- Kapitel 28: Mondbetriebenes Solarkraftwerk -

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»Wenn du reden willst, dann sei mein Gast.«

Izabela hatte Zar mit den vier Soldaten im Schlepptau durch den unterirdischen Gefängnistrakt eine Ebene weiter nach oben gebracht. Sie standen in einem fensterlosen Raum, dessen Wände in erdrückend roter Tapete gekleidet waren. Zar hätte kalte, graue Betonwände diesem Farbton vorgezogen, war aber nicht wählerisch, zumal Izabela den Beistellwagen voller Operationsbesteck umsichtig zurückgelassen hatte.

In der Mitte des Raumes stand ein runder Tisch aus dunklem Holz und ebenso dunkle Sessel, die mit rotem Samt bezogen wirkten, wie eine Ansammlung an Thronstühlen. Vier der fünf waren unbesetzt, doch auf dem Letzten saß eine in Weiß gekleidete Gestalt und Zar blieb stocksteif stehen.

Izabela machte eine einladende Geste und deutete Zar, sich auf einen der freien Stühle zu setzen. »Ich denke«, meinte er, ohne sich zu bewegen, »ich nehme das Folterbesteck.«

Izabela lachte. »Mach dich nicht lächerlich. Setz dich und lass uns ein wenig plaudern.«

Die vier Soldaten bezogen am Ausgang Aufstellung und machten ihren blickdichten Visieren alle Ehre. Darunter konnten sich genauso gut Roboter befinden.

»Ich begreife nicht, weswegen diese Angelegenheit meine Anwesenheit bedarf«, erklang die helle, gebieterische Stimme der weißen Gestalt.

Izabela trat an den Stuhl, auf den sich Zar sinken ließ, heran und legte ihre Hand auf das polierte Holz seiner Lehne. »Weil ich sichergehen will, dass er die Wahrheit spricht, Altair. Und während Vega mit ihrem Vorhaben, ihm sämtliche Knochen zu brechen, durchaus eine überzeugende Kandidatin für dieses Verhör wäre, erscheint sie mir hinsichtlich dessen ein wenig zu ... beherzt.«

Altairs hellblauer Blick sank von Izabelas Gesicht auf das Zars. »Es ist mir eine Freude«, lächelte dieser und neigte den Kopf. »Ich habe bereits viel von dir gehört. Du stehst Vega in nichts nach, weder in Schönheit, noch in Eleganz.«

Altair verzog die Lippen, sodass ihre scharfen Zähne zum Vorschein kamen. »Du widerst mich an.« An Izabela gewandt fuhr sie fort: »Ich kann es nicht glauben, dass du diesen abstoßenden Erdenwurm immer noch tolerierst.«

»Keine Sorge«, lächelte Izabela und ihre dunkel lackierten Nägel klackerten neben Zars Ohr gegen das Holz. »Ich gedenke Vega ihre Rache nehmen zu lassen, sobald wir wissen, ob er mit unserem Plan Erfolg hatte.«

»Dann läge mir doch recht viel daran, nicht zu verraten, obs geklappt hat«, wandte Zar grinsend ein und zwinkerte Altair zu.

Im Gegensatz zu Vega war ihr Gesicht hager und dünn, ihre Nase spitz und ihre Lippen schmal, was ihr vielleicht eine noch noblere Erscheinung als Vega verlieh.

»Deswegen sitzen wir auch hier.«

»Wenn ich gewusst hätte, zu wem du mich bringst, hätte ich mich geweigert.«

Izabela schnaubte ungeduldig durch die Nase. »Hör auf Zeit zu schinden, Balthazar. Ich hätte dich auch an einer Trage hier her karren lassen können und Altair die Freude gelassen, die Wahrheit aus deinen Hirnwindungen zu quetschen. Sieh es als dieses eine Zugeständnis deines impertinenten Heldenmutes der Rettung meiner Tochter gegenüber, dass ich dir eine Wahl lasse. Hast du Joskas Gefängnis lokalisieren können?«

Altair hob eine Augenbraue und faltete ihre langen Hände auf dem Tisch. »Joska. Der Mensch, der meinesgleichen schlachtet und die Varai wegsperrt?«

»Eben dieser«, bestätigte Izabela und klang ein wenig gereizt. »Es würde dir nicht schaden, dich ab und an mit den niederen Erdenwürmern zu beschäftigen, an die dein Leben gebunden ist.«

Altair rümpfte die Nase. »Bilde dir nichts auf meine Anwesenheit ein. Es ist der Sentimentalität des Mondes gegenüber zu verdanken, dass ich euch überhaupt meine Kraft zugestehe. Ich sehe alles, Izabela, auch dich.«

Zar bedachte Altairs kaltherzigen Ausdruck und durchbrach die unangenehme, knisternde Stille, welche den unterirdischen Raum auf diese Aussage hin noch drückender werden ließ.

»Joskas Gefängnisse befinden sich in der Nähe einiger seiner befestigten Städte weiter westlich von Budapest. Ich bin mir sicher, dass er dort auch die Engelsleichen hinbringt.«

Altair stieß ein gutturales Knurren aus und Zars Blick schoss zurück zu ihr. Vega mochte ihn gerne ein wenig leiden lassen, doch Altairs Ausstrahlung alleine versprach endlose Qualen.

»Und das weißt du, woher?«

Zar verschränkte die Finger auf der Tischplatte und stützte sich auf seine Ellenbogen. »In meinem Gepäck war ein GPS, dessen Gegenstück tief im ... Objekt der Begierde vergraben mittlerweile seinen Weg zu diesem Gefängnis macht. Ich hoffe, ihr habt das GPS nicht verloren. Das wäre nämlich schade. Es hat einiges an«, er warf Altair einen raschen Blick zu, »Arbeit bedurft, bis ich mir einen aneignen konnte. Ich habe allerdings keine Information über die verbleibende Akkulaufzeit im Peilsender.«

»Von wem hast du den Peilsender?« Izabela trat in sein Blickfeld.

»Ich habe ihn gestohlen«, versicherte Zar. »Es gibt niemanden, der weiß, dass ich ihn habe.«

Altair stieß ein gutturales Zirpen aus. »Das ist eine Lüge.«

Zar hob rasch die Hände. »Stimmt. Asavi weiß, dass ich ein GPS bei mir hatte. Sonst niemand.«

»Von welcher Arbeit sprichst du?«, bohrte sie weiter nach, obwohl ihre Stimme gelangweilt klang. Sie ging dazu über ihre langen, weißen Klauen langsam auf die polierte Tischplatte zu schlagen.

Zar fing an zu grinsen. »Ich erspare dir die Details der ersten Hälfte dieser Arbeit, lasse dich aber liebend gerne an denen der zweiten teilhaben.« Er zwinkerte ihr zu. »Du magst vielleicht ein extraterrestrisches Gespür für Lügen haben, doch ich beherrsche die Kunst der List. Zugegeben, ich bezweifle, dass ich in deiner Präsenz die volle Wirkung dieser entfalten kann, geschweige denn, dich selbst in den Bann dieser wohlgesonnenen Schmeichelei zu ziehen vermag.«

»Komm auf den Punkt«, knurrte Izabela und schnippte vor seinem Gesicht ungeduldig mit den Fingern. »Wenn der Akku verbraucht ist, werfe ich dich den Engeln zum Fraß vor, mit oder ohne Wissen.«

»Also schön. Ich hab einigen von Joskas Leuten schöne Augen gemacht, mich eingeschleimt, bis sie meine Anwesenheit zumindest außerhalb des Führungskaders begrüßt haben und in einem Moment waghalsigen Heldenmutes zugegriffen.«

Izabela schnaubte. »Ein Dieb und ein Lügner. Sagt er die Wahrheit?«

Altair legte ihren Kopf schief und fixierte Zar. Hinter ihrer Stuhllehne knisterte die schummrige Luft. Die feinen irisierenden Splitter blitzten in wenigen Millisekunden auf und verwandelten den dunklen Raum in eine flüchtige Sternenwolke, dessen kosmische Allumfassung einen stechenden Kopfschmerz in Zar auslöste.

»Hmm«, machte Altair und stützte ihre Ellenbogen ebenfalls auf den Tisch. Sie bettete ihr Kinn auf ihre verschränkten Finger und legte den Kopf auf die andere Seite. Dabei entblößte sie die Extraaugen an ihren Kieferknochen und Zar schauderte. »Er spricht die Wahrheit. Wenngleich ich nicht sicher bin, da ich hinter seinen Worten ebenso eine Lüge erkenne. Eine List?«

Zar versuchte, vom Suhl aufzustehen, doch ein noch schärferer Schmerz schnitt durch seine Lungen. »Verzeihung. Ich habe vergessen, dass ihr den feinen Unterschied zwischen Sarkasmus und Lüge nicht begreift.«

Er hieb fest mit der Faust auf den Tisch und stemmte sich gegen das grässliche Gefühl einer glühend heißen Klinge in seinem Schädel. »Es ist nicht heldenhaft, zu stehlen, ist mir bewusst!«

Altairs Mundwinkel zuckte triumphierend und sie hob einen ihrer knochigen Zeigefinger. Augenblicklich lösten sich die Schmerzen in seinem Kopf und Lungen und Zar stieß die Luft heftig aus. Sein Herz hämmerte laut durch seinen Körper und erinnerte ihn daran, dass er genauso zerbrechlich war, wie ein jeder anderer Mensch.

Izabela gab einem der Soldaten mit dem Nicken ein Zeichen und er verschwand durch die Metalltüre, um sich dem Peilsender zu widmen. »Also schön. Weiter. Konntest du feststellen, wie sie ihre Energieanlagen befestigen?«

»Du meinst die Solarkraftwerke?«

Izabelas Lächeln wurde rasiermesserscharf. »Eben die.«

Zar warf Altair einen raschen Seitenblick zu. »Man sollte sie eher Mondkraftwerke nennen, oder Sternkraftwerke.« Altairs Brustkorb erzitterte aufgrund ihres Knurrens, das so tief war, dass es für Zars Ohren nicht mehr zu hören war. Stattdessen lief eine dumpfe Vibration durch die Tischplatte und er hob die Hände an. »Wenn ich schon bei so einem netten Zeitvertreib wie dem Sarkasmus Gefahr laufe, getötet zu werden, müsst ihr mir wenigstens die Freiheiten lassen, die Dinge so zu formulieren, wie sie sind. Solarkraftwerk trifft es leider nicht, da sie ja-«

»Es reicht«, schnappte Izabela. »Du schindest Zeit.«

Zar hob die Hände beschwichtigend vor den Körper. »Schon gut. Ja, ich konnte feststellen, womit sie ihre Energieanlagen befestigen. Das sind Bollwerke. Tatsächlich wird es dich nicht wundern, wenn ich dir mitteile, dass sich die Gefängnisse und ihre Energieanlagen in ein und demselben Komplex befinden. Aus naheliegenden Gründen«, fügte er rasch hinzu und prüfte, wie knapp davor Altair war, ihn hier und jetzt zu enthaupten.

Izabela biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und starrte zornig ins Nichts, als sie überlegte, was sie mit diesen Informationen anfangen sollte. Zar legte zum Zeitvertreib seine Fingerkuppen aneinander und ließ sie immer wieder gegeneinanderstoßen. Es war mühsam, still zu sitzen, wenn er nichts anderes tun konnte, als abzuwarten, bis sich ein attraktives Monster an seinem Knochenmark gütlich tat.

»Hast du Details über Truppenbewegungen? Ausrüstung?«

Zar holte tief Luft und stieß sie geschäftig durch aufgeblasene Backen aus. »Puh. Keine konkreten Details. Aber Flak-Türme allemal. Die letzten zwei Jahre hat er aber ordentlich renoviert. Immer wieder mal haben seine Leute riesige Mengen an Sprengstoff, Waffen und Munition verfrachtet. Meistens gingen die Ladungen zu seinen Gefängnis...energieanlagen.«

Izabela warf Altair einen ungeduldigen Blick mit gehobener Braue zu.

Die Engelsdame schnaubte pikiert durch die Nase. »Er lügt nicht. Sein lückenhafter Erlebnisbericht ist alles, das ich erspüre.«

Izabela knirschte mit den Zähnen. »Hätten wir anstatt dir Csaba hier sitzen, dann wäre das alles viel einfacher«, zischte Izabela. »Weißt du auch, wo sich die anderen Stützpunkte befinden? Neben dem, an den du den Peilsender geschickt hast.«

Zar nickte. Izabela drehte sich zu ihren Handlangern um. Einer von ihnen reichte ihr eine Landkarte, die sie anschließend entfaltete und vor Zar auf den Tisch klatschte. »Zeichne es ein.«

Ein roter Stift folgte der Karte klappernd und Zar griff danach. »Was wirst du tun, wenn ich dir das verrate?«

Izabela schnaubte. »Du befindest dich nicht in der Lage, Fragen zu stellen. Zeichne es ein. Oder soll Altair einen weiteren Ausflug mit dir ins Weltall machen?«

Zar runzelte die Brauen. »Du hast mich ins All verfrachtet?«

Altair bleckte als Antwort die Zähne. »Dein Blut fängt an zu kochen und die Luft verlässt deine Lungen in sekundenschnelle. So schnell, dass bei einem weiteren Fehltritt deinerseits vielleicht nicht einmal mehr genug vorhanden ist, um dein Gewissen rechtzeitig zu bereinigen«, erklärte Izabela kalt.

»Sehr überzeugend«, stimmte Zar zu und nickte. Dann widmete er sich der Karte und markierte die drei Orte, an denen er Joska und seine Männer die letzten Wochen gesehen hatte. Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, was dir das bringen soll. Du magst die Enoui vielleicht verachten, aber du kannst die Menschheit nicht auslöschen.«

»Ich lösche nicht die Menschheit aus, nur deren Geschwür.«

Zar hob die Schultern und warf den Marker zurück auf den Tisch. »War's das?«

»Nein. Was hast du für eine Beziehung zu meiner Tochter?«

Zar runzelte die Stirn und blickte kurz zwischen Altairs eiskaltem Blick und den schwarzen Visieren der Soldaten hin und her. »Asavi?«

Izabelas Nasenflügel blähten sich, aber sie sah davon ab, auf seine Frage zu antworten. Was für ein Machtspiel sie auch trieb, Zar musste ein belustigtes Grinsen unterdrücken. »Praktisch keine. Ich kenne sie kaum.«

»Du rettest meine Tochter aus purer Nächstenliebe?«

Zar blieb für eine Sekunde zu lange still, denn Izabela gab Altair einen knappen Wink mit dem Finger und kurz darauf grub sich erneut dieser glühende Schmerz in seinen Körper.

»Nein und ja! Ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll, ohne dass mir jedes Mal der Tod droht«, presste er hervor und kniff die Augen fest zusammen.

Der Schmerz ließ nach. »Langsam beginnt mich das hier zu langweilen. Ich habe Dringlicheres zu erledigen, als in dieser dunklen Kammer zu sitzen und Erdlinge zu foltern«, zirpte Altair und erhob sich.

»Ich mag Asavi, aber ich kenne sie nicht gut genug, um aus etwas anderem als Nächstenliebe heraus zu handeln«, keuchte Zar und rieb sich die Brust. »Ich weiß aber, dass sie unter Joska tausendmal schlimmere Qualen erwartet, als hier. Ich denke, du solltest mir danken, dass Joska nicht dazu kam, sie in eines seiner Gefängnisse zu bringen. Wenn euch Information so wichtig ist, dann solltet ihr stärker in Spionage und nicht in Militär investieren.«

Izabela sah ihn angewidert an. »Und unbewaffnete Varai ins Herz der Verseuchung schicken? Das würde dir passen, nicht? Dann hätten Joska und du leichteres Spiel mit ihnen.«

Zar erwiderte nichts darauf.

»Muss ich dich daran erinnern, dass du behauptet hast, Asavi befände sich im vorderen Transporter und ich Juraj daher beinahe den Befehl erteilt habe, der sie getötet hätte?«

Zar biss die Zähne zusammen. »Ich traue dir nun einmal nicht. Genauso wenig, wie ich Joska traue.«

»Er lügt nicht«, kicherte Altair aus den Tiefen ihrer Brust und Zar schenkte ihr ein großzügiges Lächeln.

»Nun. Es wird nicht noch einmal aufkommen. Für diesen kleinen Verrat sollst du allerdings deine gerechte Strafe erhalten. Du wirst meine Tochter nie wieder anfassen. Vega freut sich schon auf dich.«

»Und ich mich auf sie«, grinste Zar schief.


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