WAISENKINDER - Schritt für Schritt

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Ich wachte wie immer mit dem Morgengrauen auf - zumindest im Sommer. Im Winter war ich schon lange vorher wach.
Ich blieb noch einen Moment liegen und starrte die Decke an, während ich überlegte, was ich heute tun konnte, um den Kindern ein wenig mehr Vertrauen abzuringen. So würden wir nicht weiter kommen und eher früher als später würde die Polizei in der Tür stehen, um die beiden abzuholen und sie vermutlich von einem Heim und Psychologen zum nächsten zu schicken.

Seufzend stand ich auf, weil mir einfach nichts einfallen wollte und verschwand im Bad. Nach einer schnellen Katzenwäsche warf ich mich in meinen Jogginganzug und wollte hinunter gehen. Da Sam im Haus war, konnte ich wohl guten Gewissens meiner Morgenroutine nachgehen und in der Stadt ein paar Brötchen bei Dillys holen. So ausgehungert, wie die Kinder waren, wären sie sicher froh über ein ausgiebiges Frühstück.

Ich warf einen schnellen Blick ins Gästezimmer und erschrak, als ich nur das Mädchen im Bett liegen sah. Der Junge war weit und breit nicht zu sehen. Sofort rannte ich runter und kontrollierte die Haustür. Sie war noch immer abgeschlossen. Die Hintertür auch. Wo konnte er nur sein?

Sam. Ich musste ihn wecken! Er musste mir suchen helfen!

Ich rannte ins Wohnzimmer und erstarrte augenblicklich. Ein Lächeln sprang auf mein Gesicht, als ich Sam ausgestreckt auf der Couch liegen sah, an dessen Arm sich der kleine Junge klammerte, der dick eingepackt in einer Decke trotzdem noch ein Tauziehen mit Sam um seine Decke veranstaltete.
Ich lachte leise in mich hinein, als ich beobachtete, wie die beiden die Decke im Schlaf hin- und herzogen, ehe ich mich leise zum Joggen davon schlich.

Als ich zurück kam, war es immer noch ruhig im Haus. Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer verriet mir, dass Sam den Kampf um die Decke verloren hatte. Ich schmunzelte in mich hinein, während ich in die Küche ging und begann, das Frühstück vorzubereiten.

Ich deckte so leise wie möglich den Tisch und kochte Kaffee. Für die Kinder setzte ich wieder Milch für den Kakao auf, als mich ein dumpfer Knall aufschrecken ließ.

Sofort stürmte ich ins Wohnzimmer, nur um zu sehen, wie Sam sich grade zwischen Couch und Wohnzimmertisch aufrichtete. Der Junge schlief noch immer tief und fest, dick eingewickelt in beide Decken.

Unsere Blicke trafen sich, als Sam sich aufrappelte und ich konnte sehen, dass er nicht einmal ansatzweise so amüsiert über die Situation war, wie ich.

Er schlich sich leise ins Bad, während ich wieder in die Küche zurück ging und die Tür wieder anlehnte, damit die Geräusche, die ich machte, nicht die Kinder wecken würde.

Es dauerte keine viertel Stunde, bis Sam zu mir stieß und sich noch einmal durch die nun wieder ordentlich frisierten Haare fuhr.

"Gut geschlafen?", fragte ich ihn neckend und reichte ihm eine Tasse Kaffee. Er sah aus, als könne er die wirklich gebrauchen.

"Nicht wirklich", murmelte er nur und trank einen Schluck, nachdem er sich an den Kühlschrank gelehnt hatte.

"Wow, du bist ja ein richtiger Morgenmuffel. Also noch schlimmer, als du auf der Arbeit schon bist", neckte ich ihn grinsend und scheuchte ihn einen Meter zur Seite, damit ich Saft aus dem Kühlschrank holen konnte. Ich stockte, als ich sah, dass die Tüte von gestern weg war. Seltsam.

"Deine Couch ist nicht wirklich bequem und die andere Hälfte der Nacht habe ich um meine Decke kämpfen oder frieren müssen", murmelte er nur und trank noch einen Schluck Kaffee.

"Solltest du wieder eine Nacht hier bleiben wollen, tauschen wir", stellte ich fest, als ich mich dem Vorratsschrank zuwandte, um dort eine neue Tüte Saft raus zu holen.

"Ich werde sicher nicht in deinem Bett schlafen!", stellte Sam regelrecht entsetzt fest und ich schaute verwirrt zu ihm auf, bevor ich den Saft auf den Tisch stellte, um den Kakao am Herd fertig zu machen.

"Warum nicht?"

"Weil es deins ist. Es gehört sich nicht, dass ich dich auf der Couch schlafen lasse und noch weniger, mit dir ein Bett zu teilen. Nicht wenn man nicht dazu eingeladen worden ist", stammelte er verlegen und fuhr sich mit einer Hand durch den Nacken.

"Ich habe dich doch eben eingeladen mein Bett zu nehmen", erwiderte ich ihm neckend und Sam seufzte genervt.

"Du weißt, wie ich das meinte, oder?", wandte er genervt ein und ich schmunzelte nur, bevor ich den Kakao in eine Thermoskanne füllte, um ihn warm zu halten. Von den Kindern war immer noch nichts zu hören oder sehen."Der Junge hat mich heute Nacht gefragt, was ich angestellt habe, weil ich nicht bei dir schlafe. Offensichtlich denken sie, dass wir beide..."

"Da sind sie nicht die einzigen, wie du weißt", erwiderte ich ihm schmunzelnd."Was hast du ihm gesagt?"

"Das wir nicht zusammen sind. Er fragte mich, ob ich dich nicht kuscheln, küssen oder Babys mit dir haben will", erzählte er mir mit einem verlegenen Lächeln und das machte mich ebenfalls ziemlich verlegen. Machte unser Umgang miteinander wirklich so einen Eindruck, dass selbst ein Kind auf so etwas kam?

"Oh, wow. Der geht aber ziemlich ran. Er ist doch höchstens 5 oder 6 Jahre alt", stellte ich verwundert fest, als Sam sich zu meiner Verwunderung in meinen noch offen stehenden Schränken bediente und begann Mehl, Eier und Milch herauszusuchen.

"Aber ziemlich pfiffig!", erwiderte er mir nur in Gedanken, als er begann, alles in eine Schüssel zusammen zu schütten.

"Willst du mir damit sagen, dass er mit seinen Fragen bei dir ins Schwarze getroffen hat?", fragte ich ihn schmunzelnd, als ich neben ihn trat, um zuzusehen, was er vor hatte, grade als er begann, alles mit einem Schneebesen durchzurühren. Doch jetzt erstarrte er und schaute mich an.

"Was?", warf er verwirrt ein, bevor ihm zu sacken schien, was ich anzudeuten versucht hatte."Ich...also er...", stammelte er und schaute schnell wieder auf die Schüssel vor ihm, aber er rührte nicht weiter sonder wurde nur knallrot. Ich konnte nicht anders und lachte über seine Reaktion."Sehr witzig Pen!", murmelte er dann den Beleidigten spielen und beschloss offensichtlich doch, dass er weiter rühren wollte."Ich habe zumindest aus ihm raus gekriegt, dass er Niclas und sie Julie heißt. Ihre Mutter war auf dem Weg von Bristol aus zu ihrer Schwester, um sie zu bitten auf die Kinder aufzupassen, während sie ins Krankenhaus muss. Auf dem Weg zur Küste muss sie einen Unfall mit dem Wagen gehabt haben und ist im Gegensatz zu den Kindern nicht mehr raus gekommen."

"Wie schrecklich", keuchte ich erschrocken auf, als mir etwas einfiel, was ich letzte Woche an einem ruhigen Abend in der Wache in den Nachrichten gesehen hatte. Ich hatte aus Langeweile nur durchs Fernsehen gezappt und dem nicht wirklich viel Bedeutung beigemessen. Solche Unfälle schockierten und deprimierten mich immer zu sehr, weswegen ich wenig Nachrichten schaute. Wir hatten genug kurioses in Pontypandy und noch mehr damit zu tun, die heile Welt dieser Stadt zu bewahren und zu beschützen."Warte, ich hab da letzte Woche was in den Nachrichten gesehen. Aber es war nie die Rede davon, dass Kinder dabei waren", stellte ich dann fest und holte mein Handy, das am Ende der Küche noch am Ladegerät hing, wie jede Nacht.

"Sie sind wahrscheinlich weggelaufen, bevor die Einsatzkräfte eingetroffen sind", warf Sam schulterzuckend ein und holte eine Pfanne aus dem Schrank, bevor er den Herd anmachte.

"Wahrscheinlich", murmelte ich nachdenklich, während ich mich setzte und im Internet nach dem Bericht suchte, bis ich das Video endlich gefunden hatte und abspielte. Ich spürte, ohne hinsehen zu müssen, wie Sam sich herumdrehte und mir über die Schulter schaute. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag ein wenig, aber ich zwang mich zur Ruhe, indem ich mich auf das Video konzentrierte.

>In der Nacht vom Samstag auf Sonntag ereignete sich ein tragischer Unfall auf der Landstraße kurz hinter Newtown, Richtung Küste. Die Polizei geht davon aus, dass die Frau Wild ausweichen musste als dieses die Straße querte und dabei ins Schleudern gekommen ist. Der Wagen überschlug sich mehrfach. Eine alte Frau, die an dem Abend vorüber kam und nicht im Besitz eines Mobiltelefons war, fuhr sofort zur nächsten Telefonzelle, um den Notruf zu wählen. Die Einsatzkräfte trafen am Einsatzort ein, als der Motorraum des Fahrzeugs bereits voll in Flammen stand, gefolgt von einer Explosion, die die Frau vermutlich in den Tod gerissen hat, ehe die Einsatzkräfte etwas hatten unternehmen können. Da sowohl Auto, wie auch Nummernschilder und die Frau selbst bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren, tappen die Ermittler noch immer über ihre Identität im Dunkeln. Wir bitten jeden, der Informationen zu dem Unfall vorbringen kann oder eine Angehörige vermisst im Alter von ca. Mitte 20, sich umgehend mit der leitenden Dienststelle der Polizei in Newtown in Verbindung zu setzen.<

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das Mädchen erwachte und streckte sich gähnend, bevor sie registrierte, dass ihr Bruder weg war. Sofort sprang sie auf und schlich nach unten. Sie hörte die beiden Erwachsenen in der Küche sprechen, aber nicht ihren Bruder. Dort konnte er nicht sein. Dennoch schnappte sie etwas auf an dem Gespräch der beiden, dass ihr Interesse weckte und sie schielte durch die angelehnte Tür, um die beiden zu belauschen.

Penny hatte ihr Handy in der Hand und Sam stand neben ihr, lehnte sich mit den Händen auf die Rückenlehne ihres Stuhles, während er über ihre Schulter in ihr Handy schaute. Sie verstand nicht wirklich ein Wort von dem, was in dem Video gesagt wurde, dafür um so besser, als die beiden Erwachsenen wieder miteinander zu reden begannen.

"Penny, wir sollten das melden, um Klarheit zu kriegen. Allein schon um der Kinder Willen", warf Sam nun wieder ein und Penny legte das Handy auf den Tisch, als sie sich Sam zuwandte.

"Malcolm weiß doch Bescheid. Ich schicke ihm diese Info. Mal sehen, was er raus kriegen kann", erwiderte sie ihm und nahm ihr Handy wieder zur Hand, um schnell darin herum zu tippen.

"Du weißt, dass das nicht der richtige Weg ist", seufzte Sam und ging zum Herd zurück.

"Fängst du wieder damit an?", murmelte Penny beleidigt, als sie ebenfalls zum Herd ging, um sich neben ihn daran zu lehnen und die Arme vor der Brust zu verschränken.

"Nicht wieder. Immer noch! Wir müssen das melden, Penny!", warf Sam ernst ein.

"Sie sind total verwahrlost, halb ausgehungert und haben ihre Mutter verloren. In einem Heim werden sie unter gehen. Hier geht es ihnen besser!", stellte Penny stur fest und Sam atmete einmal tief durch.

"Was ist es wirklich, Pen? Warum gehst du so gegen die Vorschriften? Du bist doch nie so", stellte Sam dann sanft fest und wandte sich ihr zu.

"Es geht auch nie um obdachlose Waisenkinder. Vorschriften sind für Rettungseinsätze da. Menschlichkeit für Extremfälle", erwiderte sie ihm ernst."Wenn du Zweifel hast, werde ich dich nicht aufhalten, Sam", sagte sie dann leise und senkte den Blick, um ihre aufkommende Enttäuschung zu verbergen. Ängstlich schaute das Mädchen zu Sam auf und wartete, was er als nächstes tun würde. Würde er gehen und sie verraten?

"Ich habe keinen Zweifel, dass es richtig ist, was du machst. Ich bezweifle nur, dass es keine Konsequenzen haben wird, wenn das Amt es rauskriegt. Willst du wirklich deinen Job verlieren?", wandte Sam aber nur ein und schaute sie eindringlich an. Jetzt war es Penny, die seufzte.

"So leicht können die mich wegen sowas nicht entlassen."

"Aber suspendieren bis eine Untersuchung durch ist und die kann Wochen dauern, mal ganz davon abgesehen, was du dir in der Zeit bei Vernehmungen anhören wirst müssen, während sie versuchen, dich als befangen oder gar unzurechnungsfähig hinzustellen, weil du hierbei so emotional reagiert hast."

"Woher weißt du das alles so genau?"

"Ich habe einen Sonderkurs in Cardiff besucht, in dem die psychische Belastung für Feuerwehrleute und deren Folgen zur Sprache kam."

"Was machst du da?", fragte der Junge leise, als er zu seiner Schwester trat, die sofort zusammen zuckte.

"Erschreck mich nicht so!", maulte sie ihn an.

"Du hast gelauscht. Das darf man nicht!"

"Da hat Nicki Recht, Julie!", wandte nun Sam schmunzelnd ein, ohne nachzudenken, der durch dir Stimme der Kinder auf sie aufmerksam geworden war und nun in der offenen Tür stand.

"Und du hast gepetzt. Das darf man auch nicht! Kein Wunder, dass der uns los werden will!", fuhr das Mädchen ihren Bruder an, der sofort zusammen zuckte und den Tränen nahe war.

"Niemand will euch los werden, Julie!", warf Penny nun ein und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter.

"Er hat es doch grade gesagt. Damit du deinen Job behalten kannst", stellte sie fest und deutete auf Sam, doch Penny lächelte nur mild, als sie sich hinhockte, um mit dem Mädchen auf Augenhöhe zu sprechen.

"Ich pfeife auf einen Job, wenn es bedeutet, euch irgendwo zu fremden Menschen geben zu müssen", erwiderte sie ihr nur und Sam schnappte kaum hörbar nach Luft.

"Egal, wo wir hinkommen, es werden alle Fremde für uns sein, weil wir niemanden kennen. Du bist auch eine Fremde für uns!", stellte das Mädchen immer noch beleidigt fest und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Aber eine, die ich mag!", warf Nicki zögernd ein und schaute zu Sam auf."Sam auch!" Sam lächelte über sein Geständnis und legte ihm eine Hand in den Rücken, um ihn in die Küche zu führen. Es war sicher besser, die Kinder erst einmal mit Frühstück von dem Thema abzulenken, bis sie eine Lösung gefunden hatten."Ich will bei euch bleiben!", stellte Nicki dann fest, als er sich gesetzt hatte und auch Julie setzte sich jetzt neben ihren Bruder an den Tisch und verdrehte nur die Augen, weil ihr Bruder so naiv war.

"Oh, äh, Nicki, das ist nicht so einfach. Wir müssten euch adoptieren oder uns als Pflegefamilie um euch bemühen und das ist gar nicht so einfach, wie du vielleicht denkst", versuchte Penny nun verlegen zu erklären. Der Wunsch des Jungen, sie beide als Pflegeeltern zu haben, erwärmte ihr das Herz, aber darüber nachzudenken, wo sie nicht einmal ein Paar waren, machte die Angelegenheit mehr als unangenehm.

"Warum nicht?", fragte Julie nun skeptisch. Sie interpretierte Pennys Verlegenheit vollkommen falsch und dachte, sie würde sie beide doch nicht haben wollen und log nur, damit sie Ruhe gaben.

"Nun erst einmal wollen die Behörden, dass ihr in eine Familie kommt, zu einem Paar, und Sam und ich sind weder zusammen noch wohnen wir zusammen", erklärte Penny ihr verlegen, während Sam sich lieber der Pfanne mit den Pencakes widmete.

"Echt nicht? Warum ist er dann hier?", warf Nicki ratlos ein und biss in eine Scheibe Toast.

"Weil ich Penny helfen will, auf euch aufzupassen!" Sam kam mit einem Teller Pencakes zurück und stellte ihn in die Mitte des Tisches, nur damit die Kinder sich sofort darüber hermachen konnten.

"Das ist doch das, was andere Mums und Dads auch machen. Sie passen zusammen auf Kinder auf!" Nicki hatte den Mund voll und war nur schwer zu verstehen, doch es war genug, damit Sam und Penny sich ein verlegenes Lächeln zuwerfen konnten.

"Auf ihre eigenen, Nicki. Die wollen keine Kinder von anderen Mums und Dads!", gab Julie ihm genervt zurück.

"Es gibt viele Paare, die keine eigenen Kinder kriegen können, aber trotzdem Kindern wie euch ein zu Hause geben und euch lieb haben möchten, Julie!", korrigierte Penny Julie sanft.

"Ihr auch?", warf Nicki neugierig ein und sah sie erwartungsvoll an, während er sich das letzte Stück Pencake in den Mund stopfte.

Penny wollte ihm grade noch einmal erklären, dass sie beide keine Grundlage boten, um Kindern ein gutes zu Hause zu bieten, als Sam ihr zuvorkam:"Wir wären mehr als nur stolz und glücklich, wenn ihr bei uns bleiben könntet, aber um eure Zukunft zu regeln, müssen wir mehr über eure Vergangenheit wissen", sagte er lächelnd und Penny schaute verwundert zu ihm auf. Hatte er grade wirklich 'uns' gesagt? "Wie wäre es wenn ihr uns beim Frühstück erzählt, was ihr wisst, damit wir alles regeln können?"

Fortsetzung folgt...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro