freunde. Wir mussten jeden Tag miteinander arbeiten und funktionieren. Sie hatten es wohl verdient, die Wahrheit zu erfahren. Sofort hoben Ellie, Arnold und Elvis zwei Finger und schworen stumm mit einem Nicken. Ich sah ihnen an, wie gebannt sie auf einmal waren. Sie waren zu neugierig."Ich habe an meinem Geburtstag offensichtlich zu viel getrunken und...bin am nächsten Morgen...neben Ben aufgewacht." Gott, war mir das peinlich, als ihre Augen während meines Berichtes immer größer geworden waren.

"Ooookay...", wandte Elvis nur ein und zeigte somit beinahe die selbe Reaktion wie Sam.

"Habt ihr...?", fragte Ellie mich dann neugierig und ich nickte nur betreten.

"Und woher weiß Sam davon?", warf Arnold nun ein.

"Wer sagt, dass er es weiß?", versuchte ich unschuldig einzuwenden.

"Wir haben dich gefragt, was zwischen dir und Sam vorgefallen ist. Wenn du deine Geschichte mit deiner nächtlichen Eskapade mit Ben beginnst, müssen wir wohl davon ausgehen, dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hat", wandte Ellie nun genervt ein.

"Okay, okay. Ich hatte einen Filmriss und konnte mich an nichts mehr erinnern. Sam hatte mir den Abend versprochen zum Frühstück zu kommen und mir beim Aufräumen zu helfen, weil er wegen der Nachtschicht ja nicht an der Party teilnehmen konnte", erklärte ich ihnen also seufzend.

"Und das hat er getan?", fragte Elvis mich dann und ich nickte nur.

"Und hat Ben bei dir getroffen?", fügte Arnold hinzu. Ich nickte wieder. Es war so peinlich und es tat mir immer noch so leid, dass das passiert war. Ich hatte mir mehr wie einmal in den letzten Wochen gewünscht, ich hätte mich nicht von all meinen Freunden mit dem Sekt und Wein so mitreißen lassen.

"Der grade aus der Dusche kam und mich auf die Wange geküsst hat, bevor er Sam gesehen hat. Sam ist daraufhin gegangen, weil er vergessen hatte, dass er noch was erledigen musste und seitdem ist er so - und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn er so reserviert ist." Elvis und Ellie warfen sich einen Blick zu, der mich verwirrte. Arnold schaute nur in seine Tasse, aber sein Blick war der selbe - beinahe so als hätten sie Mitleid. Mit Sam? Warum?

"Wow, das muss hart gewesen sein", wandte Elvis nun ein und fuhr sich durch die Haare.

"Für Sam? Warum?", fragte ich dann verwirrt."Ich meine, es ist ja nicht so, als wäre es schlimm, wenn man ums Aufräumen drum rum kommt. Ich...", begann ich und wusste, es war ein verzweifelter Versuch, die Situation damit zu erklären. Ich wusste, dass es nicht das gewesen war. Ich wollte es nur nicht sehen.

"Penny, es geht hier nicht ums Aufräumen, auch wenn ich denke, dass Sam sich sehr darauf gefreut hat", unterbrach Ellie mich genervt, als Elvis nur mit dem Kopf schüttelte und aufstand. Ich registrierte, dass er runter in die Halle ging. Ob er wohl mit Sam sprechen wollte?

"Worum bitte dann?",  gab ich ihr also ebenso genervt zurück. Ich wollte das endlich verstehen. Dass dieser eine Morgen zwischen mir und Sam so viel kaputt gemacht hatte, tat so unendlich weh. Auch Arnold ergriff die Flucht und entschuldigte sich knapp, dass er ins Büro musste. 

"Sagen wir mal, Sam hätte sicher nichts dagegen gehabt, wenn er derjenige gewesen wäre, der neben dir aufgewacht wäre", wandte Ellie dann ein, als die beiden verschwunden waren und ich verstand nur Bahnhof...für einen Moment. Dann sackte mir, worauf sie hinaus wollte.

"Du meinst...Sam...er ist...er hat...für mich was übrig?"

"Was übrig? Der ist total verknallt in dich! Jetzt sag nicht, dass du das nicht gemerkt hast?",  fragte Ellie mich und sie war wie vor den Kopf gestoßen.

"Woran hätte ich das merken sollen?", erwiderte ich ihr nur verwirrt. Ich überlegte fieberhaft, aber mir fiel tatsächlich nichts ein. Sam hatte niemals auch nur etwas angedeutet oder mich mal gefragt, ob wir ausgehen wollten. Ben dagegen hatte es getan. Zwar erst nachdem ich mit einem Kater neben ihm aufgewacht war, aber immerhin.

"Ihr flirtet doch ständig miteinander", wandte Ellie nun ein und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie mich ansah, als hätte ich sie nicht mehr alle. 

"Wir flirten nicht. Wir sind einfach nur gute Freunde mit dem selben Humor."

"Wenn du meinst", wandte sie nur ein und ihre Reaktion ließ keinen Zweifel daran, dass sie das sarkastisch meinte."Ich hätte echt niemals gedacht, dass du was mit Ben anfängst. Du und Sam seid so vertraut miteinander, so...einfach füreinander geschaffen. Ihr liebt euch doch!", nahm sie dann den Faden aber sofort wieder auf und sie schien wirklich ratlos über mein Verhalten zu sein.

"Ich liebe ihn nicht!", begehrte ich sofort auf und wurde augenblicklich rot. Was wollte sie mir hier einreden? Sam war mir mein liebster Freund geworden, aber Liebe?! Für ihn gab es doch nichts anderes als Feuerwehrmann zu sein. Ob er überhaupt wusste, dass es so etwas wie Liebe gab und warum es nicht nur Männer auf der Welt gab? 

"Und woher weißt du das so genau? Weil du Ben so sehr liebst, dass du gleich mit ihm in die Kiste springen musstest?!" Ellie verengte die Augen, als sie mich böse ansah. Wie konnte sie mich dafür tadeln wollen? Ellie hatte beinahe so viele Männergeschichten am Laufen, wie Elvis seine Frauen wechselte.

"Ich war betrunken!", verteidigte ich mich beleidigt. 

"Siehst du. Nüchtern hättest du das garantiert nicht getan!"

"Natürlich hätte ich das nüchtern nicht getan", maulte ich sie in meiner aufkommenden Wut an und erstarrte. Es zu wissen, war eine Sache, aber es vor anderen einzugestehen eine ganz andere. Ich posaunte mein Privatleben niemals so heraus. 

"Warum machst du dann weiter mit ihm?", fragte sie mich dann und sie schien regelrecht verzweifelt, weil sie keinerlei Verständnis für mich aufbrachte. Das war mehr als offensichtlich.

"Weil..." Ich zuckte die Schultern, als ich verlegen in meinen Tee schaute."Ich mag Ben. Er ist sehr fürsorglich und aufmerksam, hat Humor und...es ist schön ihn um mich zu haben...Besser, als immer allein zu sein", erzählte ich ihr leise. 

"Ist das alles?", fragte sie nur und ich schaute verwirrt zu ihr auf. 

"Was soll denn da sonst noch sein? Reicht das nicht?"

"Liebe, Penny. Liebe sollte da sein und das fühlst du nicht für Ben", stellte sie nun verzweifelt fest und das ließ mein Unbehagen wieder hoch kommen. Wie konnte sie mir erzählen, wen ich mochte, sogar liebte, und wen nicht? 

"Aber für Sam, oder wie?", wandte ich also sarkastisch ein.

"So, wie du ihn ansiehst? So wie du jedes Mal lächelst, sobald er den Raum betritt? Lachst du mit Ben so, wie du mit ihm lachst? Redest du mit Ben, wie mit ihm? Sei einmal ehrlich zu dir selbst Penny! Wärst du neben Sam aufgewacht am Morgen deines Geburtstages, hätte das irgendeinen Unterschied für dich gemacht?", fuhr sie mich dann ernst an und ich schrak ein wenig zusammen über den Ernst in ihrer Stimme. Das alles rotierte mir durch den Kopf, während ich über ihre letzte Frage nicht lange nachdenken musste.

"Wenn ich neben Sam aufgewacht wäre, hätte ich sicher nicht mit ihm geschlafen", maulte ich nur.

"Und warum nicht?", fragte Ellie mich dann mit einem Ton, der mir das Gefühl gab, als gäbe es hier ein Rätsel zu knacken, dessen Lösung ich schon sehr nahe war, aber für ihren Geschmack halt immer noch zu sehr auf dem Schlauch stand.

"Weil Sam es nicht gewollt hätte", stellte ich fest und zu meiner eigenen Überraschung versetzte mir das einen Stich ins Herz.

"Weil?", fragte Ellie mich wieder und wartete mit großen Augen auf meine Antwort.

"Weil er wusste, dass ich betrunken war." Das hatte er schon gewusst, als er gegangen war. Er hatte mich damit aufgezogen.

"Eben! Weil er dich kennt und weil er niemals dich oder eine Situation ausnutzen würde", war Ellie's Antwort darauf. Wollte sie mir jetzt erzählen, dass Sam mehr Gentleman war, als Ben? Das war ja wirklich kein Geheimnis, aber Ben sollte mich ausgenutzt haben?

"Ich kann und will nicht glauben, dass Ben die Situation ausgenutzt hat."

"Vielleicht nicht. Vermutlich hat er wirklich geglaubt, dass du es wolltest und er hat deinem alkoholisierten Zustand keine Bedeutung beigemessen...zumal er selbst den Abend gut einen im Tee hatte. Fakt ist aber, dass Sam viel zu viel Angst gehabt hätte, dich zu verletzen, wenn du realisierst, was passiert ist und das zwischen euch stehen könnte. Genau so wie er Angst hat, dir seine Liebe genau aus dem selben Grund zu gestehen. Jetzt kann ich ihn sogar verstehen, wenn du selbst nicht einmal realisiert hast, wie du wirklich zu ihm stehst. Wie kann jemand, der so klug und pfiffig ist, wie du, nur so auf dem Schlauch stehen, wenn es um Gefühle geht?!"

"Es reicht Ellie!" begehrte ich auf, als ich aufsprang und die Hände auf den Tisch knallte. Ich war grade maßlos mit ihren Vorwürfen und dem Gehörten überfordert und wollte nichts mehr hören. Vor allem wollte ich nicht, dass sie mir noch länger den Spiegel vor hielt, in den ich tagtäglich von allein schaute."Du musst mir wirklich nicht meine Fehler unter die Nase reiben und vor allem lasse ich mir nicht von anderen meine Gefühle erklären oder mir welche für irgendwen einreden", erwiderte ich genervt und wandte mich ab. Ich war es leid. Ich konnte das grade nicht ertragen. Also stellte ich meine Tasse weg und sah erstaunt, aber erleichtert nach einem schnellen Blick auf die Uhr, dass ich in 5 Minuten Feierabend hatte."Ich gehe nach Hause. Bis morgen", murrte ich meiner besten Freundin nur über die Schulter zu, als ich zur Tür ging.

"Schönen Feierabend...mit der zweiten Wahl." Ich blieb wie festgefroren stehen, als Ellie das sagte und wandte mich ihr fassungslos zu. Ellie grinste über beide Backen, als sie sich mit vor der Brust verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurücklehnte. Noch genervter als zuvor, schlug ich die Tür hinter mir ein wenig zu fest zu.

Fortsetzung folgt...

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