kapitel 19

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In einem Club
von Sternen und
Discokugeln leuchten
deine Augen noch immer
am hellsten.

Normalerweise verlasse ich einen Raum oder ein Gebäude, um mich aus einer unangenehmen Situation zu bringen, aber das hier ist die Krönung aller unangenehmen Dinge, die ich jemals erlebt habe. Ein Kribbeln liegt unter meiner Haut, fast so als würden meine Instinkte sich langsam wieder an Romeres Gegenwart gewöhnen. Aber Fakt ist, dass das nicht Romere ist vor mir. Zumindest nicht der, den ich damals gekannt habe. Ich bin auch nicht mehr die Audrey, die ich einmal war. Ich werde sie vermutlich nie mehr sein und deshalb macht es mir umso mehr Angst, ihm jetzt direkt gegenüberzustehen.

„Kann ich dir die Tasche einfach zurückbringen?", frage ich, während ich sie schultere. Ich wünschte, dass ich mutiger wäre. Ich will wissen, wie es ihm geht, wie sein Leben aussieht, was passiert ist. Wieso ich nie eine Antwort von ihm erhalten habe. Aber ich kann verbal nur Distanz zwischen uns schaffen, weil ich ihm nicht mehr mit meinem Herz vertraue. Ich habe Romere vielleicht verletzt und der Unfall war mitunter meine Schuld, aber ich habe auch gelitten. Jahrelang. Entschuldigungen gesucht, und das für ihn sowie auch für mich selbst. Erklärungen, weshalb er mich ignoriert, wieso er nicht zuhören möchte. Wieso ich mich ihm nicht erklären kann. Aber schlussendlich musste ich mir eben eingestehen, dass Romere einen eigenen Sinn und Willen hat. Dinge, nach welchen er strebt und welche er für sich selbst sowie auch für andere haben möchte, wie zum Beispiel Zeit. Zeit, aus welcher er mich ausgeschlossen hat. Ich bin nicht wütend darauf, sondern viel eher ein wenig verletzt. Ich habe geglaubt, die ganze Geschichte verarbeitet zu haben, aber offensichtlich habe ich keine Ahnung, wenn ich geglaubt habe, dass sich das alles so leicht verdrängen lässt.

„Du kannst sie auch behalten", entgegnet Romere und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Meine Augenbrauen schießen in die Höhe, aber ich habe ehrlich gesagt nicht mehr erwartet. Es überrascht mich nicht, dass er mich so abweist, wenn ich dasselbe tue. Ich möchte nicht, dass er zu mir nach Hause kommt und er möchte nicht, dass ich zu ihm nach Hause gehe. Ich frage mich, wieso solch banale Dinge wehtun; Dinge, die man selbst tut und als Schutzmechanismus sieht, aber nicht von anderen Leuten erleben möchte.

„Ich kann dir die Tasche gerne bezahlen", biete ich an. Paradebeispiel. Schutzmechanismus. Unangenehm, aber vermeintlich höflich.

„Brauchst du nicht. Ich habe genug."

Unangenehme Stille breitet sich zwischen uns aus. Wie soll man auch eine Konversation beenden, die nicht einmal richtig angefangen hat? Ich räuspere mich, erlange damit Romeres Aufmerksamkeit.

„Ich muss...also ich muss wirklich langsam gehen", verkünde ich, was die Lüge des Jahrhunderts ist. Ich suche nicht einmal eine Entschuldigung für die herausgepressten Worte, schließlich gibt es kaum etwas, was die Situation jetzt noch retten könnte.

„Ja-...ich auch."

Wir nicken beide unangenehm, spielen mit den Fingern, suchen nach irgendeiner Art von Halt, finden sie aber nicht.

„Okay", sage ich.

„Okay", wiederholt Romere und räuspert sich. „Es war schön, dich wieder zu sehen, Audrey", flüstert er kaum hörbar. Er sieht in diesem Moment noch zerstörter aus als sonst. Er geht an mir vorbei, während seine Finger hauchzart gegen meine streifen. Mein Atem stockt, und dann bin ich wieder in der Zeit zurückgereist. Ich bin wieder vor der stinkenden Holzhütte und es regnet, während nur Romere und ich existieren. Wir beide, obwohl es gar kein wir mehr gibt. Vielleicht gab es nie eines. Meine Haut kribbelt, mein Herz überschlägt sich und ich bleibe allein vor dem kleinen Laden stehen. Ich frage mich, wie man zweimal etwas verlieren kann, was einem niemals gehört hat.

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Ich mag es, dass ich immer den Lift benutzen muss, um zu meiner kleinen Wohnung zu gelangen. Obwohl das Wort „Wohnung" kaum die richtige Beschreibung ist. Es sind wohl eher zwei kleine Zimmer, wenn man das überhaupt so beschreiben kann. Ich habe einen ein wenig größeren Raum, in welchem eine Wand meine Küche darstellt und die andere mein Schlafzimmer mit einem kleinen Regal ist. Die meisten Bücher und Magazine, welche ich besitze, sind darin gestapelt oder an meine Fensterfront gelehnt, von welcher ich nur ein Fenster öffnen kann. Mein zweites Zimmer ist ein winziges Badezimmer – höchstens zwei Quadratmeter – aber ich liebe es dennoch. Ich habe eine Dusche, eine Toilette, ein Lavabo und ein Spiegelschränkchen, was auch schon so ziemlich alles darstellt, was ich brauche.

Normalerweise ist das alles kein Problem, aber heute ist es zu einer kleinen Herausforderung geworden. Meine Wohnung ist schön und angenehm, aber sobald ich in einer Stresssituation bin, ändert sich alles. Ich blicke in den Spiegel des Lifts und beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. In zwei Wochen muss ich mein Leben wieder auf die Reihe kriegen, denn dann beginne ich zu arbeiten. Zwei Wochen. Das sollte machbar sein. Ich bin in der Lage, die fünf Minuten von heute in dieser Zeit zu verarbeiten. Vor allem, wenn ich in eine Bar gehe. Meine Nachbarin hat mich schon vor ein paar Wochen dorthin eingeladen, aber ich habe Bars bisher immer gemieden. Mittlerweile brauche ich aber ein wenig Ablenkung. Vor allem, wenn ich nicht im Stande dazu bin, meine Gedanken auf eine andere Art und Weise wegzubringen. Ich möchte mich nicht einmal betrinken oder so, sondern nur Spaß haben. Das habe ich echt verdient. Vor allem in diesem Outfit.

Sutton – besagte Nachbarin, welche abends an der Theke in der Starlight Bar arbeitet – hat mir ein unglaublich kurzes, weißes Paillettenkleid geliehen, welches meine Figur genau an den richtigen Stellen betont und mich wie die Mischung aus einer Prinzessin und einem Rock Star aussehen lässt. Meine Haare habe ich zu einem straffen Dutt gebunden, aus welchem einige Strähnen heraushängen, welche das ganze wieder weicher wirken lassen. Auf Schmuck habe ich verzichtet und so sehe ich einer starken, jungen Frau entgegen, die eigentlich gar nicht so stark ist. Dennoch hebe ich mein Kinn noch ein wenig. Attitüde hat noch nie jemandem geschadet.

Der Weg zur Bar ist nicht mehr als ein kurzer Spaziergang, welcher mich beinahe wieder dazu bewegt, umzukehren. Ich bin vielleicht noch nicht bereit für so eine Szene. Ich habe mich zwar vollends aus dem Fadenkreuz der Aufmerksamkeit für meinen Bruder herausgezogen, aber solche Situationen können mich trotzdem überfordern. Ich schüttle den Kopf und zähle die Autos, welche ich vom Bürgersteig aus betrachten kann. Das beruhigt mich so weit, dass ich tatsächlich nicht kneife, als ich die Starlight Bar betrete. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber so etwas Elitäres ist es definitiv nicht gewesen. Überall hängen kleine funkelnde Discokugeln, welche den Raum in schimmerndes, silbriges Licht tauchen. Es hat keine Horde von Menschen, aber dennoch einen guten Haufen, der das Ganze ziemlich voll wirken lässt. Kellner ziehen durch den Raum und verteilen Champagnerflöten. Es ist überraschend, wie effektiv das funktioniert. Ich bahne mir aber einen Weg zu Sutton, welche an der Bar steht und einigen Besuchern einen Drink mixt. Ich warte geduldig, bis sie damit fertig ist, während ich meine Hüften sanft zum Beat der Musik bewege, welche laut aus den Lautsprechern dringt. Es handelt sich dabei um irgendwelche Pop Songs, die ich nicht kenne, aber das kümmert mich nicht weiter. Solange es keines der Alben meines Bruders ist, habe ich weiter kein großes Problem mit der Musik. Nicht, dass Brexons Lieder schlecht wären, aber ich weiß nie, wie ich auf ein solches reagieren soll, also lasse ich es meistens lieber bleiben.

„Du bist hier, Audrey!", grüßt mich Sutton überschwänglich, als sie mich entdeckt. Ich zucke mit den Schultern und tue so, als wäre das keine große Sache. Dabei versucht sie schon seit Monaten, mich dazu zu bewegen, sie endlich mal zu besuchen.

„Definitiv. Ich habe nicht erwartet, dass hier alles so luxuriös ist", gebe ich zu, während ich mir noch einen Blick durch die Gegend erlaube.

„Oh und warte erst, bis du meine Überraschung siehst!"

Meine Augen werden schmal und ich mustere Sutton fragend. Was für eine Überraschung? Sie hat nie etwas derartiges erwähnt. Die Blondine hat sich aber schon zu weiteren Gästen gewendet, bevor ich mich danach erkundigen kann. Ich seufze. Ich bin kein Fan von Überraschungen. Sie verursachen eine unangenehme Mischung aus Angst und Befürchtungen, dass ich mich nicht recht auf eine Emotion konzentrieren kann.

Ich deute Sutton mit einer Handbewegung an, dass ich auf die Tanzfläche verschwinde, einfach weil ich nicht auf einem Ledersitz versauern bin, wenn die Musik hier drin so gut ist. Ich gehe erst ein wenig durch die Gegend, bis ich ein wenig Platz und eine Champagnerflöte gefunden habe, und erst dann erlaube ich mir, meine Augen für einen kurzen Moment zu schließen und in der Musik zu versinken. Ein Up-Beat. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus und ich bewege mich, bis ich mich selbst verliere. Bis ich eins bin mit der Musik, aber nicht davon besessen, sondern eher so, als würde sie mich auf einer Welle tragen und hüten, als würde sie mir zeigen, dass ich mehr bin als nur ein Individuum, ein einzelner Mensch, eine Seele, eine Hülle. Als wäre ich tatsächlich ein Teil von dem ganzen Chaos um mich herum und als würde es mir genauso gehören wie jedem anderen auch.

Ich führe meine Flöte zu den Lippen und möchte schon einen Schluck nehmen, als sie mir aus der Hand gerissen wird. Und so schnell ist die Magie vorbei. Eine Handbewegung, ein wenig verschütteter Champagner. Ich keuche auf und während ich blinzle, um meine Orientierung wiederzufinden, hat sich eine kleine Traube um mich gebildet und ich stehe einem Kellner entgegen, wenn ich die Anzug-Uniform richtig deute. Ich blinzle weiter, bis ich mich vollkommen von meinem Rausch befreit habe, während ich langsam, aber sicher merke, dass sich der Champagner auch über meinen Ausschnitt geleert hat – und dass ich Romere gegenüberstehe. Er ist der Kellner. Mein Mund klappt auf, während ich nach den richtigen Worten suche, welche mir aber einfach nicht einfallen wollen.

„Du solltest ein wenig aufmerksamer sein, Audrey", sagt er leise, ein wenig außer Atem. „Jemand hat dir etwas in deinen Drink geschüttet."

Ich blicke auf das Glas in seinen Händen, während ich mir die Situation plötzlich viel besser zusammenreimen kann. Verdammt, ich hätte wirklich besser aufpassen sollen. Ich schließe meinen Mund, mache auf dem Absatz kehrt und versuche, die Tränen zurückzublinzeln. Wie unendlich naiv muss man denn sein? Ich weiß doch, wie solche Dinge für gewöhnlich für Frauen enden, aber ich habe trotzdem kein Gespür dafür. Ich habe mich nicht einmal bei Romere bedankt, fällt mir auf, als er nicht mehr vor mir steht. Aber ich kann jetzt nicht zu ihm zurückgehen, also versuche ich, den Club schnellstmöglich zu verlassen, ehe ich sentimental werde. Es kann doch nicht sein, dass ich ausgerechnet auf den Kerl treffe, welchen ich eigentlich vergessen wollte und das aus so einem banalen Grund.

„Audrey!", höre ich meinen Namen aber kurz vor dem Ausgang, worauf sich meine Muskeln versteifen, noch ehe ich gewollt darauf reagieren kann.

„Audrey", sagt Romere, als er mich umrundet hat und nun vor mir steht. Er sieht aufgewühlt aus, aber immer noch besser als heute Morgen.

„Ja?", antworte ich ein wenig heiser und starre auf sein Kinn, um diesen wundervollen grünen Augen nicht begegnen zu müssen.

„Pass beim nächsten Mal bitte besser auf. Und es tut mir leid, dass ich den Drink über dein Kleid verschüttet habe."

Sein Blick huscht über meinen Körper, verändert sich ganz kurz, wird dann aber wieder neutral. Romere fährt sich durch die Haare, während mein Körper beinahe einen elektrischen Schock erlebt. Er hätte mich nicht so ansehen dürfen; nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde.

„Danke", antworte ich, worauf er eine Augenbraue in die Höhe zieht.

„Ich kann nicht behaupten, dass sich jemals zuvor jemand dafür bedankt hat, überschüttet zu werden", bemerkt er auf meinen fragenden Blick. Richtig. Zuhören wäre ebenfalls eine Option, die ich geflissentlich ignoriere. Ich presse meine Lippen zusammen, während mein Gesicht zu brennen beginnt.

„Ich schätze, dass es für alles ein erstes Mal gibt."

Seine Augenbrauen wandern noch weiter in die Höhe und mein Gesicht wird noch röter, falls das möglich ist. Dann presse ich die Lippen zusammen, ehe ich etwas noch Dümmeres sagen kann und gehe nach Hause. Ich kann nicht einschätzen, wozu mich meine Gedanken in Romeres Nähe getrieben hätten, und das gefällt mir gar nicht. Ich bin zwar schon seit zwei Monaten in New York, aber kein Tag hier war bisher so verrückt wie dieser.

Was haltet ihr von Audreys verrücktem Tag?

Hat euch das Kapitel gefallen?

Habt ein schönes Wochenende, bis zum nächsten Kapitel 💖

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