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Die Badezimmertür öffnet sich und dahinter steht Dorian. Ich atme erleichtert aus. Für einen Moment dachte ich, dass sein Vater hinter der Tür stand.

»Er ist weg.«, sagt Dorian schlicht und geht wieder ins Schlafzimmer.

Ich stehe auf und gehe ihm hinterher. Dorian zieht sich das T-Shirt und seine Jogginghose aus und legt sich ins Bett, ohne weiter auf mich zu achten oder mir eine Erklärung abzugeben. Ich schalte das Licht aus und lege mich ebenfalls dazu. Wir sind beide still und starren an die Decke. Wieso kann er nicht einmal von sich aus preisgeben, was passiert ist? Ständig muss ich ihn danach fragen. Die Minuten vergehen und wir schweigen immer noch, bis ich letztendlich aufgebe und ihn doch nach seinem Vater frage.

»Was wollte dein Vater?«

»Das übliche.«

»Und das wäre?«

»Mir auf den Sack zu gehen, Adria.«, sagt Dorian kalt.

»Womit geht er dir auf den Sack?«, hacke ich nach und ignoriere seine genervt Art.

Dorian schweigt.

»Wieso kannst du mir nicht einmal von dir aus sagen, was in deinem Leben passiert?«, frage ich ihn nun ebenfalls in einem genervten Tonfall und setze mich auf. Ich stelle mir vor, wie ich mich zu ihm hinüberbeuge, meine Hände um seinen Hals lege und zudrücke, denn er ignoriert mich immer noch. »Ständig wirfst du mir einen Knochen zu, sodass ich oberflächig weiß, um was es geht, aber niemals vollständig im Bilde bin. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass du mich mit Absicht aus deinem Leben heraushalten willst.«

»So ein Blödsinn!«

»Ach wirklich? Wieso erzählst du mir dann nie freiwillig etwas?«

»Dieses Gespräch hatten wir schon einmal.«

»Ja! Und es hat sich nichts geändert! Ich weiß noch immer nicht, welche Erledigung du machen musst, damit dein Vater dir die Adresse von deiner Mutter verrät. Ich weiß nicht, was für ein Problem du mit Viktor hast und wieso er es auf mich abgesehen hat. Oder wieso du dich nicht mit deinem Cousin verstehst. Was passiert wirklich im Underground? Sind es nur illegale Kämpfe oder passiert da noch mehr mit deinen Geschäftspartnern? Wieso wusste ich bis vor kurzer Zeit noch nicht einmal, dass du auch eine andere Sprache sprichst? Was für Telefonate führst du mitten in der Nacht und wieso legst du jedes Mal auf, wenn ich komme? Du sagst zwar immer ich soll dir vertrauen, aber dabei bist du derjenige, der mir nicht vertraut!«

Ich bin fertig mit meiner Ansage und atme heftig ein und aus, denn diese Fragen spuken in meinem Kopf schon viel zu lange. Im Dunklem starre ich Dorian an und warte auf eine Antwort. Doch er schweigt. Wieder einmal.

Wütend schmeiße ich die Decke zur Seite und möchte aufstehen, als Dorians Finger sich wie Handschellen um meinen Unterarm legen.

»Leg dich hin.«

»Das ist alles, was du zu sagen hast? Leg dich hin?«, frage ich unglaublich und schlucke meine Tränen hinunter.

Ich versuche meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch er zieht mich mit einem Ruck zurück, sodass ich zurück aufs Bett falle.

»Früher oder später wirst du deine Antworten schon bekommen. Bis dahin musst du mir wohl weiterhin vertrauen.«

»Nein.« Ich schüttele den Kopf.

»Nein? Vertraust du mir nicht mehr, Beauty?« Er atmet tief aus. »Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, werde ich sie dir alle beantworten. Vielleicht kannst du mich dann besser verstehen. Meine Taten, meine Handlungen und mein Schweigen.«

»Aber wieso nicht jetzt?«

»Weil alles seinen richtigen Zeitpunkt hat.«

Dorian dreht mich so um, dass ich mit dem Rücken zu ihm liege und er seinen Arm um mich legen kann.

»Ich vertraue dir, Adria.«, flüstert er mir zu. Tust du das wirklich Dorian?

Am nächsten Morgen bereiten wir uns beide für den Tag vor. Dorian für die Arbeit und ich für die Uni. Er meinte, dass für mich kein Risiko besteht, wenn ich in die Universität gehe. Lediglich die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Mich wird nicht nur Diego in die Uni fahren, sondern auch Caleb und einige andere Männer. Sie werden vor der Universität warten, bis ich aus habe und mich anschließend wieder nach Hause begleiten.

Ich betrachte mich ein letztes Mal im Spiegel. Das schöne Kleid und die modische Jacke, tragen nicht dazu bei, dass ich mich besser fühle. Es geht mir elend. Nicht nur das Gespräch mit Dorian nagt noch an mir, sondern auch die Tatsache, dass mich die Prakenskijs gefunden haben. Am liebsten würde ich mich zu Hause verkriechen und keinen Fuß vor die Tür setzten, doch Dorian bestand darauf, dass ich nicht von der Uni fern bleibe.

Ich nehme meine Tasche und gehe ins Wohnzimmer, wo Dorian mit Caleb und Diego redet.

»Bist du fertig, Beauty?«, möchte Dorian wissen.

»Ja.«

»Wir warten vor der Tür auf Sie.« Caleb und Diego gehen.

»Adria?« Dorian nimmt mein Gesicht in beide Hände. »Du brauchst keine Bedenken zu haben. Du wirst wie immer in die Uni gehen, es hat sich nicht geändert. Schreib mir nur jede Stunde, ob es dir gut geht.«

Ich nicke.

»Jede Stunde, Adria.«

»Okay, werde ich machen.«

»Und wenn du dich nicht wohlfühlst, dann ruf mich an und ich bin in fünf Minuten bei dir. Oder ruf die Männer, bis ich komme. Aber entferne dich nicht von ihnen. Tu was Caleb dir sagt.«

»Okay, mach dir keine Gedanken um mich.«

Dorian beugt sich zu mir nach vorne und gibt mir einen zarten Kuss.

»Ich liebe dich.«

Ich stocke, denn ich bin es noch nicht gewohnt diese Worte von ihm zu hören.

»Ich liebe dich auch.«

Wir lösen uns wieder voneinander.

»Wollen wir gehen?«

»Ich hab noch eine halbe Stunde.«

»Okay, Beauty. Wir sehen uns heute Abend.«

»Bis am Abend.«

Dorian zieht mich erneut zu sich heran und gibt mir dieses Mal einen innigeren Kuss. »Bitte hör auf Caleb.«

»Werde ich.«

Dorian macht sich auf den Weg zur Arbeit und ich fahre meinen Laptop hoch, um einige Zusammenfassungen der letzten Lehrveranstaltung durchzulesen. Allerdings ohne Erfolg. Mein Kopf ist einfach viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Nach zehn Minuten klappe ich den Laptop wieder zu und stopfe es in meine Tasche.

Ich nehme meine Schlüssel und verlasse das Apartment. Vor den Aufzugtüren steht Caleb, den Rücken zu mir gedreht und redet mit jemandem am Telefon. Er hat mich noch nicht gesehen und redet ebenfalls in derselben Sprache wie Dorian. Anscheinend kann Caleb auch Polnisch. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und bleibe sofort wieder stehen, denn etwas das er sagt, kommt mir sehr bekannt vor.

»Ja ni panimа́ju.... jа́ßna, lа́dna. Pakа́.«, redet Caleb.

́ßna, lа́dna? Alles klar? Längst vergessen geglaubte Erinnerungen tauchen wieder auf. Jа́ßna, lа́dna... Sergej hat das oft gesagt. Aber das ist nicht Polnisch, sondern Russisch.

»Ohh.. Ms Skyes. Wollen Sie früher in die Uni fahren?«, möchte Caleb von mir wissen, da er mich nun doch bemerkt hat.

Ich starre Caleb an. Dorian hat dieselbe Sprache wie Caleb eben gesprochen, dessen bin ich mir sicher. Aber wieso sollte er mich anlügen und sagen, er kann Polnisch, wenn es in Wirklichkeit Russisch ist? Das ergibt keinen Sinn.

»Adria? Geht es Ihnen gut?«, hackt Caleb nach.

»Ja, entschuldige. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich meinen Laptop eingepackt habe.«

»Wollen wir?« Er drückt auf den Knopf und die Aufzugtüren öffnen sich. Wir begeben uns beide in das Auto, wo auch Diego auf uns wartet und fahren los. Ich starre aus dem Fenster und denke über Dorians Lüge nach. Wieso sollte er mich wegen eines so bedeutungslosen Themas anlügen? Ich komme nicht umher mich zu fragen, welche Lügen er mir noch erzählt hat.

Energisch schüttele ich den Kopf. Nein, ich werde ihn einfach fragen, wenn er von der Arbeit kommt. Aber sobald ich diesen Gedanken zu Ende bringe, weiß ich, dass es nicht so ablaufen wird. Er wird mir wieder nur eine oberflächige Antwort geben. So wie immer!

Zweifel und Angst überkommen mich. Die Geschehnisse der letzten Tage werden mir einfach zu viel. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr weiß, was Richtig und was Falsch ist.

Caleb parkt vor meiner Universität und öffnet mir die Autotür. Sobald ich aussteige, sehe ich auch die anderen Männer von Dorian. Auf ein Nicken von Caleb verteilen sie sich auf dem Campus.

»Nur eine zusätzliche Sicherheitsvorkehrung.«, sagt Caleb. Anscheinend hat er meinen skeptischen Blick bemerkt.

»Verstehe.«

Er sieht mich durchdringen an. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen so blass aus.«

Ich verstecke meine zitternden Hände unauffällig hinter meinem Rücken.

»Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur etwas nervös, das ist alles.«, lüge ich ihn an.

»Brauchen Sie nicht. Hier ist alles unter Kontrolle. Aber ich möchte Ihnen das hier geben.«

Er drückt mir ein schwarzes Etwas in die Hand, das wie ein Stift aussieht.

»Sobald Sie hier drauf drücken, werde ich Sie über den Peilsender finden. Also sollten Sie sich unwohl fühlen oder denken Sie wären in Gefahr, brauchen Sie nur auf den Knopf zu drücken und ich bin bei Ihnen.«

»O-okay.« Brauche ich das wirklich?

»Wie gesagt, nur eine zusätzliche Maßnahme.«

Ich nicke ihm zu und gebe den Peilsender in meine Tasche. »Ich habe heute erst um sechzehn Uhr aus.«

»Ich bin darüber bereits informiert.«

Ich mache mich auf den Weg in meinen Seminarraum. Je näher ich dem Raum komme, desto mehr widerstrebt es mir hineinzugehen. Es ist fast so, als hätte man mir Zementblöcke an die Beine gebunden. Dorians Art in letzter Zeit und seine Lüge gehen mir einfach nicht aus dem Kopf. Mit einer ruckartigen Bewegung bleibe ich vor der Tür zum Seminarraum stehen, sodass mich ein Student von hinten rammt.

»Entschuldige.« Sofort mache ich einen Schritt zur Seite und lasse den anderen Studenten Vorrang.

Ich bleibe so lange dort stehen, bis sich der Flur leert und nur noch ich am Gang stehe. Langsam lasse ich mich die Wand hinabgleiten und versuche meine schnelle Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Immer mehr beschleicht mich das dunkle Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht passt. Dass ich etwas Wichtiges übersehe.

Der grüne Umschlag mit Maxims Namen fällt mir wieder ein. Was ist, wenn er im Namen seines Vaters diesen Brief geschrieben hat? Oder was ist, wenn Sergej derjenige ist, der mir diesen Brief geschickt hat und nur den Namen seines Sohnes draufgeschrieben hat?

Ich umfasse mit beiden Händen meinen Kopf, den ich habe bereits wahnsinnige Kopfschmerzen. Außerdem bin ich mir sicher, dass Dorians Verhalten etwas mit diesem Brief zu tun hat. Ich erinnere mich an die Zahlenkombination, die er eingegeben hatte, um den Safe zu schließen. Es war die Nacht vor der Wohltätigkeitsveranstaltung, als Dorian mich nicht sah, als ich in sein Büro kam und er dabei war den Safe zu schließen.

Ich fasse einen Entschluss und gehe den Gang entlang zur Fundgrube. Dort finde ich mehrere Kleidungsstücke und Gegenstände. Ohne weiter darüber nachzudenken, ziehe ich mich schnell am Klo um und werfe mein Kleid, die Jacke und den Peilsender in die Fundgrube.

Mit Jeans, T-Shirt, einer grünen Weste und einer Kappe bekleidet, verlasse ich unauffällig das Gebäude durch den Hintereingang mit einer Gruppe von Studenten. Dorians Männer scannen die Gegend mit Argusaugen ab, doch ich stelle mit keinem von ihnen Augenkontakt her. So selbstsicher wie möglich gehe ich an ihnen vorbei Richtung Bushaltestelle. Keiner hält mich auf. Sobald ich etwas weiter weg bin, rufe ich mir ein Taxi und fahre zurück ins Apartment. Mein Herz klopft wie wahnsinnig und ich wische mir meine schweißnasse Hand an meiner neuen Jeans ab.

Schnell schreibe ich Dorian meinen stündlichen Bericht.

Ich: Mir geht es gut. Bin jetzt im Unterricht.

Dorian: Viel Spaß!

Mittlerweile hat das Zittern meinen ganzen Körper befallen. Doch es gibt kein Zurück mehr für mich. Sobald ich vom Taxi aussteige, gehe ich zu den Aufzügen. Keiner von Dorians Männer ist hier. Schließlich warten Sie alle vor der Uni auf mich.

Ich öffne die Tür zum Apartment und stürme in Dorians Büro. Der Safe befindet sich hinter dem Schreibtisch. Ungeschickt stoße ich mich am Tisch an und stöhne auf. Mit schlotternden Händen versuche ich die Zahlenkombination von damals einzugeben. Bitte, bitte lass es funktionieren!

Klick! Erschrocken halte ich die Luft an, denn es hat wirklich funktioniert. Plötzlich habe ich bedenken und drehe mich um. Doch ich bin alleine.

»Komm schon.« Ich atme tief aus und greife nach dem grünen Umschlag. Dabei werfe ich in meiner Aufregung noch andere Dokumente auf den Boden.

»Verdammt!«

Ich ignoriere es, setze mich auf den Boden, weil ich dringend Halt benötige und öffne den Umschlag auf dem Maxim Prakenskij steht. In der Erwartung einen Brief vorzufinden, ziehe ich einen kleinen Stapel Bilder heraus. Noch eine Lüge, Dorian!

Meine Hände zittern und ich kann im ersten Moment nicht erfassen, was ich auf dem Bild sehe. Es ist ein Foto von Maxim, wo er noch klein ist. Dieses Foto muss um den Zeitraum entstanden sein, als mich Sergej adoptiert und zu sich nach Hause genommen hat. Also ist Maxim auf diesem Foto circa elf Jahre alt. Er steht im Garten, hat kurze Shorts und ein weißes T-Shirt an. Seine pechschwarzen Haare fallen ihm vor die Augen, aber es kann trotzdem nicht die Wut darin verbergen. Er sieht direkt in die Kamera und sein Zorn ist fast mit Händen zu fassen. Sofort habe ich Mitleid mit dem kleinen Jungen. Kein Kind sollte so viel Hass in sicher tragen.

Ich lege es auf die Seite und betrachte das nächste Bild. Ein erschrockenes Stöhnen kommt von meinen Lippen und für einen Moment ist es fast so, als hätte mich jemand geschlagen. Auf diesem Foto ist erneut Maxim zu sehen und er blickt wieder direkt in die Kamera. Fast so, als wollte er der Person hinter der Linse zeigen, dass er keine Angst vor ihm hat. Doch das ist es nicht, was mich so sehr aus der Bahn wirft. Hinter ihm sehe ich nämlich mich. Die acht Jahre alte Adria, mit nichts weiter als einem schmutzigen, viel zu großem, weißen Kleid bekleidet, das ihr über die mageren Schultern fällt. Ich wusste, dass es Fotos und Videos von mir gibt. Sergej hat es geliebt die Kamera auf mich zu halten. Aber mich nach all den Jahren so zu sehen, ist wie ein Albtraum. Die fettigen, klebrigen Haare fallen mir um mein Gesicht und ich sehe leblos, fast schon tot aus.

Ich weine hemmungslos und lege auch dieses Bild zur Seite. Das nächste Foto zeigt erneut Maxim. Dieses Mal ist er etwas älter und bereits in der Pubertät. Da ich nicht lange bei Sergej geblieben bin, sehe ich Maxim das erste Mal so. Ich würde ihn um die vierzehn oder fünfzehn schätzen. Er sitzt auf der Couch und dieses Mal sehe ich nicht blanke Wut in seinem Gesicht. Er wirkt etwas ruhiger. Ich mache weiter und betrachte das nächste Foto von Maxim. Er ist bereits älter, vielleicht neunzehn. Er strahlt Ruhe aber gleichzeitig so eine mir bereits vertraute Kälte aus, dass ich Gänsehaut bekomme.

Zitternd hole ich das vorletzte Foto heraus. Es ist Maxim... nein Dorian, der aus einem Auto aussteigt. Je länger ich das Foto betrachte, desto mehr gelange ich der Überzeugung, dass ich endgültig den Verstand verliere. Es ist Maxim, nun noch etwas älter. Seine kindlichen, pubertären Gesichtszüge sind verschwunden und ich sehe einen jungen Mann vor mir. Dieselbe Kälte, wie auf dem Foto zuvor blickt mir entgegen. Aber gleichzeitig sehe ich auch Dorian, nur etwas... jünger.

Ich wippe mich in einem Rhythmus vor und zurück, während warme Tränen meine Wangen hinabfließen.

»N-nein, nein, n-nein.«

Mit einer schrecklichen Vorahnung schaue ich mir das letzte Foto an. Ich kann ein Wimmern nicht unterdrücken, denn es reißt mir den Boden von den Füßen weg. Ich sehe Maxim. Er steht nun in seiner vollkommen männlichen Pracht neben dem Auto. Seine Hand hält die meine. Dieser Moment ist entstanden, als die Paparazzi am Eingang der Wohltätigkeitsveranstaltung Fotos von Dorian und mir geschossen haben.

Ein unglaublicher Schmerz des Betrugs erfasst jede Zelle meines Körpers. Ein Schmerz, der grenzenlos scheint und von dem ich weiß, dass es für immer bleiben wird. Es wird niemals verschwinden und mich für den Rest meines Lebens daran erinnern, wie naiv ich war. Mir wird übel und ich übergebe mich auf den Boden. Er wird es hassen seinen teuren, sauberen Teppich mit Erbrochenem vorzufinden und ich kann nicht anders mich über diese Kleinigkeit zu freuen.

Mit zitternden Beinen stehe ich auf. Ich möchte weg. Weg von dieser grausamen Realität. Plötzlich ist es so, als würde sich ein Abgrund unter meinen Füßen öffnen und ich falle. Zuerst auf die Knie, danach mit dem Kopf auf dem Boden. Es ist ein himmlisches Gefühl. Der Schmerz empfängt mich mit offenen Armen. Und auf einmal weiß ich, wieso sich Menschen selbst Schaden zufügen. Wieso sie sich schneiden und ihren Körper über das hinaus treiben, was es ertragen kann. Da ist eine Tiefe, ein schwarzes Nichts das nach mir ruft. Es tut so unglaublich gut zu fallen. Vor allem, wenn die ganzen Lügen in sich hineinfallen.

»Zieh sie aus, Maxim!«, höre ich Sergejs autoritäre Stimme.

Ich liege auf der schmutzigen Matratze im Keller. Meine Hände hat Sergejs Bruder Iwan an das Bett gefesselt. Maxim sieht auf mich herab. Sein rechtes Auge ist angeschwollen. Bestimmt hat ihn sein Vater geschlagen. Schwach schüttle ich den Kopf. Er soll mich nicht anfassen.

»Sofort!«, schreit Sergej.

Maxim kommt auf mich zu und ich erkenne Kapitulation in seinem Blick. Eine Träne löst sich aus seinem Augenwinkel, während er mir das Kleid vom Körper reißt.

Schreiend erhebe ich mich vom Boden. Ich möchte mich nicht daran erinnern. Ich möchte nicht eingestehen, dass mich dieselben Hände nach all diesen Jahren wieder berührt haben. Plötzlich fühlt sich das, was wir in Hawaii hatten schmutzig an.

Ich gehe auf seinen Schreibtisch zu und fege alles, was sich darauf befindet mit einem wütenden Schrei auf den Boden. Danach gehe ich zu seinem Regal. Zettel und Ordner fliegen auf den Boden, während ich immer mehr Unordnung schaffe. Schweratmend betrachte ich das Chaos bis sich meine Augen auf die Fotos heften, die ebenfalls aus dem Safe gefallen sind. Ich hebe sie auf und sehe noch mehr schreckliche Erinnerung aus meiner Vergangenheit. Es sind Fotos von mir, die Sergej geschossen hat.

»WIESO? WIESO?« Wieso nur hat er diese Fotos von mir im Safe?

Ich gehe zur Obstschüssel, schmeiße das Obst auf den Boden und lege alle Fotos, die ich finden kann in die Schüssel. Danach hole ich ein Feuerzeug und verbrenne sie. Die Flammen verbrennen nicht nur die Bilder, sondern auch einen Teil von mir.

Ich sehe erneut in den Safe hinein, um mich zu vergewissern, dass da keine andern Fotos von mir sind und sehe zwei große Stapel Bargeld. Ohne zu zögern, greife ich danach, laufe ins Schlafzimmer und hole eine Reisetasche. Schnell stopfe ich einige Klamotten von mir hinein, sowie das Bargeld und meinen Reisepass. Mit meinem Handy schreibe ich eine Nachricht an IHN.

Ich: Mir geht es gut. Bin jetzt bei meiner zweiten Lernveranstaltung. Kann sein, dass ich dir für eine Zeit nicht schreiben kann.

Danach lege ich das Handy auf das Bett und mach mich auf den Weg. Auf einen Weg, dessen Ziel ich selber nicht weiß. Denn ich weiß nur, dass ich Boston den Rücken zukehren muss, wenn ich von den Prakenskijs entkommen möchte.

Meine lieben Leseratten!

Das Geheimnis, das ich schon seit Kapitel 1 mit mir getragen habe, ist nun gelüftet.  Ich bin so sehr auf eure Rückmeldungen gespannt. Eigentlich habe ich immer wieder einmal kleine Hinweise gegeben. 🙈 

Die nächst Kapiteln werden turbulent für Adria, als auch für Dorian. Wann das nächste Kapitel kommt weiß ich noch nicht.

XOXO 💋

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