REISE IN DIE ZUKUNFT - Die kalte Schulter

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Hey ihr. Ich hab mich heute mal rein gekniet und hier ein weiteres Kapitel fertig gekriegt - sehr zu meiner eigenen Verwunderung hat es mir sehr gefallen, es zu schreiben. Ich glaube, ich finde langsam Gefallen, an dem Pairing 😉 Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, ihr könnt es genau so genießen, wie ich :)

>Penny's Sicht<

Es war zum Verrückt werden. Es schien beinahe so, als würde ich Sam nur um so mehr über den Weg laufen, je mehr ich versuchte ihm aus dem Weg zu gehen. Musste ich ihm wirklich jetzt an jeder Ecke über die Füße laufen? Tat er es absichtlich? Merkte er nicht, dass ich versuchte Abstand zu ihm zu halten? 

Andererseits war der Gedanke unfair. Sam konnte nichts für seine Lage und alles, was passiert war und am aller wenigsten, dass ich damit nicht umgehen konnte, dass er wieder da war. Im Grunde war ich mehr als nur glücklich, dass Sam noch lebte. Ich war immer der letzte Mensch gewesen, der ihm etwas schlechtes gewünscht hätte und ich hatte mir all die Jahre gewünscht, dass er wieder auftauchte, dass er noch lebte. 

Doch sein Verschwinden hatte mich in ein tiefes und dunkles Loch gerissen, aus dem ich nur schwer entkommen war und im Grunde immer noch an dessen Kante balancierte, weil ich ihn niemals hatte vergessen können. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich nur Sam wollte und ich schwach werden würde, sobald sich die Gelegenheit ergeben würde, hatte ich ihm doch am ersten Tag schon einfach nur in die Arme fallen wollen, als ich ihn später im Kaffee seines Bruders wieder gesehen hatte.

Kaum hatte ich am Tag seiner Rückkehr die Tür zum Kabeljau-Kaffee geöffnet, wusste ich, dass es ein Fehler gewesen war herzukommen. Ich erstarrte, als ich Sam dasitzen sah und es berührte mich sofort im Herzen, wie verzweifelt er aussah. Ich hatte so lange gebraucht, um über ihn hinweg zu kommen. Er war kaum wieder da, schmolz all meine Abwehr dahin, wie Eis in der Sonne und die Mauer, die ich um den Teil meines Herzens errichtet hatte, bröckelte nicht nur - Teile von ihr stürzten schlagartig ein.

Es kostete mich alle Anstrengung, mich zu Gwen umzuwenden und Sam zu ignorieren. Aber ich durfte das nicht zulassen. Sein Verlust hatte mich beinahe zerstört und ich musste an meine Kinder denken. Sie brauchten mich. Wenn ich ihn wieder in mein Herz hinein ließ, nur um ihn dann vielleicht wieder zu verlieren, würde es mich vollends um den Verstand bringen. 

"Ich bin gleich fertig, Penny. Tut mir leid, dass es etwas länger dauert, aber wir waren so überrascht, dass Sam wieder da ist."

"Nicht nur ihr", murmelte ich leise und starrte auf den Tresen vor mir.

"Ist das nicht wunderbar? Ich..." Ich hörte Gwen gar nicht zu, versuchte mich auf Sam zu konzentrieren, zu hören, was er sagte - nicht weil ich neugierig war, sondern weil ich einfach nur seine Stimme hören wollte, doch er schien selbst genau so wenig reden zu wollen, wie ich."Penny?"

"Was?" Ich schaute erschrocken zu Gwendolyn auf, die mir die Tüte mit dem Essen vor die Nase gestellt hatte und mich nun fragte, ob alles in Ordnung sei."Natürlich. Bitte entschuldige. Ich war einen Moment in Gedanken. Danke Gwendolyn."  Ich schnappte mir die Tüte vom Tresen und holte Geld aus der Tasche, dass ich Gwen reichte, bevor ich mich umwandte und ging. 

Alleine seine Anwesenheit reichte aus, dass ich kurz davor war, wieder in Tränen auszubrechen und ich sehnte mich nach nichts mehr als meine Arme um ihn zu schlingen, meinen Kopf an seine Brust zu legen und seinen wunderbaren Duft zu inhalieren, während ich seinem Herzschlag lauschte. Ich blieb wegen meiner Gedanken schlagartig stehen, als ich an dem Schaufenster vorbei ging und schaute wieder ins Lokal, beobachtete Sam, der nun wieder mit Charly sprach. Ich konnte nicht anders. Ich wollte ihn sehen, genoss es diesen wunderbaren Mann einfach nur anzusehen, der mir mehr bedeutet hatte, als mein eigenes Leben, dessen Verschwinden mich mehr wie einmal in den unmöglichsten Situationen dazu gebracht hatte, aufzugeben - sei es beim Klettern gewesen, wo mir am höchsten Punkt das Messer in meiner Tasche eingefallen war, das spielendleicht mein Seil hätte durchtrennen können; ich war in unzähligen Einsätzen der Versuchung aufgesessen mich dem Feuer zu ergeben, statt es zu bekämpfen; ich war im Sturm auf's Meer hinaus gesegelt, in der Hoffnung, er möge mein Boot kentern lassen, doch meine verfluchten Instinkte hatten mich immer wieder gerettet. 

Erst als Sam aufgeschaut hatte und unsere Augen sich begegnet waren, hatte es mich wieder aus meinen trüben Gedanken gerissen und ich war geflohen. Ich hatte mich unsterblich in diesen Mann verliebt und doch gelernt wieder neu zu lieben. Ich hatte neu angefangen und für Altlasten war in meinem Leben kein Platz mehr. Wie konnte ich das Risiko eingehen, Ben unglücklich zu machen, nachdem er immer für mich da gewesen war? Er war der perfekte Mann. Liebevoll, fürsorglich, hatte Humor und für so gut wie alles Verständnis - selbst für meine tiefe Trauer um Sam, die sich darin äußerte, dass ich in unserem Haus weder Bilder noch das Aussprechen seines Namens duldete. Das hatte ich niemals. Ich ertrug es einfach nicht. Ich hatte einmal gehofft, dass wenn Sam im wahren Leben kein Thema mehr wäre, dass ich irgendwann aufhörte ständig an ihn zu denken und von ihm zu träumen. Es hatte nicht funktioniert, dennoch wollte ich es nicht einreißen lassen. 

Doch dass er nun wieder da war, brachte alles ins Wanken. Nicht genug, dass ich nun unaufhörlich an ihn dachte, zog es mich auch zu ihm hin. Egal, wie sehr ich mir einredete, dass ich Abstand halten musste, lief ich ihm immer öfter über den Weg und ein wenig hatte ich das Gefühl, dass ich es unbewusst extra tat. Immerhin hätte ich mir denken können, dass er an dem Tag im Kaffee war. Sam hatte nichts mehr. Wo sonst hätte er am ersten Tag hingehen können, als zu seinem Bruder? Was hatte ich mir nur dabei gedacht, selbst das Essen zu holen? 

Aber nicht nur ich suchte unbewusst seine Nähe, denn offensichtlich wollte auch das Schicksal, dass wir uns so oft wie möglich begegneten. Das bewies wohl unsere Begegnung am zweiten Abend auf der Straße in die Stadt. Noch immer fragte ich mich, wo Sam wohl an diesem Abend hin gewollt hatte, aber da Malcolm ein wenig die Straße hinunter wohnte, ging ich davon aus, dass er ihm einen Besuch hatte abstatten wollen. 

Er war so wundervoll mit Mira umgegangen und er hatte sie angeschaut, als hätte er sie vom ersten Moment an in sein Herz geschlossen. Seine Bemerkung, dass er ermüdend auf Frauen wirkte, hatte ich so nicht stehen lassen können. Die Wahrheit war aus mir herausgesprudelt, ehe ich großartig hatte darüber nachdenken können, was ich da sagte. Aber es war genau so. Sam war weit davon entfernt, ermüdend auf mich zu wirken. Im Gegenteil. Er belebte meine Sinne und Träume - vor allem die leidenschaftlicheren. Nicht einmal bei Ben fühlte ich mich so sicher und geborgen, wie ich mich immer in Sam's Gegenwart immer gefühlt hatte. 

Besonders in Erinnerung war mir aber unser zufälliges Zusammentreffen am Strand geblieben: 

Ich beobachtete die Kinder, die zusammen im Sand vor uns spielten, als Ben sich hinter mich setzte und mich mit den Armen umfing, um mich an sich zu ziehen. Wie immer ließ ich mich fallen und ein Lächeln trat auf mein Gesicht, als ich seine Lippen an meinem Hals spürte. Es tat immer noch so gut, von ihm geliebt zu werden. Seine Arme, die mich umfingen, versprachen mir Halt und Sicherheit, seine Wärme hüllte mich ein und gab mir das vertraute Gefühl zu Hause zu sein. Er hatte mich aus dem Loch geholt, in das Sam's Verschwinden mich hatte fallen lassen und mich wieder gelehrt, was es hieß, glücklich zu sein. Dafür würde ich ihm ewig dankbar sein, dachte ich noch, als ich mich ihm soweit zuwandte, dass ich ihn zärtlich küssen konnte, was Ben nicht ganz so unschuldig beließ, wie ich es geplant hatte. 

"Sam, Sam!", rief Leon voller Begeisterung irgendwo neben uns. Ich riss die Augen auf und schrak hoch, während meine Augen panisch nach Sam suchten und mir die Schamesröte auf den Wangen brannte. Ich entdeckte unseren Ältester, wie er den Strand entlang lief - direkt auf Sam zu, der ihn auffing, als Leon ihm dann in die Arme sprang. 

"Die beiden kennen sich?", fragte ich heiser.

"Ich hab dir doch erzählt, dass er mir vor einigen Tagen abgehauen ist, weil er keine Lust hatte seine Erkältung auszukurieren. Er hat Sam getroffen, bevor ich ihn gefunden habe und die beiden haben sich unterhalten", erklärte Ben mir nun locker.

"Über was?" Himmel, ich konnte immer noch nicht klar denken. Hatte Sam uns gesehen? Würde er mich dafür verachten? Er sah so gut aus, wenn er so ausgelassen lachte und schäkerte, wie er es grade mit Leon tat. Offensichtlich kam er besser mit dem allen zurecht, als ich - obwohl ich auch gelernt hatte, gut zu schauspielern und meine wahren Gefühle zu verstecken, damit sich niemand um mich sorgte. Ob Sam das auch tat oder war ihm unsere Freundschaft, ich, doch nicht so wichtig gewesen, wie ich dachte und alle immer sagten?

"So, wie Leon sagte, hat Sam ihm klar gemacht, dass immer unvorhergesehene Dinge passieren können, egal wie gut unser großer auf sich selbst aufpasst und wie wichtig es ist, das seine Eltern immer wissen, wo er ist." In diesem Moment schaute Sam zu uns herüber - was wohl auch mit dem auf uns gerichteten Finger unseres Sohnes zu tun hatte. Ich konnte nicht dagegen an und befreite mich endgültig aus Ben's Armen und wandte mich dem Picknickkorb zu. Meine Wangen brannten. Ich wollte nicht von Sam gesehen werden, wenn ich in den Armen eines anderen lag, wenn ich mich an ihn kuschelte oder lächelnd unsere gemeinsamen Kinder beobachtete. Es kam mir auf einmal so...falsch vor."Hey, Sam. Setz dich doch zu uns!", rief Ben ihm zu meinem Entsetzen begeistert zu und ich erstarrte einen Moment. Das konnte nicht sein Ernst sein?! Mein Ehemann und meine verschollen geglaubte große Liebe und ich mittendrin?  Das war ein ganz schlechter Scherz, den das Schicksal mir da spielte.

Ich schnappte mir ein Buch und legte mich auf den Bauch, um mich darin zu vertiefen. Wenn Ben und er reden wollten, dann nur ohne mich, bevor ich Gefahr lief, mich in irgendeiner Weise zu verplappern oder - was wahrscheinlicher war - dabei erwischt zu werden, wie ich versuchte Sam heimlich anzuschmachten, so wie ich es immer tat, sobald ich die Gelegenheit dazu hatte. Es war noch immer zu unglaublich, dass er wieder da war und noch unglaublicher, wie sehr ich mir wünschte, dass in so Momenten wie grade eben, es seine Arme wären, die mich umfingen; seine Wärme und sein Duft, die mich einhüllten und mir Geborgenheit vermittelten, wie es das früher getan hatte, wenn ich ihm nahe war. Ich fragte mich unwillkürlich, ob es wirklich wahr war, dass Sam mich damals geliebt hatte - liebte er mich dann immer noch? Für mich war es 5 Jahre her, für Sam nur etwas über eine Woche. 

Der Wind wehte aus seiner Richtung und ich schloss die Augen, während mein Puls sich beschleunigte und ich tief durchatmete, als er mir seinen Geruch in die Nase trug. Ich hätte darin ertrinken können. Ich wollte es so sehr. Seine Stimme klang in meinem Ohr wie ein wunderbares Windspiel - beruhigend und wohltuend.

"Ich...muss weiter. Charly und seine Familie warten auf mich."

"Okay. Bis bald, Sam."

"Bye. Habt noch einen schönen Tag." Er ging weiter und ich konnte nicht widerstehen und schaute ihm nach, während Ben aufstand, um zu Mira zu gehen. Ich liebte Sam's selbstsicheren Gang, seine muskulöse Statur und seine breiten Schultern. Ich träumte so oft von ihm und ich hatte offensichtlich nichts vergessen. Er sah wirklich so aus, wie in meinen Träumen. Ich fragte mich unwillkürlich, ob seine Haare sich auch so weich und seine Muskeln sich auch so wundervoll unter meinen Fingern anfühlten, wie in meinen Träumen. 

Ich war so in Gedanken, dass ich eine Sekunde brauchte, bis ich registrierte, dass er stehen geblieben war und sich nun zu mir umdrehte. Unsere Augen trafen sich wieder und mir klopfte das Herz bis zum Hals, als ich verlegen den Blick wieder auf mein Buch vor mir richtete. 

Das war nun auch schon wieder fast eine Woche her und ich wusste immer noch nicht, wie ich mit all dem umgehen sollte. Vor allem nicht mit unseren scheinbar zufälligen Begegnungen.

"War das dann alles, Penny?", fragte Dilys mich dann, als ich gedankenverloren in meinem Geldbeutel kramte. Ich hatte eben Feierabend gemacht. Ben holte heut die Kinder vom Kindergarten ab und ich wollte nur eben ein paar Kleinigkeiten für's Abendessen einkaufen. Ich hätte es so viel besser wissen müssen, denn kaum hatte ich den Laden betreten, war kurz nach mir auch Sam hinein gekommen, was mich zu meinen Überlegungen geführt hatte.

"Ja, Dilys. Das war's. Was kriegst du?" Ich unterbrach das einräumen meiner Einkaufstasche, um Dilys zu bezahlen, ehe ich Platz machte, damit Sam seine Einkäufe ablegen konnte. Verstohlen schaute ich darauf. Milch, Mehl, Eier, etwas Schinken und geriebener Käse. Was er wohl vor hatte? Es schien schlicht aber so wie ich Sam kannte, würde er etwas wundervolles daraus zaubern.

"Ich habe gehört, du wohnst jetzt bei Malcolm, Sam?", fragte Dilys ihn nun kokett und ich verdrehte heimlich genervt die Augen. Wartete sie auf eine Einladung? Seit Trevor mit einer Tänzerin aus Newtown durchgebrannt war, warf sie sich wieder jedem an den Hals. Aber auf Sam hatte sie ja immer ein besonderes Augenmerk gelegt. Verstehen konnte ich sie.

"Seit meinem 2. Tag schon Dilys. Erstaunlich, dass du mich jetzt erst drauf ansprichst, wo ich ja fast jeden Tag hier her komme", wandte er neckend ein und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich, um Zeit zu schinden, einen Joghurt nach dem anderen oben auf in meine Tasche sortierte.

"Wirklich? Oh, da muss ich Gwen aber mal rügen, dass sie mir das nicht eher erzählt hat. Die Wohnung soll ja so schön sein, haben mir die Touristen erzählt?" Woah, glaubte sie wirklich, dass Sam sie einlud, sich selbst davon zu überzeugen, wenn sie so plump fragte?

"Wenn du sie sehen möchtest werde ich gerne Malcolm Bescheid geben, dass er sie dir zeigt", wandte Sam nun lächelnd ein, als er Dilys Geld reichte und seinen Einkauf in eine kleine Tüte packte.

"Wirklich?!", sprach Dilys nun überrascht aus, was ich dachte.

"Na klar. Wenn ich irgendwann mal ausgezogen bin, hab ich nichts dagegen." Sam war fertig mit seinem Einkauf und er warf mir einen unauffälligen Seitenblick zu. Unsere Blicke trafen sich und wir mussten beide schmunzeln.

Ich schnappte mir meine Tasche und warf ein allgemeines 'Tschüss' zurück, was nicht beantwortet wurde. Von Dilys nicht, weil sie eingeschnappt wegen der Abfuhr war, von Sam nicht, weil er nun auch seine Tüte schnappte und an mir vorbei ging, um mir die Tür aufzuhalten. Ich verharrte nur kurz, ehe ich mit einem knappen Danke hindurch ging. Ich kam nur wenige Meter weit, als mir der Klang der Türglocke verriet, dass sich die Ladentür wieder geschlossen hatte, aber ich würde wetten, dass Dilys im Fenster stand und uns nachsah. Uns, weil ich spürte, das Sam genau hinter mir ging.

"Wir...haben den selben Weg. Würde dich ein wenig Gesellschaft stören?", fragte er mich dann ein wenig schüchtern, als er zu mir aufholte und mit mir Schritt hielt.

"Nein, ist schon okay."

"Soll ich...deinen Einkauf tragen?"

"Wirklich Sam? Wir sind doch nicht mehr in der Schule, wo die großen, starken Jungs den Mädchen die Bücher tragen müssen", erwiderte ich schmunzelnd, ehe ich zusammen zuckte. Verdammt, ich verfiel viel zu schnell in den alten Trott in seiner Gegenwart.

"Ich würde es tun", erwiderte er nur schulterzuckend."Gerne sogar."

"Ich schaff das schon. Trotzdem danke." Ein unangenehmes Schweigen machte sich breit, das er sich scheinbar nicht zu brechen traute. Wohl, weil ich so plötzlich wieder ernst und distanziert geworden war."Du wohnst also bei Malcolm?" Diese Frage war sicher nicht verwerflich, wenn sie von mir kam...oder? Ich wollte nur Small-Talk machen, damit es nicht zu peinlich zwischen uns wurde, aber ich fragte mich plötzlich, ob es klug war, zu wissen, wo er sich Nachts aufhielt.

"Ja, er hat mir die Ferienwohnung in seinem Haus überlassen. Es ist nicht das selbe wie mein altes Haus, aber es ist alles da, was man braucht."

"Ich freue mich, dass du so gut wieder Fuß zu fassen scheinst."

"Tust du das wirklich?" Ich hörte die Verwunderung in seiner Stimme und schaute überrascht auf, was ihn ins Straucheln brachte."Ich meine nur, weil du mich zu meiden versuchst und oftmals ignorierst. Vor allem, wenn andere dabei sind. Wenn wir aber allein sind, kommt immer wieder mal die alte Penny bei dir durch, die du offensichtlich zu verbergen versuchst."

"Und du machst dir immer noch zu viele Gedanken", erwiderte ich nur. Ich wollte nicht mit ihm darüber reden. Die Gefahr, schwach zu werden, ihm zu viel über meine wahren Beweggründe zu erzählen, was er dann nutzen konnte, um auch noch die restlichen verbliebenen Mauerabschnitte in meinem Herzen einzureißen, nur um mich dann wieder verletzten zu können, war einfach zu groß. 

"Penny." Er ergriff meinen Arm und blieb stehen, zwang auch mich somit dazu und ich schaute zu ihm auf."Du hast neulich noch infrage gestellt, dass du mich jemals so behandeln würdest und jetzt ignorierst du mich doch!", sagte er nun und die Hilflosigkeit in seiner Stimme, zog mir das Herz zusammen. 

"Dein neulich ist über 5 Jahre her, Sam. Seitdem ist viel passiert." Es war einfach zu schmerzhaft darüber nachzudenken. Ich redete mit niemandem darüber, warum sollte ich es jetzt mit Sam tun? 

"Aber was kann ich dafür?", fragte er mich fast schon verzweifelt. Ich senkte den Blick, wusste nicht, ob ich der Wut oder der Enttäuschung in mir nachgeben sollte, während ich versuchte die Tränen zurückzuhalten, die nun in meinen Augen brannten."Du bist niemals so unfair gewesen, Penny. Seit wann bestrafst du jemanden für etwas, wofür er selbst gar nichts kann?" In einem verzweifelten, letzten Versuch, drehte ich den Kopf weg und kniff die Augen zusammen, um die Tränen vor ihm zu verbergen. Er traf mich noch immer mitten ins Herz, egal wie sehr ich auch versuchte, alles an der Mauer in meinem Herzen abprallen zu lassen - oder eher dem, was davon übrig war.

"Du hast Recht, Sam. Du kannst nichts dafür, was passiert ist. Es war ein bedauerlicher Unfall und es tut keinem so leid, wie mir. Aber wenn du es jetzt nicht gut sein lässt, wird das, für mich zumindest, nicht gut ausgehen."

"Warum nicht, Pen? Rede mit mir. Hilf mir, es zu verstehen. Hatten wir nicht neulich...damals noch gesagt, dass wir immer alles aus der Welt schaffen werden, indem wir darüber reden?"

"Verdammt Sam! Was willst du von mir hören?", platzte es nun aus mir heraus. Was war denn so schwer zu begreifen? Er musste doch sehen, dass mir all das sehr weh getan hatte."Ich konnte dich nicht haben, aber ich konnte dich auch nicht vergessen. Trotzdem habe ich weiter gemacht und mir ein Leben aufgebaut. Ich will und ich werde meine Familie schützen. Mehr gibt es nicht zu sagen." Ich wandte mich um und ging. Ich hatte ihm alles gesagt. Mehr musste er nicht wissen. 

"Und wann fängst du mal an, an dich selbst und dein eigenes Glück zu denken?", rief er mir dann hinterher und es stoppte mich augenblicklich, weil es mich wie ein Blitz traf und ich fuhr zu ihm herum. Das war nicht fair. 

"Ich habe daran gedacht so lange du da warst. Ich habe darauf gehofft, selbst noch lange nachdem du fort warst. Bis heute noch gehört dir mein letzter Gedanke am Abend, mein erster Gedanke am Morgen und auch meine Träume. Verlang nicht mehr von mir, Sam", forderte ich nun mit tränenerstickter Stimme. Ich war kurz davor zu explodieren und ich wusste genau, dass es sich in einem Heulkrampf äußern würde, den ich, so wie ich Sam kannte, in seinen Armen beenden würde.

"Ich würde niemals etwas von dir verlangen, was du nicht willst, Penny." Seine Stimme war auf einmal sanft, beinahe verständnisvoll, als er vor mich trat und auch wenn ich ihn noch immer nicht ansah, wusste ich wie nah er mir auf einmal war. Ich spürte es, noch bevor er meine Hände in die seinen nahm."Ich werde alles wieder in Ordnung bringen, Penny, und wenn es das letzte ist, was ich tue. Aber bestrafe mich nicht, indem du mich hasst. Das ertrage ich nicht."

"Ich hasse dich nicht, Sam. Das könnte ich niemals." Ich schaute in seine Augen, erschrocken über seine Bitte und besonders über seine Wortwahl verwundert. Welchen Fehler ich da gemacht hatte, merkte ich jetzt erst, als es in meinem Bauch zu flattern begann, meine Knie weich wurden und mein Herz raste."Aber es wäre so viel einfacher, wenn dem so wäre", fügte ich mit schwacher Stimme hinzu und entzog ihm meine Hände, bevor ich mich umwandte und die Flucht ergriff. 

Erst als ich mir sicher war, dass er mich nicht mehr sehen konnte, verlangsamte ich meine Schritte und fuhr mir mit der Hand durch's Gesicht. Ich hatte schwer dagegen ankämpfen müssen, meinen Tränen vor ihm nicht freie Bahn zu gewähren, doch viel schwerer war es gewesen, meinem Drang, die Arme um ihn zu legen und Schutz und Trost in seinen Armen zu suchen, zu widerstehen.

Zehn Minuten später betrat ich unser Haus und stellte die Tasche in der Küche ab und begann sie auszuräumen. Ich hatte mich wieder im Griff, dennoch ging mir unser Gespräch nicht aus dem Kopf. Was hatte Sam nur damit gemeint, wann ich anfangen würde, an mein eigenes Glück zu denken? 

"Da bist du ja endlich, Schatz. Ich hatte schon angefangen, mir Sorgen zu machen", hörte ich Ben hinter mir sagen. Ich hörte keinen Vorwurf in seiner Stimme. Im Gegenteil neckte er mich, weil ich oft noch jemanden auf dem Heimweg traf und dazu neigte, aufgehalten zu werden, weil alle mit mir quatschen wollten. Heute aber konnte ich damit nicht umgehen.

"Du weißt, dass ich nie pünktlich komme, Ben, vor allem, wenn ich erst noch bei Dilys vorbei muss. Also lass die Witze."

"Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?", wandte er nun verwundert ein, doch ich sagte nichts dazu und er begann die Joghurts neben mir in den Kühlschrank zu räumen. Ich wollte nicht über meine Begegnung mit Sam reden, zumal ich mir selbst erst einmal in Ruhe Gedanken darüber machen musste."Kann ich dich so allein lassen, wenn ich morgen auf diese Wochenendschulung muss?", fragte er mich dann, als ich grade die Tasche leer geräumt hatte und nach den Äpfeln griff. Verwirrt drehte ich mich zu ihm um.

"Was?!"

"Du benimmst dich so seltsam. Schon seit Wochen eigentlich, aber heute bist du besonders launisch. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du wieder schwanger bist." Ein freches Grinsen trat in seine Mundwinkel, als er den letzten Satz nach einer kurzen Pause von sich gab und ich verdrehte genervt die Augen, als ich beschloss nun doch die Äpfel in die Schüssel auf dem Tisch zu legen. Ich hatte sie noch nicht richtig abgelegt, als seine Arme sich von hinten um mich schlangen und mich mit dem Rücken an ihn pressten, während ich seine Lippen an meinem Hals spürte."Bist du's."

"Wow, Ben. Das ist dein persönlicher Rekord im Stimmung versauen", kommentierte ich nur, als ich mich los riss und mich wieder den Einkäufen widmete."Wie sollte ich das gemacht haben? Ich bin nicht die heilige Mutter Maria." Es war nicht so, als hätten wir beide kein Liebesleben, im Gegenteil - und wir genossen unsere Zeit miteinander sehr. Dass Ben's Idee so unwahrscheinlich war, lag einfach an einem blöden Unfall während eines Einsatzes vor etwa einem Jahr, durch den er zeugungsunfähig geworden war und damit hatte ich auch den Wunsch nach drei Kindern über Bord geworfen.

"Es war nur ein Witz mein Schatz", wandte er nun ein wenig genervt ein, als er mir die Nudeln aus der Hand nahm und sie wieder hin legte, um mich an sich zu ziehen. Unsere Augen trafen sich und ich spürte im nächsten Moment seine Hand an meiner Wange. Ich wusste, was nun kam und schloss die Augen, bevor seine Lippen auf meine trafen. Nur zwei Minuten später war ich schon wesentlich milder gestimmt und ich hatte für einen Moment das Gespräch mit Sam vergessen."Was ist los?", fragte er mich dann sanft, als ich mich an ihn kuschelte. Er kannte mich einfach zu gut. Er wusste immer, wenn mich etwas belastete und er wusste immer, wie er mich von trüben Gedanken ablenken konnte. 

"Ich habe Sam getroffen. Er sagte etwas, was mir nicht aus dem Kopf geht", wandte ich seufzend ein. Für mich war es genug. Für ihn noch lange nicht und das merkte ich, weil er fragte."Er wollte wissen, warum ich ihn meide. Er meinte, ich verhalte mich unfair ihm gegenüber."

"Was du definitiv auch tust." Ich löste mich genug, um ihm kritisch in die Augen schauen zu können und wollte grade etwas erwidern, als er mir mit einem milden Lächeln zwei Finger auf die Lippen legte."Ja, ich weiß, wie sehr du unter seinem Verschwinden gelitten hast. Ich weiß auch, wie sehr du es bis heute noch tust. Ich habe dich all die Jahre damit kämpfen sehen. Er war dein bester Freund und er kann nichts dafür, dass ihm das passiert ist. Trotzdem bestrafst du ihn, als hätte er es extra gemacht. Tu ihm und dir einen Gefallen und lasst eure Freundschaft wieder aufleben. Es wird dir gut tun. Du bist nicht mehr die selbe Penny, die ich anfangs kennengelernt habe, ohne ihn."

"Du weißt gar nicht was du da sagst, Ben und wenn dich mein neues Ich so gestört hat, hättest du ja nie was mit mir anfangen müssen", erwiderte ich nur, geschockt, dass er mich regelrecht in Sam's Arme trieb. 

"So sehr hast du dich doch gar nicht verändert. Du bist nur ein wenig...nachdenklicher geworden und ich liebe alles an dir - die alte Penny, die neue Penny. Du bist gut so, wie du bist und egal, ob du so bleiben willst, wie du bist oder der alten Penny wieder eine Chance geben willst - ich werde dich immer lieben, weil du einfach perfekt bist." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er mir noch einmal in die Augen sah."Schließe deinen Frieden mit Sam. Du hast eine zweite Chance gekriegt. Nutze sie."

"Ben, bitte...ich weiß nicht, ob...Ich..." Meine Stimme versagte mir den Dienst. Wie konnte er mich dazu drängen? Konnte er nicht ahnen, was das bedeuten könnte, wenn ich erfuhr, dass er mich tatsächlich geliebt hatte...vielleicht noch immer liebte? Ich weiß, dass er mir bedingungslos vertraute und ich wusste auch, dass er mich für eine überaus starke Frau hielt. Aber wusste er auch, dass ich weder stark war noch sein Vertrauen verdient hatte, wenn es um Sam ging?!

"DU wirst das richtige tun, weil du immer das richtige tust. Du bist ein Herzensmensch, kein Kopfmensch, Penny. Hör auf, Sam und was ihn angeht auch allen anderen eine Seite zu zeigen, die du nicht gut beherrschst. Das wird dich genau so wenig glücklich machen, wie es sein Verschwinden damals getan hat." Das war alles, was er sagte, bevor er mich alleine in der Küche zurück ließ, um nach den Kindern im Wohnzimmer zu sehen. 

Während ich das Abendessen machte, ließ ich mir nicht nur Sam's, sondern auch Ben's Worte durch den Kopf gehen und ich wusste, dass sie beide auf ihre Weise Recht hatten. Dennoch blieb die Angst, dass ich einem von beiden weh tun würde, egal wofür ich mich entschied. 

Ich ging an diesem Abend mit Kopfschmerzen ins Bett und wachte am nächsten Morgen mit ihnen auch wieder auf - was kein Wunder war, da ich nicht besonders viel, geschweige denn erholsam hatte schlafen können. Ich verabschiedete Ben an diesem Morgen dennoch herzlich. Ich würde die nächsten drei Tage allein mit Mira sein. Meine Eltern würden heute Mittag Leon von der Kita abholen, bei denen er das Wochenende auf seinen Wunsch hin verbringen wollte. Ein wenig fürchtete ich mich davor. Leon wäre ein Alibi gewesen, hinter dem ich mich hätte verstecken können - ein guter Grund, um Sam nicht aufzusuchen. Mira redete noch nicht viel. Sie würde nichts verraten können, egal was sie dann auch mitbekommen würde, wenn ich es tat. 

Mein Tag lief dagegen nicht gut. Egal, was ich anpackte, es ging schief. Glück war mir heute in keiner Weise hold, während meine Gedanken immer wieder um die Frage kreisten, was ich nun tun sollte. Jeder riet mir, mich mit Sam auszusöhnen, nur mein Verstand wehrte sich noch immer dagegen, schrie mich stumm an, mich von ihm fernzuhalten, wenn ich niemanden unglücklich machen wollte. 

Aber eines wusste ich mit Sicherheit: Ich konnte so nicht mehr weiter machen. Egal was ich tat, egal was ich versuchte, es war sinnlos. Ich konnte nicht aufhören an ihn zu denken und ich konnte nicht dagegen an, dass Sam offensichtlich nicht nur meine Blicke auf sich zog, sondern auch mich zu ihm hin. Ich musste Sam sehen. Ich musste mit ihm reden und hoffentlich würde mir das besser helfen, mit dieser ganzen Situation umgehen zu können, wenn alles andere so nach hinten los ging.

Fortsetzung folgt...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro