kapitel 29

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Wenn du mich fragst,
was der schönste Moment
in meinem Leben sei,
dann kann ich nur sagen:
Du.

Du bist und bleibst
der Schönste,
das Schönste.

Mein erster und letzter Atemzug.
Mein Anfang und mein Ende.

Mit Romere einen Ausflug zu leiten ist einfacher, als ich geglaubt habe. Nicht wegen der Verantwortung, die gar nicht so erdrückend ist, sondern weil ich meine Nerven nicht jedes Mal verliere, wenn ich ihn ansehen muss. Oder vielleicht bin ich dafür auch einfach zu erschöpft. Wir sitzen gemeinsam auf der Dachterrasse des Hotels, während ich mir den Verlauf des Tages durch den Kopf gehen lasse. Wir haben tatsächlich eine Wanderung gemacht und anders als vor einigen Jahren mussten wir nicht immer wieder eine Pause einlegen, damit Romere sich erholen kann, sondern wir konnten alles in zwei Zügen durchmachen, zwischen welchen wir eine Mittagspause gemacht haben. Mir ist dabei aufgefallen, wie gesprächig diese Schüler eigentlich sind, obwohl sie mir theoretisch nichts sagen müssen. Aber ich habe etliche stolze Geschichten über Ferienausflüge oder schulische Leistungen gehört so wie auch eine ausführliche Erklärung einiger Footballspieler, wie sie im Bezug auf die Saison stehen. Nämlich verdammt gut. Romere hat dabei stolz gelächelt, sich aber nicht dazu geäußert, nicht einmal als ich dazu aufgefordert wurde, wieder ein Footballspiel anzusehen, weil ich anscheinend Glück bringe. Ich habe gewagt, das zu bezweifeln, aber trotzdem versprochen, mir auch die nächsten Spiele anzusehen. Denn auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe, hat es trotzdem Spaß gemacht, zuzusehen.

„Sie mögen dich", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehe mich um und erblicke Romeres Augen, die mich direkt anstarren. Ich schenke ihm ein sanftes Lächeln.

„Nicht so sehr wie dich."

Stille breitet sich wieder zwischen uns aus, aber eigentlich gibt es so viel, das ich gerne sagen würde. Ich hätte unendlich viele Dinge, die für Romeres Ohren bestimmt wären, aber ich weiß nicht, wie ich sie äußern soll, weshalb ich lieber schweige.

„Bist du glücklich?", fragt Romere. Ich sehe ihn wieder an, studiere seine eingefallene Haltung, die eigentlich von Stolz erfüllt sein müsste. Seinen forschenden Blick, hinter welchem sich eine Ewigkeit an Nachdenklichkeit versteckt. Mein Atem stockt ein wenig und ich zwinge mich, wieder in die Sterne zu blicken. Ich kann sie besser verstehen, als die Unerklärlichkeit, die ich bei ihm zu entdecken scheine. Ich kann diese Konstellationen besser ergründen als die Unendlichkeit in seinem Blick, obwohl eigentlich alles begrenzt ist.

„Manchmal. Manchmal auch nicht, und manchmal bin ich einfach zufrieden, ohne eine besondere Tendenz."

Manchmal existiere ich, statt fliegen zu können.

„Glaubst du, wir haben es verdient, glücklich zu sein?"

Ich zucke mit den Schultern. Es verunsichert mich, dass er so schwierige Fragen stellt.

„Haben wir es verdient, unglücklich zu sein?", frage ich zurück, weil ich nicht weiß, was ich antworten soll. Glück ist grundsätzlich nichts, was man sich verdienen kann, aber wenn jemandem etwas geschieht, denkt man trotzdem, dass diese Person das Unglück nicht verdient hat. Vielleicht, weil wir es einfach nicht wissen. Weil wir in Unsicherheit schwimmen und versuchen, einen sicheren Hafen zu finden.

„Ja. Zumindest ich."

Mein Atem stockt, aber ich besitze nicht den Mut, das zu hinterfragen. Ich besitze nicht den Mut, mehr wissen zu wollen, alles von ihm in mir aufsaugen zu wollen, bis ich all die Antworten finde, die ich nicht habe.

Wir schweigen wieder, aber diesmal ist die Stille laut. Ich kann seine Gedanken fast schon hören, aber ich kann sie nicht greifen. Seine Augen finden meine, aber ich finde nichts in ihnen, worin ich sein Unglücklichsein ergründen könnte. Ich wünschte, ich wäre besser darin, aber ich weiß nicht, wie ich mir diese Kunst aneignen soll. Ich weiß nicht, was ich tun kann, damit er sich besser fühlt, ich kann ihn nur ansehen und mir wünschen, dass zwischen uns nicht dieser unerträgliche Schmerz liegen würde, welchen wir angerichtet haben. Mittlerweile weiß ich nicht einmal, ob ich überhaupt das Recht habe, ihn ergründen zu versuchen, weil das gar nicht möglich ist. Wir haben beide Fehler gemacht und wir können sie nicht rückgängig machen. Die Frage ist nur, wie wir darüber hinwegkommen wollen. Ob wir darüber hinwegkommen müssen.

„Du bist zu hart zu dir selbst", sage ich schließlich. Meine Stimme klingt dabei dünn und heiser, sodass ich Angst habe, dass Romere mich nicht gehört hat. Aber seine Augen funkeln voller Hoffnung, sodass ich diesen Gedanken gleich wieder vergesse. Er muss mich gehört haben.

„Ich glaube, dass ich einen ganzen Haufen meiner Gedanken verdient habe, Audrey. Ich habe viele Fehler gemacht und sie häufen sich nun. Ich wünschte, ich könnte das mit uns in Ordnung bringen."

Ich auch. Meine Augen suchen wieder die Sterne über uns, weil ich das Glänzen in Romeres Augen nur schwer ertragen kann. Es ist unglaublich, wie das Universum glitzert und leuchtet. Ohne jemanden beeindrucken zu müssen, sieht es unfassbar aus und bietet immer eine wundervolle Aussicht. Dieser Abend erinnert mich so sehr an unsere Zeit vor dieser 4-Jahre-Lücke. Denn das ist diese Zeit auch gewesen. Eine Lücke. Ein Loch. Eine Zeit, in welcher mir etwas gefehlt hat. Etwas, was momentan neben mir sitzt. Jemand. Romere.

„Ich weiß nicht, wie. Audrey, was kann ich tun? Was soll ich tun? Wie kann ich uns wieder in Ordnung bringen, ohne uns vollkommen zu zerstören?"

Romere hat gemerkt, dass ich nicht mehr zu ihm herübersehe und kniet stattdessen vor mir, sieht mich flehend und gleichzeitig wehmütig an. Voller Schmerz, voller Hoffnung. Ich atme nur noch stockend, denn seine Gefühle übertragen sich auf mich. Das Band zwischen uns lässt mich spüren, was er tut, denn egal wie gespalten wir uns vielleicht fühlen, wir sitzen komischerweise im selben Boot.

„Wir sollten einen Neuanfang wagen", flüstere ich leise und sehe auf meine Hände. Das ist die Wahrheit, die schon seit mehreren Wochen in mir schwimmt und nun endlich an die Oberfläche dringt. Romere erstarrt vollkommen. Ich befürchte sogar, dass er nicht mehr richtig atmet, und das macht mir so Angst, dass ich meine Augen sofort mit seinen verschmelzen lasse. Meine Hände legen sich an seine Wangen.

„Wir sollten einen Neuanfang wagen", wiederhole ich, diesmal lauter und deutlicher, sodass er mich ganz bestimmt verstanden hat. Romere keucht auf und dann breitet sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. So hell und besonnen, dass er all die Sterne am Himmelszelt überstrahlt. Meine Lippen verziehen sich ebenfalls zu einem Lächeln und ich schließe meine Augen, während ich meine Stirn gegen seine lehne.

„Audrey", sagt Romere, als wäre mein Name für ihn vollkommen neu, als hätte er diesen noch nie ausgesprochen.

„Romere", entgegne ich.

„Audrey."

„Romere."

Wir sagen unsere Namen immer wieder, vielleicht weil es die einzigen Worte sind, die uns über die Lippen kommen, vielleicht weil sie die einzigen sind, an welche wir denken mögen. Meine Haut kribbelt vor Aufregung und tief in mir regt sich etwas, als wäre es durch dieses Friedensbündnis endlich wieder wach geworden. Denn egal wie erschöpfend der heutige Tag auch gewesen sein mag, ich fühle mich wacher als sonst. Erfüllter als sonst.

„Danke für den Neuanfang", murmelt Romere irgendwann zwischen meinem und seinem Namen.

„Danke, dass du damit einverstanden bist", kann ich nur entgegnen. Meine Lippen streifen bei diesen Worten über seine, worauf mein Atem stockt. Ich habe nicht realisiert, dass wir uns so nahe sind. Aber es gefällt mir. Romere sagt etwas, was ich trotz dieser Nähe nicht entziffern kann, aber damit vereinigt er unsere Lippen.

Dieser Kuss ist etwas vollkommen Neues. Keine wilde Leidenschaft, kein Leiden, kein Schmerz. Dieser Kuss ist voller Sehnsucht, voller Zuneigung, voll von dem Gefühlt, das sich in mir breitmacht, wenn ich Romere sehe, wenn ich ihn vernehme. Hingebungsvoll streifen seine Lippen über meine, vereinigen uns, aber es reicht aus. Es ist genug für das, was zwischen uns ist, denn es ist ein Anfang. Kein verrückter Zungenkuss, kein riesiges Tam-Tam, sondern nur die Intimität zwischen uns, als würden wir uns nicht einmal wirklich küssen, sondern noch immer unsere Namen flüstern als wären es die einzigen beiden Worte, die wir kennen. Weil wir die Welt um uns vergessen, wenn wir nur schon zu zweit sein können. Es ist der beste Kuss, den ich jemals gehabt habe und selbst als wir uns lösen, lassen wir uns nicht richtig los.

„Es gibt noch Dinge, die ich dir sagen muss, Audrey." Romeres Stimme löst eine Gänsehaut aus, umfasst mich wie eine Umarmung.

„Nicht heute", entgegne ich. „Wir brauchen einen Abend, um wieder richtig anfangen zu können."

Ich brauche einen Abend, an welchem ich nur uns in Erinnerung haben kann, ohne unsere Probleme, ohne die Welt um uns herum. Nur das, was zwischen uns ist, will ich richtig wahrnehmen können. Morgen können wir uns mit allem anderen befassen.

„Okay. Ich habe das vermisst, Audrey."

„Was?"

Uns."

Uns. Wir. Romere und Audrey. Wir sind plötzlich eine Gemeinschaft, ein Zusammenspiel. Ein Duo, wobei wir uns ganz klar in einem Crescendo befinden. Anders kann ich nicht beschreiben, wie ich die wachsenden Emotionen in mir beschreiben soll oder das, was unter meiner Haut liegt, aber an die Oberfläche zu dringen droht. All das Verlangen, welches mich zu übermannen scheint, nur weil Romere so simple Ausdrücke benutzt, weil er ehrlich ist und weil ich ihm endlich glaube, obwohl ich nicht weiß, ob das eine gute Entscheidung ist. Ich tue es einfach, weil meine Instinkte mich dazu zwingen, ihm eine zweite Chance zu geben – uns eine zweite Chance zu geben und die Dinge auf uns zukommen zu lassen, egal wie kompliziert sie auch sein mögen.

„Du hast dich nicht gemeldet", entgegne ich dennoch sanft. Er hat den Graben zwischen uns so wachsen lassen, immer weiter geschaufelt. Diese Nacht ist vielleicht die Brücke, aber wenn sie nicht gut gebaut ist, wird sie wieder einreißen und das möchte ich nicht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir unsere Fehler irgendwann klären. Wenn wir sowieso schon einen Neuanfang wählen, wieso sollten wir dann nicht auch die Fehler unserer Vergangenheit ein für alle Mal beseitigen?

„Ja. Und ich wünsche mir jeden Tag, dass ich das anders gemacht hätte. Dass ich mehr an uns geglaubt und meine Probleme nicht an erste Stelle getan hätte, weil mir das unendlich viel andere Probleme erspart hätte. Aber ich kann es nicht ändern. Ich kann nur sagen, dass ich uns vermisst habe, auch wenn ich es vielleicht nicht immer zeigen konnte. Ich werde diese vier verlorenen Jahre wohl für immer bereuen, aber ich kann dir versprechen, dass ich uns nie wieder so hängen lassen werde. Dass ich niemals wieder erlauben werde, dass wir so ans uns selbst scheitern, dass wir den Kontakt verlieren. Ich verspreche es dir, Audrey. Mit meinem Herzen und meiner Seele und ich schwöre dir, dass ich dieses Versprechen nicht brechen werde."

Mein Atem stockt, vollkommen elektrisiert von seinen Worten.

„Und ich verspreche dir dasselbe. Wir werden auf uns aufpassen und das zwischen uns irgendwie hinkriegen. Ich möchte nicht wieder so lange von dir getrennt sein, Romere."

Ich presse meine Lippen sanft auf seine.

„Ich habe dich gebraucht."

Ich seufze leise, als wir uns wieder aneinander gewöhnen, an die kribbelnde Magie, das unendliche Knistern zwischen uns.

„Ich brauche dich", bringe ich zwischen Küssen hervor.
„Mein Herz braucht dich", sage ich. Romere stockt. Für einen Moment sind nur unsere Atemzüge zu hören, keuchend und unregelmäßig. Ich verliere mich in seinen Augen, seiner Seele, seiner Existenz.

„Nicht so sehr, wie ich dich brauche", erwidert er dann heiser. Für einige Sekunden lang bin ich zu fasziniert, um antworten zu können. Dann verlieren wir beide vollkommen die Kontrolle, betrunken von unseren Küssen und unseren Wahrheiten, die uns mit Glücksgefühlen abgefüllt haben.

Unsere Hände sind überall, während immer mehr Haut da ist, gleichzeitig auch immer weniger Kleidung. Aber erst nachdem wir beide sichergestellt haben, überlassen wir uns unserem Verlangen, bis unsere Körper in Wellen verschmelzen, bis wir Liebe machen und wir selbst die Sterne über uns vergessen.

✨✨

Jetzt sind Audrey und Romere endlich wieder vereint 😍🤩

Hat euch das Kapitel gefallen?

Es tut mir leid für alle, die explizitere Szenen wollten, aber es hat so unpassend gewirkt, auch wenn der Inhalt derselbe ist 🙈😌

Jedenfalls lesen wir uns nächste Woche wieder (dann hab ich endlich Ferien 😍😍😍!).

P.S.: ich habe das Vorwort und den Prolog einer neuen Geschichte veröffentlicht (sie heisst: Illicit Affairs 🔎) und ich würde mich freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet 🤎

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro