WAISENKINDER - Aufklärung

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

"Soll ich uns einen Tee machen?", sagte Sam leise, als Penny sich soweit beruhigt hatte, dass zumindest ihre Tränen erst einmal versiegt waren. Sie nickte nur, als er sie zum Sofa führte und sie seiner stummen Aufforderung folgte, sich zu setzen.

Sie schaute ihm nach und registrierte, dass auch er tief betroffen von dem eben erlebten war. Er mochte vielleicht kein Freund ihrer Vorgehensweise gewesen sein, aber er hatte unmissverständlich klar gemacht, dass er zu ihr halten und sie unterstützen würde, komme was wolle. Außerdem war ihr ebenso aufgefallen, wie viel Freude es ihm gemacht hatte, den gestrigen Abend und den Tag heute mit den Kindern zu verbringen. Er hatte nicht geweint eben, so wie sie, aber ihr war auch nicht entgangen, dass er sich doch die ein oder andere Träne verkniffen hatte, seit die Kinder fort waren. Er litt vielleicht stumm und nicht sichtbar, aber er litt ebenso wie sie. Aber wie mochte es erst den Kindern gehen?

"Pen?" Sie schaute auf, als er sie aus ihren Gedanken holte und sah, dass er ihr eine Tasse Tee hinhielt, die sie ihm nun mit einem müden Lächeln abnahm, das ihm hoffentlich zeigte, dass sie dankbar über seine Fürsorge war, während er sich neben sie setzte."Wieso hast du gesagt, dass du wahrscheinlich ihre Tante bist?", fragte er sie dann nach einem Moment des Schweigens, in dem sie an ihrem Tee genippt hatten. Sie schloss eine Sekunde die Augen und atmete durch. Würde er ihr glauben, wenn sie ihm sagte, dass sie so ein Gefühl hatte? Sie wusste zu genau, wie sehr Sam schonmal die Nase runzelte, wenn Gwendolyn ein wenig zu esoterisch wurde.

"Keine Ahnung. Ich wollte mehr Zeit damit gewinnen, um weiter suchen zu können", antwortete sie ihm stattdessen.

"Du schienst ziemlich überzeugt...oder warst zumindest ziemlich überzeugend", korrigierte er sich wieder und ein Schmunzeln trat in seine Mundwinkel."Und das obwohl du eigentlich so eine schlechte Lügnerin bist", stellte er dann fest und es zauberte auch ein Schmunzeln auf ihre Lippen, wenn auch nur kurz. Nur Sam schaffte so etwas, egal wie trüb die Stimmung grade war, und nur er kannte sie so genau, die Lage richtig einzuschätzen."Ist deine Schwester der Teil deiner Familie, mit dem du keinen Kontakt mehr hast?", fragte er sie dann die Frage, vor der sie sich die ganze Zeit ein wenig gefürchtet hatte, seit sie gestern Abend die Kinder gefunden hatten - seit sie es ihm gestanden hatte, dass sie etwas belastete.

Es war einfach aus ihr herausgeplatzt, ohne es zu wollen. Sie sprach niemals über Sorgen und Probleme. Mit niemandem. Nicht einmal mit Sam. Es waren ihre Probleme und sie wollte niemanden damit belasten. Aber sie sah auch ein, dass es an der Zeit war, Sam zu erzählen, was geschehen war. Er hatte zu ihr gestanden und sie unterstützt, obwohl sie nicht vorschriftsgemäß gehandelt hatte. Eine Erklärung war das wenigste, was sie ihm schuldig war.

"Ihr Name ist Arwen. Sie war immer speziell. Während mein Bruder Gavin und ich eher ruhig waren, war sie der Rebell in unserer Familie", begann sie also dann mit einem traurigen Lächeln, bei der Erinnerung an ihre Schwester und was die alles ausgeheckt hatte. Sie war wirklich kein Kind von Traurigkeit gewesen, hatte jeden Unfug mitgemacht. Annie hatte es schon manches Mal faustdick hinter den Ohren gehabt, aber ihre Schwester hatte allem noch einmal die Krone aufgesetzt."Sie war kaum 18, als sie schwanger war und uns von ihrer großen Liebe erzählte. Ich konnte es nicht begreifen. Sie war noch mitten in der Ausbildung und sprach davon, dass sie beide das unbedingt wollten und heiraten wollte sie ihn auch. Sie wollte die Ausbildung hinschmeißen, was sie ja auch getan hat. Wir kannten ihn nicht einmal. Sie hatte ihn uns nicht vorgestellt und nach diesem Abend haben wir ihn auch nicht mehr kennenlernen können", erinnerte Penny sich an den Abend zurück, als sie ihre Schwester das letzte Mal gesehen hatte.

"Was ist so schwer daran zu glauben, dass er ihre große Liebe gewesen sein könnte?", wandte Sam nun ein, als Penny schwieg. Es hätte ja immerhin sein können und die beiden Kinder sprachen doch heute dafür, dass es wirklich so gewesen war, oder?

"Es war einfach schwer, ihr das jedes Mal zu glauben. Sie schleppte alle paar Wochen einen anderen Kerl an und säuselte etwas von der großen Liebe", erwiderte sie ihm nur und sie sah in Sams Gesicht deutlich, dass er sie nun doch verstand. Ihre Schwester hatte sich so nach Aufmerksamkeit und Liebe gesehnt, dass sie sich naiv in alle Arme gestürzt hatte, die ihr das versprochen hatten - egal wie kurz es auch gehalten hatte.

"Seltsam, dass ihr so unterschiedlich seid", stellte Sam dann nach einem Moment des Schweigens nachdenklich fest und sie schaute von ihrem Tee verwirrt zu ihm auf.

"Was soll das bedeuten?", fragte sie ihn skeptisch und dass er zusammenzuckte, zeigte ihr deutlich, dass er wohl nur laut gedacht hatte und sich dessen gar nicht wirklich bewusst gewesen war.

"Ich meine...also...naja...", begann er zögernd und rieb sich mit einer Hand verlegen durch den Nacken."Sie schien da ja eher naiv zu sein, während du eher...zurückhaltend...oder vorsichtig bist?!", erklärte er ihr dann und war hörbar unsicher über seine Wortwahl. Doch Penny schmunzelte nur, ehe sie wieder an ihrem Tee nippte.

"Vielleicht ist sie auch einfach mutiger, als ich", merkte sie dann an, als Sam auch sanft lächelte, ehe sie wieder ernst wurde."Sie war das Nesthäkchen. Ich will nicht sagen, dass meine Eltern uns beiden Älteren anders behandelt haben. Sie waren immer fair. Aber Arwen hatte immer das Gefühl, dass wir besser behandelt würden, als sie. Sie wollte einfach nicht sehen, dass wir nicht so oft geschimpft wurden, weil wir nicht so viel anstellten, wie sie. Oder dass wir für die guten Noten, für die wir gelobt wurden, lernten. So war sie eben."

"Ich verstehe nicht, dass sie abgehauen ist. Fühlte sie sich nicht genug unterstützt?"

"Sie hätte jede Unterstützung von uns gekriegt, die sie gebraucht hätte, aber sie hat sich so hinein gesteigert, weil wir nicht alle sofort bis an die Decke gesprungen sind vor Freude und gejubelt haben, als wären wir außer uns vor Glück. Sie war so wütend und hat einfach die Tür hinter sich zugeschlagen, als sie gegangen ist. Wir haben sie danach nie wieder gesehen. Egal was wir versucht haben, sie war einfach nicht mehr erreichbar oder auffindbar", erklärte Penny ihm dann seufzend.

"Und du glaubst wirklich, dass Nickie und Julie ihre Kinder sind?"

"Es könnte sein, oder?", antwortete sie ihm schulterzuckend."Als wir gestern Abend die Kinder entdeckt haben, hat Julie ein Lied gesummt, dass mich schon überrascht hatte. Meine Mum ist recht musikalisch und hat sich für uns ein Schlaflied ausgedacht, dass sie uns immer vorgesungen hat."

"Und das war die Melodie?", hakte Sam nach, als sie nicht weiter sprach und sie nickte.

"Nickie glaubte gestern Abend auch meine Schwester auf dem Familienbild wiederzuerkennen. Er konnte sie nicht wirklich einordnen und wir waren alle noch Kinder darauf, aber es kam mir seltsam vor. Julie sieht außerdem genau aus, wie Arwen in dem Alter, bis auf die Augenfarbe. Nickie dagegen...Ich habe mal Bilder von meinen Eltern gesehen, als sie klein waren. Er könnte beinahe ein Zwilling von meinem Vater sein, wenn der Altersunterschied nicht wäre", gestand sie dann ein, was ihr seit gestern im Kopf herumging.

"Das können Zufälle sein. Kinder sehen einander schonmal ähnlich", merkte Sam an."Denk mal an unseren Besuch in der Grundschule in Newtown letztes Jahr."

Penny lachte leise bei der Erinnerung. Sam war vollkommen überfordert gewesen. Sie waren eingeladen worden, um die Kinder im Thema Brandschutz zu unterrichten und er hatte 5 Kinder immer wieder miteinander verwechselt, weil sie sich so ähnlich gesehen hatten.

"Könnte sein...oder auch nicht", gestand Penny dann wieder nachdenklich ein, als sie die Traurigkeit über den Verlust wieder einholte."Jetzt sind sie weg und wer weiß, ob ich jemals Antworten auf diese Fragen kriegen werde oder sie überhaupt jemals wiedersehen werde", seufzte sie dann.

"Ich hätte ihnen auch gerne geholfen ein zu Hause und Familie zu finden", gestand Sam dann ein und spürte die Wut wieder in sich hochkommen - vor allem über die Hilflosigkeit, der sie ausgesetzt gewesen waren, als sie die schreienden und weinenden Kinder fortgeschleppt hatten."Das, was sie eben mitmachen mussten, hätten sie niemals durchleben dürfen. Kein Mensch sollte das. Es war so herzlos von dieser Frau und wir werden uns definitiv an die Dienstaufsichtsbehörde wenden, um..."

"Werden wir das?", unterbrach Penny ihn und schaute erstaunt zu ihm auf. Sie war aber weniger erstaunt darüber, dass er davon sprach diese Mrs. Winterbottom dranzukriegen, als vielmehr darüber, dass er vom "wir" sprach.

"Willst du sie ungestraft davon kommen lassen? Wer weiß mit wie vielen sie das so schon gemacht hat und mit wie vielen sie das noch machen wird. Die Kinder sind sicher traumatisiert!", merkte er skeptisch an, weil er sie falsch verstanden hatte. Er konnte nicht zulassen, dass sie aufgab, wenn sie glaubte, dass die Kinder ihr Neffe und ihre Nichte waren. Er würde es garantiert auch nicht bei seinen tun.

"Nicht nur die Kinder", seufzte Penny, stellte ihre Tasse ab und ließ sich schwer zurück in die Lehne sinken. Sam zögerte einen Moment, aber er spürte, dass sie etwas Trost gut gebrauchen konnte und legte dann doch den Arm um sie, um sie an sich zu ziehen.

"Ich werde alles tun, um herauszufinden, wo sie sind. Egal ob sie mit dir verwandt sind oder nicht. In dem Fall werde ich dafür sorgen, dass du sie wiedersiehst, wenn dir das so am Herzen liegt, das verspreche ich dir", sagte er dann und spürte, wie sie in seinem Arm entspannte und sich sogar gegen ihn sinken ließ."Ich kann den Gedanken genau so wenig ertragen sie nie mehr wieder zu sehen", gestand er dann ein, wie sehr ihm die Kinder ebenfalls ans Herz gewachsen waren.

"Danke, Sam", seufzte Penny und lächelte zum ersten Mal, seit die Kinder geholt worden waren, wieder ein glückliches Lächeln, wohl wissend, dass Sam immer zu seinem Wort stand, aber mehr noch weil er für sie da war.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Sams Sicht

Wir hatten geredet bis zum Abend und den Rest des Abends damit verbracht, zu kochen und fern zu sehen. Allerdings war keine wirkliche Freude mehr aufgekommen und viel Appetit hatten wir auch nicht gehabt.

Als Penny ins Bett gehen wollte, war sie erstaunt gewesen, dass ich noch bleiben wollte. Ich würde sie garantiert nicht damit alleine lassen, wenn sie so niedergeschlagen war. Sie hatte es lächelnd zur Kenntnis genommen und mir letztendlich das Gästezimmer angeboten, da es ja auch wieder frei war.

Doch der Schlaf ließ auf sich warten, während ich mich scheute die Augen zu schließen, denn jedes Mal wenn ich das tat, sah ich, wie die Polizisten die Kinder wegtrugen, während diese alte, hakennasige Frau von einem Drachen alles zufrieden beobachtete.

Ich hörte irgendwann ein leises Wimmern und beschloss dem nachzugehen. Ich starrte seit einer Stunde eh nur die Decke an, weil mir die vorwurfsvollen und flehenden Rufe der Kinder noch immer in den Ohren hallten. Ich wusste, Penny erging es nicht anders.

Ich öffnete leise die nur angelehnte Tür zu ihrem Schlafzimmer und mein Herz drohte zu brechen, als ich Penny zusammengekauert im Bett auf der Seite liegen sah und sie schluchzen hörte. Es belastete sie immer noch mehr, als sie zugab. All die Tränen, die sie vorhin bereits geweint hatte, waren noch nicht genug gewesen, um ihre Hilflosigkeit und ihre Wut zu verarbeiten.

Ich überlegte nicht lange und setzte mich bei sie. Sie zeigte mit nichts, dass sie mich zur Kenntnis genommen hatte. Ich zögerte kurz, doch dann legte ich mich hinter sie, nahm sie in die Arme und spürte wie sie sich versteifte. Ich rechnete bereits damit, dass sie mich als nächstes im hohen Bogen rauswerfen würde, für diese Frechheit. Stattdessen aber drehte sie sich in meinen Armen zu mir um und kuschelte sich sogar noch mehr an mich ran. Sie schluchzte noch wenige Male, bevor sie ein leises:"Danke, Sam." murmelte. Ich antwortete ihr nicht. Stattdessen küsste ich sie auf die Stirn und verharrte einen Moment länger, als ich sicher sollte.

Wir lagen einfach nur so da, bevor ich irgendwann registrierte, dass ihre Atmung ruhiger wurde und auch mich der Schlaf langsam übermannte.

Ich wachte am nächsten Morgen auf, als ein Sonnenstrahl durchs Fenster fiel und mir in die Augen stach. Ich seufzte lautlos, als ich sah, dass die Gardinen einen Spalt weit offen standen. Ich hatte mich irgendwann in der Nacht auf den Rücken gedreht, hielt aber Penny immer noch in meinem Arm, deren Kopf auf meiner Schulter ruhte, ihr Arm auf meinem Bauch und ihre Beine waren mit meinem linken verschlungen. Mein Herz begann heftiger zu schlagen und ich hoffte einen Moment, dass sie davon nicht wach wurde.

Ich genoss es so sehr sie in meinen Armen halten zu können. Es war beinahe perfekt. Es hätte nur noch perfekter sein können, wenn sie glücklich wäre und wenn wir sicher wüssten, dass es den Kindern gut ging.

Die Natur forderte aber schnell ihr Recht und ich musste mich dem widerwillig beugen. Also stahl ich mich leise und vorsichtig aus ihren Armen, deckte sie zu und suchte das Bad auf. Wie gerne hätte ich mich danach wieder bei sie gelegt, aber das würde sie garantiert wecken und die Situation unangenehm machen. Also beschloss ich das Frühstück vorzubereiten. Sie würde ihre Kräfte brauchen und wir würden beim Essen gemeinsam über eine Lösung nachdenken, wie wir den Kindern helfen konnten.

Doch Penny hatte andere Pläne. All die Emotionen fraßen sie regelrecht auf, während sie nicht bereit war aufzustehen. Ich versuchte es mit Frühstück, brachte es ihr sogar ans Bett, schlug ihr ein heißes Bad oder einen Spaziergang am Strand oder im Wald vor. Ich bot ihr sogar an, mit ihr Joggen zu gehen, was ihr immer einen Grund gab, um mich zu necken, weil ich kein Fan davon war. Stunde um Stunde verging, in denen sie sich, auch nachdem sie aufgewacht war, noch an ihr Kissen klammerte und aus dem Fenster schaute, als wäre sie in einer Art Schockstarre und ich war sicher, dass das sogar stimmte, während sie im Selbstmitleid badete, weil sie sich so hilflos fühlte. Mir fiel beim besten Willen nichts mehr ein, womit ich sie dort heraus holen konnte, egal wie angestrengt ich nachdachte.

Es klingelte gegen Mittag an der Tür und ich öffnete sie, nur um Pennys Cousine vor mir stehen zu sehen, die mich sofort anschaute, als würde sie meine Anwesenheit hier ziemlich überraschen. Okay. Ich konnte es verstehen. Penny und ich waren nur Freunde. Offiziell zumindest. Die Gerüchteküche sah da ja bekanntlich wieder anders aus.

"Annie? Was führt dich hier her?", fragte ich sie dennoch, als wäre es das Normalste der Welt und lächelte ebenso gelassen.

"Ich muss mit Penny reden. Ist sie hier?", erwiderte sie mir sofort, schien durch meine Anwesenheit aber verunsichert oder zumindest skeptisch.

"Sie liegt im Bett. Immer noch. Ich kann sie zu nichts bewegen. Sie starrt einfach nur die Wand an", antwortete ich ihr seufzend und lud sie mit einer Handbewegung ein, reinzukommen, trat zur Seite und deutete nach oben, als sie an mir vorbei ging.

Auch wenn Annie ziemlich verwirrt zu sein schien, schien sie auch vor allem nervös und besorgt. Ob sie das auch wegen mir war? Ich folgte ihr, als sie die Treppe hinauf ging, blieb aber in der Tür stehen, um ihnen ein wenig Raum zu gewähren. Ich wollte aber nicht ganz abseits stehen, falls Annie meine Hilfe brauchen würde, um Penny aus ihrer Starre zu holen. Außerdem war ich neugierig, ob Annie mehr Glück haben würde, als ich und Penny dazu bringen konnte, wenigstens aufzustehen.

"Penny?", fing Annie an, als sie sich neben ihre Cousine setzte und sie mir so beide den Rücken zudrehten. Doch von Penny kam keine Antwort."Mum hat mich eben angerufen", fügte Annie dann hinzu.

"Schön für dich, Annie. Bestell ihr Grüße, wenn ihr wieder telefoniert", erwiderte Penny ihr nur leise und Annie stutzte, ehe sie mir einen fragenden Blick zuwarf, den ich leider nur mit einem Schulterzucken beantworten konnte. Ich wusste doch selbst nicht, was ich tun sollte, um Penny aus ihrer Phase der Trauer heraus zu holen.

"Penny. Mum sagte, dass deine Mum seit Stunden versucht, dich zu erreichen", merkte Annie dann an und ich stutzte. Ich hatte gar nichts gehört. Aber wahrscheinlich hatte sie ihrem Handy nicht genug Bedeutung beigemessen und es ausgemacht, um ihre Ruhe zu haben oder der Akku war einfach leer?"Es geht um deine Schwester", fügte Annie dann noch sanft hinzu und das brachte Penny immerhin dazu, sich ihrer Cousine soweit zuzuwenden, dass sie sie anschauen konnte.

"Was ist mit Arwen?", fragte sie sofort skeptisch nach und Annie atmete kurz tief durch. Ob sie wohl nach den richtigen Worten suchte? Sie schien sich grade alles andere als wohl zu fühlen.

"Hast du von dem Unfall nahe Newtown neulich Nachts gehört?", fing Annie zögernd an.

"Meinst du den, wo die Frau ums Leben gekommen ist? Ihr Name soll Arwen Chesterfield gewesen sein", erwiderte Penny ihr skeptisch und setzte sich auf, während Annie nur traurig nickte.

"Es war unsere Arwen. Deine Schwester", sagte Annie dann grade heraus, was Penny schon dank den Kindern irgendwie vermutet hatte und vielleicht war es auch das gewesen, was ihr seit einer Woche so zusetzte, weil sie es schon tief in sich drin gespürt hatte.

Heiliger Funkenflug, ich verbrachte zu viel Zeit mit meiner Schwägerin!

"Das kann nicht...", keuchte Penny geschockt auf und schlug sich die Hand vor den Mund. Auch wenn sie es vermutet haben mochte, traf die Nachricht, dass ihre Schwester wirklich tot war, sie nun doch. Sofort war ich neben ihr und legte den Arm um sie. Annie nahm das nur mit einer erstaunt erhobenen Augenbraue zur Kenntnis.

"Es ist aber so. Sie haben sie anhand ihrer zahnärztlichen Unterlagen zweifelsfrei identifizieren können. Es gibt keinen Zweifel", erwiderte Annie ihr traurig.

"Das heißt, die Kinder sind wirklich...", fragte sie erstaunt und schaute zu mir auf. Ich sah die Hoffnung in ihren Augen - die selbe Hoffnung, wie ich sie plötzlich auch empfand.

"Deine Nichte und dein Neffe", beendete ich ihren Satz."Penny, wenn du den Behörden plausibel machen kannst, dass du das die ganze Zeit wusstest, hast du nichts zu befürchten und die alte Hexe kann dir nichts anhaben. Du kannst ihr richtig eins reinwürgen für das, was sie gestern getan hat", stellte ich dann fest und spürte, wie die Euphorie in mir erwachte. Die Kinder waren so gut wie gerettet und ich freute mich schon auf das Gesicht der alten Lady, wenn sie die beiden wieder rausgeben musste.

"Wirklich, Sam?", erwiderte sie mir nur skeptisch und ich wusste, dass sie meine Schadenfreude bemängelte, was ich nur mit einem verlegenen Grinsen und einem Schulterzucken kommentierte."Ich kann die Kinder zurück kriegen. Sie können bei mir bleiben, wie ich es ihnen versprochen habe. Ich...", begann sie, als nun auch die Euphorie in ihr erwachte, wurde aber von ihrer Cousine unterbrochen.

"Glaubst du wirklich, dass du in der Lage bist, für zwei Kinder zu sorgen?", warf Annie nun skeptisch ein und Penny wandte sich ihr verwirrt zu.

"Ich denke, das bin ich Arwen schuldig, oder? Wir waren vielleicht beide zu verbohrt und dickköpfig, um früher aufeinander zuzugehen, aber sie war auf dem Weg zu mir, um mich mit den Kindern um Hilfe zu bitten. Ich kann mir nicht einmal im Traum vorstellen, was sie alles hat durchmachen müssen. Sie hat ihren Partner verloren, zwei Kinder alleine groß gezogen und eine Diagnose erhalten, die sie dazu zwang einen Aufenthalt im Krankenhaus wahrzunehmen, den sie nie antreten konnte, weil sie ums Leben kam, als sie mich aufsuchen wollte. Aber zumindest kann ich jetzt etwas gut machen!", erklärte Penny ihr nun und stahl sich an Annie vorbei, um sich aufzusetzen, aber ich ergriff ihren Arm, um sie zurückzuhalten.

"Penny. Geh jetzt wenigstens den richtigen Weg. Schreib einen Beschwerdebrief über diese Hexe und erläutere darin, dass du durch die Aussagen der Kinder wusstest, dass sie mit dir verwandt sind", bat ich sie inständig. Niemandem wäre jetzt geholfen, wenn sie das Büro der alten Dame stürmen würde und auf ihr Recht beharrte, ohne irgendwelche Beweise, die sie aktuell noch nicht vorliegen hatte, außer der Information, die Annie ihr geliefert hatte.

"Ich soll lügen?", merkte Penny skeptisch an.

"Nicht lügen. Ich weiß, wie groß dein Herz ist Penny, aber ich weiß auch, wie professionell du eigentlich bist. Du hast selbst gesagt, dass du es tief in deinem Herzen bereits in der Nacht geahnt hast, als wir sie gefunden haben, dass sie dir mehr bedeuten, als andere Kinder. Nutze das und...bausche es etwas auf. Wir bringen den Brief nachher zu ihrem Vorgesetzten und werden die Kinder ganz bestimmt bis heute Abend wieder kriegen."

"Wir?!", warf Annie skeptisch ein und als wir uns ihr zuwandten, entdeckten wir ein freches Grinsen auf ihrem Gesicht, dass uns beide knallrot werden ließ.

"Ich werde diesen Brief schreiben. Wenn ich die Kinder wieder habe. Wenn sie Arwen identifiziert haben, brauche ich nur einen Nachweis, dass ich wirklich ihre Schwester bin. Unsere Geburtsurkunden müssten reichen und ich weiß auch schon, woher ich die kriege", stellte Penny dann fest und sprang auf, den neugierigen Blick ihrer Cousine ignorierend und rannte aus dem Zimmer.

Auch ich wich Annies fragendem Blick aus, allein schon, weil ich nicht mehr einschätzen konnte, ob sie verwirrt über das Verhalten ihrer Cousine oder immer noch neugierig darüber war, warum ich von Penny und mir in der Wir-Form sprach. Zum Glück ließ sie das Thema ruhen, als wir ihrer Cousine nach unten folgten, die bereits am telefonieren war.

Fortsetzung folgt...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro