Das Grauen

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

                                                                            


Die Stille lag drückend auf mir. Der Campingplatz war um diese Zeit nur wenig besucht und Nachts einfach nur wie ausgestorben. Einerseits war es schön, ungestört aufs Klo gehen zu können, doch ich hatte wohl eindeutig zu viele Gruselfilme gesehen. Von draußen drang, durch die offenen Fenster, nur ein warmer Windhauch und das Zirben der Grillen herein. Alles wirkte so gespenstisch. Ich öffnete leise und vorsichtig meine Klotür und spähte durch den Spalt nach draußen. Es blieb ruhig. Auf dem Weg zu den Waschbecken, die gegenüber lagen, begegnete ich keiner Menschenseele. >Platsch< Erschrocken quietschte ich auf und drehte mich zu den Toiletten um. Doch dort war ... nichts. Unter der Tür waren keine Füße zu sehen und auch sonst blieb alles ruhig. Ich atmete kurz durch um meinen Puls zu beruhigen, der automatisch hochgeschossen war. Ich war mega schreckhaft und die Situation doch echt unheimlich. Ich musste schnell zurück zu meinem Van. Zurück in mein Bett. Geschützt von der Außenwelt. Jedenfalls waren Autos sicherer als öffentliche Klos, wenn man von Horrorfilmen ausging. Oder? Genervt von mir selbst, stöhnte ich auf. Ich liebte Gruselfilme. Ich liebte Halloween. Aber wehe es wurde dunkel. Kopfschüttelnd betrachtete ich mich im Spiegel und wand mich dem Ausgang zu.

>Plopp< Hatte ich den Wasserhahn zugedreht? Ich schaute vom Eingang, den ich gerade erreicht hatte, hinüber. Ja, er war zu und tropfte nicht einmal. Aber vielleicht war dies auch nur ein Resttropfen gewesen? >Plopp, plopp< Kam das nicht wieder von da hinten? Wie das Platschen von vorhin? Das Adrenalin trieb meinen Puls erneut in die Höhe. Ich atmete stoßweiße. „Mensch, reiß dich doch zusammen. Du bist eine erwachsene Frau, verflucht noch mal!", flüsterte ich energisch. Jetzt führte ich also auch schon Selbstgespräche. In meinem Kopf zankten die do's und don'ts. Doch das brachte mich auch zu keinem Ergebnis. Ich sprach in Gedanken ein Machtwort und dann zwang ich mich dazu nachzusehen. Aber musste ich das überhaupt? Musste ich mich beweisen. Ich war in diesem Punkt eine Schisserin und dazu stand ich auch. Aber ich würde mich hassen, wenn ich jetzt kniff. >Plopp< Ich atmete einmal tief durch und ging dann auf die letzten Klokabine in der Reihe, der zirka zwanzig Klos, zu. Auf halber Strecke verließ mich mein nicht vorhandener Mut. Jetzt konnte ich noch umkehren. Musste mich nicht erschrecken lassen, falls da doch irgendeine Betrunkene oder eine durchgeknallte Person drin war. Aus der letzten Kabine kam ein >Plopp<. Als würde mich das Klo persönlich verhöhnen. War es möglich, dass das Tropfen genau jetzt begann? Vorhin war doch noch alles ruhig gewesen?

Ich rief meine aufgewühlten Gedanken zur Ruhe und zwang mich weiter. Vor der letzten Kabine blieb ich stehen. Meine Hand griff langsam nach dem Türknauf. Ein lautes >Platsch< erklang. Erschrocken riss ich die Hand zurück und drehte mich Richtung Ausgang. Denn das Platschen kam von den vorderen Kabinen. Mein Körper fing an zu zittern. Die Tür von Kabine zwei wackelte. Das Blut wich aus meinem Gesicht und meine Knie begannen zu zittern. Wie stehen funktionierte? Ich hatte keinen blassen schimmer. Meine Beine spürte ich nicht. Die Muskeln waren kleine Gummitierchen. Wie sollte ich so wegrennen können? Mich in Sicherheit bringen? Ich war in diesen Minuten ein leichtes Opfer. Panik übermannte mich. Ich versuchte die Starre abzuschütteln und bewegte mich langsam auf den Ausgang zu. Doch es war eher ein sich nach vorne schieben. Wenn jetzt jemand hier herein kommen würde, er würde mich für geistig gestört halten. Die Gedanken begannen erneut zu kreisen. War doch wer auf dem Klo gewesen und nun nach draußen gegangen? Hatte ich die Frau mit meinem rumgelaufe und dem Aufschrei von vorhin, selbst erschreckt? Ja, das musste es sein. Das klang logisch. Aber hätte ich sie dann nicht hören müssen? Langsam ging ich weiter, sah mich nach allen Seiten um. Ich hatte die Hälfte erreicht, als ein Klappern und Grunzen neben mir aus einer Kabine drang. Ich schrie erneut auf und rannte los. Doch vor Kabine zwei war eine Wasserspur, auf der ich natürlich direkt ausrutschte und der Länge nach hinschlug. Autsch, das tat weh. Der Schmerz betäubte meine Angst einige Sekunden, bis mein Hirn die neue Information verarbeiten konnte. Wertvolle Sekunden die verstrichen.

Erneutes Grunzen. Ich versuchte mich aufzurappeln, doch etwas nasses griff nach meinem linken Bein und zog mich mit sich. Aber in die entgegenliegende Richtung, als da wo ich eigentlich hinwollte. Ein fauliger Geruch stieg mir in die Nase. Ich trat panisch und schreiend um mich, riss mit meinem Bein, um mich aus dem festen Griff befreien zu können. Meine Arme suchten irgendwo halt, doch auf den Bodenfliesen gab es nichts. Der Griff verfestigte sich. Ich drehte den Kopf und sah eine völlig durchnässte Frau in Fetzen. Doch sie sah nicht normal aus. Sie ähnelte eher... einer Wasserleiche. Einer ziemlich alten Wasserleiche. Übelkeit überkam mich bei dem Gedanken, woher sie wohl so aufgeweicht war. Die Haut schimmerte in einem ungesunden gräulichem Grünton. Sie war schrumplig wie eine Schildkröte am Hals. Ihre Augen waren milchigweiß und leer und darin stand der pure Wahnsinn. Panik übernahm die Kontrolle meinens Körper. Mein Denken setzte aus. Ich trat ihr mit meinem freien rechten Bein mitten ins Gesicht. Das Knacken und Knirschen stellte mir die Haare auf. Das Geräusch ging mir durch und durch. Aber es verriet mir, das ich getroffen hatte. Ein kurzer Moment des Triumphes. Sie taumelte ein Stück zurück, der Griff lockerte sich jedoch kein bisschen. Sie blickte mir nur starr in die Augen. Gleich würde ich noch hyperventilieren. Ich schluckte hart, aber der Knoten, der sich in meinem Hals gebildet hatte, verschwand nicht. Er war wohl auch der Grund, wieso ich mich noch nicht übergeben hatte. Der Geruch war nämlich mittlerweile so beißend, dass das Atmen immer schwerer fiel. Die Tote griff nun mit der zweiten Hand nach mir und bohrte dabei ihren langen Fingernägeln in mich. Vor Schmerz schrie ich erneut auf. Wir hatten nun fast die hintersten Toiletten erreicht. Ich musste meine Taktik ändern, wenn ich nicht rausfinden wollte, was sie vorhatte. Also sammelte ich alle Kraft die mir noch zur Verfügung stand, drehte mich halb um, das ich mit meinen Armen ihre Beine zufassen bekam. Fast wäre ich dran abgeglitten. Ihre Haut war nicht nur nass und kalt, sondern auch schleimig. Mit einem Ruck in meine Richtung brachte ich sie zum straucheln. Mit den Beinen trat ich erneut um mich, was ihr den letzten Halt nahm und ließ sie stürzen. Der feste Griff lockerte sich und ich riss so fest ich konnte. Das Glück war erneut auf meiner Seite und die Hände der Frau rutschten weg. Nicht ohne mir das Bein weiter aufzukratzen. Ich brauchte wohl dringend eine Tetanus Impfung. Vielleicht auch Tollwut? Irre kicherte ich auf. Dann drehte ich hektisch ein paar Rollen seitlich um Abstand zwischen uns zu bringen, bevor ich stolpernd in die Höhe kam. Frei! Eine Welle von Glücksgefühlen und Adrenalin durchfluteten mich. Diesen Energieschub nutzte ich zur Flucht. Hinter mir grunzte und platschte es.

Ohne jedoch noch einmal zurück zu blicken, rannte ich aus dem Badhäuschen hinaus zu meinem Van. Kein Mensch kam mir dabei entgegen. Im Auto verriegelte ich alle Türen. Mich hielt hier nichts. Ich wollte in meiner Panik einfach nur noch weg. Wielang ich fuhr kann ich nicht mehr sagen. Es müssen Stunden gewesen sein. Ich fuhr und ich atmete. Mehr nicht. Versuchte das Grauen und die Panik zu beherrschen. Aber als mich die Müdigkeit übermannte, ich sie nicht länger fernhalten konnte, hielt ich auf einem rießen Parkplatz eines Einkaufszentrums. Mitten in einer großen Stadt. Hell erleuchtet, verhieß es meinen angespannten Nerven, ein gewisses Maß an Sicherheit.

„AAAHHHH!", schreiend setzte ich mich auf. Am ganzer Körper zitternd, mit rasendem Puls. Mein Herz schlug so heftig gegen meine Brust, dass es schmerzte und mir Übelkeit bescherte. Der Schweiß lief literweise an meinem ganzen Körper entlang. Mein Shirt klebte an mir und das Bett war eine einzige Pfütze. Und trotz des warmen Abends war mit so unendlich kalt. Bildete mir sogar ein, meinen Atem sehen zu können. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief ein und aus, um dieses Grauen des Albtraums zu verscheuchen. Albtraum, ja das war es. Mein Körper wollte sich einfach nicht beruhigen. Mein Bein schmerzte und ein komischer Druck an meinem linken Handgelenk nahm zu. Es störte mich. Sehr. Gab mir das Gefühl von Enge, die mich sowieso schon im Griff hatte. Mein Blick glitt den Arm hinab und ließ meine Synapsen im Kopf explodieren. Ich nahm den starken Geruch von verfaultem wahr und übergab mich direkt auf meine Bettdecke. Da war eine blass gräulich, ziemlich schrumplige Hand, die unter meinem Bett hervor kam und mein Handgelenkt umfasste...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro